Holly Summer

Boston Bad Boys (Sammelband)


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bin Immobilienmaklerin und arbeite bei Fullerton & Fullerton. Kennen Sie die Firma?«

      Jay zieht kurz die Augenbrauen hoch und hält für den Bruchteil einer Sekunde den Atem an. Er wirkt fast erstaunt, warum, weiß ich allerdings nicht. Dann besinnt er sich wieder und schüttelt uninteressiert den Kopf.

      »Nein, nie von denen gehört.«

      Wie sollte er auch? Das Immobiliengeschäft ist bestimmt so gar nicht seine Welt.

      »Warum will Ihr Chef Sie loswerden?«, fragt er jetzt doch neugierig.

      »Es geht um ein Objekt, das ich verkaufen muss.«

      »Sie müssen? Was sind denn das für Arbeitsbedingungen? Die Sklaverei wurde in den USA schon lange abgeschafft. Aber das wissen Sie ja selbst.«

      Jetzt muss ich wirklich lachen. »Für manche Menschen scheinbar nicht und Mister Fullerton gehört eindeutig dazu. Wie so manch andere auch«, setze ich noch leise hinzu.

      Er hat mich verstanden, denn seine Mundwinkel ziehen sich sofort nach oben. Ein Zeichen dafür, dass ihm unser erstes Zusammentreffen noch genauso in Erinnerung geblieben sein muss wie mir.

      »Ach ja? Interessant.« Dann wechselt er schnell das Thema. »Welches Objekt ist es denn, das Sie unbedingt an den Mann bringen müssen?«

      »Sie sind ganz schön neugierig.«

      »Das bin ich von Natur aus.«

      »Also gut, Sie werden es ohnehin nicht kennen. Es ist ein Haus in Back Bay, das sehr teuer angeboten wird. Allerdings hat unser größter Konkurrent schon die Fühler danach ausgestreckt. Ich befürchte, er wird es schneller verkaufen, als wir Piep sagen können.«

      »Wer ist Ihr Konkurrent?«

      »Der Immobilienhai J. Edwards. So wird er in der Szene genannt.«

      »Ach wirklich? Sie kennen ihn aber nicht persönlich?«, stellt Jay fest.

      »Nein, ich kenne ihn nicht. Ich habe auch nicht das Bedürfnis, diesen Umstand zu ändern. Ganz im Gegenteil. Ich kann mir schon vorstellen, wie er drauf ist und wie er aussieht.«

      »Ach ja? Wie denn?« Jetzt lächelt Jay belustigt. »Erzählen Sie mir, wie Sie sich diesen ... Wie haben Sie ihn genannt?«

      »Immobilienhai und Mistkerl der besonderen Klasse.«

      Wenn Jay mich so angrinst, wie er es gerade tut, den Kopf leicht schräg hält und sich ein kleines Grübchen an seinem Mundwinkel zeigt, fühlt es sich an, als wären wir alte Freunde, die sich alles sagen können. Ich zögere nicht und erzähle ihm von meinen Gedanken.

      »Na ja, wie man sich so einen aufgeblasenen Macho eben vorstellt. Selbstgefällig, arrogant, eingebildet, mit Bierbauch und dickem Schlitten, mit dem er seine Kunden beeindruckt. Der typische Tyrann eben.«

      Jay zieht beeindruckt die Augenbrauen hoch und grinst mich immer noch an. »Interessante Ausführung, muss ich mir merken. Und? Hätten Sie denn einen Käufer für das Objekt?«

      »Vielleicht, ja.«

      »Hmhm. Dann drücke ich Ihnen die Daumen, dass es klappt. Nicht dass ich Sie nicht gerne hier in meinem Club haben möchte, aber diesem – wie haben Sie ihn genannt?«

      »Aufgeblasenen Macho«, antworte ich.

      »Richtig, sollten Sie eine Lektion erteilen, bevor er Ihnen eine erteilt.«

      »Ich dachte, Sie brauchen jemanden im Service?«, sage ich jetzt doch etwas enttäuscht zu ihm.

      »Das eine schließt das andere doch nicht aus. Aber im Grunde suche ich nach etwas ganz anderem.«

      »Ach ja, wonach denn?«

      Jetzt steht er auf, dreht meinen Stuhl zu sich und postiert sich direkt vor mir. Ich lege den Kopf in den Nacken und spüre, wie mein Mund trocken wird. Seine Ausstrahlung zieht mich in seinen Bann. Und wieder schleichen sich seine Worte in meine Gedanken: Wenn Sie mir gehören würden, dann ...

      Ja, was wäre, wenn ich ihm gehören würde? Und in diesem Moment weiß ich, dass ich es gleich erfahren werde. Zumindest ansatzweise.

