Ernst-Peter Ruewald

Das Klima-Paradigma


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als Protest gegen die von der damaligen Großen Koalition geplanten Notstandsgesetze, unter denen Mißbrauch und Beschneidung demokratischer Bürgerrechte befürchtet wurden. Im Gegensatz dazu haben die Menschen nun quasi für Notstandsgesetze demonstriert, indem sie drastische Maßnahmen der Regierenden gegen einen angeblichen Klimanotstand einfordern, ohne sich bewußt zu machen, daß solche Maßnahmen tatsächlich drastische Eingriffe in das Leben der Einzelnen nach sich ziehen und daß "Kipp-Punkte" (weniger des Klimas als) bürgerlicher Grundrechte zur Disposition stehen.1

      Zur nüchternen Beurteilung haben sich aus meiner Sicht drei Kriterien bewährt:

      1. "die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden" (Karl Marx);

      2. wird das Prinzip "audiatur et altera pars" (es soll auch die andere Seite gehört werden) gröblich verletzt?; und

      3. "cui bono?" (wer profitiert davon?).

      Dazu kommen selbstverständlich noch weitere Kriterien.

      Um einem Mißverständnis vorzubeugen: angesichts dessen daß sich der Mensch zu der zerstörerischsten und ressourcenausbeuterischsten Raubspezies 2 entwickelt hat, oder wie sich der Biologe und Ökologe E. O. Wilson ausdrückte [0c],S.341 : «Wir befinden uns inmitten eines der größten Massensterben der Erdgeschichte« [0d],[0p], halte ich ökologischen Umweltschutz und Naturschutz 3, in umfassender Weise verstanden und angewandt 4, für unabdingbar und im bisher praktizierten Umfang unzureichend. Der Mensch ist dabei, seine eigenen Lebensgrundlagen auszulöschen.

      Aber was hat der „Klimaschutz“ damit zu tun? Dieser Frage soll im folgenden unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien nachgegangen werden.

      Ob es eine Klimakrise gibt, soll an dieser Stelle noch offen bleiben. Aber wenn es eine Klimakrise gibt, dann zumindest sowohl als eine Krise des geistigen Klimas, wo die Diffamierung Andersdenkender inzwischen zum allgemein üblichen Ton gehört, als auch als Krise der Klimawissenschaft selbst, die in einer Endlosschleife von Selbstaffirmation (des vorherrschenden Klimaparadigmas, wie ich es nenne) festgefahren ist. Wissenschaftlicher Fortschritt, das zeigt die Geschichte immer wieder, erfordert aber die Orthodoxie durchbrechende Ideen durch Paradigmenwechsel.

      Die Bezeichnung Klimaparadigma habe ich, das modische Wort "Klima-Narrativ" vermeidend, in Anlehnung an den Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn gewählt, der Paradigma im soziologischen Sinn [0g] S.186 als "die ganze Konstellation von Meinungen, Werten, Methoden usw., die von den Mitgliedern einer gegebenen Gemeinschaft geteilt werden", definiert.

      Den etablierten Klimawissenschaftlern ist dringend zu raten, von ihrem Verdrängungs- und Diffamierungsmodus endlich in den wissenschaftsethischen offenen Diskursmodus zurückzufinden, wo ganz selbstverständlich der Grundsatz "audiatur et altera pars" kultiviert wird. Im Sinne des Wissenschaftsphilosophen Karl Popper, Vater des Falsifikationsprinzips, ist kennzeichnend für den wissenschaftlichen Fortschritt die Abfolge von "Vermutungen und Widerlegungen" (sein bekannter Buchtitel). Wenn mit der vorliegenden Schrift ein Anstoß zur Rückbesinnung auf genuin wissenschaftsethische Grundsätze in der Klimawissenschaft gelungen sein sollte, dann wäre die vorliegende Arbeit nicht vergebens gewesen.

      1 solche drastischen Eingriffe wurden in der Corona-Krise 2020 Realität

      2 nicht zu übersehen, daß er - allerdings weit weniger - auch Heger ist

      3 «Für alle die, die terminologische Haarspaltereinen lieben, ist das alltägliche Durcheinander der Begriffe Natur, Umwelt, Ökologie ein einziger Skandal …» (Joachim Radkau, Die Ära der Ökologie, S.24; siehe [x18a] )

      4 ein schlechtes Beispiel dafür, daß Natur- und Umweltschutz nicht im Widerspruch zueinander agieren sollten, im Zusammenhang mit den Buschbränden 2019/2020 in Australien: es wurden Schutzmaßnahmen, die anläßlich ebenfalls katastrophaler Brände bereits in den 1930er Jahren beschlossen worden waren – z.B. prophylaktisch Schneisen in Wälder und Buschwerk zu schlagen, um Ausbreitungsüberschläge zu vermeiden – seit Jahren von den Naturschützern als "Eingriffe in die Natur" abgelehnt. 1974/75 sollen schon 450.000 qkm, das ist größer als Deutschland, abgebrannt sein. (siehe [51] – [54] )

      Übersicht

      Es besteht fast ausnahmslose Einigkeit unter Politikern, in den Medien und angeblich auch unter den Wissenschaftlern, daß wir vor einer "Klimakatastrophe" stehen.

