sein, das (bisher) unter den Tisch gefallen ist.“ii Mit anderen Worten: Fastfood bzw. prozessierte Lebensmittel können das Immunsystem aktivieren, Entzündungen auslösen und Ressourcen binden, die zur Abwehr von Angreifern dann fehlen.
80 bis 90 Prozent aller Lebensmittel gelangen in einer vorbereiteten Form zum Verbraucher.iii Convenience Food heißt das Zauberwort.
Es gibt vier Stufen:
Stufe 1: Küchenfertiges Gemüse oder geschnittenes Fleisch. Es muss vor dem Kochen noch bearbeitet werden.
Stufe 2: Garfertig. Hierzu gehören Teigwaren, Tiefkühlgemüse oder gewürztes / paniertes Fleisch.
Stufe 3: Aufbereitfertig. Das sind alle Instantprodukte, Puddingpulver oder Fertig-Saucen.
Stufe 4: Regenerierfertig. Hierzu zählen Fertiggerichte und Menükomponenten (z. B. in Restaurants).
Stufe 5: Verzehr- und Tischfertig. Fertige Salate, Obstkonserven oder kalte Soßen können sofort gegessen werden.
Als ultra-prozessierte Nahrung (Stufen 3 – 5) gelten Produkte
• die ganz oder überwiegend aus Substanzen hergestellt werden, die aus Lebensmitteln extrahiert wurden (z.B. Öle, Fette, Zucker, Stärke und Proteine),
• die aus Lebensmittelbestandteilen gewonnen wurden (z.B. hydrierte Fette und modifizierte Stärke) oder
• die in Labors aus Nahrungssubstraten oder anderen organischen Quellen synthetisiert wurden (z. B. Geschmacksverstärker, Farben und Zusatzstoffe)
In 80 bis 90 Prozent der Restaurants soll Convenience Food bereits verwendet werden.ıv
Wie viele Fertigprodukte nehmen Sie täglich zu sich?
Bemühen Sie sich, den Konsum von Fertigprodukten schrittweise zu reduzieren. Sie entlasten damit Ihr Immunsystem immens. Wechseln Sie schrittweise zu frischen, unbehandelten Lebensmitteln.
Alles, was lange haltbar ist, kann PAMP enthalten. Nutzen Sie also Lebensmittel aus der Konserve mit Augenmaß.
Informieren Sie sich über Einkaufsmöglichkeiten bei Bio-Bauern aus der Region.
Wenn Sie im Restaurant essen, äußern Sie Sonderwünsche. Wenn diese nicht möglich sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass fertige Komponenten verwendet werden.
Das erworbene Immunsystem & Hygiene
Das erworbene bzw. spezifische Immunsystem ermöglicht die gezielte Abwehr von einzelnen Angreifern. Dafür ist eine Datenbank notwendig, in der alle bisher erkannten Angreifer gespeichert werden. Diese Aufgabe übernehmen spezialisierte Zellen, die sog. Lymphozyten. Sie merken sich die Oberflächenstruktur feindlicher Strukturen. Sie „erinnern“ sich oft ein Leben lang. Wenn der Körper wieder mit diesem Virus konfrontiert ist, werden sofort spezifische Abwehrmaßnahmen eingeleitet. Der Angreifer wird vernichtet, noch bevor er Schaden anrichten kann. Dieser Zustand wird als Immunität bezeichnet. Je trainierter Ihr Immunsystem, desto besser die Abwehrkraft.
Hygienemaßnahmen schützen uns vor besonders gefährlichen Krankheitserregern. Doch zu viel Hygiene und Desinfektion hindern unser spezifisches Immunsystem daran, seine Funktion wahrzunehmen. Es lernt nicht, es wird nicht trainiert und steht etwas im Leerlauf. Die sog. Hygiene-Hypothese besagt, dass zu viel Hygiene Allergien und Auto-Immun-Erkrankungen begünstigt. Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass hier aber auch eine starke genetische Komponente eine Rolle spielt.v
Multiple Sklerose (eine Auto-Immun-Erkrankungen des Nervensystems) z. B. hat eine starke ethnische Komponente. Sie betrifft unverhältnismäßig viele Weiße mit europäischem Hintergrund. Trotz eines Anstiegs der MS bei Afroamerikanern in den letzten Jahren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hispanics und Asiaten an MS erkranken, deutlich geringer als bei Weißen europäischer Abstammung.vi
Umgekehrt haben schwarze Personen das höchste Risiko, an SLE zu erkranken.vii SLE oder Systemischer Lupus Erythematodes ist eine Auto-Immun-Erkrankung der Haut und der inneren Organe. Ein erhöhtes Risiko wird auch bei Südasiaten, Ostasiaten und anderen nicht-weißen Gruppen im Vergleich zu weißen Personen beobachtet.
