Sandra Goldoni

Kates Abenteuer in Portici


Скачать книгу

Tisch. Sie unterhielten sich angeregt miteinander.

      Kate sah sich noch einmal um.

      Hinter der Mauer, in der noch immer das Feuer prasselte, standen etwa zehn Meter entfernt mehrere Olivenbäume, zwischen denen Jojo und Derek miteinander Fangen spielten.

      »Ah, da seid ihr ja«, rief Aurora. »Nehmt doch Platz. Wir haben euch schon erwartet.«

      Kate nahm mit Will neben Hurley und Sharon Platz.

      Als Mo und Rooie sich ihnen gegenüber setzten, tauchten auch Allen und Despina bei ihnen auf.

      »Ich hoffe«, sagte Despina, wobei sie mit ihrem Mann neben Rooie Platz nahm, »dass unsere Kinder nicht zu laut sind. Wenn die beiden Sie stören, dann geben Sie uns bitte Bescheid.«

      Aurora schüttelte ihren Kopf.

      »Aber nein. Kinder müssen spielen. Das ist wichtig. Lassen Sie die beiden ruhig herumtoben. Hier haben sie Platz und stören mich ganz sicher nicht.«

      Kate wandte sich kurz an Sharon und deutete sachte auf den fremden Mann, der sich angeregt mit Etienne unterhielt.

      »Wer ist das denn?«, hauchte sie.

      »Das ist Hurleys Onkel, Riccardo. Er ist der Bruder von Hurleys verstorbener Mutter.«

      »Und was ist mit deiner Familie, Sharon? Ist sie auch hier?«

      »Ja. Meine Eltern und meine Schwester. Sie wohnen unten in Neapel. Mein Vater wollte am Meer sein, weil er es liebt, morgens eine großzügige Runde zu schwimmen. Sie kommen selbstverständlich zu unserer Trauung in die Kirche, doch zuvor wollten sie sich noch etwas die Gegend ansehen. Sie sind richtig neugierig geworden, nachdem sie sich mit Riccardo unterhalten haben.«

      »Ach und weshalb?«, wollte Kate wissen. Sie sah neugierig zu Hurleys Onkel hinüber. Riccardo war gut beieinander. Fünfzehn Kilo weniger, würden ihm nicht schaden, dachte sich Kate. Er hatte dunkelbraune kurze Haare, ein markantes Kinn und um den Hals hatte er eine breite goldene Kette, mit einem großen funkelnden Kreuz hängen. Kates Blick fiel auf seine Finger, an denen er mehrere breite Goldringe trug. »Was sehen sich deine Eltern denn an?«, wollte Kate wissen.

      »Na hör mal«, mischte sich Rooie ein. »Neapel ist mit Sicherheit sehenswert. Da werden wir uns auch noch mal umsehen oder, Mo?«

      Mo grinste breit.

      »Klar. Immerhin sind wir mindestens drei Tage hier und Neapel soll fast eine Million Einwohner haben.«

      Hurley räusperte sich kurz, dann wandte er sich an Kate.

      »Sharons Eltern sehen sich aber nicht Neapel an«, erklärte er ihr. »Mein Onkel ist Geologe. Er überwacht die Phlegräischen Felder.«

      »Was bewacht er?«, hakte Kate nach.

      »Die Phlegräischen Felder«, wiederholte Hurley. Als er Kates fragendes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Diese Felder sind sehr bekannt. Touristen aus aller Welt kommen extra hierher, um sie sich anzusehen.«

      »Aber was ist das denn?«, wollte Kate wissen.

      »Diese Felder liegen gleich gegenüber von Neapel auf einer Landzunge.«

      »Dort raucht der Boden«, mischte sich Sharon kichernd ein. »Es dampft und zischt-«

      »Was?«, japste Kate. »Ihr wollt uns doch nur was vorgaukeln.« In diesem Moment brachten mehrere Dienstboten lecker duftende, frisch gebackene Kuchen und Kannen mit Kaffee zu ihnen.

      Kate fiel auf, dass inzwischen auch Granny, Jojo und Derek bei ihnen am Tisch saßen.

      »Oh«, machten plötzlich alle und als Kate wieder auf die Mitte des Tisches sah, stellte ein Diener gerade eine große Torte vor ihnen ab.

      Aurora winkte Jon zu, der nun auch noch über die Wiese auf sie zugelaufen kam.

      »Ich habe dich schon vermisst, mein Junge«, rief sie.

      »Dabei habe ich mich beim Auspacken wirklich beeilt«, sagte er grinsend.