      »Das zum Beispiel.«

      Bevor ich überhaupt mitbekomme, was er gesagt hat, greift er nach meinen Armen und zieht mich vom Stuhl hoch. Wir stehen uns gegenüber. Er wie hypnotisiert auf mich herunter schauend und ich unfähig mich zu bewegen, geschweige denn irgendetwas zu sagen. Stattdessen öffne ich leicht die Lippen, als wäre mir in diesem Moment klar geworden, was gleich folgen wird. Es ist der Augenblick, den ich im Unterbewusstsein heraufbeschworen habe, seit er sich im Park von mir verabschiedete und ich dieses Gefühl von Verlust verspürte. Wie in einem kitschigen Film lege ich den Kopf in den Nacken, verliere mich in seinem Blick, der mir signalisiert, was ich vergeblich versucht habe, zu verdrängen. Lust! Es ist reine Lust, Begierde, die er in mir auslöst. Ich will seine Hände auf meiner nackten Haut spüren. Allein der Gedanke daran lässt mich wohlig schaudern. Der Raum um uns herum existiert nicht mehr. Es existieren nur noch er und ich. Er kommt näher, jetzt zögert er nicht mehr. Ich schließe die Augen und dann spüre ich seine Lippen auf meinem Mund.

      Sie versetzen mich in eine Art Trance. Genau wie seine Hand, die in meinen Nacken greift und meine langen Haare zur Seite schiebt, bevor er mich mit einer schnellen Bewegung an seinen Körper zieht. Völlig überrumpelt lasse ich es einfach geschehen. Er nimmt meinen Mund mit einer brennenden Leidenschaft in Besitz. Vollführt einen erotischen Tanz mit seiner Zunge, die in mir eine Gefühlsexplosion auslöst. Ich schmiege mich näher an ihn. Greife jetzt auch mit einer Hand in seine Haare, die andere presse ich zwischen seine Schulterblätter und lasse mich von den Emotionen davontragen. Seine Hand wandert tiefer zu meinem Po und dann drückt er mich mit einer schnellen Bewegung ganz nah an sich. Ich spüre seine Härte unter dem Jeansstoff und seinen schnellen Herzschlag. Ich wusste es! Von Jay verführt zu werden ist einfach nur heiß. Dabei hat er mich bloß geküsst. Jetzt drängt er mich von dem Stuhl weg, bis ich die kalte Wand im Rücken spüre. Er presst mich dagegen, löst seine Lippen von meinen und grinst mich an.

      »Ich muss dich haben.«

      Bevor er sich wieder zu mir beugt, zieht er fragend die Augenbraue hoch, wartet auf ein Zögern von mir, das nicht kommt. Wieder sind es seine Lippen, die mich in den Bann ziehen. Seine Hände, die er über meine Taille weiter abwärts bis zu meinem Po wandern lässt, und sein Körper, der mich gegen die Wand drückt.

      »Hier?«, flüstere ich, als er meinen Mund kurz freigibt.

      »Nein, nicht hier«, raunt er mir ins Ohr, bevor er wieder leidenschaftlich von meinen Lippen Besitz nimmt.

      Nicht hier? Ich glaube, da täuschst du dich, Jay!

      6 – jay

      Ich lehne mich auf dem alten Schreibtischstuhl zurück und kräusele nachdenklich die Lippen. Ich kann kaum glauben, dass ich es getan habe, und dass sie dazu bereit war. Sie war mehr als bereit, sie will mich, auch wenn sie es nicht zugeben kann, und doch habe ich sie nicht genommen. Noch nicht! Ich sollte glücklich darüber sein, aber tatsächlich bin ich eher skeptisch. Sie ist nicht wie all die anderen Frauen, die ich besessen habe. Sie ist eine Frau, die von einem Mann geliebt und beschützt werden sollte. Aber bin ich dazu bereit? Es wäre eine ganz neue Erfahrung für mich. Für das, was sie über J. Edwards gesagt hat, werde ich sie allerdings leiden lassen. Ich weiß auch schon, wie ...

      Mein Blick gleitet durch den Raum mit den alten Möbeln, die in ein paar Tagen auf dem Müll landen und durch eine neue, moderne Einrichtung ersetzt werden. Wenn ich die Luft tief durch die Nase einsauge, kann ich ihren Duft einatmen, der immer noch schwach in der Luft hängt. Dieses leichte, frische Aroma, das an einen Sommertag erinnert und ausgezeichnet zu Sunday passt.

      Genau wie ihr Name. Sunday. Sie ist wirklich ein Sonnenschein und absolut ehrlich und unbedarft in ihrem Handeln und Denken. Sie hat Klasse, weiß genau, was sie will.

      Und ich weiß es auch. Ich will sie! Noch nie habe ich eine Frau so sehr unter meine Fittiche bringen wollen wie Sunday. Sie hat