Frank Rehfeld

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009


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dass er sich davonmacht, um der drohenden Strafverfolgung zu entgehen.“

      „Das glaube ich nicht.“

      „Er wirkte auf mich wie jemand, der das Ganze einfach aussitzt und sich am Ende darauf verlässt, dass er hervorragende Beziehungen hat. Und zwar sowohl zur Justiz als auch zur Unterwelt.“

      „Stimmt.“

      „Aber mal angenommen, Gonzales sagt die Wahrheit. Es gab einen Auftraggeber. Wer käme da in Frage?“

      „Jemand, der sich durch das Dream-Team der Drogenabteilung nicht länger abzocken lassen wollte“, zog Milo messerscharf den nahe liegenden Schluss. „Jesse, die Drei haben einen Riesenfisch an der Angel gehabt. Zumindest, wenn man nach McKenzies Kontoauszügen geht!“

      „Was für ein passender Vergleich, wenn man bedenkt, dass Atkins zum Angeln gefahren ist“, gab ich zurück.

      Eine Weile schwiegen wir. Ich hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Ein entscheidendes Detail, das den ganzen Fall auflöste.

      Das Navigationssystem führte uns schließlich ziemlich sicher zu Atkins’ direkt am Ufer des Lake Tappan gelegenen Ferienhauses.

      Es war ziemlich dunkel hier.

      In der Zufahrt standen ein Porsche und der Geländewagen, den wir bei Atkins auf dem Hof gesehen hatten.

      Ich zog meine Waffe.

      Milo folgte aber meinem Beispiel.

      „Erinnerst du dich an die Aussage von Marvin Thorndyke, dem Obdachlosen, der im Lagerhaus bei Fredo’s Fish Bar übernachtete, Milo?“

      „Er wollte gehört haben, wie ein Porsche davonfuhr…“

      „Gonzales war dort, das steht fest. Aber vielleicht auch noch jemand…“

      Das Haus lag zwischen hohen Bäumen. Der Mond stand hell über dem See. Ein Bootssteg ragte etwa zwanzig Meter ins Wasser hinein. Mehrere Boote waren dort befestigt.

      Wir pirschten uns zunächst ans Haus. Alles schien ruhig. Kein Laut war zu hören. Im Haus brannte Licht. Die Tür stand offen.

      Milo stieß sie zur Seite, um sich innen umzusehen. Ich blieb draußen und behielt die Umgebung im Blick. An einem der Boote sah ich einen Schatten sich erheben. Jemand machte sich dort zu schaffen.

      „Es ist niemand im Haus!“, sagte Milo.

      Ich deutete zu den Booten.

      Milo sah es auch. Der Schatten stieg an Land und wollte offenbar die Vertäuung lösen.

      Wir näherten uns. Für den Mann auf dem Steg waren wir lange Zeit in eine Schattenzone unter den großen Bäumen verborgen. Wir hingegen hatten ihn im Licht deutlich sehen können.

      Jetzt bemerkte er uns.

      „Keine Bewegung! FBI!“, rief ich.

      Er griff unter seine Jacke, riss eine Waffe hervor. Ein Schuss krachte und pfiff über uns hinweg. Ich schoss zurück und erwischte ihn an der Schulter. Die Wucht des Geschosses riss ihn nach hinten und ließ ihn auf dem rutschigen Steg der Länge nach zu Boden fliegen.

      „Waffe weg!“, rief ich und stürmte den Steg entlang, die Dienstwaffe dabei im beidhändigen Anschlag.

      Das Mondlicht sorgte dafür, dass man unseren Gegner sehr gut sehen konnte. Er rappelte sich auf, hob noch einmal die Waffe und richtet sie auf mich.

      Sekundenbruchteile blieben mir, um mich zu entscheiden.

      Aber mir war instinktiv klar, dass dieser Mann schießen würde.

      Der Mündungsblitz seiner Waffe leuchtete auf. Ich schoss annähernd im selben Moment. Sein Schuss ging daneben, während meine Kugel ihn in den Oberkörper traf.

      Er hatte mir keine andere Wahl gelassen.

      Ich ging auf den regungslos daliegenden Mann zu.

