Holly Summer

Boston Bad Boys (Sammelband)


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sicher, ob er mich in den Abgrund reißt oder mich in den siebten Himmel katapultiert. Versprochen hat er es jedenfalls, wenn ich mich entscheiden sollte, mich ihm hinzugeben.

       Elijah schaut mich fragend an.

      »Was?«, frage ich abwesend.

      »Ich fragte, ob Sean dir noch zusetzt?«

      Ich lächle ihn an. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich habe ich gestern bei meinen Eltern einfach zu schwer gegessen. Da kann man schon mal solche Anwandlungen haben. Komm, lass uns frühstücken. Ich habe einen Bärenhunger«, wiegle ich seine Frage ab, zwinkere ihm zu und verlasse mit ihm mein Schlafzimmer, er auf dem Weg in die Küche und ich ins Bad.

      Elijah werde ich vorerst nichts von Jay und seinem Angebot erzählen, solange ich mir selbst über meine Gefühle nicht im Klaren bin, das steht fest. Vielleicht werde ich Tyler einweihen. Mit ihr kann ich über alles sprechen. Aber dann fällt mir ein, dass sie gar nicht in Boston ist. Also werde ich das Gespräch verschieben müssen. Dann wird mir bewusst, dass heute Tag null ist und ich dringend diesen Abschluss machen muss.

      Ich steige unter die Dusche und genieße den warmen Wasserstrahl auf meiner Haut, die seit gestern unter Dauerstrom steht.

      Frisch geduscht, mit meiner Lieblingshose aus weißem dünnen Jeansstoff und einem leichten Baumwollpullover bekleidet, betrete ich die Küche. Elijah macht sich wie immer am Herd zu schaffen, während Sky den Tisch deckt und mit dem Geschirr klappert.

      »Guten Morgen«, begrüße ich ihn.

      »Guten Morgen, kleine Prinzessin«, haucht er mir gut gelaunt zu.

      Ich nehme mir eine Scheibe Toast und beschmiere sie mit Butter und Himbeermarmelade, während Elijah sich mit der Pfanne in der Hand zu uns umdreht und Rührei auf den Teller verteilt.

      »Den Luxus werde ich morgens vermissen, wenn ich wieder alleine wohne«, bedaure ich.

      Elijah schaut auf.

      »Ich dachte, das Thema wäre erledigt. Von mir aus kannst du hier wohnen bleiben. Das weißt du doch.«

      »Ich weiß, aber das ist nicht gut. Weder für euch beide noch für mich. Ich muss endlich wieder in meinen Lebensrhythmus finden. Und das kann ich nur, wenn ich auf eigenen Beinen stehe.«

      »So ein Blödsinn, auf eigenen Beinen stehen. Das tust du doch schon, seit du zu Hause ausgezogen bist.«

      »Das meinte ich nicht. Das hier ist wirklich toll.« Dabei lasse ich meine Arme durch den Raum kreisen. »Aber ich muss mein eigenes Leben leben, auch ohne Sean. Das verstehst du doch?«

       Elijah nickt und zwinkert mir zu.

      »Natürlich, aber du weißt, hier hast du immer ein Zuhause.«

      »Das weiß ich.« Ich werfe einen Blick auf meine Uhr, trinke noch schnell den letzten Schluck Kaffee aus den großen Henkelbechern, die Sky so liebt, und verabschiede mich von den beiden.

      »Bis heute Abend und macht keine Dummheiten Jungs«, ermahne ich sie.

      »Pass du lieber auf dich auf«, gibt Elijah kopfschüttelnd zurück.

      »Keine Angst, heute bin ich mit meinem Wagen unterwegs, da besteht nicht die Gefahr, im Park einen Typen über den Haufen zu fahren.«

      »Wer weiß, was du sonst noch tust, um in unangenehme Situationen zu kommen.«

      »Hab dich auch lieb.«

      Ich laufe noch schnell nach oben und hole meine Tasche, bevor ich das Haus verlasse.

      Im Auto auf dem Weg ins Büro gehe ich noch einmal das Gespräch durch, das ich mir bereits zurechtgelegt habe, um dem Interessenten das Objekt so richtig schmackhaft zu machen.

      Heute scheint wirklich mein Glückstag zu sein, denn direkt vor dem Gebäude ergattere ich noch einen Parkplatz, hinter einem superschicken Geländewagen.

      Jessy sitzt bereits hinter ihrem PC, als ich das Büro betrete.