      Nachdem auch er am Tisch Platz genommen hatte, stand Aurora auf, blickte strahlend in die Runde und sagte: »Ich wünsche euch allen einen angenehmen Aufenthalt, hier auf Corte Campioli. Sollte euch etwas fehlen, könnt ihr mir oder auch dem Personal Bescheid geben, damit sie es für euch besorgen können. Die kirchliche Trauung findet, wie ihr sicher wisst, am Sonntag um zehn Uhr statt.« Jetzt sah sie zu Will und Kate. »Ihr könnt euch die Kirche morgen ansehen. Der Pfarrer möchte eh noch ein paar Worte an euch richten, bevor die Trauung stattfindet.«

      »Sehr gerne«, antwortete ihr Will. »Ich hoffe, er spricht Englisch.«

      Aurora winkte ab.

      »Das ist kein Problem. Hurley und Sharon werden mitkommen. Sie müssen auch noch mit dem Pfarrer reden.«

      »Ich kann Italienisch, keine Bange«, murmelte Hurley ihm zu. Aurora wandte sich jetzt wieder den restlichen Gästen zu.

      »Nach eurem Flug habt ihr sicher Hunger. Langt kräftig zu und lasst es euch schmecken«, rief sie, dann nahm auch sie wieder Platz und wandte sich an Hurley. »Riccardo hat es zurzeit schwer. Er hat große Bedenken. Er meint, so schlimm wäre es noch nie gewesen.«

      »Ach was, das hat er schon öfter gesagt«, antwortete ihr Hurley, wobei er seiner Großmutter ein Stück Torte auf den Teller gab. »Denk doch mal zurück! Wie oft wurden schon zigtausende Menschen evakuiert, ohne, dass irgendetwas passiert ist?«

      Kate und Will sahen sich schulterzuckend an.

      »Aber was ist denn los?«, fragte Kate.

      »Bei dem Thema waren wir gerade stehengeblieben«, sagte Hurley. »Diese Felder, die mein Onkel beobachtet und die sich Sharons Eltern ansehen möchten, brodeln. Es sind graue, schlickige Tümpel die unaufhörlich blubbern. Warme Rauchsäulen steigen dort aus dem Boden auf. Es riecht fürchterlich nach faulen Eiern, weil der Wasserdampf mit Schwefel und zahlreichen anderen Gasen versetzt ist.«

      »Oh je«, machte Kate. »Das hört sich aber gar nicht gut an.«

      Rasch sah sie zu Riccardo, der sich immer noch angeregt mit Etienne unterhielt. Auch Jon saß bei ihnen und hörte aufmerksam zu.

      Mo interessierte sich ebenfalls für das Thema.

      »Ich dachte, so verhält sich ein Vulkan, bevor er ausbricht?«, japste sie. »Dieser Vesuv, der wird doch hoffentlich Ruhe halten, solange wir hier sind?«

      Rooie sah mit geweiteten Augen zu Hurley.

      »Aber da gibt es doch immer erst ein paar Anzeichen, bevor so ein Vulkan ausbricht, oder? Mehrere Erdbeben und so was?«

      »Ihr könnt euch beruhigen«, meinte Hurley, doch seine Großmutter wusste es besser.

      »In Pisciarelli, auf dem Weg von Neapel in die Küstenstadt Pozzuoli, könnt ihr sehen, dass hier etwas Gigantisches, in den Tiefen der Erde schlummert. Anders als der Classico Vesuvio-«

      »Sie meint den Vesuv«, unterbrach Hurley seine Großmutter. Aurora nickte ihm lächelnd zu. »Genau.« Sie deutete über Neapel hinweg, auf eine flache Landzunge. »Ihr könnt die Felder von hieraus sehen. Anders als beim Vesuv, sind diese Felder ständig in Bewegung. Das Gebiet, auf dem sie sich befinden, ist ziemlich flach und wirkt alles andere als gefährlich.«

      »Aha«, machte eine Männerstimme hinter Kate. Sie wandte sich zu ihm um und erkannte Riccardo. »Ihr seid beim Thema«, sagte er, streckte Kate seine Hand entgegen und meinte: »Ich wollte nur mal das andere Brautpaar kennenlernen. Ich bin Riccardo, Hurleys Onkel.«

      »Wir haben schon von Ihnen gehört. Mein Name ist Kate Granger und das hier«, sie deutete auf ihren Mann, »ist Will Easton.«

      Sharon runzelte die Stirn.

      »Hast du deinen Namen etwas behalten?«, wunderte sie sich.

      »Nein«, murmelte Kate verlegen. Sie wandte sich noch einmal an Riccardo. »Mein Name ist inzwischen Kate Easton, aber es wäre einfacher, wenn