Jan Gardemann

Romantic Thriller Trio #9 - Drei Romane


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einer adligen Dame geschmückt hatten.

      In einer Ecke stand sogar e in Kanapee. Ich war fest entschlossen, es von Mechthild als Bett herrichten zu lassen und die folgenden Nächte in meinem Zimmer zu schlafen. Die Ereignisse des Tages hatten meine Abneigung, die ich für John empfand, nur noch vertieft. Ich wollte mit diesem Mann nichts zu tun haben. Wenn ich mich endlich wieder an alles erinnerte, wollte ich sofort die Scheidung beantragen. Doch bis dahin musste ich in diesem düsteren Castle verweilen. Schließlich erinnerte ich mich an nichts und wusste auch nicht, an wen ich mich wenden konnte, wenn ich Hilfe brauchte.

      Seufzend trat ich ans Fenster und blickte verdrossen in den trüben Tag hinaus, der sich langsam seinem Ende entgegen neigte.

      Danmoor Castle lag auf einem seichten Hügel. Rings herum erstreckte sich Schottisches Hochland. Nur wenige Meter von der Burgmauer entfernt begann ein düsterer dichter Wald, der sich nach Westen bis zum dunstverhangenen Horizont erstreckte. Ein schmaler Fluss zeichnete den Saum des Waldes nach. Auf der gegenüberliegenden Uferseite lag eine karge Ebene, die mit wildem Buschwerk, vereinzelten Bäumen und Grasflächen bewachsen war und sehr urig und unwirtlich erschien.

      Nirgendwo gab es eine Straße oder einen Pfad. Gehöfte oder Dörfer schien es in der Nähe von Danmoor Castle auch nicht zu geben.

      »Wie einsam und verlassen es hier ist«, murmelte ich und rieb mir fröstelnd mit den Händen über die Oberarme. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass ich mich auf Danmoor Castle je wohl gefühlt hatte. Was hatte ich all die Jahre in diesem einsamen Gemäuer getrieben? Wer waren meine Freunde und wer meine Verwandten?

      Da klopfte es plötzlich an der Tür. Es war Mechthild, die gekommen war, um mir Bescheid zu sagen, dass das Abendessen bereitet war. Ich trug der jungen Bediensteten auf, das Kanapee für mich herzurichten. Dann machte ich mich auf den Weg in den Speisesaal.

      John hatte wieder am Kopf der ominösen Tafel Platz genommen. Zu seiner Linken saß Gwendolyn. Sie trug einen Kopfverband, schien sich aber sonst von den Vorfällen in der Bibliothek erholt zu haben.

      Ich nahm der Ärztin gegenüber Platz und mied es dabei, John anzusehen. Gwendolyn fing ein Gespräch an. Doch ich hatte keine Lust, mich an der Konversation zu beteiligen. Was hätte ich auch

      sagen sollen? Alle Erinnerungen an mein Leben waren erloschen.

      Nach wenigen Minuten breitete sich lastendes Schweigen in dem Speisesaal aus. Jeder starrte auf seinen Teller und hing seinen Gedanken nach.

      Die Stille wurde erst wieder durchbrochen, als Mechthild den Speisesaal betrat. Sie neigte sich zu John herab und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

      John warf mir daraufhin einen erbosten Blick zu.

      »Du willst nicht mehr mit mir zusammen in einem Bett schlafen!«, sagte er hart, während Mechthild sich wieder zurückzog. Offenbar hatte sie ihm gerade verraten, dass ich ihr aufgetragen hatte, für mich ein Bett in meinem Privatzimmer herzurichten.

      »Ich empfinde nichts für dich, John«, erwiderte ich kalt. Ich war fest entschlossen, John die Wahrheit zu sagen, so schmerzhaft dies für ihn auch sein mochte.

      »Du bist meine Frau, Brenda. Vergiss das nicht!«

      »Das ließe sich ändern«, entgegnete ich gefasst. »Ich will die Scheidung. Mit einem Mann wie dir, will ich nicht länger Zusammenleben. Es ist mir ein Rätsel, dass ich für dich je so etwas wie Liebe und Zuneigung empfinden konnte.«

      John schnappte empört nach Luft. »Soll das etwa heißen, du willst mich verlassen?«

      »Ja«, antwortete ich knapp.

      »Genau das habe ich vor. Ich liebe dich nicht. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändern wird, selbst wenn sich meine Erinnerung wieder einstellen sollte.«

      »Aber du darfst jetzt nicht fort gehen«, mahnte Gwendolyn. »Danmoor Castle ist der einzige Ort, der dir dein Gedächtnis zurückgeben kann. Wenn du gehst, verspielst du auch die Chance, dich je an dein vergangenes Leben zu erinnern.«

      »Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, bis ich mich wieder erinnere?«, fragte ich.

