Holly Summer

Boston Bad Boys (Sammelband)


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Korrespondenz zwischen uns stattfand, wird man ihn auch nicht zur Rechenschaft ziehen oder ihn mit der Sache in Verbindung bringen können.

      Noch am gleichen Tag habe ich Sundays Boss angerufen, um einen Termin zu vereinbaren. Es war fast zu leicht. Scheinbar kam ihm mein Vorschlag gerade recht, er hat sofort in ein Treffen eingewilligt und nicht mal Fragen gestellt. Allerdings weiß er nicht, wie viel ich bereits über seine finanzielle Situation weiß. Ich werde die Karten langsam, eine nach der anderen ausspielen, bis er meinem Angebot bedingungslos zustimmt.

      Ich verlasse das Bürogebäude und fahre zu Fullertons Geschäftsräumen. Da ich weiß, dass Sunday einen Außentermin hat, laufe ich nicht Gefahr, von ihr gesehen zu werden. Sie würde mir doch nie abnehmen, dass ich nur aus dem Grund in Fullertons Büro auftauche, weil ich eine Immobilie erwerben will. Nein, sie darf mich nicht sehen. Noch nicht; erst, wenn das Geschäft über die Bühne gegangen ist.

      Gutgelaunt betrete ich das Hochhaus. Fullertons Büroräume liegen im zweiten Stock, also nehme ich die Treppe nach oben. Die Lage des Büros ist perfekt, mitten in der Stadt. Gegenüber befindet sich ein Café und einige Restaurants und kleinere Boutiquen liegen ebenfalls in der näheren Umgebung.

      Ich stoße die Glastür auf und finde mich in einem langen Flur wieder.

      »Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?«, werde ich von einer brünetten Frau Mitte 20 begrüßt.

      »Hallo, ich bin mit Mister Fullerton verabredet.«

      Sie lächelt mich an und deutet auf die Tür ganz am Ende des Ganges.

      »Die Tür geradeaus. Aber melden Sie sich bitte vorher bei seiner Sekretärin. Es ist der letzte Raum auf dem Gang links. Die Tür steht immer offen.«

      »Selbstverständlich.« Ich drehe mich um und gehe den Gang bis ganz nach hinten. Eine merkwürdige Aufteilung der Büros. Wenn Kunden zu mir wollen, müssen sie grundsätzlich an meiner Sekretärin vorbei, die in einem klassischen Vorzimmer sitzt. Als ich an dem Zimmer vorbeikomme, sehe ich, wie sie geschäftig telefoniert. Ich strecke den Kopf zur Tür herein und sie signal­isiert mir mit ihrer freien Hand, gleich bei Mister Fullerton reinzugehen. Ich nicke zum Zeichen, verstanden zu haben, und öffne die Tür zu seinem Büro.

      »Mister Fullerton?«

      Ein gesetzter Mann Anfang 60 sitzt hinter seinem Schreibtisch und hebt den Kopf, als ich eintrete.

      »Mister Edwards, bitte kommen Sie rein«, werde ich von ihm begrüßt.

      Er steht von seinem Schreibtisch auf und kommt mir entgegen.

      Genau der Typ Mensch, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Dicker Bauch, gerötete Haut, die von zu viel Alkohol und einem ausschweifenden Leben zeugt, dazu eine angehende Glatze. Er zieht sich die Hose in Form, als er um seinen Schreibtisch geht, und deutet auf eine Sitzecke.

      »Bitte, nehmen wir doch hier Platz. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

      Ich schüttle verneinend den Kopf. »Nein, danke. Kommen wir gleich zum Geschäftlichen«, eröffne ich das Gespräch und nehme meine Brille von der Nase.

      Ich setze mich auf einen der Sessel und hole meinen Laptop heraus.

      »Woher wussten Sie denn, dass ich mit dem Gedanken spiele, die Firma zu verkaufen?«, fragt er geradeheraus.

      »Mister Fullerton, in der Branche verbreiten sich Gerüchte so schnell, dass sie morgen schon wieder alt sind. Besonders, wenn es um Liquiditätsschwierigkeiten und finanzielle Engpässe bei der Konkurrenz geht. Das wissen Sie besser als ich«, kann ich mir die kleine Spitze nicht verkneifen, als ich auf seine wirtschaftliche Situation anspiele. Dabei lasse ich meine Brille langsam in der Hand hin und herschwingen. Das macht ihn unsicher. Sein Blick ist darauf gerichtet. »Sie wollen doch verkaufen, oder haben Sie Ihre Meinung zwischenzeitlich geändert?«, hole ich ihn wieder aus seiner Überlegung zurück.

      »Aber nein, nein«, antwortet er, überrascht über meine direkte Art.

