Christine Schick

Die reiche Zukunft hat ein Double


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mitbekommen. Oder doch? Suri war von Anfang an nett zu ihm gewesen.

      „Ja, Mist, er lag noch auf ihrem Tisch. Ich hab das erst gemerkt, als ich vom Meeting kam, und ihn erst mal weggeschlossen. Aber, wenn sie jetzt private Anrufe machen will, ist das natürlich blöd“, sagte Momoko Sandgruber mehr zu sich als zu Malik. „Und Sie fahren demnächst in die Klinik …“, fragte sie und schaute auf sein Display, das Bart ihm besorgt hatte, „Herr Cerny?“

      Malik nickte und überlegte fieberhaft, ob er seinem Gegenüber Suris Zustand andeuten sollte. Doch als er noch über eine vorsichtige Formulierung nachdachte, sagte Momoko Sandgruber zu seiner Überraschung auch schon: „Okay, passen Sie auf, ich hole das Ding kurz und Sie sichern mir meinen Salat.“

      Malik lächelte. „Na klar.“ Wie auf heißen Kohlen bediente er weitere Mitarbeiter. Gerald Kronberg und ein asiatisch anmutender Gast sowie Hans Vidal betraten den Saal und er begann, innerlich zu fluchen. Malik sah die einzige Lösung darin, die Biege zu machen, um die Übergabe hinauszuzögern. Wenn er Glück hatte, waren die Männer in fünf Minuten in ihr Essen und ihre Gespräche vertieft.

      Er spurtete zu Hedi, sagte leise mit deutlichen Lippenbewegungen, dass er unbedingt auf die Toilette müsse. Seine Kollegin nickte und zeigte mit der Hand in Richtung Tür, was wohl so viel hieß wie freie Bahn. Er nickte der Gruppe unmerklich zu, hatte die Handfläche schon an der Schwingtür, da hörte er, wie Momoko nach ihm rief.

      „Malik, warten Sie, hier ist Suris Gerät!“

      Er drehte sich langsam um. Malik lächelte, ging ein Stück um sie herum, um sie möglichst von den Blicken Vidals und Kronbergs abzuschirmen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben.

      „Haben Sie vielen Dank“, sagte er und wollte den Highcontroller entgegennehmen und in seine Hosentasche stecken. In dem Moment schob sich Hans Vidal zwischen sie, packte seine Hand und hielt sie fest.

      „Was soll das, Frau Sandgruber? Wie kommen Sie dazu, ihm Suris Kommunikator anzuvertrauen? Sind Sie verrückt?“, zischte das Gepardenfrettchen.

      Momoko schüttelte den Kopf. „Völlig crazy, ja. Es ist Suris privater Highcontroller. Er bringt ihn Suri, wenn er sie in der Klinik besucht. Sie wollte ihn gerne haben.“

      „Hat er das gesagt?“ Hans Vidal lächelte künstlich, dann wurde er wieder ernst. „Und was soll sie damit im Koma?“

      „Was? Suri liegt im Koma? Wieso, was ist passiert?“ Momoko wirkte erschreckt, wandte sich nun Vidal zu.

      „Ich hoffe, dass sie bald wieder aus dem Koma erwacht. Es gibt jedenfalls keinen Grund, ihr das Kommunikationsgerät nicht zu bringen“, sagte Malik. Die Aufforderung, sich Suri gegenüber trotz ihres Zustandes korrekt zu verhalten und gleichsam Zuversicht auszustrahlen, verfehlte ihre Wirkung nicht.

      „Eigentlich sollte ich dich mit Klagen wegen Beleidigung überziehen“, sagte das Gepardenfrettchen. Offensichtlich hatte sich Hans Vidal heute mehr im Griff als noch am Wochenende. Zumindest machte er keine Anstalten, tätlich zu werden. Vielleicht scheute er auch das Publikum. „Sie werden ihm den Highcontroller nicht geben. Unser Kleinkrimineller will nur in ihren Privatsachen wühlen.“

      „Warum um Himmels willen sollte ich das tun?“ Malik hoffte, dass es ehrlich klang.

      „Weil du ein einsamer Soziopath bist.“

      Malik verstand, dass er diese Runde nicht gewinnen konnte. Selbst wenn er ein Soziopath war, stand er nämlich einem noch viel größeren gegenüber. „Und Sie? Was sind Sie? Der Retter, der Suri beschützt?“ Er atmete schwer aus. „Dann beschützen Sie sie, bringen Sie ihr das Gerät. Aber ich werde sie weiterhin besuchen. Das können Sie mir nicht verbieten.“

      Hans Vidal ignorierte ihn nun demonstrativ, drehte sich zu Momoko und streckte die Hand aus.

      Ihre Augen verengten sich, sie steckte den Highcontroller in ihre Handtasche. „In welchem Krankenhaus liegt Suri?“

      „Frau Sandgruber, seien Sie nicht albern.“ Er hielt die Hand immer noch ausgestreckt.

      „Sie ist in der Arox-Klinik“, sagte Malik. „Ich hab nichts gesagt, weil die Ärztin mich gebeten hat, als Nichtfamilienmitglied nichts nach außen zu tragen. Ich war zufällig dabei, als sie ins Koma gefallen ist.“

      Das Gepardenfrettchen schnaubte laut.

      „Danke, können Sie mir noch meinen Salat geben?“, sagte Momoko zu Malik. Hans Vidal ging an der Buffetzeile nach oben und orderte bei Hedi.

      Malik drehte sich um, öffnete den unteren Kühlschrank unter den Herdfeldern und reichte Suris Kollegin den Teller. Er versuchte, aus Momokos Blick herauszulesen, ob sie ihm nun misstraute. Er war sich nicht sicher. Aber im Grunde genommen konnte ihm das egal sein. Er musste einen anderen Weg finden, um an Information zu kommen.

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