      »Guten Morgen«, begrüße ich sie gut gelaunt.

      »Morgen«, grummelt sie mir zu.

      »Ist was?«

      »Wieso bist du heute so gut gelaunt?«, will sie von mir wissen, ohne auf meine Frage einzugehen.

      »Weil heute mein Glückstag ist. Ich spüre es: Heute passiert etwas.«

      »Du redest von dem Abschluss? Oder geht dir immer noch dieser Typ im Kopf herum?« Dabei zwinkert sie mir zu.

      Nach dem Nachmittag in Jays Club habe ich kurzerhand Jessy angerufen und ihr von Jay erzählt. Natürlich habe ich die delikaten Dinge ausgelassen und die Situation ein wenig heruntergespielt.

      »Mag sein.«

      Jetzt dreht sie sich auf ihrem Bürostuhl zu mir um. »Du hast ihn angerufen und ein Treffen mit ihm vereinbart, stimmt’s?«

      »Noch nicht.«

      »Du hast vollkommen recht. Meine Mom sagt immer zu mir: Du musst unerreichbar sein, wie der Mount Everest.« Dabei erscheint ein Strahlen auf ihrem Gesicht.

      Unerreichbar ist der Teil von ihm, der mir besonders viel bedeutet. Seine Liebe! Bevor ich überhaupt dazu komme, ihr zu antworten, betritt der Alte das Büro. Er ruft uns nur ein kurzes Morgen zu und verschwindet in seinem Zimmer. Irgendwie wirkt er heute bedrückt.

      »Uh, der hat ja wieder eine Laune«, sagt Jessy.

      Ich kann nur darüber schmunzeln. Wenn ich ihm heute Mittag den Vertrag auf den Tisch lege, wird sich seine Gemütsverfassung sicher schlagartig ändern.

      »Mach dir nichts daraus. Ich bereite jetzt die Unterlagen für den Termin vor und dann erzähle ich dir von dem Club, der ihm und seinen Freunden gehört.«

      »Gute Idee, vielleicht hebt das die miese Stimmung hier im Büro, sobald der Alte es betritt.« Dabei zieht Jessy ihre schrägste Grimasse, sodass ich sofort anfangen muss zu lachen. »Sagtest du nicht etwas von drei Clubbesitzern? Vielleicht sollte ich mich auch in einem aufreizenden Kleid an die Bar setzen. Wer weiß.«

      »Ich denke, du bist in festen Händen?«

      »Na und? Das heißt doch noch lange nicht, dass man nicht mal allein weggehen darf, oder?«

      Ich kann nur schmunzelnd den Kopf schütteln. Bedeuten Ehrlichkeit und Treue denn heute gar nichts mehr? Oder bin ich einfach zu altmodisch veranlagt? Ich beschließe, nicht tiefer in dieses Thema einzusteigen.

      »Was hältst du davon, wenn ich schnell zu Starbucks rüber laufe und unseren Lieblingskaffee hole?«, lockt sie mich.

      »Meinetwegen. Warte, ich gebe dir Geld mit.«

      »Heute bin ich dran.«

      »Okay, wenn du darauf bestehst.«

      Dann ist sie auch schon Richtung Ausgang verschwunden.

      Ich rufe meine Programme auf, als mein Handy vibriert und sich eine neue Nachricht ankündigt. Ich schaue auf das Display. Eine Nachricht über Facebook, nicht wichtig, also wende ich mich wieder den Fakten für das Watson-Anwesen zu. Da ich die meiste Zeit meines Lebens in Boston gelebt habe, kenne ich die Stadt in- und auswendig. Aber ich will mehr als die nüchternen Daten, die in der Beschreibung des Hauses stehen. Also google ich nach dem Objekt und tatsächlich finde ich einige Informationen, die für die neuen Besitzer interessant sein könnten, als zum zweiten Mal mein Handy vibriert. Es ist wieder eine Nachricht auf dem Messenger. Und dieses Mal klicke ich sie an, als Jessy das Büro wieder betritt und den Kaffee auf meinen Schreibtisch abstellt.

      »Danke«, sage ich, während ich auf mein Handy schaue.

      Ich bin etwas erstaunt, die Nachricht ist von Jay. Wie hat er mich gefunden? Es gibt Dutzende mit meinem Namen, und doch hat er das richtige Profil gewählt. Jetzt doch neugierig lese ich den kurzen Text:

      Und wenn wir heute Abend einfach nur Essen gehen?

      J.

      Ich