hehrer Gedanken und das in Stunden schweigsamer Meditation gewonnene Wissen sind groß und in Zeiten der Zerrissenheit, Sorgen oder Versuchungen wird Ihre Seele davon zehren können.
Je mehr Sie durch die Macht der Meditation an Weisheit gewinnen, umso mehr werden Ihre eigennützigen und kurzzeitigen Wünsche, welche ohnedies nur Sorgen und Leid produzieren, von Ihnen abfallen, und Sie werden aus einer inneren Ruhe heraus zuversichtlich den unwandelbaren Prinzipien vertrauen.
Die Einübung der Meditation bringt Ihnen das Wissen um ewige Prinzipien, und die aus der Meditation erwachsende Macht ist die Fähigkeit, sich zu diesen Prinzipien zu bekennen und auf sie zu bauen, um auf diese Weise eins mit dem Ewigen zu werden.
Deshalb öffnet die Meditation eine direkte Schleuse zur Wahrheit, und offenbart universellen und tiefen Seelenfrieden.
Lassen Sie Ihre Meditationen aus dem ethischen Unterbau entstehen, der jetzt Ihr Fundament darstellt. Bedenken Sie, dass Sie durch Beharrlichkeit in die Wahrheit hineinwachsen!
Ihr Vorbild sollten jedoch nicht jene scheinbar Rechtgläubigen sein, die sich weigern, über das Gesetz der Wahrheit nachzudenken und die die von ihrem Meister überlieferten Gebote selbst missachten: religiöse Eiferer, die sich mit der formellen Gottesverehrung begnügen und ihre jeweiligen Dogmen verfechten, dabei gleichzeitig weiterhin in Sünde und Verfehlungen leben.
Trachten Sie danach, sich durch die Macht der Meditation von selbstsüchtigem Festklammern an Halbwahrheiten und parteiischen Göttern fernzuhalten; meiden Sie inhaltsleere Äußerlichkeiten und floskelhafte Lippenbekenntnisse.
Richten Sie Ihr Leben auf die makellose Wahrheit aus; dann kann nichts und niemand Sie davon abhalten, die Wahrheit zu erkennen.
Wer eine ernsthafte Innenschau betreibt, wird zunächst eine scheinbar weit entfernte Wahrheit ausmachen, und diese dann im Zuge seiner täglichen Übungen immer deutlicher erkennen. Die beharrliche Praxis ist die Voraussetzung, um die Wahrheit durch reines Denken erkennen zu können.
Buddha, sagte: „Wer sich der Eitelkeit hingibt und die Meditation vernachlässigt, verkennt das wirkliche Ziel des Lebens und grabscht nach dem Vergnügen. Er wird eines Tages den beneiden, der sich der Meditation gewidmet hat.“
Er unterwies seine Jünger in den „fünf großen Meditationen“:
» „Die erste Meditation ist die Meditation über die Liebe, bei der Ihr Euer Herz auf das Wohl aller Lebewesen ausrichtet. Dies beinhaltet auch das Wohlergehen Eurer Feinde.“
» „Die zweite Meditation ist die Meditation über das Mitgefühl, bei der Ihr an alle Not leidenden Wesen denkt und in Eurer Vorstellung an ihren Sorgen und Ängsten Anteil nehmt, um so in Eurer Seele ein Mitgefühl zu erwecken.“
» „Die dritte Meditation ist die Meditation über die Freude, bei der Ihr an den Wohlstand Eurer Mitmenschen denkt, und Euch mit ihnen an ihren Erfolgen erfreut“.
» „Die vierte Meditation ist die Meditation über die Unreinheit, bei der Ihr die schändlichen Folgen von Korruption, Sünde und Krankheit bedenkt. Oftmals ist das kurzzeitige Vergnügen des Augenblicks seicht, die Folgen aber sind verheerend.“
» „Die fünfte Meditation ist die Meditation über die Gelassenheit, bei der Ihr Euch über Liebe und Hass, Tyrannei und Unterdrückung, Reichtum und Begierde, erhebt, und Euer eigenes Schicksal mit neutraler Gelassenheit und innerer Ruhe betrachtet.“
Über diese Meditationen gelangten Buddhas Schüler zu Erkenntnissen über die Wahrheit.
Ob Sie sich nach diesen Meditationen richten oder nicht, ist jedoch nicht das Entscheidende; vielmehr geht es darum, die Wahrheit als Ihr Ziel festzulegen.
Solange Sie in Ihrem Herzen nach dieser Rechtschaffenheit und nach einem untadeligen Leben hungern und dürsten, befinden Sie sich auf den richtigen Weg.
