Sandra Goldoni

Kates Abenteuer in Portici


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Ordnung«, sagte Hurley. »Ihr könnt eure Sachen erst mal auspacken und euch in Ruhe umsehen. Wenn was fehlt, lasst es mich wissen! Aber jetzt muss ich los. Kate, Will, kommt ihr mit? Wir müssen doch noch in die Stadt, zum Pfarrer.«

      »Ach ja«, sagte Kate, die durch Toms Anwesenheit gar nicht mehr daran gedacht hatte.

      »Wir kommen in fünf Minuten nach«, antwortete ihm Will. »Ich muss nur noch kurz was mit Jack besprechen.«

      »Dann beeile dich. Ich erwarte euch mit Sharon vorne im Garten.« Er wandte sich von ihnen ab und lief zu dem Gutshaus seiner Großmutter zurück.

      »Was ist los, Will?«, fragte Jack. »Gibt’s Probleme?«

      »Ich glaube schon. Rooie hat für jemanden, den er kaum kennt heiße Ware mit hier hergebracht. Jon hat die Tasche bei sich in der Wohnung. Es sind Lederjacken. Allerdings wurden im Innenfutter haufenweise Juwelen und Geldscheine eingenäht.«

      »Wow«, machte Tom.

      »Er ist jung und noch etwas naiv«, erklärte ihm Will, dann wandte er sich wieder Jack zu. »Rooie sollte die Leute, denen er die Tasche geben soll, heute anrufen, damit sie hier herkommen und sich die Sachen abholen können. Ich dachte, wir schnappen uns die Kerle, sowie sie hier aufkreuzen?«

      Im selben Moment bebte der Boden unter ihren Füßen.

      Es war ein so heftiges Beben, dass Kate das Gleichgewicht verlor und gegen Will stieß.

      »Entschuldige«, keuchte sie erschrocken.

      »Was ist denn hier los?«, brummte Jack. Nachdem das Beben vorbei war, keuchte er erleichtert. »Kam das schon öfter vor?«

      »Kate meint, es hätte letzte Nacht schon einmal gewackelt.«

      »Aber nicht so heftig, Will«, japste sie.

      »Wir müssen zu Hurley«, erinnerte Will sie. »Er wartet auf uns. Was sollen wir wegen dieser wertvoll bestückten Jacken unternehmen, Jack?«

      »Wo ist Jon?«, wollte Jack wissen. »Wir brauchen die Tasche, wenn wir die Kerle anrufen wollen. Ich erledige das mit Jon, während ihr beim Pfarrer seid. Mit ein bisschen Glück, sitzen die, bis ihr zurück seid, hinter schwedischen Gardinen.«

      »Das dachte ich mir«, sagte Will. »Warte, ich sehe kurz nach, ob Jon wach ist.«

      »Ach«, machte Kate. Mit großen Augen sah sie Tom an. »Du hast dich kaum verändert. Nur, dass du keinen Bart mehr trägst.«

      »Ja. Der hat meiner Freundin nicht gefallen«, antwortete er ihr.

      »Du hast eine Freundin? Wieso hast du sie nicht mitgebracht?«

      »Sie hat so schnell nicht freibekommen. Vicky arbeitet im Hotelfach, da ist zu dieser Jahreszeit die Hölle los.«

      »Schade«, meinte Kate. »Hoffentlich lernen wir sie irgendwann einmal kennen?«

      In diesem Moment kam Will, in Begleitung von Jon, zu ihnen zurück.

      Jon hatte Rooies große Reisetasche dabei.

      »Guten Morgen, Jack. Hallo Tom, schön dich zu sehen.«

      »Hey Jon«, entgegnete ihm Tom, dann deutete er auf sein, am Körper klebendes Hemd. »Wenn ihr nichts dagegen habt, …, es ist ganz schön warm hier. Ich gehe schon mal rein, mach mich etwas frisch und ziehe mich kurz um. Ist das in Ordnung?«

      »Kein Problem, Tom«, antwortete ihm Jack. »Ich komme gleich nach. Das hier, wird nicht lange dauern.«

      Nachdem Tom in der Wohneinheit verschwunden war, wandte sich Will noch rasch Jon zu. »Hast du die Rufnummer, die Rooie dir gegeben hat?«

      »Ja.« Er zog den Reißverschluss der Tasche auf und holte das kleine Blatt Papier daraus hervor. »Hier.«

      Will sah von der Notiz zu Jack.

