Manfred Höhne

Meine irdischen und himmlischen Wege


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Vertrag haben lässt. Das sollte auch im Interesse ihres Amtes seien", meinte Gunther.

      „Und noch wichtiger wäre mir, da unser Haus dadurch ein ‚öffentliches‘ Gebäude wird oder zumindest ein solches, an dem höchstes staatliches Interesse besteht, aber, das auch unsere eigenen Nutzungsmöglichkeiten sicher erheblich eingeschränkt, dass eine Freistellung von der Objektsteuer und der Erbschaftssteuer festgeschrieben werden, eventuell mit der Maßgabe, feste Beträge in eine Rücklage zur Erhaltung des Hauses einzustellen“, fügte Gunther seinen Vorstellungen der Rahmenbedingungen weiter hinzu.

      „Nicht nur die Nutzungsmöglichkeiten der Burg werden ja erheblich eingeschränkt, auch die Bewegung der Personen, die sich gleichzeitig hier aufhalten dürfen, die Sicherheitsprüfungen der Personen, die dauernd hier leben - das sind doch wohl enorme Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte!“

      „Daran ist ja ein Vertrag bisher auch gescheitert", bestätigte v. Bromfeld Gunthers Darlegungen. „Aber der Gedanke mit der dauerhaften Steuerbefreiung, einschließlich der Erbschaftssteuer, ist neu und könnte die Nachteile und Beschränkungen für die Familie und für die Nutzungsmöglichkeiten der Burg durch seine Bewohner aufwiegen. Ich werde Ihnen einen Vertragsentwurf zu senden, auf dessen Grundlage wir noch einmal darüber sprechen können. Sind Sie damit einverstanden?“

      Gunther war einverstanden.

      Er ging zu einem der Wandschränke und legte zwei Pläne auf den Tisch, die er in Vorahnung auf das Gespräch, schon bereit gelegt hatte.

      „ Sie wissen sicher aus den Gesprächen mit Graf Thilo, dass wir dem Bürgermeister von Kranichfeld die Zusage gemacht haben, in einem Bereich der Burg eine kleine Wanderherberge einzurichten. Außerdem tägliche Führungen für Touristen durch die Bastionen der Ostseite und die Verliese - alles Bereiche, die wir sicher von den übrigen Bereichen der Burg abgrenzen können", sagte er.

      „Da ich jetzt diese Baumaßnahmen in Auftrag gegeben habe, wäre es hilfreich, diese mit dem Sicherheitsbeauftragten ihres Amtes abzustimmen.“ Der Ministerialdirektor nickte. „Das betrifft einmal den Herbergsbereich, den wir zwischen 17 Uhr abends und 9 Uhr des Folgetages zugänglich machen wollen und zweitens den Weg, der für die touristischen Führungen vorgesehen ist", erklärte Gunther und legte einen der Pläne dem Ministerialdirektor vor. „Hier sehen Sie den Zugang zum Herbergsbereich, der über die Pforte an dem kleinen Mauerweg erfolgen soll.“

      Gunther wies auf einen 10 x 5m großen eingezeichneten Raum des Planes. „ Hier sollen die Fahrräder und das Gepäck der Wanderer über Nacht eingestellt und verschlossen gehalten werden. Um zu verhindern, dass mit dem Gepäck von als Wanderern getarnten Invasoren Waffen und Sprengstoff auf die Burg geschafft werden, könnten in den 6 m langen Gang, zwischen Außenpforte und Fahrrad/Gepäckraum, Sensoren in die Gewölbedecke und Wände eingelassen werden, die ihre Aufzeichnungen zu einem Kontrollraum weiterleiten. Nach dem Verschluss des Abstellraumes bestünde dann die Möglichkeit, das Gepäck nach solchen Inhalten zu kontrollieren und eventuelle Gegenmaßnahmen einzuleiten.

      Und selbst von seinen Ideen in Eifer fuhr er fort:

      „Ein weiterer Schwerpunkt ist wohl der Zugang zu unserem kleinen Bootshafen. Dieser Treppenzugang kann zugemauert und durch einen gesicherten Lift ersetzt werden", führte er weiter aus.