Ob wir eine Allergie oder eine Auto-Immun-Erkrankung entwickeln, hängt also nur zum Teil von übermäßiger Hygiene ab. Die Ursache für die genetischen Varianten liegt in der Krankheitsgeschichte unserer Vorfahren. Überstandene Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose oder die Pest hinterließen einen „Fußabdruck“ im genetischen Profil einiger Menschen. Diese Genvarianten, die unsere Vorfahren schützten, zeigen sich heute je nach Kontext als Vor- oder Nachteil.
Unsere Gene entwickelten sich immer im Wechselspiel mit Krankheitserregern.
Wir stecken also in einem Dilemma: einerseits möchten wir uns schützen, andererseits schwächt genau dieser Schutz unser körpereigenen Abwehrsysteme. Die Lösung ist das rechte Maß, oder „der mittlere Weg“, wie man es im Buddhismus nennen würde. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Wo genau dieses Maß liegt, wissen wir modernwissenschaftlich noch nicht so genau. Die relativ junge Disziplin der Lifestyle-Medizin liefert gute Ansätze, steckt aber noch in den Kinderschuhen.viii
Der Ayurveda hat an dieser Stelle einige tausend Jahre Vorsprung. Mit den Informationen aus diesem Buch werden Sie eine sehr gute Annäherung finden, welche Faktoren Ihre persönliche Immunkraft beeinflussen und wie Sie darauf einwirken können.
Immunität kann auch durch Impfungen erworben werden. Hier wird der Körper mit Antigenen konfrontiert, z. B. nur mit Bruchstücken der Hülle von Viren oder Bakterien. Diese sind für sich genommen unschädlich. Die Bruchstücke reichen aus, um eine Antwort des Immunsystems zu provozieren. Es wird in der Regel eine sanfte Reaktion ausgelöst und die Lymphozyten bilden passende Antikörper. Wenn dann später der Körper mit den vollständigen Erregern konfrontiert wird, kann er sie erkennen und sofort eine umfassende Reaktion einleiten. Dem kontroversen Thema Impfen ist ein eigenes Kapitel im zweiten Teil gewidmet.
Wie gut kommen Sie im Alltag mit Viren etc. zurecht?
Wenn Sie oft relativ lange mit Infektionen zu kämpfen haben, werden Sie in diesem Buch eine Fülle wertvoller Tipps finden.
Sind Sie von einer Auto-Immun-Erkrankung betroffen?
Lesen Sie dieses Buch sehr aufmerksam durch und integrieren Sie alle Empfehlungen, die Ihnen sinnvoll erscheinen schrittweise in Ihrem Alltag. Vor allem die Aspekte der inneren Reinigung sind für Sie wichtig und das Konzept „Vermeiden der Ursachen“.
Erwägen Sie eine ayurvedische Reinigungskur im In- oder Ausland.
Beauty & Immunity
Schutzschild Haut
Die Haut ist unser Aushängeschild. Ihr Strahlen gibt Auskunft über unseren Gesundheitsstatus. Leuchtende Haut ist ein Zeichen von Fitness und Vitalität. Die Haut ist gleichzeitig unser Schutzschild nach außen. Sie schützt vor Verletzung und Infektionen, vor Hitze und vor Licht. Sie reguliert die Körpertemperatur, was wichtig ist, wenn wir z. B. Fieber haben.
Inzwischen wissen wir, dass die Haut aber weitaus mehr ist als nur eine Schutzhülle oder ein Thermostat. Sie ist ein komplexes und dynamisches Ökosystem, das von Bakterien, Archaeen (so etwas ähnliches wie Bakterien), Pilzen und Viren bewohnt wird. Diese Mikroben - kollektiv als Hautmikrobiom bezeichnet - sind grundlegend für die Physiologie und Immunität der Haut.ix Unter dem Mikroskop erkennt man drei Hautschichten: Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut.
Bild: Istock 1171470357 ©colematt
Die oberste Hautschicht ist die Epidermis. Epi heißt soviel wie auf oder darüber, Epidermis = Auf der (eigentlichen) Haut. Sie ist der erste Schutzwall gegen Angreifer. Ihre oberste Schicht besteht aus abgestorbenen, verhornten Zellen. Diese Hautschicht wird regelmäßig abgestoßen. Zuhause werden diese Schuppen Teil unseres Hausstaubs. Die Epidermis ist relativ dünn,