      »Gut, dann erledigt das. Wir müssen los.« Er nahm Kate an seine Hand und lief mit ihr nach vorne zu Hurley und Sharon.

      »Wieso macht Rooie nur so etwas Dummes?«, fragte sich Jack. Jon gab ihm den Zettel in die Hand.

      »Er meint, er hätte die Tasche von einem Italiener bekommen, der bei ihm im gleichen Fitnessstudio trainiert. Die Jacken sollen für seine Familie bestimmt sein. Mir ist gleich aufgefallen, dass da was nicht stimmen kann. Lederjacken werden doch eher in Italien gekauft, als in England.«

      »Stimmt«, murmelte Jack und zog sein Handy hervor.

      »Wie willst du vorgehen?«

      »Ich rufe die Kerle einfach in Rooies Namen an, sage ihnen, dass sie hier herkommen sollen und gebe ihnen die Tasche.«

      Jon sah ihn entsetzt an.

      »Und dann?«

      »Dann rufst du die Polizei. Ich halte die Kerle so lange fest.«

      »Aber wie?«

      »Wir geben ihnen nur die Jacken. Ohne Inhalt. Wenn die ihr Geld und ihre Klunker haben wollen, werden sie bestimmt nicht einfach so verschwinden.« Jack bückte sich, nahm sich die Jacke, die Will aufgerissen hatte und pfiff durch seine Zähne. »Nicht schlecht. Das sind Rubine und Smaragde. Wie die wohl da dran gekommen sind?«

      »Keine Ahnung. Das stammt vielleicht von einem Überfall auf ein Juweliergeschäft? Also ich rufe die Polizei, sowie diese Typen hier herkommen, oder wie?«

      »Ja, aber wir bestellen sie nicht direkt zu diesem Grundstück.« Er sah sich auf dem endlosen Gelände noch einmal um. »Da drüben wäre doch ein geeigneter Platz.« Er deutete auf eine eingezäunte Weide, die sich neben der Straße befand, die zu Auroras Anwesen führte »Von hieraus könntest du sie gut beobachten. Ich erwarte sie da drüben auf der Koppel. Sowie sie mit ihrem Fahrzeug die Straße hochfahren, rufst du die Polizei an und sagst ihnen, dass sie hier herkommen sollen. Mehr nicht. Den Rest mache ich dann schon.«

      »Klingt einfach«, meinte Tom, der bekleidet mit einem weißen Trägertop und bunter kurzer Bermudahose wieder zu ihnen herausgekommen war.

      »Die anderen sollten davon besser nichts mitbekommen«, schlug ihnen Jon vor. »Immerhin sind wir hier, weil sich zwei Brautpaare das Jawort geben wollen.«

      Etienne kam soeben aus seiner Wohnung heraus.

      »Guten Morgen«, rief ihm Jack zu.

      »Schön disch zu se’en, Jack.« Er kam auf sie zu. »Isch ’abe gar nischt mitbekommen, wann du ’ier eingetroffen bist?«

      »Gerade eben. Ich habe noch nicht einmal meine Sachen ausgepackt.«

      Etiennes Blick fiel auf die Reisetasche, die vor Jacks Füßen stand.

      »Du ’ast nur Jacken dabei?«, wunderte er sich.

      »Das ist doch die Tasche, die Rooie dabei hatte«, erklärte ihm Jon.

      In diesem Moment kamen auch Rooie und Mo aus ihrer Ferienwohnung.

      »Jack!«, freute sich Mo, als sie ihn sah.

      Rooie verstummte sofort.

      Entsetzt starrte er auf seine Tasche.

      »Guten Morgen«, entgegnete ihnen Jack. »Darf ich euch Tom vorstellen?« Er deutete auf seinen Freund. »Wir, das heißt Kate, Will und ich, kennen ihn von einem äußerst interessanten Venezuela Aufenthalt.«

      »Klingt spannend«, meinte Etienne, wobei er Tom seine Hand reichte. »Schön disch kennensulernen.«

      Auch Mo begrüßte ihn, doch Rooie nickte ihm nur kurz zu, dann meinte er: »Die haben dir schon von den Jacken erzählt, oder?«

      »Ja«, brummte Jack. »Aber wir wissen, was wir zu tun haben. Lass das unsere Sache sein. Denk nicht weiter darüber nach, aber versprich mir, dass du so etwas nicht noch einmal machst.« Rooie ließ seine Schultern hängen und nickte stumm. »In Ordnung«, sagte Jack, er legte den Zettel mit der Telefonnummer zurück in die Reisetasche und verschwand mit ihr in seiner