      Gwendolyn warf John einen raschen Seitenblick zu. »Ein paar Tage wird dieser Prozess bestimmt in Anspruch nehmen«, meinte sie gedehnt. »Vorausgesetzt du arbeitest hartnäckig daran, deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.«

      »Du meinst, ich soll mich wieder mit Artefakten beschäftigen?«

      Gwendolyn nickte. »Einen anderen Weg gibt es nicht, da die Archäologie das einzige ist, an das du dich erinnerst.«

      »Ich werde morgen früh gleich mit der Arbeit beginnen. Aber ich bestehe darauf, in meinem Zimmer zu schlafen!«

      In Johns Gesicht arbeitete es. Er rang sichtlich um seine Fassung und wäre wohl am liebsten aufgesprungen, um seinem Unmut lauthals Luft zu machen.

      Gwendolyn legte John beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm. »Es ist wichtig, dass du jetzt Verständnis für deine Frau aufbringst«, sagte sie eindringlich, wobei ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass Gwendolyn wegen meiner Entscheidung, nicht mehr das Bett mit John zu teilen, Erleichterung empfand. Gwendolyn liebte John, das wurde mir nun klar. Und ihr war es nur recht, dass ich die Scheidung wollte, denn dann hatte sie John endlich für sich allein.

      John atmete tief durch und starrte mich finster an. »Also gut«, sagte er zerknirscht. »Ich akzeptiere deinen Entschluss. Aber ich verlange, dass du Gwendolyns Rat befolgst und dich weiterhin mit den Artefakten befasst. Ich bin nämlich überzeugt, dass du nicht im Traum daran denken wirst, dich von mit zu trennen, wenn du dich erst wieder an unser gemeinsames Glück erinnerst!«

      Mit diesen Worten erhob John sich und verließ wütend den Speisesaal. Krachend schlug er die Tür hinter sich zu.

      »Ich werde mich jetzt auch zurückziehen«, verkündete ich und stand auf.

      Gwendolyn nickte mir aufmunternd zu. »Gute Nacht, Brenda. Ich fühle mich zu erschöpft, um n ach Inverness zurückzufahren und werde die Nacht im Castle verbringen. Falls irgendetwas vorfällt und du dich beginnst zu erinnern, kannst du mich jederzeit wecken. Ich bin immer für dich da.«

      »Danke, Gwendolyn. Ich weiß das zu schätzen.«

      Ich zögerte einen Moment. Dies war für Gwendolyn ein guter Zeitpunkt, mich über ihre geheime Liebesbeziehung mit John in Kenntnis zu setzen. Als beste Freundin war sie es mir schuldig, mich nicht weiter im unklaren zu lassen und mir zu beichten, was sie für meinen Mann empfand.

      Gwendolyn schwieg. Anscheinend hielt sie es nicht für notwendig, mich in ihr Geheimnis einzuweihen.

      Enttäuscht wandte ich mich ab und verließ den Speisesaal.

      10

      »Brenda, ich liebe dich!«

      Da war sie wieder, diese sonore männliche Stimme aus der Dunkelheit. Sie schickte wohlige Schauer durch meinen Körper. Ich fühlte mich zu dieser Stimme hingezogen. Jede Faser meines Körpers sehnte sich danach, von dem Mann, dem die Stimme gehörte, berührt zu werden. Ich liebte diesen Mann und es stürzte mich in tiefe Verzweiflung, dass ich seinen Namen nicht kannte.

      Unruhig warf ich mich in meinem Bett hin und her. Dann spürte ich plötzlich zwei starke aber sanfte Hände. Sie schmiegten sich in meine offenen Handflächen, kosten meine Finger, mit denen sie sich schließlich zärtlich verschränkten.

      Mit gespreizten Armen lag ich auf dem Rücken und spürte eine süße Last auf meiner Brust, so als würde sich jemand über mich beugen. Tatsächlich strich nun auch ein warmer Atemhauch über mein Gesicht. Jemand küsste meine Stirn, meine Wangen und meine Nasenspitze.

      Ich lächelte glücklich und gab mich ganz dem wundervollen Gefühl hin, das mir die Gegenwart des geheimnisvollen Mannes schenkte. Jetzt küsste er sogar meine Lippen, spielte mit ihnen und neckte sie. Dabei flüsterte er immer wieder: »Ich liebe dich. Ich liebe dich, Brenda.«

      »Ja, ich liebe dich