Walter G. Pfaus

Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien


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viel geräumiger war als in dem alten E-Type.

      Aber Marenkov lehnte ab und bevorzugte einen Wagen aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft. Er entschied sich für einen unscheinbaren Toyota.

      Es stellte sich heraus, dass er schon öfter in New York gewesen war und sich hier hervorragend auskannte. Entgegen unseren Befürchtungen hatte er daher auch keinerlei Schwierigkeiten, sich an die Verkehrsverhältnisse im Big Apple anzupassen.

      „Das Art Business ist ein globales Geschäft!“, meinte er dazu. „Gleichgültig, ob auf der legalen oder der illegalen Seite. Und die neureichen Gangster aus Moskau oder St. Petersburg lassen sich nun mal ganz gerne mit dem Privatflieger, nach Paris, New York oder sonst wohin fliegen, nur um ihrer Angebeteten in irgendeiner angesagten Boutique eine 600-Dollar-Jeans zu kaufen. Nebenbei besucht man dann ein paar Geschäftsräume...“

      „Ich verstehe“, sagte ich.

      Marenkovs Lächeln wurde spöttisch. „Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich meine Befugnisse während dieser Aufenthalte in Ihrem Land nie überschritten habe, falls Sie sich darüber Sorgen machen sollten.“

      Norman Gallesco residierte in einer Traumetage mit freiem Blick auf den Central Park. Das Gebäude selbst glich einer Hochsicherheitsfestung. Überwachungskameras und bewaffnete Security Guards waren überall.

      Wir fuhren mit dem Lift in Gallescos Etage.

      Ein zwei Meter großer Bodyguard im dunklen Anzug öffnete uns. Er hielt einen Metalldetektor in der Rechten und wollte uns tatsächlich damit nach Waffen durchsuchen.

      Ich hielt ihm meine ID-Card unter die Nase.

      „Dieser Ausweis sollte auch für Sie vertrauenswürdig genug sein.“

      „Sie sind nicht angemeldet!“

      „Ich denke, dass sich Mister Gallesco trotzdem ein paar Minuten für uns Zeit nehmen wird.“

      „Der Terminkalender von Mister Gallesco ist sehr eng.“

      „Der unsere auch!“, mischte sich Milo etwas ungehalten ein.

      In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür.

      Zwei Männer traten hervor. Der eine war groß und hager, der andere kaum 1,60 m, mit einem sehr kurzen Hals, dessen vollen, grauen Haarschopf man einen Cäsar-Schnitt verpasst hatte. Er sprach mit durchdringender Stimme und seinem sehr harten Akzent. Offenbar war er ziemlich aufgebracht.

      „Wir besprechen alles weitere in den nächsten Tagen, Mister Zurcher!“

      „Ich will es hoffen!“, sagte Zurcher, der uns kurz musterte und dann mit seiner dünnen Aktentasche unter dem Arm die Wohnung verließ.

      „Mister Norman Gallesco?“, wandte ich mich an den Hageren.

      Dieser drehte sich zu seinem Leibwächter herum. „Was machen diese Leute hier, Barry?“

      Ich hielt ihm meinen Ausweis entgegen.

      „Jesse Trevellian, FBI! Dies sind mein Kollege Milo Tucker sowie Major Marenkov, ein Ermittler des russischen Innenministeriums, der uns berät. Wir würden gerne kurz mit Ihnen über Vladimir Bykov sprechen.“

      „Was ist mit Bykov?“

      „Er ist verschwunden - wahrscheinlich ermordet. Und wir hofften eigentlich, dass Sie uns etwas Näheres dazu sagen könnten.“

      „Ich wüsste leider nicht, wie ich Ihnen da behilflich sein könnte. Aber vielleicht kommen Sie erst einmal in mein Büro und Sie erläutern mir die Sache etwas genauer.“

      „Gerne.“

      Wir folgten ihm.

      Das Büro war größer als dir meisten New Yorker Wohnungen. Der gewaltige Schreibtisch war aus einem dunklen Tropenholz, mit dem der Handel längst verboten war. Gallesco führte uns zu einer Sitzgruppe in der Nähe der zum Central Park ausgerichteten Fensterfront.

      Wir setzten uns.

      Gallesco wirkte nervös.