      „Und noch eine Vorstellung habe ich dazu", sagte Gunther und legte den zweiten Plan, einen Grundriss des Kellergeschosses mit einem eingezeichneten, an die Außenmauer der Burg angrenzenden Raum, dem Ministerialdirektor vor.

      „Dieser Kellerraum wird seit 100 Jahren nicht mehr benutzt. Durch ihn führte einmal der Hauptabwasserkanal der Wohngebäude in den See. Heute liegt der Kanal trocken, der Austritt zum See ist zugemauert.“

      Hier machte Gunther eine Pause. „Sollten Invasoren von See aus das Hafenplateau besetzen, um von hier aus in die Gebäude einzudringen, könnte dem mit Kampfschwimmern begegnet werden. Wenn der zugemauerte Abwasseraustritt wieder geöffnet wird, er liegt jetzt eineinhalb Meter unter der Wasseroberfläche, käme man in diesen Kellerraum", Gunther umriss mit einem Stift den bezeichneten Raum.

      „Hier wäre Platz für Stahlschränke für 30-50 Kampfschwimmer und ihre Waffen. “

      Gunther führte mit seinem Stift durch die Kellergänge und fuhr mit seinen Erläuterungen fort: „Durch diese Gänge kommt man allseitig um die beiden Innenhöfe, ohne die ein Abtransport gestohlener Werte nicht möglich ist, denn eine Landung von Helikoptern ist hier ausgeschlossen.

      Durch diese Schießscharten“, Gunther deutete auf eine Reihe von Punkten längs der zu den Innenhöfen weisenden Umfassungsmauern, „die schon seit Jahrhunderten bestehen und zur Bekämpfung eingedrungener Feinde dienten, können Invasoren, die sich auf den Höfen aufhalten oder diese passieren, liquidiert werden.“

      Dr. v. Bromfeld war mit wachsendem Interesse den Ausführungen gefolgt und meinte: „Sie haben sich so intensiv mit diesen Sicherheitsfragen beschäftigt, dass ich unterstelle, dass sie doch von dem Gespräch mit Graf Thilo wussten", sagte er.

      „Nein, davon wusste ich nichts", antwortete Gunther, „aber die Ankündigung ihres Besuches hat einen solchen Inhalt des Gespräches vermuten lassen, und ich bin Schriftsteller und fantasiebegabt genug, um mir das mögliche Szenario vorstellen zu können. Deshalb habe ich die alten Pläne und Grundrisse herausgesucht". Das war für den Ministerialdirektor einleuchtend.

      „Ich werde der Arbeitsgruppe ‚Objektsicherheit‘ unseres Hauses von ihren Hinweisen Kenntnis geben. Ein leitender Mitarbeiter wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, denn das gesamte Sicherheitskonzept, wie ich es kenne, muss wohl überarbeitet werden.

      Es war ein sehr interessantes Gespräch“, fügte er hinzu. „Ich denke, wir hören voneinander".

      Er wollte sich verabschieden, aber Gunther wollte dies nicht zulassen. „Meine Haushälterin hat eine kleine Mahlzeit vorbereitet, sie werden ihr doch wohl die Ehre antun und mit mir zu Mittag essen ".

      „Nun, ihre Köchin will ich nicht kränken, ich nehme die Einladung gerne an".

      Dr. v. Bromfeld lächelte und erhob sich und folgte Gunther in das Speisezimmer neben der Bibliothek, wo Hanna zwei Gedecke für ein einfaches Essen, wie es sich Gunther immer wünschte, aufgelegt hatte.

      Bromfeld verschmähte auch den Schoppen Silvaner nicht, den Gunther zum Essen anbot, mit dem Hinweis, dass er den Vorzug genösse, von einem staatsfinanzierten Fahrer chauffiert zu werden.

      Der Ministerialdirektor bedankte sich bei Hanna für das gute Essen und bei Gunther für das positive und

      aufschlussreiche Gespräch und telefonierte mit seinem Fahrer, der sich irgendwo im Umland aufhielt.

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