Erfüllen Sie deshalb bei Ihren Meditationen Ihr Herz mit einer immer umfassenderen Liebe, bis Sie von allem Hass, aller Verurteilung, aller Missgunst befreit sind und diese Liebe das gesamte Universum in ihre Zärtlichkeit einhüllt!
So wie die Blume ihre Blätter öffnet, um das Morgenlicht aufzunehmen, öffnen auch Sie Ihre Seele immer weiter, um das herrliche Licht der Wahrheit hereinzulassen. Schwingen Sie sich auf den Flügeln des Strebens nach oben; seien Sie furchtlos und glauben Sie an die höchsten Möglichkeiten!
Glauben Sie daran, dass ein Leben in absoluter Sanftmut möglich ist, und glauben Sie auch an makellose Reinheit. Gehen Sie davon aus, dass die Verwirklichung der höchsten Wahrheit möglich ist.
Wer dies zu glauben vermag, erklimmt die himmlischen Hügel zügig, während andere, die diesen Glauben nicht aufbringen können, weiterhin in der Dunkelheit umhertappen und sich im Nebel verirren.
Diese Glaubenshaltung, dieses Streben, diese Art des Meditierens wird Ihre spirituellen Erfahrungen verschönern und Ihre inneren Offenbarungen verzücken.
Sobald Sie die göttliche Liebe, die göttliche Gerechtigkeit, die göttliche Reinheit, das vollkommene Gesetz des Guten erkennen, wird Ihnen ein großes Glück zuteil und Sie werden einen tiefen Seelenfrieden verspüren.
Alte Dinge fallen von Ihnen ab und alle Dinge werden neu werden. Der für das Auge des Irrtums so dichte und undurchdringliche, für das Auge der Wahrheit jedoch so dünne und durchscheinende Schleier des materiellen Universums, wird gelüftet, und das spirituelle Universum wird sich Ihnen offenbaren.
Die Zeit wird zu existieren aufhören, und Sie leben in der Ewigkeit.
Veränderungen und Sterblichkeit bereiten Ihnen keine Angst mehr, denn nun ruhen Sie im Unveränderlichen, im Herzen der Unsterblichkeit.
1 Robert Browning (1812 – 1889) Englischer Dichter und Dramatiker
2 Henry Wadsworth Longfellow (1807 – 1882) US-amerikanischer Schriftsteller
3 Jakob Böhme (1575 – 1624) Deutscher Mystiker, Philosoph und Theosoph
Kapitel 2 Selbst und Wahrheit im Widerstreit
Auf dem Schlachtfeld der menschlichen Seele streiten zwei Herren ständig um die Krone der Vorherrschaft, um die Beherrschung der Seele:
- der Gebieter des Selbst, auch „Fürst dieser Welt“ genannt
- und der Meister der Wahrheit, auch „Gottvater“ genannt.
Der Gebieter des Selbst ist jener rebellische Herr, dessen Waffenkoffer Zorn, Stolz, Gier, Eitelkeit, Eigensinn und Gerätschaften der Finsternis enthält.
Der Gebieter der Wahrheit ist der Sanfte und Demütige, dessen Waffen Güte, Geduld, Reinheit, Opfer, Bescheidenheit, Liebe und Licht heißen.
Dieser Wettkampf findet in jeder Seele statt, und der Soldat kann nicht in zwei sich gegenüberstehenden Armeen gleichzeitig dienen. Deshalb steht jedes Herz entweder aufseiten des Selbst oder aufseiten der Wahrheit. Halbe Sachen gibt es hier nicht.
„Es gibt das Selbst und es gibt die Wahrheit. Wo das Selbst ist, ist die Wahrheit fern; wo die Wahrheit ist, ist das Selbst fern“. So sprach Buddha.
Und Jesus, der manifestierte Christus, erklärte: „Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen.“
Die Wahrheit ist so einfach, so absolut unbeirrbar und kompromisslos, dass sie keine Unübersichtlichkeit zulässt. Modifizierungen oder Abstriche sind nicht möglich.
Das Selbst ist erfindungsreich, es windet sich, und wird von subtilen und hinterhältigen Wünschen regiert, es ist verbiegbar und trickreich, und der verblendete Anbeter des Selbst glaubt, dass er sich jeden beliebigen irdischen Wunsch erfüllen und gleichzeitig in Besitz der Wahrheit gelangen könne.
Doch der Wahrheitsliebende verehrt die Wahrheit unter Aufgabe des Selbst und schottet