      „Wir befürchten, dass Vladimir Bykov Opfer einer Serie von Morden im Dunstkreis der Kunstmafia wurde. Lee Trenton, sein GalerieverMax wurde kurz danach erschossen und...“

      „Das ist ja furchtbar!“, stieß Gallesco hervor. „Aber ich frage mich, was mit alledem zu tun habe.“

      „Ich habe Ihre Nummer in Bykovs Jackett gefunden“, stellte ich klar. „Wir gehen davon aus, dass er eine zentrale Vermittlerrolle im illegalen Kunsthandel mit Russland einnahm. War er Ihr Mandant?“

      Gallesco lächelte.

      „Ja, ich gebe zu, dass ich ihn in der Vergangenheit ein paar Mal vertreten habe.“

      „In welchen Angelegenheiten?“

      „Nun, ich habe Mister Bykov in juristischen Fragen beraten. Rund um den internationalen Transfer von Kunstgegenständen. Allerdings ging es um legale Geschäfte!“ Sein Lächeln wirkte gezwungen. „Das ist schon risikoreich genug, denn die gesetzlichen Bestimmungen halten da wirklich jede Menge Fußangeln bereit. Aber wenn Sie glauben, dass ich Mister Bykov bei irgendwelchen illegalen Aktivitäten unterstützt hätte, liegen Sie völlig falsch.“

      „Von dem Eremitage-Skandal haben Sie sicher gehört“, warf nun Milo ein.

      Gallesco nickte. „Jeder, der sich nur ein bisschen für das Thema interessiert hat, hat das.“

      „Unsere Kollegen haben über V-Leute ermittelt, dass Bykov auf mehreren Kisten mit Kunstgegenständen – vor allem Ikonen und Schmuck - saß, die er jetzt wohl kaum noch offen anbieten konnte. Haben Sie etwas davon gehört?“

      Gallesco verschränkte die Arme.

      „Wie gesagt, ich tue nichts Ungesetzliches. Schon gar nichts, was nach Hehlerei aussehen könnte! Da würde ich meine Existenz als Anwalt aufs Spiel setzen.“

      „Aber man sagt Ihnen exzellente Verbindungen in der Kunstmafia nach und wir hatten gehofft, dass Sie noch immer einigermaßen informiert sind...“

      „Und jetzt sagen Sie nicht, dass Sie mit solchen Leuten nicht zusammenarbeiten würden!“, mischte ich mich ein, noch bevor Gallesco in der Lage war zu antworten. „Sie haben das doch bereits!“

      „Ach, ja?“

      „Sie haben dafür gesorgt, dass mehrere klassische Gemälde, die aus einer Privatsammlung entwendet worden waren, über dubiose Kanäle gegen Lösegeld zurückgeführt wurden!“, hielt ich ihm vor.

      „Ja und ich wäre deswegen beinahe wegen Beihilfe zu einem Verbrechen ins Gefängnis gekommen!“

      „Wenn Sie in diesem Fall etwas Ähnliches für das FBI tun würden, bestünde diese Gefahr nicht“, machte ich ihm klar.

      Sein Lächeln wirkte wie eine Maske. „Natürlich nicht!“, knurrte er. „Damals sind alle über mich hergefallen! Dabei habe ich nicht den Entführern geholfen. Nicht in erster Linie jedenfalls – sondern der Menschheit und dem Erhalt Ihres Kulturerbes, schließlich habe ich verhindert, dass ein paar Wahnsinnige Bilder zerstören oder auf Nimmerwiedersehen in den Safes von ein paar superreichen Sammlern verschwinden lassen, denen es darum geht, so ein Kunstgut ganz für sich allein zu besitzen! Die Staatsanwaltschaft war doch damals nur sauer darüber, dass ich es abgelehnt habe, mit der Justiz zusammen zu arbeiten!“

      Gallesco stand auf.

      Er ging ein paar Schritte unruhig auf und ab. Dabei vergrub er seine Hände in den weiten Taschen seiner grauen Flanellhose. Schließlich blieb er abrupt stehen und fixierte mich. „Okay, ich will mit offenen Karten spielen. Ich kann damit meinem Mandanten wahrscheinlich nicht mehr schaden, so wie Sie die Dinge dargestellt haben...“ Er atmete tief durch und fuhr fort. „Bykov habe ich vor drei Tagen zuletzt gesehen. Wir hatten schon länger geschäftlich nicht mehr miteinander zu tun. Er hat mich tatsächlich wegen einer Lieferung von Ikonen angesprochen,