Plato

The Trial and Death of Socrates


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den Boden geheftet; zuweilen raffte er sich auf, warf einen Blick auf die Sprechenden, dann versank er in sein voriges Dahinstarren.

      Der Kapitän stand nun auf, und Rosen bei der Hand nehmend, führte er sie seitwärts zu einem Sitze, sie ersuchend, einstweilen Platz zu nehmen.

      In demselben Augenblicke trat der Miko, begleitet von zweien seiner Oconees, ein.

      »Tokeah!« rief der Jüngling, der den Indianer eine Weile stier ansah und dann wieder das Auge zu Boden schlug. »Verdammt, Euer Wigwam«, murmelte er in sich hinein, »hat mich in eine saubere Wäsche gebracht.«

      Der Häuptling sah den Gefangenen eine Weile aufmerksam an und sprach dann: »Tokeah hat es seinem Bruder gesagt, als er von ihm Abschied nahm, daß ihn die Weißen als Späher einfangen würden. Mein Sohn hätte bei den roten Männern bleiben sollen.«

      »Verdammt die weißen und die roten Männer«; murmelte der Brite zwischen den Zähnen. »Wollte, ich wäre lieber in die Hölle geraten, als in Euer Wigwam und unter die v–«

      Der Indianer wurde immer aufmerksamer.

      »Tokeah!« fragte der Kapitän, »ist dieser junge Mensch derselbe, der sich vierzehn Tage bei Euch aufgehalten hat?«

      »Er ist es,« sprach der Indianer, »den eine, die nicht mehr ist, und die weiße Rose in das Wigwam des Miko gebracht haben.«

      »Dem Eure Tochter die Kleidungsstücke gegeben hat, die er auf dem Leibe trägt.«

      Der Indianer nickte.

      »Der aus dem Wigwam entwischt ist, gegen Euern Willen und Euer Wissen?« fragte der Kapitän wieder.

      »Ich glaube, Kapitän,« bemerkte der Zunächstsitzende, »Sie sollten die beiden konfrontieren und nicht dem Indianer die Worte auf die Zunge legen.«

      »Tokeah«, sprach der Häuptling, »hat seinen Mund bereits zweimal geöffnet und seinen weißen Brüdern die Wahrheit gesagt; der Miko schlief, als sein weißer junger Sohn kam, und er war auf der Jagd, als er ging.«

      »Und warum«, so fragte der Milizenoffizier den Gefangenen, »habt Ihr dieses nicht früher gesagt?«

      Dieser gab keine Antwort.

      Der Indianer sah ihn eine Weile verwundert an und sprach dann: »Mein Bruder mag reden; er mag, was Tokeah gesagt hat, mit seiner Zunge bekräftigen; der Miko bindet seine Zunge nicht mehr.«

      Der Gefangene schwieg noch immer. »Der Miko«, fuhr er endlich mürrisch heraus, »weiß, was er zu tun hat, und ich tu, was mir gefällig ist.«

      »Als mein weißer Bruder das Wigwam der Occonees verließ,« sprach der Indianer kopfschüttelnd, »da band ihm Tokeah die Zunge, weil er den Pfad, der zu seinem Wigwam führt, rein halten wollte. Es ist nun nicht mehr, und der Seeräuber hat es verbrannt, Tokeah hat ihm den Rücken gewendet. Mein Bruder mag reden. Mein Sohn muß reden,« fuhr er nach einer abermaligen Pause fort; »die weißen Brüder und der große Vater würden sonst glauben, daß er und die Seinigen auf dem nämlichen Pfade mit den Söhnen des Vaters von Kanada begriffen sind.«

      »Glauben Sie, Kapitän, daß dieses in der Ordnung ist?« bemerkte wieder einer der Beisitzer.

      »Ich glaube, es ist ganz in der Ordnung«; erwiderte dieser. »Wie wir aus dem Protokolle, das vorgestern mit den Indianern aufgenommen wurde, ersehen, so hat dieser dem Gefangenen das Ehrenwort abgenommen, die Lage seines Wigwams an niemanden zu verraten.«

      Der Indianer hatte unterdessen den Gefangenen aufmerksam betrachtet. »Mein Bruder«, sprach er, »ist wie der Büffelstier, der in der Grube gefangen ist. Sein Mut ist im Loche geblieben.« Und mit diesen Worten wandte er sich von ihm.

      »James Hodges,« sprach der Kapitän, »Ihr seid hiermit aufgefordert, Erklärung über Euern Aufenthalt bei den Indianern zu geben. Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, Euch Gerechtigkeit hinsichtlich der Treue widerfahren zu lassen, mit der Ihr Euer, dem Indianer gegebenes Ehrenwort gehalten habt.«

      »Sie haben ihn ja gehört, sowie das Mädchen. Schreiben Sie, was Sie wollen; tun Sie, was Sie wollen.«

      »Ihr meint Miß Rosa, junger Mensch,« verwies ihn der Offizier, »dieselbe junge Dame, die Euch mit Gefahr ihres Lebens aus dem Wigwam entließ?«

      Der Gefangene errötete; einen Augenblick war er betroffen, dann schlug er seine Augen wieder zur Erde.

