Theobald Fuchs

Unser täglich Bier gib uns heute


Скачать книгу

sprich ned so affektiert. Sag’s richtig. Dass ma di verstehn. Was is dir vorhin weggflogn?“

      „Mei Brachdbabbagei!“ „Allmächd!“ „Brauchsd ned weina.“ Fünf Finger legten sich dort ab, wo sie einem kleinen Mädchen am allerlästigsten sind, in seinem Haar, und kraulten dort, vollzogen Kreisbewegungen, minimale, die aber reichten, dass sich da was Blondes zu Strähnen verpappte und es ziepte.

      Ich kannte das. Von früher. Ich wusste schon, warum ich mich vor 30 Jahren fortgemacht hatte. Aus diesem Landstrich. Wo sie mit jedem Atemzug dafür sorgen, dass die Luft nach Bier riecht. Als würden sie mit jedes Mal den Pumphebel eines Raumsprays betätigten. Hier drinnen emittierte obendrein noch immer Nikotin. Obwohl das Rauchverbot schon vor Jahren in Kraft getreten war.

      „Elma, hasd nu a Daschnduch für die Klanaa, bringst ans mid“, gellte es Richtung Theke. Ich nickte, als Elmar kurz zu mir herüber sah, ein Fragezeichen im Gesicht. Weil mein Sitzplatz auf seinem Weg lag, bekam ich als erster. Als Elmar dann bei ihnen drüben ankam, lösten sich die Finger aus den Haaren der Kleinen. „Der kommt glei wieder“, tröstete er seine Enkelin.

      Brav legte Elisabeth auf jeder Seite ihres Glases eine Hand an, ihre Patschen waren ja noch klein. Souverän und sicher hob sie ihren zweiten Fastenbock des Tages an, um, wie sie es gelernt hatte, aus dem oberen Rand des Glases und den Lippen eine Rinne zu formen, damit ihr ein tropffreies Umfüllen möglich war. „Und? Spürst es scho? Tut's fladdern?“ Elisabeth strahlte. Bis über beide Ohren. „Ja, Großbaba, jetzt issa wieda da.“

      14.02.

      DAS HOHE LIED DER BIERLIEBE

      S: Thomas!

      S: Würdest du eine Frau daten, die kein Bier trinkt?

      T: ???

      S: Hab gerade ne Freundin getroffen und mir ist rausgerutscht, dass ich ihr neues Date unsympathisch und sonderbar finde.

      S: Der trinkt kein Bier. Mit dem stimmt doch was nicht. Totales Alarmsignal, oder?

      T: Das ist in der Tat sehr sonderbar. Was trinkt er denn?

      S: Weißweinschorle.

      S: Und Tee.

      T: Oha!

      T: Du meinst aber nicht Britta, oder?

      S: Doch …

      T: Die Biersommelière-Britta …?!

      S: Gerade die!

      T: Heftig!

      T: Was macht sie dann abends mit dem?

      T: Also, nicht zu Hause … Aber worüber schnacken die denn? Und in welche Bar gehen die zusammen?

      S: Weißweinschorle kriegt man ja zum Glück in jedem Restaurant :-D

      S: Ich will das alles gar nicht so genau wissen.

      S: Aber ich würde niemals einen Mann daten, der kein Bier trinkt und der eine Bierflasche nicht mitm Feuerzeug öffnen kann …

      T: Word!

      T: Das gleiche gilt übrigens auch für Frauen!

      S: Kann mir vorstellen, dass das so manches Mal ein K.o.-Kriterium ist, oder? Ich muss zugeben, ich bin selbst nicht die talentierteste Bierflaschenöffnerin.

      S: Auch wenn ich groß rumtöne, dass man ja ne Flasche auch locker mitm Knie aufkriegt. Aber sag das bitte niemandem …

      T: Mit dem Knie? Noch nie gesehen! Mit dem Auge: ja, Knie: noch nie. Musst du mir mal zeigen. Oder wir üben gemeinsam.

      T: Aber ehrlich gesagt …

      T: Hauptsache sie trinkt Bier. Das Talent, die Korken locker durch die Luft springen zu lassen, wäre aber ein Extrapunkt und absoluter Coolness-Faktor.

      T: Aber sag, würdest du eigentlich auch einen Mann daten, der nur Industriebier trinkt und sich von dir nicht zu anderen Bieren verführen lassen will?

