Holly Summer

Boston Bad Boys (Sammelband)


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will mich auf dem Barhocker umdrehen, aber ich habe keine Chance, an ihm vorbeizukommen.

      »Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen auf sich aufpassen?«

      »Was geht Sie das an?«, antworte ich reserviert.

      Sein Blick gleitet von meinem Gesicht bis zu meinen Füßen.

      »Das ist doch kein Job für eine junge, hübsche Frau«, wechselt er das Thema.

      Verdammt, er denkt also auch, dass ich eine Prostituierte bin. Was auch kein Wunder ist, in dem Aufzug! Bevor ich nur ein Wort sagen und meine Situation erklären kann, ruft er Cole zu: »Einen alkoholfreien Cocktail für die Lady.«

      »Geht klar, Chef«, grinst er ihn an.

      »Für mich nicht mehr. Ich muss gehen.« Aber ich habe gar keine Möglichkeit, mich von dem Barhocker zu entfernen. Er steht wie ein Fels neben mir und auf der anderen Seite lehnt eine Frau an der Theke und bestellt Drinks.

      »Der geht aufs Haus.«

      Cole beobachtet mich interessiert, und ich kann ein kleines Lächeln in seinen Mundwinkeln erkennen, als er den Drink vor mich stellt. In der Bar ist es laut. Die Tische sind alle besetzt. Trotzdem bin ich sicher, dass Cole jedes Wort mitbekommen hat. Aber er sagt nichts, um das Missverständnis aufzuklären, im Gegenteil, er scheint sich über die Situation zu amüsieren. Dann wendet er sich wieder seinen Bestellungen zu.

      »Ich mag es nicht, wenn junge Frauen wie Sie sich für so einen Job hergeben. Allein der Gedanke, dass ein widerliches Individuum seine Hände an Körperteile legt, die er nicht mal im Traum zu sehen bekommen sollte, macht mich unglaublich wütend«, spricht mein unbekannter Retter weiter.

      »Ich hatte nicht vor, mich von diesen beiden Typen überhaupt irgendwo berühren zu lassen«, kontere ich.

      »Er hat es aber bereits getan.«

      Ihm entgeht scheinbar nichts und auf alles hat er eine Antwort. »Ich wollte ihm gerade die passende Antwort darauf geben und gehen«, verteidige ich mich. Dabei zucke ich die Achseln, da mir jetzt noch ein Schauer über die Haut fährt, als ich an die rauen Finger denke, die der Flachwichser auf meine Schulter gelegt hat.

      Der Clubbesitzer grinst mich an und scheint zu überlegen. »Also schön, ich biete Ihnen hier einen Job an, im Service. Die Bezahlung ist gut und das Trinkgeld sicher noch besser. Und wenn Sie von einem Gast belästigt oder begrapscht werden, kommen Sie zu mir, klar?« Eine Antwort scheint er gar nicht zu erwarten, denn er spricht sofort weiter. »Allerdings dürfte das in der Kleidung, die Sie von uns gestellt bekommen, nicht mehr vorkommen. Also seien Sie morgen Nachmittag hier, dann gebe ich Ihnen einen Vertrag. Und jetzt gehen Sie nach Hause und ziehen Sie diesen Fetzen aus.«

      Dabei gleitet sein Blick noch einmal angewidert zu meinem extrem kurzen Kleid, bevor er mir zuzwinkert und die Bar verlässt. Ich drehe mich um und verfolge ihn mit den Augen, bis er sich mit seinen beiden Freunden am Ausgang trifft. Dann ist er weg. Was war das gerade? Er hat mir einen Job angeboten! Wieso sitze ich hier wie ein verschrecktes Häschen und kläre die Situation nicht auf? Im Grunde hat er mir keine Möglichkeit dazu gegeben.

      Zum zweiten Mal ist er mitten in mein Leben geplatzt und genauso schnell wieder verschwunden. Mein unbekannter Retter. Aber dieses Mal werden wir uns wiedersehen, wenn ich es zulasse.

      Mein Gott, ich hätte nicht gedacht, diesen anziehenden Typen noch einmal wiederzusehen, und dann schon wieder in einer Situation, in der ich keine gute Figur mache. Verdammt!

