Helen Carter

Anwaltshure Band 4 | Erotischer Roman


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nichts und niemand jemals zu löschen in der Lage sein würde. Ich gab mich dem sanften Pulsieren hin, das sein Schwanz in mir auslöste und wartete auf jenen Moment, wenn er, den Kopf in den Nacken gelegt, in mir kommen würde.

      All meine Empfindungen galten nur ihm. Dieser warmen Haut, die sich an mich schmiegte. Jenen Händen, die meine Brüste massierten, jenen Lippen, die sich von Zeit zu Zeit auf meine legten. Es existierte keine mittelalterliche Burg mehr, kein Alexander, kein George. Die Welt schien sich in einen dichten Nebel zurückgezogen zu haben. Es gab nur noch Derek und mich. All mein Sehnen, all mein Verlangen war am Ziel angekommen.

      Doch als er sich in mich verströmte, stöhnte er nicht. Lediglich ein leises Seufzen war zu hören, während seine Blicke mein Gesicht fixiert hielten. Die Ekstase, der er sich hingab, war nur an seinen Augen ablesbar. Und mit dem letzten Stoß in meinen Körper schloss er seine Lider in einer Mischung aus Erschöpfung und süßer Qual.

      ***

      Derek war längst gegangen. Wortlos hatte er seine Sachen zusammengesucht und sich angezogen. Grußlos hatte er den Raum verlassen.

      Alexander war wieder in seine Hosen geschlüpft und auch ich hatte es nicht mehr nackt ausgehalten. Müde und ausgelaugt hatte ich mich auf die hölzerne Bank gesetzt und mir eine Zigarette angezündet. Alexander schenkte etwas in einen der Becher und reichte ihn mir.

      »Kein Alkohol. Danke«, sagte ich matt.

      »Ist nur Wasser«, sagte er freundlich und ich leerte den Becher in einem Zug. Meine Kehle war wie ausgetrocknet.

      »Er liebt dich«, stellte Alexander so ruhig fest, als habe er lediglich das herrschende Wetter kommentiert.

      Ein kurzer Blick in den leeren Becher und ich stellte ihn kopfschüttelnd beiseite. »Quatsch«, sagte ich mit gepressterer Stimme als ich beabsichtigt hatte.

      Alexander grinste wortlos.

      »Er hat eine andere. Er wird sie heiraten. Sie bekommt ein Kind von ihm.« Damit hatte ich alles, was mein Leben in den letzten Wochen in einen solchen Ausnahmezustand versetzt hatte, in drei dürre Sätze verpackt.

      Alexander stand noch immer ruhig in der Mitte des Raumes. Hatte ich gehofft, er werde sich als Deus Ex Machina erweisen, und all meine Bedenken mit einem Satz wegwischen, so hatte ich mich getäuscht.

      »Wer ist sie?«

      »Die Tochter des Lordrichters.«

      Er nickte. Ich versuchte, in seiner Miene zu lesen, ob er sie womöglich kannte. Doch seine Züge waren ausdruckslos und schön wie immer. »Sie hat seinen Arsch gerettet, wie?«

      Ich nickte und versuchte, tapfer dreinzuschauen.

      »Tut er es aus Dankbarkeit?«

      »Nein«, versetzte ich entschieden. »Nein, er liebt sie. Sie waren schon vorher zusammen.«

      »Wusstest du davon?«

      Jetzt musste ich meinen Kopf senken, denn ich würde seinen forschenden Blicken nicht standhalten.

      »Du hattest keine Ahnung, dass er eine andere fickt. Und mehr noch … Dass er ihr ein Kind macht …«

      Ich schloss meine Augen, um den Schmerz zu ertragen, den jenes schlichte Aussprechen der Tatsachen in mir auslöste.

      »Willst du ihn mit ihr teilen oder willst du ihn ihr wegnehmen?«

      »Weder noch«, sagte ich leise.

      »Du kannst beides.«

      »Ich werde weder das eine noch das andere tun«, wiederholte ich. Ärger stieg in mir auf.

      »Spielst du die Moralische oder gibst du einfach nur kampflos auf?« Da war er wieder, jener überhebliche Alexander, der mich mit ein, zwei wohlgesetzten Phrasen auf die Palme bringen konnte.

