ion>
Der Autor
Manuel Lippert, Jahrgang 1975, lebt mit seiner Lebensgefährtin, zwei Töchtern und Familienhund in Köln. Der „Fluch der verbotenen Stadt“ ist sein erster Krimi. Obwohl Manuel Lippert bereits als Jugendlicher gerne Kurzgeschichten schrieb, entschied er sich, Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg und später Industrial Engineering in Berlin zu studieren. Nach mehreren beruflichen Stationen arbeitet er als Führungskraft bei einem Dienstleister in der Automotive Branche. Im Jahr 2019 hat Manuel Lippert sich seinen großen Traum verwirklicht und während eines sechsmonatigen Sabbaticals seinen ersten Krimi geschrieben. Die Idee dazu kam ihm schon vor fünf Jahren als er einen Artikel über das verlassene Militärareal der sowjetischen Streitkräfte in Wünsdorf gelesen hatte. Bei einem Besuch vor Ort inspirierte ihn die außergewöhnliche Atmosphäre zur Geschichte für seinen Krimi.
Manuel Lippert
Fluch der verbotenen Stadt
Kriminalroman
© 2019 Manuel Lippert
Umschlag, Illustration: Jessica Kreuzer
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback | 978-3-347-02671-1 |
Hardcover | 978-3-347-02672-8 |
e-Book | 978-3-347-02673-5 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für Mama, die immer an mich geglaubt hat und viel zu früh von uns gehen musste
Prolog
1
Die strahlende Junisonne war gerade dabei, hinter dem Wald unterzugehen und somit das Tagesende einzuläuten, als Günther Ludwig mit seinem Hollandrad am vereinbarten Treffpunkt ankam. Von ihm Zuhause aus war es nur knapp eine Viertelstunde mit dem Fahrrad bis hierher, aber die Fahrt kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Sein schwarzes Hollandrad hatte ihm schon viele Jahre treue Dienste geleistet. Er konnte sich noch genau an den Kauf erinnern. Obwohl es damals gebraucht war, überzeugte es ihn durch seine Schlichtheit und den hohen Fahrkomfort. Gerade in seiner Heimat Wünsdorf war Fahrkomfort bei den doch sehr unterschiedlichen Straßenverhältnissen nicht zu unterschätzen. Der frische Wind und die Ruhe beim Radfahren hatten für ihn etwas Meditatives, dabei konnte er seinen Gedanken in Ruhe nachgehen und dem Alltag entfliehen. Aber deshalb hatte er das Hollandrad heute nicht ausgewählt.
Günther Ludwig lehnte sein Fahrrad an die Schranke neben der Straße und schaute in beide Richtungen. Er schien zu früh am Treffpunkt zu sein, von seinem Gesprächspartner war noch nichts zu sehen. Am Straßenrand lagen ordentlich gestapelte schwarze, lange Kunststoffrohre. Nervös stand er zwischen der Schranke und den Rohren und dachte nach. Günther Ludwig hatte um das Treffen heute kurzfristig gebeten, um endlich das zu klären, was ihn schon seit Langem beschäftigte. Den Treffpunkt hatte sein Gesprächspartner vorgeschlagen. Für ihn war der Ort des Treffens passend zum Thema ihres Telefonats gewesen.
Er musste jetzt versuchen, konzentriert und besonnen zu bleiben, obwohl ihm selbst nicht ganz klar war, was er mit dem Treffen bezweckte. Aber irgendwas musste er doch tun, denn nur tatenlos zuzusehen, war für ihn keine Option mehr.
Während Günther Ludwig seinen Gedanken nachhing und ausdruckslos dem roten Feuerkäfer mit der schwarzen Zeichnung auf seinem Rücken, der flink aber irgendwie ziellos über den Asphalt lief, nachschaute, hörte er plötzlich seitlich neben sich ein Geräusch. 'Wie konnte ich ihn nur nicht kommen gehört haben und vor allem, wo kam er so plötzlich her?', fragte er sich.
Jetzt stand seine Verabredung fordernd vor ihm und musterte ihn von oben bis unten. Bei Günther Ludwig stellten sich alle Nackenhaare auf. Ihm war die Situation unheimlich, obwohl er ihn doch flüchtig kannte. Sein Gegenüber strahlte mit seinem Körper und dem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck etwas Gefährliches aus, das er nicht beschreiben konnte. Vielleicht war es der kalte und durchdringende Blick seiner Augen. Auch dass er bei diesen Temperaturen schwarze Lederhandschuhe trug, war beunruhigend. Ohne eine Begrüßung kam der Mann direkt zur Sache. „Hier bin ich! Verstehen kann ich aber nicht, was das hier soll!“ Jetzt hatte Günther Ludwig nichts mehr zu verlieren. Er zog die gefalteten Kopien aus seiner inneren Jackentasche, strich sie glatt und konfrontierte ihn mit seinem Wissen, den Vermutungen und konkreten Fragen. Günther Ludwig wollte jetzt Antworten haben, vorher würde er nicht gehen. Völlig überraschend reagierte sein Gegenüber zunächst nicht, er ignorierte sowohl die Kopien als auch die Fragen. Vielmehr starrte er ihn weiterhin, aus seinen jetzt noch kälteren grünen Augen durchdringend an, als ob er ihn zu taxieren schien. Günther Ludwig fröstelte es am ganzen Körper, er fühlte sich wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange. Er war wie gelähmt. Am liebsten hätte er das Gespräch abrupt beendet und wäre mit seinem Fahrrad zurückgefahren. Aber er konnte nicht. Er wollte die Sache jetzt klären. Für einen Rückzug war es zu spät.
