Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman


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höflichen Art. »Er rechnet offensichtlich damit, daß es zwischen Ihnen, Mr. Rander und meiner bescheidenen Wenigkeit zu einem offenen Streit kommt.«

      »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fragte Hayes, der immer vorsichtiger wurde.

      »Mit anderen Worten, Mr. Claim möchte den Anschein erwecken, daß Sie und Ihre Angestellten alles tun, um Mr. Rander und mich zu erschießen. Ich hoffe, ich war diesmal deutlich genug.«

      »Wie kommen Sie denn darauf?« wunderte Hayes sich laut. Scheinbar ratlos sah er Harris und Culler an.

      »Den Beweis kann ich leider nicht antreten, Mr. Hayes«, erklärte der Butler. »Noch nicht, wie ich hinzufügen möchte.«

      »Wo wohnt dieser Claim?« fragte Hayes unnötigerweise.

      »Verlangen Sie nicht von mir, daß ich Ihnen die Adresse dieses Mannes nenne«, erwiderte Parker zurückhaltend. »Sagten Sie nicht, daß Sie einen Mann namens Claim gar nicht kennen? So muß ich dann wirklich unterstellen und glauben, daß ich einem bedauerlichen Irrtum zum Opfer gefallen bin.«

      »Oder auch nicht, Parker …!«

      Während Hayes sprach, zog er blitzschnell eine seiner vielen Waffen. Es handelte sich um eine solide 45er. deren Mündung er Parker gegen die kurzen Rippen preßte. »Nur keine Aufregung, Parker …! Sobald wir uns in aller Ruhe unterhalten haben, können Sie von mir aus wieder abhauen!«

      »Ich beuge mich, wenn auch unter Protest, der nackten und rohen Gewalt«, sagte der Butler. »Zwingen Sie einen alten Mann nicht, die Hände zu heben.«

      »Wozu wir Sie noch zwingen werden, sagen wir Ihnen später«, gab Hayes zurück. Dann wandte er sich an seine beiden Mitarbeiter Harris und Culler. »Los, saust rüber zur Straße und schnappt euch den Anwalt. Wo Parker ist, kann der nicht weit sein.«

      »Ich muß Sie enttäuschen«, sagte der Butler. »Mein junger Herr befindet sich zu dieser Stunde an anderer Stelle. Mit anderen Worten, er ist nicht mitgekommen.«

      »Los, nachsehen«, schnauzte Hayes nervös. Er hatte kurzfristig seine Pläne geändert. Er wußte noch nicht mit letzter Sicherheit, ob seine Pläne auch durchzuführen waren. Pannen konnte er gerade jetzt nicht brauchen.

      »Drehen Sie sich um«, herrschte er Parker an. Und dann, als Josuah Parker diesem Wunsch nachkam, schlug der Gangsterboß mit dem Lauf seiner Waffe kurz und trocken zu.

      Der Butler stöhnte diskret auf. Dann rutschte er haltlos in sich zusammen und blieb auf dem nackten Steinboden des Innenhofes regungslos liegen …

      *

      Mike Rander war selbstverständlich mitgekommen, doch er blieb im Hintergrund. So hatte er es vorher mit seinem Butler ausgemacht. Hayes war eben nicht zu trauen.

      Er hörte von der Straße her, daß Parker sich unterhielt. Dann, nach wenigen Minuten schon, ein dumpfes Stöhnen.

      Mike Rander wußte sofort, daß seinem Butler etwas zugestoßen sein mußte. In der ersten Aufwallung wollte er sich durch den Torweg hinüber in den Innenhof stürzen, um dem Butler Beistand zu leisten. Dann besann er sich aber gerade noch im letzten Augenblick auf die gemeinsame Absprache.

      Mike Rander lief zu Parkers hochbeinigem Monstrum zurück und blieb stehen. Würden die Hayes-Gangster Ausschau nach ihm halten? Tatsächlich …

      Man suchte nach ihm.

      Schritte waren zu hören.

      Mike Rander öffnete den hohen Kofferraum des hochbeinigen Monstrums und ließ sich in den Stauraum hineingleiten. Vorsichtig ließ er den Deckel wieder zufallen und verriegelte ihn von innen. Parker hatte alle diese zusätzlichen Dinge, auch das Innenschloß des Kofferraums einbauen lassen, eine Maßnahme, die sich gerade jetzt als besonders richtig erwies.