      S: Ach, tatsächlich bin ich da entspannt. Es sei denn, es ist Industrie-Weizen. Da bin ich etwas eigen …

      S: Mal wieder

      T: Erzähl!

      S: Ach, das ist jetzt womöglich total Banane …

      S: Also meine Abneigung gegen Industrie - Weizen-Trinker.

      S: Aber das Zeug duftet 3 Meter gegen den Wind nach Banane.

      S: So riecht doch kein Bier …

      T: Wie gut, dass das nicht auch für das gelegentliche Biertrinken gilt!

      T: Ich trink sehr gerne mal ein Weizen — und finde einige der Großen sehr lecker.

      T: Aber das beste Weizenbier gibt es in Danzig im PG4! Unbedingte Urlaubs- und Bierempfehlung!

      T: Was mir jede noch so hübsche und herzliche Frau zerstört, ist eine Zuneigung zu künstlich schmeckenden Biermischgetränken. Geht gar nicht!

      S: Bei Hitze find ich n Alster vollkommen legitim!

      S: Thomas???

      S: Komm, so schlimm ist das Geständnis nun auch nicht.

      S: Lass uns das später beim Bier bequatschen, ja? Ich lass auch nix reinmischen … Entscheide schnell, Akku ist gleich leer.

      T: Was für ein Geständnis denn bitteschön?! Das war ne reine Ansage! ;-)

      T: Für Hitze gibt es doch tolle Session-Biere und die leichten Sauerbiere wie Berliner Weisse!

      S: Klar, aber manchmal hab ich echt Durst auf n eiskaltes Alster!

      T: Aber ein Alster ist auch voll ok, da gibt es wesentlich schlimmere Varianten, alle schon fertig in der Flasche gemischt.

      T: Aber für ein Bier bin ich trotzdem immer zu haben! Um 20h am Tresen?

      T: Und bring am besten Britta und ihr Date mit. Ich bin mir sicher, der hat einfach nur noch nicht das richtige Bier für sich entdeckt!

      S: Hammer-Idee! Bis später

      15.02.

      ATHEN

      Griechenland – ein Traumland für Schlemmer und Genießer. Eine wunderbare und vielfältige Küche. In den kleinen Gassen Athens findet man kulinarische Überraschungen, dazu den passenden Wein und verschiedenste Destillate, die das Mahl krönen. Bier spielt dabei keine Rolle. Höchstens als Einlaufbier, um die vom Straßenstaub belegte Zunge für spannende Geschmäcker frei zu spülen. Welche Marke es ist, spielt dabei überhaupt keine Rolle: Amstel? Heineken? Alfa? Egal!

      Doch langsam ändert sich dies. Restaurants machen sich Gedanken, wie sie den Gast mit spannenden Biersorten überraschen können, und es entstehen Bierbars mit einem Dutzend Zapfhähnen und einem Kühlschrank voller verschiedener Biere. Die Neugier auf neue Geschmäcker steigt.

      Am Anfang der Bewegung standen deutsche und englische Touristen, die auch fern der Heimat ihr vertrautes Getränk haben wollten, und Namen wie Bock Bier Restaurant oder Molly Malones bedienen ihre Erwartungen. Aber Löwenbräu und Guinness sind nicht der Weisheit letzter Schluss.

      Im Athena’s Cook machen große Regale mit endlosen Reihen von Bierflaschen klar, dass das empfohlene Getränk zum Mahl hier nicht der Wein ist. Moderne Küche, sechs verschiedene Biere vom Fass und viele, viele Biere aus der Flasche. Belgische Spezialitäten, deutsche Biere, englische Ales und … griechisches Craftbier. Kleine Brauereien aus der griechischen Provinz etablieren sich, und wer ein Septem aus Orologio oder ein Voreia aus Serres trinkt, wird nicht enttäuscht.

      Ähnlich das Konzept im Hops Beer and Burgers. Der Name ist Programm. Junge Küche, gute Fleischklopse, viele Biere. Ein leckeres Witbier aus der Brauerei Volkan von der Insel Santorini gefällig? Lieber ein Ali aus Thessaloniki? Oder ein Chios von der gleichnamigen Insel?

      Wer gar nicht viel essen möchte, sondern von vornherein nur auf das Bier aus ist, geht in’s Barley Cargo. Sechs Reihen Holzkisten, auf die Seite gelegt und