wegen diesen beiden Frauen an dem Kurs teilnehmen. Sie konnte ihnen zur Seite stehen, wenn sie Ermutigung brauchten. Und so wie es aussah, würden sie alle Ermutigung brauchen, die sie bekommen konnten.
Katherine fuhr fort: „Das Wichtigste, das Sie hoffentlich mitnehmen werden, sind vermutlich nicht Notizen zu dem, was ich sage, obwohl ich natürlich hoffe, dass hier und da ein paar hilfreiche Sachen bei Ihnen hängenbleiben werden. Aber viel wichtiger ist das, was Sie über Ihr eigenes Leben mit Gott herausfinden. Das sollten Sie festhalten. Führen Sie eine Art Tagebuch – notieren Sie Wörter, Bilder, Gebete, Fotos – Dinge, die Ihnen helfen, das zu verewigen, was Gott Ihnen klar macht. Sie brauchen Ihre Gedanken mit niemandem zu teilen, es sei denn, Sie möchten es. Aber machen Sie sich selbst das Geschenk, den Weg zu dokumentieren. In den kommenden Monaten werden wir uns gemeinsam mit geistlichen Übungen beschäftigen, die Christen über die Jahrhunderte hinweg geholfen haben, offener zu werden für das Wirken des Heiligen Geistes. Auch wenn es ebenso wertvolle und nützliche geistliche Übungen gibt, die uns helfen, Gottes Welt zu lieben und ihr zu dienen, werden wir uns hier mit solchen beschäftigen, die sich auf die Umgestaltung unseres inneren Lebens konzentrieren. Wir werden Praktiken erlernen, die dem Zweck dienen, unsere Beziehung zu Jesus zu vertiefen. Wir werden uns anschauen, wie wir in unserem Leben heilige Räume schaffen können, damit wir mehr Freiheit haben, Ja zu Gott zu sagen.“
Freiheit, Ja zu Gott zu sagen. Hannah notierte sich diese Formulierung. Die könnte sie verwenden. Sie hatte das Gefühl, dass sie vieles von dem, was Katherine da angekündigt hatte, übernehmen und anwenden könnte. Gut. Sehr gut.
Charissas Hand schoss in die Höhe, als Katherine fragte, ob jemand noch eine Frage hätte. „Bekommen wir einen Studienplan und eine Leseliste?“, fragte Charissa. Sie sprach betont deutlich.
Katherines Mund verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln. „Für einige von Ihnen mag das vielleicht frustrierend sein, aber ich werde Ihnen keine Leseliste geben und auch nicht nach einem festgelegten Programm vorgehen. Meistens werde ich Ihnen nicht einmal im Voraus sagen können, was Sie beim nächsten Treffen erwarten wird, obwohl sie für die Wochen zwischen unseren Zusammenkünften durchaus Reflektionsmaterial bekommen werden.“
Charissa straffte sich sichtlich.
Katherine ließ ihren Blick durch den Raum wandern, als sie weitersprach. „Eines habe ich im Laufe der Jahre gelernt, und zwar, den Drang loszulassen, alles kontrollieren zu wollen. Wie schnell nehmen wir selbst die Zügel in die Hand und eilen dem voraus, was Gott in und um uns herum tut, und dann nehmen wir das Flüstern des Heiligen Geistes nicht mehr wahr. Selbstverständlich werde ich Ihnen Hilfsmittel an die Hand geben, die dazu dienen, dass Sie Gott auf dieser Reise begegnen“, erklärte sie. „Aber im Augenblick möchte ich Sie nicht in Versuchung führen, sich auf Ihren eigenen Verstand zu verlassen. Ich möchte Ihnen helfen, auf eine andere Art als bisher auf den Heiligen Geist zu reagieren. Intuitiver und in größerer innerer Freiheit.“ Sie strich sich eine Strähne ihres silbergrauen Haares aus dem Gesicht. „Noch weitere Fragen?“
Hannah warf einen Seitenblick auf Charissa, die mit den Fingern auf ihren Laptop trommelte und verstimmt wirkte. Die Sprache der Augenbrauen beherrschte Charissa in Perfektion, und Hannah hatte keine Mühe, ihre Körpersprache zu deuten. Sie hoffte nur, dass sich Katherine davon nicht beeindrucken lassen würde. Aus Erfahrung wusste Hannah, wie irritierend der missbilligende Gesichtsausdruck eines Zuhörers für einen Vortragenden sein konnte, und Charissa war besonders einschüchternd. Wenigstens hatte sie sich nicht ganz nach vorn gesetzt.
„Zu Beginn unseres Weges nach innen“, fuhr Katherine fort, „werden wir eine Mini-Pilgerreise unternehmen. War jemand von Ihnen schon einmal in einem Labyrinth?“ Ein paar Hände gingen in die Höhe. „Das Labyrinth, durch das Sie heute schreiten werden, ist dem in der Kathedrale von Chartres in Frankreich aus dem dreizehnten Jahrhundert nachempfunden.“ Sie hielt inne und blickte die Gruppe eindringlich an. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Einige Christen werden nervös, wenn ein Labyrinth im Spiel ist, weil das Labyrinth in vielen kulturellen und geistlichen Traditionen zu finden ist. Der Kreis und die Spirale sind alte Symbole für Ganzheitlichkeit und Veränderung, und manche Menschen behaupten, das Muster des Labyrinths an sich sei mystisch oder esoterisch.“
„Na toll“, murmelte Charissa.
