endlich wieder hergestellt.
Doch der Schutzpatron der Gangster war wieder mal auf Jil Fernays Seite.
Auf dem Gang wurde es laut. Schritte und Stimmen näherten sich.
Bount brauchte nicht lange zu überlegen, auf wessen Seite sie sich schlagen würden. Er musste jetzt schnell handeln und auf die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln verzichten.
Jil Fernay hatte sich ebenfalls eine Deckung gesucht. Er hockte so, dass er sich nirgends spiegelte und dadurch seinen Standort verriet.
Viele Möglichkeiten gab es nicht. Da war ein großer Schrank, hinter dem er sich verbergen konnte, ein zweiter Sessel, das Sofa und ein zusätzliches französisches Bett.
Bount Reiniger zögerte nicht. Er hob den Arm und schickte eine Kugel zu dem Bett hinüber. Er nahm an, dass es den Killer dorthin am meisten ziehen würde.
Die Antwort erhielt er allerdings postwendend vom Schrank.
Jil Fernay schoss präzise, aber er traf lediglich die Sessellehne. Das kostete ihn einen Fluch.
Nun wusste Bount, wo er steckte. Mit einem gewagten Sprung wechselte er zum zweiten Sessel hinüber. Gleichzeitig feuerte er.
Als auch der Gangster seine Kugel los war, ging Bount Reiniger aufs Ganze.
Er jagte zur Tür hinüber, an der sich soeben jemand zu schaffen machte. Er musste verhindern, dass der Killer Verstärkung erhielt.
Das war riskant, denn Jil Fernay schoss unbarmherzig, und nur weil sich der Detektiv automatisch niederfallen ließ, orgelte das Geschoss über ihn hinweg.
Kurzentschlossen steckte Bount einen seiner Dietriche ins Schlüsselloch. Damit war das Schloss für die Gegenseite blockiert. Sie mussten Gewalt anwenden, und Bount hoffte, dass in diesen alten Häusern die Türen noch stabil waren.
Zunächst aber erfolgte der weitere Angriff von dem Gangster hinter dem Schrank. Jil Fernay schoss nun wie wild in der Hoffnung, dass eine Kugel schon ihr Ziel finden würde. Schließlich war Reiniger jetzt ohne Deckung.
Doch er war kein Selbstmörder, und um zu schießen, musste der Killer zumindest seine Faust sehen lassen.
Darauf baute Bount Reiniger.
Er behielt den Schrank scharf im Auge, und als die Hand des Verbrechers wie eine Schlange vorzuckte, feuerte er zweimal kurz hintereinander.
Die Luger des anderen landete auf dem Boden. Den Schrei verbiss sich Jil Fernay. Dazu war er zu hasserfüllt. Er beschränkte sich auf ein Donnerwetter, das dem Detektiv die schlimmsten Höllenqualen an den Hals wünschte.
Bount sprang vor, denn nun war der andere ohne Waffe.
Doch da täuschte er sich schon wieder.
Eine angeschossene Hand ließ den Goldräuber noch längst nicht aufgeben. Immerhin verfügte er noch über die Linke, und wenn auch die unbrauchbar war, würde er eine neue Möglichkeit finden, den, verhassten Schnüffler abzuwehren.
Bount Reiniger konnte nicht mehr verhindern, dass sich Fernay die Waffe erneut fischte. Dafür riss er die Schranktür auf und donnerte sie ihm ins Gesicht, als er gerade abdrückte.
Das wäre gar nicht mehr nötig gewesen, denn die Luger war leer. Jil Fernay hatte seine Munition zu voreilig verschossen.
Bount hatte keine Mühe, den Mann, der nur die Linke zur Gegenwehr benutzen konnte, zu überwältigen. Ein Paar Handschellen schnappten zu. Der Fall Jil Fernay gehörte für ihn der Vergangenheit an.
Bount achtete nicht auf die wüsten Schmähungen, die ihm der Babygesichtige entgegenschleuderte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den Burschen, die eben dabei waren, die Zimmertür einzurennen. Nach den unterschiedlichen Stimmen handelte es sich um vier oder fünf Mann.
Rasch wechselte Bount das Magazin der Automatic und lud auch Fernays Luger neu. Trotzdem sah er seine Aussichten, gegen diese Übermacht zu bestehen, die dazu noch jederzeit auf weitere Verstärkung hoffen konnte, als sehr dürftig an.