Unvermittelt sprach ihn der Mann an. Günther Ludwig musste sich jetzt zusammenreißen und wieder auf das Gespräch konzentrieren. „Das sind ja interessante Vermutungen. Aber mich interessiert erst einmal, wer alles von unserem Treffen heute weiß? Ist noch jemand eingeweiht oder auf dem Weg hierher?“ Günther Ludwig hatte mit niemanden über das Treffen gesprochen, dafür war es zu spontan entstanden. „Mit niemanden! Warum denn diese Frage?“ Sein Gegenüber schien mit seiner Antwort zufrieden zu sein. Jedenfalls hatte Günther Ludwig das Gefühl, dass er ein kurzes Zucken der Mundwinkel wahrgenommen hatte.
Plötzlich blickte sein Gegenüber über Günther Ludwigs linke Schulter in Richtung des Waldes. Seine Augen weiteten sich. „Was war das für ein komisches Geräusch im Wald da hinten?“ Er war völlig überrascht von dieser Frage und dass er nicht auf den Inhalt der Papiere einging. Denn schließlich blieb er ihm ein paar äußerst wichtige Erklärungen schuldig. 'Aber hatte er eben ein Geräusch gehört?', fragte sich Günther Ludwig.
Er drehte sich von dem Mann weg und blickte zum Wald hinter sich, aus dem das Geräusch gekommen sein sollte. Doch Günther Ludwig konnte nichts entdecken, was ein Geräusch verursacht haben könnte. Ohne eine Vorwarnung spürte er plötzlich einen gigantischen Schmerz am Hinterkopf. Vor seinen Augen zuckten grelle Blitze. Ehe ihm klar war, dass er am Kopf getroffen worden war, verlor er das Gleichgewicht, stürzte nach vorne und prallte mit dem Gesicht auf den Asphalt. Er spürte den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund. Instinktiv robbte er auf allen vieren in Richtung Wald. Panik überkam ihm. Jetzt hatte sein Körper die Kontrolle übernommen, schüttete Adrenalin aus und versuchte zwanghaft aus der Gefahrensituation zu entkommen. Plötzlich traf ihn ein weiterer harter Schlag auf dem Rücken. Günther Ludwig drehte sich intuitiv um, um den nächsten Schlag abzuwehren. Aber er war zu langsam. Kaum lag er auf dem Rücken, hagelten weitere Schläge auf seinen Oberkörper ein. Die Schmerzen waren unerträglich. Auf einmal wurde es alles dunkel.
Als er die Augen wieder öffnete, war von seinem Angreifer nichts mehr zu sehen. Trotzdem versuchte er die Umgebung nach ihm abzusuchen. Aber die Schmerzen waren so fürchterlich, dass er sich kaum bewegen konnte. Neben den wahnsinnig stechenden Kopfschmerzen fühlte sich sein Brustkorb so eng an, dass er nicht genug Luft bekam. Seine Atmung ging immer schneller. Er versuchte krampfhaft mehr Luft zubekommen. Er musste sich schnellstmöglich aufrichten, um besser atmen zu bekommen. Aber wie sollte er das bei diesen Schmerzen anstellen? Da sah er nur wenige Meter vor sich einen Baumstamm aus dem Gras herausragen. Er bot die Chance sich anzulehnen. Trotz der stechenden Schmerzen gelang es Günther Ludwig auf allen vieren zu ihm zu robben. Auf dem Weg dorthin wurde er mehrmals vor Schmerzen ohnmächtig, aber er gab nicht auf. Endlich hatte er es geschafft. Er saß im Gras und lehnte mit dem Rücken an dem Stamm. Aber das Aufrichten hatte nicht geholfen. Er konnte noch immer kaum atmen. Er hatte das Gefühl, dass bei jedem hart erkämpften Atemzug kaum noch Sauerstoff in die Lunge gelang. Er tastete nach dem Handy in seiner Jackentasche, konnte es aber nicht finden. Er musste es bei dem Angriff verloren haben. Damit gab es für ihn keine Möglichkeit Hilfe zu rufen, denn hier würde ihn niemand schreien hören, nicht