      »Kommen wir gleich zum Geschäft. Sie wissen ja, Zeit ist Geld«, lasse ich ihm überhaupt keine Möglichkeit mehr, meinen Fängen zu entweichen, und rede ihn in Grund und Boden. Das Gespräch dauert höchstens 15 Minuten, dann habe ich ihn da, wo ich ihn haben will. Jedes seiner Argumente wird von mir sofort widerlegt, bis er völlig niedergeschlagen auf seinem Sessel sitzt, während ich ihm den Vorvertrag in die Hände lege.

      »Denken Sie darüber nach. Bis Ende der Woche erwarte ich Ihre Entscheidung. Wie gesagt, ich bin auch noch mit anderen Maklern im Gespräch.«

      »Es hört sich eigentlich nicht schlecht an, was Sie mir hier vorschlagen, nur der Preis, da müssten wir noch einmal reden, denke ich«, druckst er rum.

      Ich verziehe die Lippen zu einem Lächeln und schüttle den Kopf. »Mister Fullerton, in Anbetracht der finanziellen Lage, in der Sie sich befinden, war ich äußerst großzügig. Ihr Kundenstamm gibt bei Weitem nicht das her, was ich erwartet hatte und was Sie mir signalisiert haben. Mein Angebot steht bis zum Ende der Woche.«

      Ich klappe meinen Laptop zu, stehe auf, reiche ihm die Hand und verschwinde wieder nach draußen. Als ich den langen Gang betrete, sehe ich gerade noch, wie Sunday in den Waschräumen verschwindet.

      Perfektes Timing, wie immer!

      9 – Sunday

      »Mister Fullerton?« Ich stehe in der Tür zum Büro meines Chefs, während er in einen dicken Aktenordner vertieft ist.

      Er scheint mich nicht gehört zu haben, und murmelt kopfschüttelnd vor sich hin, deshalb räuspere ich mich und trete näher an seinen Schreibtisch.

      »Mister Fullerton!«, rufe ich ihn etwas lauter und kann meine Freude kaum für mich behalten. Endlich schaut er auf und lächelt mich verhalten an.

      »Miss Anderson, bitte, nehmen Sie Platz.«

      Ich rücke den Stuhl zurück und setze mich aufrecht darauf. Mein Chef faltet die Hände auf dem Schreibtisch und schaut mich an. Seine Miene wirkt verhärmt und kraftlos. Aber heute wird er mir den Tag nicht mehr vermiesen. Entschlossen greife ich in meine Tasche und lege ihm den unterschrieben Vertrag auf den Tisch.

      »Sie wollten doch, dass ich das Watson-Anwesen verkaufe. Voilà«, beginne ich das Gespräch und warte nur darauf, dass sich seine Stimmung in den nächsten Sekunden ändern und ein Lächeln sich in seinem Gesicht ausbreiten wird. Aber nichts dergleichen passiert. Er zeigt keine Reaktion. Dann nickt er leicht und winkt ab. Was ist nur los mit ihm?

      »Mister Fullerton, ich habe es verkauft. Das ist kein Witz«, versuche ich, ihn aus der Reserve zu locken.

      »Sehr schön, Miss Anderson, ich glaube es Ihnen ja auch. Ich wusste, dass Sie das Zeug dazu haben, aber es ist leider zu spät.« Bedauern liegt in seiner Stimme.

      Was meint er damit? Bin ich meinen Job doch los und überlegt er gerade, wie er es mir so schonend wie möglich beibringen kann? Verdammt, er hat mir diese Chance versprochen. Ich habe alles gegeben, um dieses verfickte Grundstück mit dem großen Haus zu verkaufen. Was will er denn?

      »Aber Sie haben mir versprochen, wenn ich dieses Objekt verkaufe, dann ...«

      Er hebt die Hand und ich verstumme.

      »Miss Anderson, es geht nicht um Sie oder das Objekt. Ich muss die Firma verkaufen. Die Banken haben die Kredite nicht mehr verlängert. Sie wissen doch selbst, wie es um die Firma steht. Sie haben mit mir die Steuererklärungen gemacht.«

      So habe ich ihn noch nie erlebt. Menschlich! Er bespricht firmeninterne Dinge mit mir. Natürlich war mir klar, dass seine finanzielle Situation angespannt ist, aber dass es so schlecht um die Firma steht, habe ich nicht gewusst. Ich bin ernüchtert und unglaublich wütend auf ihn, immerhin muss er bereits letzte Woche gewusst haben, dass alles umsonst war. Ich ziehe die Luft durch die Nase und schaue ihn streng an.

      »Das heißt also, ich bin meinen Job los?« Meine Stimme ist kalt und abweisend.

      »Sie finden sicher schnell wieder Arbeit«, versucht er, mich aufzubauen. Gerade noch war ich glücklich