Holly Summer

Boston Bad Boys (Sammelband)


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Stunde dazu genutzt hat, sich diese störende Binde herunterzureißen.

      »Charly!«, rufe ich streng und zeige auf seine verletzte Pfote. Sofort hört er mit dem Gebell auf und gibt ein leises Jaulen von sich, schmiegt sich an mich und folgt mir ins Haus zurück.

      »Wenn du immer diesen verdammten Verband abbeißt, ziehe ich dir doch noch einen von diesen Plastiktrichtern über den Kopf«, schimpfe ich mit ihm. Charly trottet hinter mir her ins Wohnzimmer. Ich lasse mich auf die Couch fallen, während er sich vor mich legt.

      »Zeig mal her!« Ich greife nach seiner verletzten Pfote. Die Wunde ist fast verheilt, also beschließe ich, den Verband nicht zu erneuern. Dafür bleibt er heute im Haus, anstatt im Garten herumzutollen. Im oberen Stockwerk höre ich Margarita, meine Haushälterin, herumwerkeln. Ich stehe auf und gehe nach oben.

      »Guten Morgen, Señor«, werde ich von ihr gut gelaunt begrüßt, während sie mit dem Wischmopp in der Hand den Eimer aus dem Raum schiebt.

      »Guten Morgen, Margarita. Charly bleibt heute im Haus, außer den üblichen Gassirunden, die Sie mit ihm gehen«, rufe ich ihr nach, dann verschwinde ich im Bad und freue mich auf eine heiße Dusche.

      Als das Wasser auf meinen Körper prasselt, ist sie wieder da. Das Goodgirl, wie ich sie in Gedanken getauft habe. Ob ich sie jemals wiedersehen werde? Seit mindestens einem Jahr laufe ich morgens diese Strecke, aber gesehen habe ich sie nie, nur heute.

      Da ich bereits spät dran bin, vertreibe ich die Gedanken an sie, greife zum Duschgel und lasse das heiße Wasser über meinen Körper laufen. Von unten dringen die Geräusche des Staubsaugers und das Gebell von Charly nach oben. Dazwischen immer wieder Margaritas Verwünschungen. Als ich aus der Dusche steige, sehe ich im Geiste Charly vor mir, wie er versucht, Margarita und dem Staubsauger auszuweichen, während er gleichzeitig das laute Gerät in Grund und Boden bellt. Ich rufe Charlys Namen nach unten, damit er endlich mit dem schrecklichen Gebell aufhört, was aber nichts nützt. Ich bin selbst schuld, ich habe ihn zu sehr verwöhnt und jetzt tanzt er mir und Margarita auf der Nase herum.

      In meinem begehbaren Schrank schnappe ich mir ein Businesshemd, einen meiner unzähligen Anzüge, Unterwäsche, Socken und schwarze italienische Schuhe. Meine Haare modelliere ich mit Gel nach hinten, und wenn ich die dunkle Hornbrille trage, könnte wirklich der Eindruck entstehen, die Menschen haben es mit einem nüchternen Unternehmer zu tun. Aber im Grunde bin ich alles andere als nüchtern. Ich bin ein Hai, ein unberechenbar harter Verhandlungspartner und kalter Geschäftsmann. Mein Äußeres ist nur Tarnung, um mein Gegenüber in Sicherheit zu wiegen und dann erbarmungslos zuzuschlagen.

      In Gedanken bereits bei meinem ersten Termin heute, betrete ich mein Schlafzimmer. Auf dem großen Bett liegt hechelnd Charly und wirft mir einen von seinen berüchtigten Hundeblicken zu, da er genau weiß, dass das Bett für ihn tabu ist.

      »Runter, aber schnell!«, schimpfe ich mit ihm, während ich das Schlafzimmer verlasse und die Treppe nach unten gehe. Er folgt mir.

       Ich habe den Hund vor drei Jahren in einem Karton gefunden. Er war noch ein Baby. Als ich ein leises Winseln hörte, folgte ich dem Geräusch und fand ihn neben einer Mülltonne in einer verschlossenen Kiste. Ich öffnete sie und er schaute mich mit seinen großen Augen an. Dann griff ich hinein, zog ihn vorsichtig heraus und von diesem Moment an waren wir Freunde fürs Leben. Mir war sofort klar, dass ich ihn nicht zurücklassen konnte. Jemand hatte ihn ausgesetzt und ohne meine Hilfe wäre dieses kleine Bündel in der Nacht erfroren. Ich steckte ihn vorsichtig unter meine Jacke und ging mit ihm nach Hause.

      Margarita ist mittlerweile in der Küche angelangt und bereitet für Charly das Fressen vor.

      »Geben Sie dem Hund nicht zu viel extra«, rufe ich ihr zu, als ich die Küche betrete, den Kühlschrank öffne und eine kleine Flasche Wasser herausnehme.

