Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman


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diesen bedauerlichen Vorfall durchaus richtig eingeschätzt und gedeutet«, pflichtete der Butler ihm würdevoll bei. »Und was das Informieren und etwaige Alarmieren der Polizei angeht, so erübrigen sich solche Maßnahmen, denn, wenn Sie genau hinhören, ist bereits das typische Signal einer Polizeisirene zu vernehmen …!«

      *

      »Sie hatten also den Eindruck, daß die drei Bankräuber wie menschliche Roboter handelten?«

      Mike Randers Gesicht sah nachdenklich aus. Er stand am breiten Fenster der geräumigen Dachgartenwohnung am Michigan-See und sog an seiner Zigarette. »Wieso hatten Sie diesen Eindruck, Parker? Standen die drei Männer vielleicht nur unter irgendeinem Rauschgift?«

      »Das ist eine Möglichkeit, Sir, die man durchaus in Betracht ziehen sollte«, antwortete Josuah Parker. Respektvoll und steif stand er in der Nähe des Kamins und sah seinen jungen Herrn aufmerksam an. »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, Sir, daß man Rauschgift feststellen könnte?«

      »Kann man, Parker, kann man durchaus. Aber das ist nicht mein Job. Mit anderen Worten, es war sehr interessant, was Sie da zu erzählen hatten, aber einmischen werden wir uns nicht. Hoffentlich habe ich mich klar und deutlich genug ausgedrückt.«

      »Selbstverständlich, Sir …! Falls mir allerdings eine Bemerkung gestattet ist, möchte ich darauf hinweisen, daß menschliche Roboter in der Form, wie ich Sie gesehen habe, für die Gesellschaft eine erhebliche Bedrohung darstellten, daß man es also mit Gangstern zu tun hat, denen man schleunigst das Handwerk legen sollte.«

      »Sehr richtig, Parker, das ist auch meine Meinung. Aber dafür haben wir ja Gott sei Dank die Polizei.«

      »Wie Sie meinen, Sir …!« Parkers Gesicht wurde noch undurchdringlicher, als es ohnehin zu sein pflegte. Damit drückte er seine offene Mißbilligung aus. Er deutete eine steife, andeutungsweise Verbeugung an und fragte: »Haben Sie sonst noch Wünsche, Sir, die ich Ihnen erfüllen könnte?«

      »Das wär’s im Moment, Parker!« Anwalt Mike Rander unterdrückte ein Schmunzeln, in das sich allerdings einiges Nachdenken mischte. Er kannte schließlich seinen Butler, der für ihn mehr war als nur ein vertrauter Hausangestellter. Im Laufe der Jahre hatte sich zwischen beiden Männern ein sehr enges und herzliches Verhältnis ausgebildet.

      Daher wußte und ahnte Mike Rander auch, daß er früher oder später doch noch Kontakt zu diesem Fall bekommen würde. Parker hatte es bisher immer sehr geschickt verstanden seinen jungen Herrn zu engagieren. Wie er das stets schaffte, war und blieb für Rander ein Geheimnis.

      Josuah Parker verließ den großen Wohnraum, der in Mike Randers Arbeitszimmers überging. Diskret schloß er die Tür hinter sich und begab sich hinüber in seine Privaträume, die aus einem kleinen Appartement und einer äußerst gut bestückten Bastlerwerkstatt bestanden. Parker mied diesmal diese Werkstatt, in der er sonst liebend gern werkte.

      Parker blieb vor der Bücherwand seines Wohnraums stehen. Romane hätte man in den vollgepackten Regalen nicht finden können. Parker interessierte sich ausschließlich für Fachliteratur aller Art. Und so suchte er nun nach einem Band, in dem der Verfasser so etwas wie menschliche Roboter abhandelte …

      *

      Etwa um diese Zeit beobachtete ein Autofahrer vom Steuer seines Wagens aus einen kleinen Lieferwagen, dessen geschlossener Kastenaufbau einen völlig unverdächtigen Eindruck machte.

      Dieser kleine Lieferwagen hielt vor dem Eingang zu einem Supermarkt. Die beiden Fahrer verließen die Fahrerkabine und verschwanden in dem großen, zweistöckigen Bau. Sie trugen graue Overalls und sahen ebenfalls völlig unverdächtig aus.

      Schienen es aber dennoch nicht zu sein. Denn schon wenige Minuten später fielen irgendwo in dem riesigen Supermarkt einige Schüsse. Und es dauerte wiederum nur wenige Sekunden, bis die beiden Männer wieder auf tauchten.