      Cole scheint von unserem Gespräch doch nichts mitbekommen zu haben, zumindest tut er jetzt so. Er hantiert geschäftig mit dem Cocktailshaker und füllt die Gläser, die er sich bereitgestellt hat, während er in ein lockeres Gespräch mit einem Gast an der Bar verstrickt ist. Ich greife zu meinem Drink und kippe ihn auf Ex. Wie konnte ich nur erneut in so eine verflixte Situation geraten? Ich lege Cole das Geld für den Zombie auf den Tresen, winke ihm kurz zu und verschwinde unauffällig nach draußen.

      Na, immerhin habe ich jetzt einen Job, wenn der alte Fullerton mich wirklich feuern will.

      Als ich nach Hause komme, steht Skys Wagen vor der Garagen­einfahrt, sodass ich gezwungen bin, mir auf der Straße einen Parkplatz zu suchen. Es ist mir peinlich, die paar Meter in meinem Aufzug auf der Straße zu laufen. Zum Glück sind keine Passanten unterwegs, sodass ich schnell auf Elijahs Grundstück einbiegen kann, um endlich dieses verfluchte Outfit loszuwerden. Andererseits: Hätten diese beiden Typen mich nicht belästigt, wer weiß, ob mein Traummann mich angesprochen hätte.

      Als ich den Schlüssel in die Tür stecke, höre ich hinter mir jemanden rascheln.

      »Sunday?«

      Ich drehe mich erschrocken um. »Mein Gott, hast du mich erschreckt.«

      »Wie siehst du denn aus?«, fragt Elijah lachend.

      »Sag nichts, okay? Das ist eine lange Geschichte.«

      »Ich sag doch gar nichts. Steht dir übrigens gut.«

      »Dieser Aufzug hat mich in die unmöglichste Situation gebracht.«

      »Schon wieder? Wo hast du ihn überhaupt her?«

      »Erzähl ich dir drinnen, nachdem ich mich umgezogen habe. Was macht dein Rennrad?«, versuche ich, das Thema zu wechseln.

      »Ist so gut wie neu.« Dabei wischt er sich die Hände an einem Tuch ab.

      Wir betreten das Haus. Aus der Küche riecht es verführerisch nach Lasagne.

      »Mmm! Du hast gekocht?«

      »Ja, es ist noch was da. Bedien dich.«

      Elijah folgt mir in die Küche und ich erzähle ihm von meinem Abend.

      »Wolltest du dich nicht mit Tyler treffen?«

      »Ja, wollte ich, aber sie hat kurzfristig abgesagt. Ihr Modelljob spannt sie zur Zeit sehr ein.«

      »Verstehe. Und dieser Typ hat dir einen Job angeboten? Einfach so?«

      »Er dachte, ich sei eine Prostituierte, die seiner Meinung nach einen besseren Job verdient hat. Außerdem hat er wohl einen besonders ausgeprägten Beschützerinstinkt.«

      »Warum hast du das nicht richtiggestellt?«

      »Wollte ich ja, aber irgendwie hat es sich nicht ergeben.«

      Elijah schüttelt ungläubig den Kopf. »Oh Mann, Süße, dich kann man auch keinen Moment allein lassen. Wer sind die neuen Inhaber von Jimmy’s Bar?«

      Ich zucke die Schultern.

      »Keine Ahnung. Sie sahen auf jeden Fall ziemlich heiß aus. Besonders der, der mich aus dieser peinlichen Situation befreit hat.«

      »Ach, was du nicht sagst«, zieht Elijah mich auf und schubst mich leicht an.

      »Hör auf, es war mir schon peinlich genug, in diesem Kleid. Er ist übrigens auch der Typ, den ich heute Morgen mit dem Rennrad überfahren habe«, sage ich schulterzuckend. »Schicksal oder Zufall?«

      »Glücksfall würde ich im Zweifel sagen.«

      »Mag sein«, antworte ich verträumt, in Gedanken schon wieder bei ihm.

      »Ich freue mich, dass du wieder Schmetterlinge im Bauch hast.«

      »Was?«

      »Wem willst du etwas vormachen? Das sieht doch ein Blinder, dass du etwas für diesen Mann empfindest.«

      »Elijah, ich kenne ihn ja nicht mal.«

      »Ist das ein Grund? Dann lernst du ihn eben kennen. Aber du wirst doch den Job nicht annehmen? Du hast schließlich einen Beruf, der genau deinen Qualifikationen entspricht, und wenn du noch einen zweiten Job annimmst, dann nur bei mir, klar?«

      »Natürlich werde ich nicht anfangen, dort zu arbeiten. Wie war das Gespräch mit deinem Teilhaber?«, wechsle ich schnell das Thema.

      »Ich kann ihn auszahlen. Aber er verlangt