      Empört dreht sie sich zu mir um und versucht, sich in ihrer unschuldigen Art zu verteidigen. »Señor, ich würde nie ...«

      Dabei weiß ich ganz genau, dass sie sich und Charly mit Leckereien verwöhnt. Mein versöhnliches Lächeln stimmt sie wieder gütig. »Und warum hat Charly wieder zugenommen?«, necke ich sie.

      Sie zuckt nur unwissend die Achseln, als hätte sie nichts damit zu tun, und widmet sich wieder ihrer Arbeit. Message angekommen, wenn Margarita nichts hören will, ist sie plötzlich taub und murmelt nur noch in ihrem spanischen Dialekt vor sich hin. Sie weiß nicht, dass ich mehr von ihrer Muttersprache verstehe, als sie denkt.

      »Ich komme heute Abend erst spät nach Hause«, teile ich ihr noch mit, bevor ich die Küche verlasse.

      »Machen Sie sich keine Gedanken, Señor. Ich habe viel zu erledigen im Haus und Charly ist dann nicht alleine«, ruft sie mir noch nach.

      Ich nicke und bin wieder einmal froh, diese Frau zu haben. Sie kümmert sich rührend um meinen kleinen Freund, wenn ich ihn nicht mitnehmen kann, und ich vertraue ihr blind. Etwas, das ich bei sehr wenigen Menschen tue. Außerdem ist sie sehr verschwiegen und loyal, was meine häufig wechselnden Beziehungen betrifft.

      Charly folgt mir aus der Küche zur Haustür. Ich beuge mich zu ihm hinunter und kraule seinen Kopf.

      »Tut mir leid, Sportsfreund, heute nicht.«

      Er bleibt zurück und schaut mir traurig nach. Mein Gott, wenn er das tut, bin ich fast versucht, ihn doch mitzunehmen. Aber heute ist das unmöglich, also schließe ich die Tür und atme die frische Luft ein.

      Vor meiner Garage parkt mein Sportwagen. Ich steige ein und verlasse das Grundstück in Richtung der Bostoner Innenstadt, in der meine Büroräume liegen.

      Leise fluche ich vor mich hin, als die nächste Ampel auf Rot umschaltet und ich gezwungen bin, zu halten. Eine junge Frau mit einer Lockenmähne überquert die Straße. Ich starre ihr hinterher. Mein Goodgirl! Da ist sie wieder. Dieser blonde Wuschelkopf, der mich heute Morgen tatsächlich von der Strecke gefegt hat. Ich bin fast versucht, die Scheibe herunterzulassen und ihr etwas nachzurufen. Als sie sich zu einem jungen Mann umdreht, der sie an der Hand nimmt, und beide eilig die Straße überqueren, muss ich feststellen, dass mir meine Fantasie einen Streich gespielt hat.

      Hinter mir schreckt mich penetrantes Hupen aus den Gedanken. Die Ampel ist grün und das sicher schon eine ganze Weile. Ich werfe einen verärgerten Blick in den Rückspiegel, hebe die Hand und hätte dem Idioten hinter mir am liebsten den Mittelfinger gezeigt, entscheide mich aber dagegen und gebe stattdessen Gas.

      3 – Sunday

      »Hi, Sunday, lange nicht gesehen. Was trinkst du?«, fragt mich Cole, der Barkeeper in Jimmy’s Bar, während er über die Theke wischt. Cole ist ein guter Freund von Elijah und wir kennen uns aus meiner Zeit, als ich auch im Service gearbeitet habe. Elijah ist in der Garage mit seinem Fahrrad beschäftigt und später steht noch ein Gespräch mit seinem Teilhaber an, mit dem es gestern Nacht schon Ärger gab. Elijah will ihn ausbezahlen, aber die Verhandlungen scheinen sich schwierig zu gestalten. Also habe ich mich allein in diese Bar geschleppt, um einfach mal raus zu kommen.

      »Einen Zombie«, bestelle ich gelangweilt den Drink. Cole schaut mich kritisch an, da ich ansonsten höchstens mal einen Sex on the Beach oder eine Pina Colada trinke, leichte Drinks mit wenig Alkohol. Er zieht seine gepiercte Augenbraue hoch und legt den Kopf schräg.

      »Alles in Ordnung mit dir? Bist du sicher?«

      »Vollkommen.«

      »Scheißtag gehabt?«, fragt er, während er Eiswürfel in ein Glas füllt.

      »Ich weiß nicht, was du unter einem Scheißtag verstehst. Aber wenn es reicht, dass ich von meinem Chef unter Druck gesetzt wurde und er mir mehr oder weniger die Kündigung unter die Nase gehalten hat, dann würde ich sagen, ja, es war ein Scheißtag. Außerdem habe ich einen Jogger mit dem Fahrrad über den Haufen gefahren.«

      »Okay, ich denke, da hast du dir einen Zombie verdient. Hier wird es auch in nächster Zeit einige Veränderungen geben.«

      »Wie meinst du das?«

      »Der Club wird verkauft. Es gibt drei Interessenten, die