      Sie schleppten sich mit einem großen Drahteinkaufskorb ab, der bis zum Überquellen mit Banknoten gefüllt war. Während die beiden Männer zurück zum Lieferwagen liefen, flatterte eine Handvoll dieser Scheine auf den Gehsteig.

      Die beiden Mobster, wie es im Fachjargon heißt, wurden übrigens hartnäckig verfolgt. Und zwar von zwei Hausdetektiven, die sich auf ihr Handwerk verstanden. Was heißen soll, daß sie aus ihren großkalibrigen Waffen feuerten.

      Bevor sie allerdings die beiden Räuber stoppen konnten, erlebten sie eine böse Überraschung.

      Die hintere Ladenklappe des kleinen Lieferwagens wurde aufgestoßen.

      Zwei weitere Kassenräuber waren zu erkennen.

      Sie benutzten Maschinenpistolen, um die beiden Hausdetektive in Schach zu halten. Was sie sehr nachdrücklich besorgten, denn einer der beiden Hausdetektive warf die Arme hoch in die Luft und fiel verwundet zu Boden. Der zweite Detektiv hielt es nach diesem Vorfall für angebracht, hinter einem Wasserhydranten in Deckung zu gehen.

      Die beiden Kassenräuber verschwanden im Fahrerhaus des Lieferwagens, der sich daraufhin sofort in Bewegung setzte. Mit heulendem Motor jagte der Wagen um die nächste Straßenecke und entschwand den Blicken der entsetzten Straßenpassanten …

      *

      »Das Abendessen, Sir …!«

      Parker hatte angerichtet. Mike Rander nickte, verließ den Schreibtisch in der Nähe des großen Fensters und nahm zerstreut Platz. Er arbeitete augenblicklich an einer Strafsache, die ihm als Verteidiger angetragen worden war. Diese Arbeit beanspruchte seine ganze Konzentration.

      Bis er das silberne Tablett sah, das Parker ihm höflich, aber bestimmt vorhielt.

      »Zeitung statt Abendessen?« fragte Rander verblüfft, und griff nach dem Massenblatt, dessen Überschrift aus balkendicken Lettern bestand.

      »Eine interessante Zusammenfassung, auf die ich besonders verweise, Sir.«

      Rander griff nach der Zeitung und entfaltete sie. Er überflog die Überschrift, stutzte und las sich fest. Er war derart vertieft, daß er seinen Butler schräg hinter sich glatt vergaß. Dann, nachdem er den Aufmacher gelesen hatte, ließ er das Blatt langsam sinken.

      »Darf ich jetzt vorlegen?« erkundigte sich Parker.

      »Lassen Sie, Parker. Sie wissen doch genau, daß ich jetzt keinen Hunger mehr habe …!«

      »Darf ich mich nach den Gründen Ihrer Appetitlosigkeit erkundigen, Sir?«

      »Sie wissen doch genau, was ich da gerade gelesen habe«, gab Mike Rander zurück. »Sie haben’s wieder mal geschafft, Parker. Ich glaube, hier wartet ein Fall auf uns …!«

      »Dieser Ansicht bin ich ebenfalls, Sir, wenn ich mir diesen Hinweis erlauben darf.«

      »An einem Tag vier Überfälle«, faßte Mike Rander sinnierend und halblaut zusammen. »Unbekannte Täter erbeuteten insgesamt 136 000 Dollar, verloren drei Leute und verwundeten insgesamt vier Polizeibeamte, Wachleute oder Hausdetektive …! Das sieht ja fast nach einer Großoffensive aus …!«

      »Diesen Eindruck hatte ich ebenfalls, Sir.«

      »Aus Zeugenaussagen geht hervor, daß die Gangster in allen vier Überfällen ungewöhnlich sorglos vorgingen. Zeugen hatten den Eindruck, als ob die Gangster einen gutgelaunten Ausflug unternommen hätten.«

      »Was sich, Sir, wenn mir dieser Hinweis gestattet ist, mit meinen Eindrücken deckt«, warf der Butler ein.

      »In allen vier Fällen wurde die Beute einem Autofahrer in die Hand gespielt, der in einem unauffälligen Wagen saß und sofort in eine andere Richtung davonpreschte. Verstehen Sie das, Parker?«

      »Im Augenblick muß ich leider bedauern«, erwiderte der Butler. »Ich stehe selbst vor dem, was man gemeinhin ein Rätsel nennt. Zudem dürfte das vorliegende Material nicht ausreichen. Man sollte und könnte sich vielleicht mit Lieutenant Hunter von der Mordkommission in Verbindung setzen.«

      Bevor Mike Rander antworten konnte, meldete sich der Türgong der Dachgartenwohnung.

      »Da