      »Ich gebe nicht kampflos auf. Aber ich habe auch nicht vor, sein Glück zu zerstören.«

      Lachend warf er den Kopf in den Nacken. Sein Haar rauschte über seinen Rücken und er trat kopfschüttelnd ans Fenster. »Emma … Heilige Emma sollte ich wohl eher sagen. Deine Show hier könnte aus ›Casablanca‹ stammen.« Er stieß die Luft schnaubend durch die Nase. »Nun gut. Wenn du beschlossen hast, die Märtyrerin zu spielen und dich selbst auf dem Altar der Selbstlosigkeit zu opfern, will ich dich nicht beeinflussen. Du wirst dir so lange in dieser Rolle ebenso gefallen wie leidtun, bis du begreifst, was du da zerschlagen hast … Das ist lächerlich!«

      Die Tür öffnete sich und die Dienerin trat ein. Vor ihm niederkniend, schob sie die Stiefel über seine Füße, erhob sich wieder und wartete, bis Alexander an ihr vorbeigegangen war und den Raum verlassen hatte.

       Zeit für einen NeuAnfang

      Alexanders Worte lauerten in meinem Herzen wie wilde Hunde. Wieder und wieder liefen sie in einer Art Endlosschleife durch meinen Kopf.

      Heilige Emma – bis du begreifst, was du da zerschlagen hast …

      Tief in mir wusste ich, dass er recht hatte. Und dennoch sagte mir mein Verstand, dass ich jenen Gefühlen niemals nachgeben durfte, die mich so machtvoll vor sich hertrieben. Es konnte, es durfte, Derek nicht für mich geben. Würde ich nur einen Schritt zu weit in seine Richtung tun, würde ich uns beide vernichten. Der Schmerz, den diese Erkenntnis in mir hervorrief, diesen Schmerz musste ich niederringen. Musste ihn aus meinem Herzen reißen.

      Ich wanderte sinnlos durch meinen Tag. Beobachtete die Menschen vor meinem Fenster, wie sie durch den Schnee stapften. Die dicken Schneekissen, die von den dürren Ästen rutschten und mit dumpfem Ton zu Boden fielen.

      Als ich meinen Computer einschaltete, um mein E-Mail- Postfach durchzusehen, geschah es mehr aus Langeweile als aus Interesse. Umso mehr überraschte es mich, als ich einen neuen Brief entdeckte, der von Alexander stammte. Er hatte mir noch nie geschrieben.

      Mit schneller schlagendem Herzen öffnete ich die Post.

      Du brauchst dringend eine Auszeit. Danach hörst Du bei McLeod auf und gründest einen Escort-Service!

       Du verdienst Geld und kannst Kunden haben, wann immer Du willst. Wenn Du geeignete Mädchen suchst, kann ich Dir behilflich sein. Stell Dich endlich auf Deine eigenen Beine! Verlass Dich nicht mehr auf andere. Kappe die Taue und hinaus mit Dir auf die offene See!

      Alexander

      Man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er lange um den heißen Brei redete! Ich sah mich bereits im dunkelblauen Chanel-Kostüm an einem gläsernen Schreibtisch sitzen und die Buchhaltung überprüfen.

      War das wirklich eine Option? Mich von meinem alten Leben verabschieden? Suchte ich zuerst auch hundert Einwände gegen Alexanders Idee, spürte ich doch unter jenen Schichten des Widerspruchs eine gewisse Sympathie für seinen Vorschlag. Eine neue Perspektive. Vielleicht war es wirklich Zeit für einen Neuanfang.

      Mein Weg führte mich automatisch zu meinem Briefkasten, so wie jeden Tag. Während ich mit einem Lächeln auf den Lippen mich immer mehr mit dem Gedanken an einen Neuanfang anfreundete.

      Als ich den Brief, den ich aus meinem Briefkasten zog, in den Händen hielt, wusste ich sofort, was da drin stand. Heiße Flammen züngelten von den Buchstaben und es war mir nur allzu klar, dass sie mich verbrennen würden, wenn ich sie sah.

      Ich schloss die Augen, schob den Daumen unter die Lasche und riss den Umschlag auf. Entschlossen zog ich die dicke Karte heraus und öffnete die Augen. Elegant geschwungene schwarze Buchstaben schlugen mir entgegen:

      Mr. und Mrs. George McLeod, O.B.E. würden sich sehr über die Ehre Ihrer Anwesenheit anläßlich der Vermählung ihres Sohnes Derek mit Miss Laura Anne Edwards freuen.

      Diese findet am 3. Januar in der St. George´s Chapel,

      Windsor, statt.

      Um Antwort wird gebeten.

      Die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen. Sie zerflossen wie Tinte im Herbstregen. Wieder und wieder wanderten meine Blicke über diese Zeilen. Unmerklich