      Schließlich stand ich zu seinen Füßen. Seine Augen blickten starr in Nichts. Das Mondlicht spiegelte sich in ihnen. Ich senkte die Waffe.

      Milo war mir gefolgt.

      „Das ist der Mann, den wir suchen“, stellte ich fest. „Jemand, der Kampfsport betreibt, wie er uns selbst erzählt hat, und einen Porsche fährt.“

      „Ray Barros!“, stieß Milo hervor.

      „Die Waffe war von Anfang an die richtige Spur.“

      „Er wird sie zwischenzeitlich irgendwo deponiert haben. Wie hätten wir das herausfinden können?“

      Ich deutete auf das Boot, dessen Vertäuung beinahe gelöst worden war. Es handelte sich um ein einfaches Ruderboot, mit dem Angler hinauszufahren pflegten. Besonders nachts, wenn die Fische zur Ruhe kamen und besonders leicht anbissen.

      Ein Mann lag regungslos darin – der Länge nach hingestreckt auf der Seite. Er trug nur eine Badehose. Das Gesicht war nicht zu sehen.

      Milo steckte seine Waffe ein und stieg auf das Boot. Er beugte sich über den Körper und drehte ihn herum.

      „Es ist Atkins“, stellte er fest. „Hier ist ein Tuch mit…“ Milo schnupperte kurz daran. „…Chloroform!“

      Ich atmete tief durch. Atkins sollte also hinaus auf den See geschafft werden und betäubt in den See geworfen werden“, stellte ich fest.

      Milo nickte. „Alles sollte wie ein Badeunfall aussehen.“

      „Ray Barros ist – war! - der Mann fürs Grobe bei Benny Vargas. Wenn Gonzales Aussage stimmt, dann muss Vargas der Auftraggeber sein, Milo!“

      „So hat das sogenannte Dream-Team sich vielleicht mit Vargas eine ganz große Nummer als Opfer Ihrer Erpressungen ausgesucht!“

      „Aber jemand wie Vargas lässt sich das nicht gefallen und schickt seinen Bluthund.“

      „Nur können wir Vargas kaum etwas beweisen, jetzt da ihn sein Bluthund Ray Barros nicht mehr belasten kann!“

      „Warten wir ab, Milo“, sagte ich. „Vielleicht siegt bei Lieutenant Atkins jetzt vielleicht endlich die Vernunft!“

      „Oder der Überlebenswille!“, erwiderte Milo. „Schließlich muss Atkins doch klar sein, dass Vargas sofort einen weiteren Killer auf ihn ansetzen wird – schon um die eigene Haut zu retten.“

      42

      Wir schafften den bewusstlosen Atkins zurück ins Haus und meldeten uns im Field Office. Dabei erfuhren wir, dass Harry Gonzales inzwischen ausgesagt hatte.

      Seine Aussage bestätigte das, was wir bereits vermuteten. Mr McKee beorderte unsere Spurensicherer Sam Folder und Mell Horster an den Lake Tappan. Außerdem wurde die zuständige Gerichtsmedizin des County alarmiert, um Ray Barros’ Leiche zu bergen, sowie ein Arzt, der sich um Tom Atkins kümmern sollte.

      Wir hatten Atkins in sein Bett gelegt und bemühten uns darum, ihn aufzuwecken. Aber erst, als bereits der Gerichtsmediziner eintraf, erwachte er aus seiner Betäubung. Er wirkte verstört und wunderte sich darüber, dass er unter der Decke nur eine Badehose trug.

      Wir erklären ihm, was geschehen war. Er nahm es ruhig zur Kenntnis.

      „Sie wissen, dass Vargas bei nächster Gelegenheit einen anderen Killer schicken wird“, versuchte ich ihm klarzumachen. „Wir haben die Aussage eines Junkies und Ex-Mitgliedes der Matadores, den Sie, McKenzie und O’Rourke zu Spitzeldiensten gegen Vargas gepresst haben. Aber es ist zweifelhaft, ob dass reichen wird, um ihn festzunageln. Er wird davonkommen, Lieutenant Atkins. Und er wird sich in aller Ruhe einen Profi anheuern können, der Sie umbringt.“

      „Es ist Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen“, ergänzte Milo. „Ein Verfahren kommt ohnehin auf Sie zu und Ihr Dienst in der