beschränkt sich auf zwei gut erhaltene und schön bemalte Bauernschränke. Dazwischen befindet sich eine Holzbank. An der gegenüberliegenden Wand steht ein kleiner Holztisch. Zwei Stühle mit lederbezogenen Sitzflächen dienen den Wartenden als Sitzgelegenheit. Vor zwei Jahren waren es nur einfache Holzstühle.
Im angrenzenden Besucherzimmer des Pfarrers höre ich schon die Stimme von Marina. Ich gehe ohne anklopfen hinein. Marina und der Pfarrer sitzen an einem großen Eichentisch. Rechts an der Wand steht ein mit Papieren überhäufter Schreibtisch. Daneben ein Aktenschrank mit mehreren beschrifteten Aktenordnern und zwei Reihen Büchern. Seitlich am Aktenschrank hängt eine Soutane.
Barbara Seidel ist nicht da.
„Konntest du schon mit ihr reden?“ frage ich Marina.
„Nein, sie schläft. Ich will sie jetzt nicht wecken.“
„Sie wird uns vermutlich auch nicht viel sagen können“, vermutet der Pfarrer. „Wenn sie etwas wüsste, hätte sie es mir schon gesagt.“
„Und die Carmen hat sich nie bei der Frau Seidel gemeldet?“ erkundige ich mich.
„Doch. Sie hat drei oder viermal angerufen. Jedes Mal hat sie gesagt, es gehe ihr gut.“
„Das hat die Frau Langer auch gesagt.“
„Sie waren schon bei ihr?“ fragte der Pfarrer.
„Ja, gerade eben. Aber die Hufnagel war schneller. Sie hat der Frau Langer gesagt, das tote Kind in ihrer Garage hätte ihr bestimmt die Carmen hineingelegt.“
„Das geht jetzt aber zu weit!“ regt sich Pfarrer Gottwald auf. „Das kann sie doch nicht machen.“ Er sieht mich an. „Können Sie denn nichts dagegen unternehmen?“
„Das versuche ich doch schon seit Jahren“, sage ich. „Aber vom Gesetz her ist nichts zu machen. Neugier und Mitteilungsbedürfnis ist nun mal nicht strafbar.“
In dem Moment kommt Barbara Seidel herein. Sie ist etwa Mitte dreißig, vollschlank, hat dunkles, halblanges Haar und ein hübsches Gesicht. Eigentlich. Aber jetzt sieht sie eher aus wie ein leicht übergewichtiges Häufchen Elend. Ihre Augen sind gerötet und die dunklen Ringe unter ihren Augen wirken wie aufgemalt. Sie hält mir ihr Handy hin.
„Eine SMS von der Carmen.“ Ihre Stimme ist schwach.
„Bin geflohen“, lese ich laut. „Habe ein Gespräch belauscht und etwas Furchtbares über Fred und seinen Kumpan Schärf erfahren. Wenn er mich erwischt, bringt er mich um.“
„Klingt nicht gut“, sagt Marina nach einem Moment der Stille.
„Das klingt wirklich nicht gut“, sage ich. „Wir müssen sie finden, bevor Dobermann sie findet.“
„Ich habe ihr geantwortet“, sagt Barbara. Sie wirkt nach wie vor schwach und krank. „Ich habe ihr gesagt, sie soll hierher kommen. Hier ist sie am Sichersten.“ Sie sieht den Pfarrer an. „Das war doch richtig.“
„Das war schon richtig“, sagt Pfarrer Gottwald. „Das Haus Gottes ist für jeden ein Zufluchtsort der Hilfe braucht. Und da gehört das Pfarrhaus dazu.“
„War das die einzige Nachricht, die du bisher von ihr bekommen hast?“ frage ich Barbara.
„Sie hat in den letzten Monaten ein paar Mal angerufen und mir versichert, dass es ihr gut geht.“
„Wann war der letzte Anruf?“
„Ich weiß nicht... Vor fünf oder sechs Wochen.“
„Und die SMS ist gerade erst gekommen?“
„Ja.“
„Gut“, sage ich. „Dann machen wir uns jetzt auf die Suche nach ihr. Falls sie hier bei euch ankommt, möchte ich das aber wissen.“
„Natürlich“, sagt der Pfarrer. „Wir werden Sie sofort informieren.“
Draußen frage ich Marina: „Was hältst du von der Sache? Ich meine, die Carmen...“
„Ich meine, ich habe Hunger“, unterbricht mich Marina. „Ist dir klar, dass ich noch nicht mal gefrühstückt habe?“
„Gut, gehen wir zu Oma Dodel.“
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