„Ich glaube nicht, dass das Labyrinth an sich etwas Mystisches an sich hat“, erklärte Katherine. „Umgestaltung und Heilung sind Geschenke, die in der Begegnung mit dem lebendigen Gott geschehen – nicht, indem man einem bestimmten Muster oder Weg folgt. Das Labyrinth bietet einfach nur eine Gelegenheit zum Gebet. Denken Sie daran: Das Ziel geistlicher Übungen ist es, einen Raum zu schaffen, in dem wir Gott begegnen können – einen Raum, in dem wir uns von Gottes überfließender Liebe zu uns tief berühren und verändern lassen können. Auf unserem Weg durch das Labyrinth schalten wir bewusst einen Gang herunter und schenken Gott unsere andächtige Aufmerksamkeit. Wir bitten den Heiligen Geist, uns zu helfen, ganz präsent zu sein für den Einen, der immer bei uns ist. Wir werden still, damit wir Gottes leise Stimme hören und mit Liebe, Glauben und Gehorsam darauf reagieren können.“
Katherine nahm einen Stapel Papier von ihrem Tisch. „Ich gebe jetzt die Arbeitsblätter aus. Sie können in Ihren Gruppen den Text über das Labyrinth lesen. Und wenn Sie bereit sind, gehen Sie in den Hof. Wenn Sie das Labyrinth absolviert haben, kommen Sie wieder herein, und wir teilen unsere Erfahrungen miteinander, in Ordnung? Mögen Sie auf Ihrer gemeinsamen Wanderung Gottes Nähe erfahren.“
Geistliche Reise, New Hope-Einkehrzentrum
Erster Tag: Ein Pfad zum Gebet
Der Weg durch das Labyrinth kann eine gute Hilfe für das Gebet sein. Im Gegensatz zu einem Irrgarten gibt es im Labyrinth nur einen einzigen Weg, der von der Mitte wegführt und zur Mitte zurückführt, ohne Hindernisse oder Sackgassen. Auf dem Weg durch das Labyrinth möchten Sie vielleicht hier oder da stehen bleiben, ausruhen und zuhören. Wählen Sie ihr eigenes Tempo. Wenn Sie sich unsicher sind, fühlen Sie sich frei, den Weg zu verlassen und noch einmal von vorn zu beginnen.
Auch wenn es im Labyrinth keinen festgelegten Weg gibt, finden es manche hilfreich, sich die Reise in drei Phasen vorzustellen: Der Weg nach innen, die Zeit in der Mitte und der Weg zurück nach draußen.
So, wie Pilger ganz bewusst die Sorgen der Welt hinter sich lassen, so lädt Gott uns ein, auch im Alltag immer neu die Dinge loszulassen, die sich in unserem Leben auftürmen. Überlegen Sie zu Beginn des Weges, was Sie ablenkt und behindert. Schreiben Sie auf, was ihre Aufmerksamkeit und Hinwendung zu Jesus stören will. Auf der Reise zur Mitte haben Sie Gelegenheit, Lasten abzuwerfen, Ängste zu benennen und Sünden zu bekennen.
Die Mitte des Labyrinths ist ein Ruheort, wo Sie in Gottes liebender Umarmung gehalten sind. Bleiben Sie so lange dort, wie Sie möchten, empfangen Sie das, was Gott Ihnen an Bibelversen, Erkenntnissen, Nähe, Frieden oder Offenbarungen gibt. Freuen Sie sich einfach an seiner Gegenwart.
Und wann immer Sie so weit sind, beginnen Sie die Reise zurück nach außen. Lassen Sie sich vom Heiligen Geist Kraft schenken, um Gottes Gegenwart und seine Gaben hinaus in die Welt zu tragen.
Ein Weg zum Gebet
„Was ist das denn – ein Irrgarten?“, fragte Mara und starrte auf die Abbildung auf dem Arbeitsblatt. „Na, das hat mir gerade noch gefehlt – dass ich mich gleich am ersten Tag verirre. Ich bin total unfähig in so was!“
Charissa hatte sich in den Text vertieft. „Sie können sich nicht verirren“, erwiderte sie knapp, beinahe verächtlich. „Es gibt nur einen Weg zur Mitte und wieder hinaus, keine Abzweigungen.“
„Na, das sind doch gute Nachrichten“, meinte Hannah fröhlich. Sie hoffte, dass Mara sich Charissas arroganten Tonfall nicht zu Herzen genommen hatte. Charissa reagierte weder verbal noch nonverbal. Nicht einmal mit den Augenbrauen.
„Das in der Mitte sieht aus wie eine Blume, nicht?“, bemerkte Mara. „Ah, da unten ist ein Eingang, und ich nehme an, das ist auch der Ausgang, nicht? Ein Weg hinein, ein Weg hinaus?“
Hannah