sagte er. „Das Spiel ist aus.“
„Es freut mich, dass Sie realistisch genug sind, das zu erkennen. Dann helfen Sie uns, Vargas vor den Richter zu stellen.“
„Das ist nicht so einfach, Agent Trevellian. Vargas ist paranoid. Er hat mindestens ein halbes Dutzend Wohnungen unter den Namen von Strohmännern gekauft, wo er sich notfalls verkriechen kann, wenn mal ein Haftbefehl auf seinen Namen ausgestellt werden sollte. Er schläft alle paar Nächte woanders. Manchmal jettet er einfach nach Miami oder Los Angeles, wo er auch Residenzen besitzt.“
„Dann muss man ihn eben aus seinem Versteck locken“, erwiderte ich. „Wie sind Sie mit Vargas in Kontakt getreten – um ihn zu erpressen?“
„Wir haben uns in einer konspirativen Wohnung getroffen. Er kam natürlich nie persönlich. Wir hatten einen Mittelsmann.“
„Harry Gonzales?“
„Ja. Die Wohnung liegt in East New York, Brooklyn.“
„Davon hat Gonzales uns noch gar nichts erzählt“, ergänzte Milo. „Seiner Darstellung nach hat Ihr ehrenwertes Polizisten-Trio ihn gnadenlos fallengelassen, nachdem die Verhaftung der ‚Matadores’ über die Bühne gegangen war.“
„Haben wir auch. Er hat das nervlich nicht durchgestanden und ist zum Junkie geworden.“
„Wundert Sie das – nach dem, was mit seiner Schwester und seinen Eltern geschehen ist?“
„Vargas muss gewusst haben, dass Harry Gonzales unser Informant war. Er hat ihn umgedreht und zu seinem Geschöpf gemacht, indem er ihn mit Heroin versorgte. Gonzales hätte alles für Vargas getan. Wir hatten Beweise gegen Vargas gesammelt und sie gegen eine gewisse Gebühr zurückgehalten.“
„Wo sind diese Beweise? In O’Rourkes Wohnung?“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Wir haben Christine Vistano dort kurz nach O’Rourkes Ermordung angetroffen! Sie hatte das Polizeisiegel gebrochen.“
„Brian war wohl leider zu hormongesteuert, um zu merken, dass diese Christine es von Anfang an nur auf eines abgesehen hatte: Den Schlüssel zu dem Schließfach in dem sich die Videomitschnitte einiger Großdeals befinden, an denen Vargas beteiligt war.“
„Einen Schlüssel hätte sie herausschmuggeln können“, meinte Milo. „Ihr Schlüsselbund wurde nicht überprüft. Warum auch?“
„Haben Sie auch einen Schlüssel?“, fragte ich.
Atkins nickte. „Ja, aber dort ist nichts mehr!“
„Wie wollen Sie das wissen?“
„McKenzie rief mich sofort nach O’Rourkes Tod in Quantico an. Er hatte das bereits überprüft, war aber wohl zu spät. Christine Vistano hat ganze Arbeit geleistet.“
„Ein fast perfekter Plan, an dessen Ende Vargas Sie und Ihr beiden ermordeten Kollegen losgeworden wäre!“
„Sie sagten, ich soll Ihnen helfen…“, murmelte Atkins. „Wie sähe das aus?“
„Mein Plan ist nicht ganz risikolos“, gestand ich. „Aber wenn Vargas jetzt davonkommt, sind Sie früher oder später ein toter Mann.“
„Ich weiß“, nickte er.
43
Gegen Mittag des nächsten Tages bereiteten wir im Field Office alles vor, um Vargas eine Falle zu stellen. Wir waren dabei sowohl auf die Mithilfe von Harry Gonzales, als auch auf die Unterstützung von Lieutenant Atkins angewiesen. Beide ließen sich das natürlich durch ein Entgegenkommen der Staatsanwaltschaft honorieren.
Wenn dadurch jemand wie Vargas aus dem Verkehr gezogen wurde, konnte man das allerdings rechtfertigen.
Gonzales schlug vor, dass er Vargas auf seinem speziellen Prepaid Handy kontaktierte, um ihm zu berichten, dass der Anschlag auf Atkins fehlgeschlagen war und Atkins sich jetzt mit Vargas persönlich treffen wollte, um die Sache zu bereinigen.