      Ist aber diese Behauptung tatsächlich wissenschaftlich so abgesichert, wie behauptet wird?

      Inwieweit tatsächlich ein allgemeiner Konsens vorliegt und nicht vielmehr schwerwiegende Gegenargumente kontrovers zu diskutieren sind, ist Gegenstand von Kapitel 1. [1], [6a]-[6p4]

      Im Kapitel 2 zusammengefaßt und z.T. ausführlicher im Anhang A2 werden eine Reihe von Argumenten entgegengehalten, die die absolute Gültigkeit des kritikresistenten Klimaparadigmas in Frage stellen:

      – CO2 ist kein Gift, sondern Grundvoraussetzung unserer Lebenswelt und wachstumsfördernd;

      – es gibt Anhaltspunkte dafür, daß die CO2-Klimasensitivität deutlich geringer sein könnte, als die Klimamodelle annehmen;

      – da es sich um nichtlineare und chaotische physikalische Prozesse handelt, sind die Klimamodelle grundsätzlich nicht in der Lage, zukünftige Klimaentwicklungen zuverlässig vorherzusagen; dies spiegelt sich auch in bisherigen eklatanten Fehlprognosen wieder;

      – die jahrzehntelangen Wetteraufzeichnungen geben, im Gegensatz zu ständigen selektierten Pressemeldungen, weltweit keinen Hinweis auf zunehmende Extremwetterereignisse; etc.

      – die Einengung des Betrachtungszeitraums auf ab Ende des 19. Jahrhunderts führt zu dem Anschein einer beunruhigenden CO2-bedingten Klimaerwärmung und deren Folgen; die Erweiterung des Betrachtungshorizonts auf kultur- und erdgeschichtliche Zeiträume zeigt aber, daß es natürliche Phasen mit ähnlichen und höheren Temperaturen und auch mit höheren CO2-Konzentrationen ohne dramatische Folgen gegeben hat;

      – auch gegen die angebliche Einmaligkeit der Schnelligkeit des Temperaturanstiegs im 20. Jahrhundert gibt es Einwände;

      – sehr langfristig ist mit einer neuen Eiszeit zu rechnen; es gibt Hinweise für eine kurz- bis mittelfristige Abkühlung statt Erwärmung – wie dem auch sei: jedenfalls waren in der Menschheitsgeschichte Warmzeiten stets Zeiten kultureller Blüte, Kaltzeiten jedoch Krisenzeiten mit Hungersnöten.

      Das heißt aber nicht, daß Entwarnung angebracht wäre und wir uns mit Nichtstun entspannt zurücklehnen dürften. Im Gegenteil: die Lage unserer Welt ist nach wie vor alarmierend, aber– so behaupte ich – nicht primär wegen des Klimas.

      Im Anhang C wird gezeigt, daß das Klimaparadigma keiner der für wissenschaftliche Theorien wesentlichen wissenschaftstheoretischen Kriterien in Strenge zu genügen scheint: Konsistenz, Nichtzirkularität, Validierbarkeit, Prognosefähigkeit, Ergebnisoffenheit. Sogar von Vertretern des Klimaparadigmas wird eingeräumt, daß es sich nicht mehr um "normale", sondern um "post-normale Wissenschaft" handelt [7].

      Es entspricht vielmehr einem religionsähnlichen totalitären Dogma: Skeptiker bzw. Kritiker, die es sachlich begründet relativieren, werden als "Klima-Leugner" diffamiert und marginalisiert (Kapitel 2).

      Im Kapitel 3 wird zu erklären versucht, mit welchen psychologischen und strategischen Mitteln die breite Akzeptanz des Klimaparadigmas durchgesetzt wird:

      Framing, "Astroturfing", Angsterzeugung [15], selektive und manipulierte Information, instrumenteller Moralismus, weitgehende Gleichschaltung der führenden Medienvertreter. Hinzu kommt, daß eine gewisse gutverdienende Bevölkerungsschicht zur Gewissensentlastung wegen der Diskrepanz zwischen ihrem Lebensstil und ihren moralischen Idealen bevorzugt Grün wählt.

      Im Kapitel 4 [17a]-[25e] wird versucht, die politischen Hintergründe zu analysieren: u.a. die Klimapolitik verspricht eine neue Epoche des