      Die schnellen Schritte näherten sich dem Wagen, in dessen Kofferraum Mike Rander Platz genommen hatte. Zwei Männer unterhielten sich leise miteinander, Einzelheiten waren aber leider nicht zu verstehen. Schon nach kurzer Zeit wurden die Stimmen und Schritte schwächer. Die beiden Männer kehrten sehr wahrscheinlich in den Innenhof zurück.

      Mike Rander wußte nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Ab sofort war er auf Improvisation angewiesen. Ging die Rechnung des Butlers auf, daß man bei einem eventuellen Zwischenfall dafür sorgen würde, daß der Wagen weggeschafft wurde?

      Erneute Schritte.

      Mike Rander bedauerte es gerade in diesem Moment ungemein, daß sein Butler es versäumt hatte, eine Art Periskop einzubauen, durch das man die Umgebung des Wagens hätte beobachten können. So war er nur auf sein Gehör angewiesen.

      Nun, irgendwelche Hände beschäftigten sich mit dem Wagen.

      Eine Tür wurde geöffnet. Dann sank der Wagen in die an sich strammen Stoßdämpfer und Federn. Er wurde also nicht nur mit einer weiteren Person belastet.

      Kurz darauf brummte der Motor auf. Dann setzte das hochbeinige Monstrum sich in Bewegung und fuhr los. Doch schon an der Art des Starts konnte der junge Anwalt merken, daß nicht sein Butler am Steuer saß …

      *

      Parker war wieder zu sich gekommen.

      Das heißt, um der Wahrheit die Ehre zu geben, eigentlich war er überhaupt nicht bewußtlos gewesen. Der zuschlagende Revolverlauf hatte zwar seinen Kopf getroffen, daran gab es nichts zu zweifeln, doch der grausamharte Schlag war durch die Stahlblecheinlage der steifen Melone bis auf ein Minimum gedämpft worden.

      Parker genoß es, einmal gefahren zu werden. Und zwar in seinem eigenen Wagen.

      Er lag auf dem Rücksitz seines hochbeinigen Monstrums und wurde von dem Messerhelden Norman Culler bewacht, der neben ihm saß. Am Steuer wirkte Lee Harris, der einige Schwierigkeiten hatte. Neben ihm hatte es sich der Bandenboß, Mr. Glenn Hayes bequem gemacht.

      Parker rührte sich nicht.

      Er wollte herausbekommen, was die Gangster planten.

      »Wohin soll’s nun gehen, Boß?« fragte Harris auch prompt, als habe er nur auf sein Stichwort gewartet.

      »Raus zum See … zur Hütte … Den Weg kennst du ja …!«

      »Da draußen ist es aber verdammt einsam«, meinte Lee Harris.

      »Deswegen fahren wir ja dorthin«, erwiderte Hayes lächelnd. »Wir werden Parker dort ablegen und dann die Claim-Leute anlocken. Anschließend machen wir reinen Tisch. Womit wir dann aus dem Schneider wären, oder nicht?«

      »Na, ob Claim und seine Leute antanzen werden, Boß?« fragte Lee Harris.

      »Die werden kommen, darauf kannst du dich verlassen. Ich werde ihnen Parker zum Fraß vorwerfen.«

      »Verstehe ich nicht.«

      »Sehr einfach. Ich rufe Claim an und sage ihm, daß ich Rander und Parker erwischt habe. Ich werde Claim vorschlagen, daß wir uns für die Zukunft einigen wollen. Dazu gehört aber, daß wir gemeinsam Rander und Parker verschwinden lassen, damit wir uns gegenseitig in der Hand haben.«

      »Ob Claim uns das abnehmen wird?«

      »Er wird, wenn er Parkers Stimme hört. Claim wird mit seinen Jungens sofort anrauschen. Und das ist für uns dann die Gelegenheit, Claim aus dem Wege zu schaffen! Rander und Parker knallen wir später mit Claims Waffen nieder. Die Polizei muß dann annehmen, daß Claim sich mit Rander und Parker herumgeschossen hat. Sie wird uns auf keinen Fall das Gegenteil beweisen können.«

      »Klingt verdammt gut«, meinte Lee Harris, dessen skeptischer Unterton in der Stimme sich verflüchtigte. »Aber wird Claim nicht doch mit einer Falle rechnen?«

      »Natürlich wird er das. Dazu ist er viel zu mißtrauisch. Aber er wird trotzdem kommen. Einmal wegen Parker, dann wegen uns. Er hofft natürlich, uns aus dem Anzug stoßen zu können.«

      »Na schön … In der Beziehung wird er sich mächtig täuschen, Boß. Bleibt nur noch dieser Anwalt Rander. Es ist ja nun ’ne Tatsache,