      »Fahrt nur fort«, bedeutete ihm der Offizier. »Vergeßt jedoch nicht, daß es Eure Angelegenheit nicht verschlimmern wird, wenn Ihr von Personen mit Ehrerbietung sprecht, denen kein Gentleman Achtung versagen wird, und die am wenigsten von Euch Geringschätzung verdient haben.«

      »Ich habe nichts weiter zu sagen«, versetzte der Gefangene mit etwas leiserer Stimme und beschämt, wie es schien. »Brauche Eure Gunst und Gnade nicht«; fügte er mürrisch hinzu.

      »Junger Mensch! Ihr seid irrig, wenn Ihr glaubt, es sei bloß um Euch in dieser Angelegenheit zu tun. Ihr seid es der Ehre Eures Landes, Eurer Mitbürger, der Flotte schuldig, zu der Ihr zu gehören vorgebt, den Verdacht abzuwälzen, der auf Euch lastet.«

      »England und seine Flotte werden ihre Ehre selbst zu rechtfertigen wissen«; sprach der Gefangene, sich stolz aufwerfend. »Scheint, es kitzelt Euch,« fuhr er murmelnd fort, »daß Ihr mit guter Art einen Briten in Eure Klauen gebracht habt, an dem Ihr Euer Mütchen ungestraft kühlen könnt. – Macht, was Ihr wollt.«

      »Es kommt mir vor, mit dem jungen Menschen ist's nicht richtig«; bemerkte einer der Milizoffiziere. »Ich glaube, wir heben einstweilen das Verhör auf.«

      Der Kapitän schien Bedenken zu tragen und wandte sich nochmals an den Gefangenen. »Ihr wollt also nicht Rede stehen?«

      Ein mürrisch trotziges Kopfschütteln war alles, was er zur Antwort erhielt.

      Die Offiziere erhoben sich nun, und der Gefangene wurde abgeführt. Ohne aufzublicken, hatte er sich gewendet und die Stube verlassen. Auch die Indianer wurden freundlich entlassen, und Rosa ward wieder von zwei Offizieren in die Mitte genommen und aus dem Hause begleitet.

      »Das ist ein so dummer, roher Junge,« hob endlich einer der Beisitzer des Verhöres an, »als mir noch je einer in meinem Leben vorgekommen ist.«

      »Nichts Hündischeres, Verstockteres«; versetzte ein zweiter. »Es ist, als ob das böse Gewissen ihn nicht aufschauen ließe.«

      »Ich weiß nicht,« fiel der Kapitän ein, »er benahm sich früher mit vieler Artigkeit und ganz als Gentleman. Ich bin wirklich ganz erstaunt über die Veränderung, die mit ihm vorgegangen.«

      »Ich weiß nichts vom Gentleman, bin auch keiner, sondern ein schlichter Pflanzer,« bemerkte der dem Linienkapitän zunächststehende Hinterwäldler, der im hellgrünen Frack und pompadourroten Beinkleidern einen Kapitän der Opelousasmilizen repräsentierte, »aber so viel sehe ich, daß der junge Mensch einen Trotz hat, wie einer. Er ist ein John Bull, ein wahrer junger Bull, dem der Kitzel benommen ist. Ich hab' ihn mir genau in Opelousas angesehen. Jedes Wort war Hohn, jede Miene ausgelassen, mutwillig; es war des Spottes kein Ende. Wißt Ihr, was ihm den Kitzel benommen hat? Die Geschichte bei Mistreß Blunt. Daß er ein solcher Hasenfuß war und sich so ins Bockshorn jagen ließ, das verzeiht er sich und uns nimmermehr. Glaubt mir's, der Junge gäbe kein gutes Wort um sein Leben und wäre in diesem Augenblicke froh, wenn wir ihn hängten.«

      »Das ist auch meine Meinung«, versetzte ein anderer. »Nehmt John Bull, sowie Ihr ihn hier vor Euch seht, den Hochmutsteufel, und Ihr habt einen Ochsen, und das ist der junge Mensch. Er hat den Kopf verloren und gäb' keinen Levy darum, wenn man ihm auch den Hals nähme. Ich glaub's auch, es wäre ihm lieb, wenn wir ihn hängten.«

      »So hängt ihn«, meinte ein dritter. »Ich, meinerseits, kann nicht sehen, warum wir da mit dem jungen Laffen so viel Federlesens machen. Laßt 'n anrennen, wenn er Lust dazu hat. Den ganzen Tag exerziert und protokolliert. Es ist halb neun. Wollen doch nicht bis Mitternacht sitzen.«

      »Wenn es sein muß, Leutnant Wells,« sprach ein junger Mann, »so wollen wir.