Andrea Tuma

War das schon alles?


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in denselben Situationen, bei denselben Menschen landen. Beginnen wir mit offener Neugier nach Antworten zu suchen, eröffnet sich uns ein breites Feld an Einsichten und Erkenntnissen, die wichtige Wegweiser für unsere weitere Lebensreise sein können.

      Warum passiert mir das? Was ist der Sinn? Warum fühle ich mich so leer? Was macht mich unzufrieden? Was ist der Grund für meine Unruhe? Bin das wirklich ich? Was erwarte ich vom Leben? Was soll ich tun? Wie geht es weiter?

      Es gibt viele Fragen, die sich am Beginn des Weges stellen. Sie tauchen als Gedanken auf dem Heimweg von der Arbeit auf, als Eingebung während des Geschirrspülens oder als Geistesblitz unter der Dusche. Eines Tages überwältigen sie uns, stürzen uns in einen Zustand der Verzweiflung oder begleiten uns, verborgen im Innersten, über Jahre durchs Leben. So oder so lassen sie uns nie wieder los.

       Die Suche nach Antworten

      Die ersten Veränderungsimpulse scheinen oft banal: neue Frisur, neues Hobby, neues Auto. Vielleicht entscheiden wir uns darüber hinaus für einen neuen Wohnsitz, einen neuen Job, einen neuen Partner. Einige dieser Veränderungen können uns einen Schritt in die richtige Richtung bringen, andere lenken nur vom eigentlichen Weg ab. Dennoch ist es gut und wichtig, diesen Impulsen nachzugehen. Nur so können wir uns ausprobieren und sehen, was passiert. Wir sind in Bewegung gekommen.

      Manche Menschen versuchen aber auch gar nicht erst etwas zu ändern. Sie geben lieber den Umständen die Schuld dafür, dass ihr Leben nicht so ist, wie sie es gerne hätten. Die Verantwortung für das eigene Leben an andere oder äußere Gegebenheiten abzuschieben, bringt kurzfristig ein Gefühl der Erleichterung, glücklicher macht es aber nicht. Wer langfristig mehr Sinn und Erfüllung in seinem Leben finden will, wird nicht darum herumkommen, einen Blick in die eigene Innenwelt zu riskieren. Wie intensiv haben wir uns bisher ehrlich und über längere Zeit mit unseren Bedürfnissen, Sehnsüchten und Zielen beschäftigt? Wie oft haben wir bisher die wahre Motivation hinter unseren Wünschen und Plänen hinterfragt, bevor wir begonnen haben, viel Zeit und Energie in deren Umsetzung zu stecken?

      Die äußeren Lebensumstände spiegeln meist nur das wider, was wir in uns tragen. Und das ist eine ganze Menge. Vor allem tragen wir ein Bild in uns, wie wir glauben sein und uns verhalten zu müssen. Mit unserer seelischen Essenz hat diese Vorstellung von dem, wer wir sind und was wir wollen, oft nur wenig gemeinsam. Trotzdem übt dieses verzerrte Bild von uns selbst einen entscheidenden Einfluss darauf aus, wie wir unser Leben gestalten. Es ist die Wurzel vieler Erfahrungen, die wir im Laufe der Zeit machen. Diese falsche, von außen geprägte und nicht unserem seelischen Kern entsprechende Persönlichkeit zu erkennen und die damit verbundene Lebensgestaltung zu hinterfragen, ist ein entscheidender Schritt, um den individuellen Weg zu finden und zu gehen.

      Laura, eine sehr gute Freundin von mir, litt darunter, dass sie immer wieder Beziehungen zu Männern hatte, die sich nie voll und ganz auf die Partnerschaft einlassen wollten. Die Beziehungen dauerten zwar meist mehrere Jahre, blieben aber auf eine gewisse Art unverbindlich. Ihr Wunsch nach einem Zusammenleben, nach Heirat und vielleicht auch Kindern wurde nie erfüllt. An dem Punkt, an dem sie ihren Wunsch äußerte, endeten in der Regel die Beziehungen. Sie fragte sich, weshalb es ihr nie gelang, einen Mann zu finden, der bereit war, mit ihr den ganzen Weg zu gehen. Im Rahmen einer Therapie erkannte sie, dass es einen Teil von ihr gab, der felsenfest davon überzeugt war, nicht liebenswert und für andere Menschen nur eine Belastung zu sein. Dieser Teil wurde umso unsicherer, je näher ihr ein anderer Mensch kam. Um diesen Teil zu verstecken, sandte sie unbewusst die Botschaft aus: »Bis hierher und nicht weiter.« Unbewusst suchte sie daher Partner, die ebenso wenig bereit waren, sich voll und ganz auf sie einzulassen, wie sie es umgekehrt war. Denn hätte sie einen anderen Menschen wirklich nah an sich herangelassen, hätte er auch diesen Teil von ihr kennengelernt. Und das versuchte sie, wenn auch nicht bewusst, zu vermeiden. In der Therapie begann sie, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen – ein nicht immer leichter Prozess. Doch er hat sich gelohnt. Mittlerweile ist sie seit drei Jahren glücklich verheiratet.