Als Treffpunkt wurde die konspirative Wohnung in East New York, Brooklyn vorgeschlagen.
Vargas ging darauf ein.
Es blieb ihm auch keine andere Wahl.
Das Treffen wurde für den späten Nachmittag verabredet und dabei waren wir auf die Hilfe von Tom Atkins angewiesen.
44
Wir fuhren mit einem Dutzend Agenten nach East New York. Die Wohnung lag in einem Wohnblock, der eher zur unteren Kategorie gehörte. Es gab keine Sicherheitsvorkehrungen. Weder Kameras noch private Security Guards sorgten für den Schutz vor Kriminellen. Die Hälfte der Wohnungen des zwölfstöckigen Gebäudes standen leer.
Für uns war das ein Vorteil. Das Treffen zwischen Atkins und Vargas musste eingehend dokumentiert werden. Minikameras und Mikrofone mussten in der Wohnung installiert und über Kontrollmonitore in einer leer stehenden Nachbarwohnung aus überwacht werden.
Wir warteten dort auf unseren Einsatz. Schließlich mussten wir unter Umständen sehr schnell eingreifen, wenn Atkins in Gefahr geriet.
Vargas war pünktlich. Zusammen mit einem Gefolge von vier Mann tauchte er auf. Einer wurde abgestellt, um den Eingang zu sichern, die anderen betraten mit ihm zusammen die Wohnung. Sie durchsuchten zunächst einmal alles, fanden aber nichts Verdächtiges.
Einer durchsuchte Atkins nach Waffen und Mikrofonen. Aber letztere waren nicht an seinem Körper installiert.
„Sie sehen, dass ich davongekommen bin, Mister Vargas“, sagte Atkins. „Ich hoffe, Harry hat Ihnen die Dringlichkeit der Sache klar gemacht.“
„Das hat er. Keine Sorge“, knurrte Vargas zwischen den Zähnen hindurch. Er steckte sich eine Zigarre in den Mund. „Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie wollen das Geschäft, das Sie bisher mit Ihren Kollegen O’Rourke und McKenzie durchgezogen haben, jetzt im Alleingang weiter betreiben wollen?“
Er hob die Augenbrauen. „Warum nicht? Was wollen Sie dagegen tun? Noch einmal versuchen mich umbringen zu lassen?“
„Sie sind ein Narr, Atkins! Die Beweismittel sind längst in meiner Hand.“
„Meinen Sie die Aufzeichnungen, die Christine Vistano gestohlen hat? Es gibt Kopien. Und zusätzlich kommen jetzt noch die Morde an meinen Kollegen hinzu. Und das nehme ich persönlich!“
„Seien Sie froh, dass Sie noch am Leben sind!“, zischte Vargas.
„Warum haben Sie sich nicht mit uns an den Tisch gesetzt, wenn Sie der Meinung waren, dass unsere Provision zu hoch ist?“, fragte Atkins. „Warum mussten Sie einen Killer wie Ray Barros auf uns ansetzen?“
„Weil ich keine Lust mehr hatte, solche Blutsauger weiter mit dem zu ernähren, was ich mit meiner Hände Arbeit erwirtschaftet habe!“ Vargas schnipste mit den Fingern. „Nehmt ihn mit und macht mit ihm eine Spazierfahrt. Es gibt sicherlich irgendwo im Umland New Yorks einen Tümpel oder eine Müllhalde, wo man diese erbärmliche Witzfigur eines Cops leicht verschwinden lassen kann…“
In diesem Augenblick kam das Signal zum Zugriff.
Diesmal war es Agent Fred LaRocca, der es gab, da diese Aktion unter seiner Einsatzleitung stand.
Wir stürmten aus unseren Verstecken, traten die Tür ein und waren wenig später im Inneren der Wohnung.
Die Bodyguards ergaben sich sofort.
Vargas wirkte im ersten Moment orientierungslos.
„Mister Vargas! Sie sind verhaftet“, stellte Milo fest. „Wegen Verabredung zum Mord in mindestens zwei Fällen sowie einem Versuch.“ Milo klärte ihn anschließend über seine Rechte auf, aber Vargas hörte gar nicht zu.
„Wer