Er wollte auch kein Blutbad. Mit den Gaunern, die sich im Tropical Inn herumtrieben, und die in ihrer Loyalität zu diesem Killer ein bisschen weit gingen, hatte er nichts zu schaffen. Ganz sicher aber wollte er sich nicht seinen Fisch aus dem schon geschlossenen Netz stehlen lassen.
Er feuerte zwei Warnschüsse gegen die Tür, um ein wenig Luft zu bekommen. Er richtete es absichtlich so ein, dass eine Kugel ein Stück über Kopfhöhe ins Holz schlug, die andere in Fußbodennähe. Er wollte niemanden verletzen, solange er dazu nicht gezwungen wurde.
Der gewünschte Erfolg blieb nicht aus. Die Kerle wichen zurück und berieten offensichtlich, wie sie sich verhalten sollten.
Jil Fernay sagte es ihnen. Er witterte seine Chance und feuerte seine Retter leidenschaftlich an.
Die Verschnaufpause dauerte auch tatsächlich nur kurze Zeit. Dann begann das Krachen an der Tür erneut.
Bount durchzuckte der rettende Gedanke.
Eine Frau wie Kessy brauchte unbedingt in ihrem Zimmer ein Telefon. Es war der Verbindungsdraht zur zahlenden Kundschaft.
Er entdeckte den Apparat nicht sofort, doch als er das Nachtkästchen aufzog, huschte ein triumphierendes Lächeln über sein Gesicht.
Die Nummer kannte er auswendig.
Als die Verbindung hergestellt war, sagte er laut genug, dass auch die eifrige Mannschaft auf dem Gang ihn verstehen konnte: „Wenn Sie den Goldräuber Jil Fernay abholen wollen, dann müssen Sie zum Tropical Inn in der Hundertsiebenundzwanzigsten Straße kommen, Lieutenant. Bringen Sie genug Männer mit, denn da sind noch so ein paar Galgenvögel auf eine kostenlose Unterkunft scharf. Was? Ein Streifenwagen befindet sich ganz in der Nähe? Zwei Minuten? Wunderbar! Dann halte ich Sie nicht mehr auf.“
Er warf den Hörer schmunzelnd auf die Gabel und grinste seinen Gefangenen an.
Jil Fernay spuckte aus. Jetzt endlich sah er ein, dass er verloren hatte.
Vor der Tür wurde es erstaunlich still. Die Helden fühlten kein Verlangen, auf die Polizisten zu warten.
Sie hätten wahrscheinlich anders reagiert, wenn sie geahnt hätten, dass der nahe Streifenwagen nur Bount Reinigers Erfindung war.
So dauerte es immerhin noch zwölf Minuten, ehe Bount Reiniger seinen gebrochenen Gegner an die Gesetzeshüter in den blauen Hemden übergeben konnte.
7
Linda Rogers war einem Nervenzusammenbruch nahe.
Mickey und René hatten sie gewaltsam auf den Kutter gebracht und hielten sie in der engen Kajüte gefangen.
Sie hatte in den letzten Stunden ein paar neue Gesichter kennengelernt. Durchwegs abstoßende, unsympathische Gesichter. Ein Gesicht hatte sie, seit man sie aus dem Buick herausgezerrt hatte, nicht mehr gesehen. Das von Hazy McLorne.
Was war mit der Freundin geschehen? Hatte man sie wirklich getötet?
Dieser grauenvolle Gedanke war für Linda unvorstellbar.
Auf ihre entsprechenden Fragen erhielt sie keine Antworten. Nur als sich einer der Kerle, die zu ihr in die Kajüte kamen, über sie beschwerte, weil sie seine Erwartungen nicht erfüllte, kam René zu ihr und warnte sie ölig.
„Wenn du nicht tust, was wir von dir verlangen, geht es dir genauso wie Hazy.“
„Ich kann das nicht tun“, wehrte sie sich. „Ich bin keine Hure.“
René lachte verächtlich. „Das sagen sie am Anfang alle, und nach ein paar Wochen können sie gar nicht mehr aufhören. Bei dir wird das genauso. Der Boss verspricht sich viel von dir, also enttäusche ihn lieber nicht. Du würdest den Kürzeren ziehen.“
So blieb Linda Rogers im Ungewissen, doch dass ihr Schicksal so oder so nicht