      Lassen wir die Fragen in unserem Inneren zu, zeigen wir die Bereitschaft, mit unserer Seele in Kontakt zu kommen. Die Seele ist dabei die Kraft, die nach und nach jene Themen an die Oberfläche unseres Bewusstseins spült, die noch nicht gelöst sind, die noch einmal (oder vielleicht das erste Mal) angesehen werden wollen. Im persönlichen Empfinden mögen solche inneren Wellen wie eine Flutwelle erscheinen, in der wir manchmal das Gefühl haben zu ertrinken. So gewaltig uns der Tsunami auch erscheinen mag, wir können darauf vertrauen, dass unsere seelische Führung genau weiß, was sie uns zumuten kann. Denn sie kennt unser gesamtes Potenzial und möchte uns unterstützen, dieses ebenfalls zu erkennen und zu leben.

       Fragen zulassen

      Wenn wir es wagen, uns auf die Fragen einzulassen, erleben wir, wie Dinge, nach denen wir uns jahrelang, vielleicht sogar jahrzehntelang gesehnt haben, tatsächlich Realität werden, während anderes an Bedeutung verliert. Uns wird klar, dass einige unserer bisherigen Wünsche niemals wahr werden, spüren aber, dass das gut und richtig so ist. Die bewusste Verbindung mit dem eigenen Wesenskern und dem darin enthaltenen Potenzial ist die beste Voraussetzung, den ureigenen Lebensplan, den unsere Seele kreiert hat, zu verwirklichen. Dann machen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, das Beste aus uns und unserem Leben. Das Beste aus sich herauszuholen bedeutet nicht, ständig zu versuchen, persönliche Schwächen zu kaschieren oder sich mehr als alle anderen zu bemühen, Fehler um jeden Preis zu vermeiden und nach außen stets perfekt zu wirken. So zu leben ist extrem anstrengend und führt weder zu dauerhaftem Glück noch zu echter Erfüllung. Das Beste zu geben, um den eigenen Weg zu verfolgen, beinhaltet vielmehr, individuelle Stärken zu erkennen, ganz persönliche Träume zu verwirklichen und die eigene Einzigartigkeit zu leben. Es geht also nicht darum, im Vergleich zu anderen der oder die Beste zu sein, sondern darum, im eigenen Leben für sich das Beste zu erkennen und umzusetzen.

      Wer Fragen stellt und die Antworten hören will, übernimmt Verantwortung. Verantwortung für sich selbst und sein Leben. Ob uns diese Fragen wie ein Blitz aus heiterem Himmel treffen oder uns leise und subtil als Ahnung, Gefühl oder Sehnsucht tief in unserem Herzen erreichen, sie wollen beantwortet werden. Sie sind der Antrieb, der uns auf unserem Weg voranbringt. Sie zeigen uns, dass es mehr gibt als das, womit wir uns bisher zufriedengeben. Sie regen uns an zu träumen und den ein oder anderen Traum auch in die Realität zu bringen. Sie ermutigen uns, nach dem Sinn zu suchen, nach etwas zu streben, wofür es sich lohnt, am Morgen aufzustehen und unsere Kraft und Energie einzusetzen. In welcher Art und Weise diese Fragen auch immer auftauchen mögen, wir sollten sie wie ein Geschenk in Empfang nehmen. Selbst dann, wenn wir sie erst nach vielen Jahren und großer Anstrengung beantworten können.

      Michaela, einer Klientin von mir, fiel es immer schwerer, sich für ihre beruflichen Aufgaben zu motivieren. Sie war als Masseurin schon seit vielen Jahren selbstständig tätig und konnte davon auch gut leben. Die Arbeit mit Menschen machte ihr Spaß, und trotzdem kostete es sie immer mehr Kraft, ihren Beruf auszuüben. Sie musste die tägliche Anzahl an Kunden reduzieren, da sie körperlich immer schneller auslaugte. Abends fiel sie völlig erschöpft ins Bett und hatte keine Energie mehr für Freizeitaktivitäten. Als sie sich fragte »Was raubt mir meine Energie? Warum habe ich das Gefühl, mich zu meiner Arbeit zwingen zu müssen?« fand sie erst einmal keine Antwort. Einige Tage später traf sie auf einer Party von Freunden eine Rhetoriktrainerin, die ihr vorschwärmte, wie erfüllend sie es fand, in ihren Seminaren Menschen zu helfen, ihre Ausdrucksweise zu verbessern. Michaela war von der Idee begeistert, auf diese Art und Weise mit Menschen zu arbeiten, und begann eine Ausbildung zur Kommunikationstrainerin. Doch schon während der Ausbildung merkte sie, dass auch das alleine sie nicht erfüllte. Sie stellte aber fest, dass sie wieder mehr Motivation für ihre Massagetätigkeit hatte.

      Was war passiert? Ohne es bewusst zu lenken, hatte sie begonnen, die neuen Erkenntnisse aus der Ausbildung in ihre Körperarbeit einfließen zu lassen. Sie hatte, ohne es geplant zu haben, ihr Wissen über Kommunikation mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung über den menschlichen Körper kombiniert und eine neue Methode zur Kommunikation mit dem Körper entwickelt. Diese nutzt sie nun in ihrer Praxis und bietet dazu auch regelmäßig Seminare an. Etwas fehlte in ihrer ursprünglichen Tätigkeit, daher verlor sie immer mehr die Motivation dafür. Aktiv nach der Ursache zu fragen öffnete den Raum für Antworten