der Spurensicherung hier fertig sind“, sage ich.
Die beiden gehen weg. Pfarrer Gottwald schiebt sein Rad neben Marina her.
Max und ich stehen jetzt blöd vor dem Garagentor herum. Der Händelmate ist schon wieder ein Stück näher gekommen. Aber so richtig traut er sich doch nicht.
Dann kommen sie endlich. Erst zwei Autos. Dann kommt noch ein weiteres hinterher. Die drei Autos spucken vier Männer und eine Frau aus. Ich kenne nur den Joachim Großmann. Ich kläre ihn kurz auf und ziehe das Garagentor hoch. Der Kollege, der zuletzt gekommen ist, hat eine Kamera dabei. Er macht eine Menge Fotos von dem toten Kind. Dann setzt er sich wieder in seinen Wagen und fährt weg.
„Mit Spuren ist da wohl nicht viel“, sage ich zu Großmann.
„Nein, Betonboden gibt nicht viel her. Wir werden uns auf das Kind und das Tuch beschränken müssen.“
„Wie hoch sind die Chancen, dass man herausfindet, wer die Mutter ist?“
„Das ist Arbeit der Kollegen in Ulm und deine“, sagt Großmann.
„Vermutlich bleibt es an mir alleine hängen“, sage ich. „Die in Ulm haben im Moment Personalmangel.“
„Ich habe davon gehört. Aber ich denke, es ist ohnehin besser, wenn du das zunächst alleine machst. Du kennst doch die Leute hier. Und du weißt, wie du mit ihnen umgehen musst. Das hat sich doch bisher gut bewährt. Außerdem, so viele Schwangere wird es sicher nicht geben.“ Er deutet zur Garage. „Und in dem Fall, gegeben haben.“
„Könnte ja auch eine von auswärts sein“, vermute ich.
„Kann sein, kann auch nicht sein. Wenn du uns eine Verdächtige hast, können wir das an Hand von DNA schnell feststellen, ob sie die Richtige ist.“
„Was ist es denn? Mädchen oder Junge?“
„Mädchen. Vermutlich eine Frühgeburt. Näheres kann ich dir in zwei Tagen sagen.“
Ich sage nicht, dass ich eventuell schon jemanden habe. Ich will nicht voreilig sein. Das ist nicht meine Art. Außerdem glaube ich grundsätzlich nichts, was von der Hufnagel kommt. Damit bin ich bisher recht gut gefahren.
Eine halbe Stunde später war alles vorbei. Der Hof von Max Hufnagel war wieder frei. Selbst der Martin Händele hat sich verzogen.
Ich setze mich in meinen blauweißen DienstJaguar und fahre als erstes zu Carmens Mutter.
5
Das Haus von Britta Langer steht am anderen Ende des Dorfes. Idyllisch gelegen an einem kleinen Bach. Es ist ein kleines, sehr altes Haus, das der Josef Haller immer wieder mal mit notdürftigen Reparaturen vor dem Zerfall rettet. Der Josef ist ein ortsansässiger Schreinermeister, der sich Chancen bei der Witwe Langer ausrechnet. Obwohl sie um einige Jahre älter ist als er.
Die Britta Langer ist aber auch immer noch eine Augenweide. Sie ist dreiundfünfzig Jahre alt, wie sie mir mal sagte. Aber man sieht es ihr nicht an. Sie hat kastanienbraunes Haar und ist immer dezent geschminkt. Eine wirklich hübsche Frau.
Ich muss nicht klingeln. Sie öffnet schon die Tür, als ich auf das Haus zugehe. Natürlich wieder gestylt, als wollte sie auf einen Ball gehen.
„Sie ist nicht da“, empfängt sie mich, bevor ich was sagen kann.
„War sie denn da?“
„Das hat mich dieser... dieser Hund auch gefragt.“
„Sie meinen den Dobermann.“
„Sage ich doch, Hund!“
„Und?“
„Was und?“
„War sie da?“
„Nein. Seit sie damals mit dem Hund weggegangen ist, habe ich sie nicht mehr gesehen. Ein paar Mal hat sie angerufen, jedes Mal hat sie gesagt, dass es ihr gut geht. Wenn Sie mir damals nicht gesagt hätten, dass sie in Ulm mit dem Hund zusammenlebt, wüsste ich nicht mal das.“
„Und warum sucht der Dobermann sie?“
„Fragen Sie ihn. Mir hat er es nicht gesagt.“
„Aber er sucht Ihre Tochter?“
„Fragen Sie den Hund. Ich weiß es nicht.“
„Die Carmen soll schwanger sein. Wussten Sie davon?“
„Nein... Das heißt ja. Ja und nein, also halb.“
„Die Hufnagel war bei ihnen, stimmt’s?“
„Sie hat gesagt, sie hätte die Carmen gesehen. Hochschwanger. Und jetzt liege ein totes neugeborenes Kind in ihrer Garage.“
„Jetzt vermutet sie wohl, dass Carmen das tote Kind in ihre Garage gelegt hat?“
„Ach, tut sie das? Mir hat sie gesagt, sie wäre sich ganz sicher. Dieses elende Weib! Wer die zur Frau hat, braucht keine Feinde mehr.“
„Sie mögen sie wohl nicht.“
„Ich mag sie wie das Dreck fressen.“
„Aber Frau Langer.“ Ich versuche meiner Stimme einen vorwurfsvollen Klang zu geben, was mir aber nicht gelingt.
„Ich sage, was ich denke.“
„Den Dobermann mögen Sie dann vermutlich auch nicht.“
„Wie Scheiße fressen.“
„Frau Langer“, tadele ich und verkneife mir ein Lachen. „Was ist das für eine Ausdrucksweise?“
„Keine Ausdrucksweise. Seine Sprache.“
Ich wende mich ab, will gehen, weil, darauf kann ich ihr nicht antworten. Ich hätte ihr Recht geben müssen. Aber als Polizeibeamter muss ich mich da ein wenig zurückhalten. Ich bin noch keine zwei Schritte weg, da hält mich ihre Stimme zurück und diesmal klingt sie besorgt, fast weinerlich.
„Glauben Sie, der Hund will ihr was antun?“ Ihr Gesicht ist jetzt von Angst gezeichnet.
„Ich werde auf jeden Fall alles tun, um das zu verhindern“, verspreche ich.
„Danke.“ Es ist fast nur ein Flüstern. Dann wendet sie sich um und geht ins Haus.
6
Das Pfarrhaus steht in der Mitte des Dorfes, etwas zurückgesetzt inmitten eines schönen Gartens. Ein breiter Weg führt über das Grundstück zu einer Garage und