atmete tief durch.
Terry Calreses Hände krampften sich um die Uzi.
"Schon in Ordnung", sagte Torturro.
Terry verzog das Gesicht. "Dieser Teufel!"
Der Mann aus der Dunkelheit hob indessen die Hand mit der Ledertasche und blieb stehen.
Er winkte Torturro zu.
"Gehen Sie!", forderte Vandermoore per Handy. "Ich werde es nicht akzeptieren, wenn Sie einen Ihrer Bluthunde vorschicken! Ihre Leute müssen zurückbleiben."
"Bleibt zurück, Männer!", rief Torturro und trat dann langsam auf den Mann zu.
Er streckte ihm den Koffer entgegen. Der Mann reichte ihm gleichzeitig die Ledertasche.
Torturro bemerkte den Angstschweiß auf der Stirn seines Gegenübers. Es wurde kein Wort gesprochen. Der Mann drehte sich um und verschwand mit dem Koffer in der Dunkelheit. Er begann zu laufen.
"Bleiben Sie genau da, wo Sie sind!", forderte Vandermoore über das Handy. "Wenn ich den Inhalt des Koffers geprüft habe, sage ich Ihnen bescheid."
Quälend lange Augenblicke verstrichen. Und immer noch stand der rote Punkt des Laserpointers auf Torturros Jackett. Genau in Höhe des Herzens.
Torturro fühlte sich auf Grund der Kevlar-Weste einigermaßen sicher. Es war zwar trotzdem nicht gerade angenehm, einen Schuss abzubekommen, aber die blauen Flecken würde er überleben.
Alles bedenkst auch du nicht, Vandermoore!, dachte er grimmig.
Dann kam die Bestätigung per Handy.
"Alles okay", meldete sich der Killer. "Bestellen Sie Alana Batistuta schöne Grüße von mir. Es ist immer ein Vergnügen, mit ihr Geschäfte zu machen. Und vielleicht..." -
er kicherte irre - "...vielleicht melde ich mich ja mal wieder!" Er kicherte erneut. "Kommen Sie nicht auf die Idee, sich zu bewegen!"
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Torturro hatte das vage Gefühl, soeben hereingelet worden zu sein.
Vom Wasser her war das Geräusch eines Außenbordmotors zu hören. Aber nur für Sekunden. Dann wurde es von einer gewaltigen Detonation übertönt. Die Tasche in Torturros Hand explodierte.
17
Die Reifen der dunklen Limousine quietschten. Sie rutschte über den Asphalt, kam dann zum Stehen.
Ich trat voll auf die Bremse des roten Jaguars.
Lew riss die Tür auf, sprang mit der SIG in der Faust hinaus.
Der Lauf der Waffe zeigte auf die Windschutzscheibe der gestoppten Limousine.
Orry und Cleve waren uns mit ihrem Wagen gefolgt. Der Landcruiser aus dem Bestand unserer Fahrbereitschaft, mit dem die beiden gegenwärtig fuhren, bremste abrupt.
Sekundenbruchteile später stand er schräg auf der Asphalt-Piste, die mitten in den Navy Yard hineinführte.
Weitere Einsatzwagen des FBI und der City Police näherten sich. Die Blinklichter blitzen überall auf. Ein Hubschrauber kreiste über dem nahen East River.
Per Megafon wurden alle, die sich jetzt auf dem Gelände des alten Navy-Hafens befanden, aufgefordert sich zu ergeben. Immer weitere Einsatzwagen kamen heran.
Uniformierte Beamte mit MPis, Pump Action-Gewehren und kugelsicheren Westen schwärmten in sämtliche Richtungen aus.
Die Insassen der schwarzen Limousine, die wir gestoppt hatten, stiegen vorsichtig und mit erhobenen Händen aus.
Angesichts unserer Übermacht gaben sie auf.
Der Hubschrauber verfügte über große Scheinwerfer. Ihr Kegel kreiste suchend über das Gelände des Navy Yards.
Ich stieg jetzt auch aus. Der Wind, den die Helicopter-Rotoren verursachten, zerrte an den Kleidern. Die SIG trug ich in der Rechten.
Lew war als erster bei der Limousine. Orry und Cleve folgten.
Die ersten Handschellen klickten wenig später ein.
Die Männer, die wir aufgegabelt hatten, waren gut bewaffnet gewesen und ich war froh, dass sie es nicht auf eine Konfrontation hatten ankommen lassen.
"Wo ist Mr. Randy Torturro?", fragte ich laut.
Ich bekam keine Antwort, nur finstere Blicke.
Ich wiederholte die Frage. Ohne Erfolg.
Orry öffnete den Kofferraum der Limousine.
"Murray..."
Mehr sagte er nicht. In der Linken hielt er eine Taschenlampe, deren Lichtkegel das Innere des Kofferraums voll erfasste. Der Anblick war scheußlich.
Eine furchtbar zerrissene Leiche.
"Das ist - war! - Mr. Torturro", erklärte einer der Festgenommenen jetzt mit tonloser Stimme.
18
Für Lew und mich war diese lange Nacht ersteinmal zu Ende.
Die wenigen Stunden, die noch bis zum Morgen geblieben waren, nutzten wir damit, etwas zu schlafen.
Es war relativ früh, als ich Lew am nächsten Tag an unserer bekannten Ecke abholte.
Im Büro von Mr. Leigh erfuhren wir, was die Arbeit unserer Innendienst-Kollegen inzwischen ergeben hatte.
"Aus den abgehörten Telefonanrufen zwischen Vandermoore und Torturro geht die Verbindung zu Alana Batistuta eindeutig hervor", stellte Mr. Leigh fest, nachdem er uns ein Band mit den abgehörten Passagen vorgespielt hatte. "Für eine Verurteilung dürfte das zwar nicht ausreichen, aber immerhin können wir jetzt sicher sein, uns auf der richtigen Spur zu befinden."
"Wusste einer der Festgenommenen, worum es sich bei dem belastenden Material handelte, das Torturro übergeben werden sollte?", fragte ich.
Mr. Leigh schüttelte den Kopf. "Nein. Jedenfalls schweigen sie dazu. Und ob sich in der Tasche, die man Torturro gab, noch etwas anderes als die ferngezündete Bombe befand, lässt sich jetzt nicht mehr feststellen. Die Männer, die Sie festgenommen haben, waren angeblich lediglich für Mr.
Torturros persönliche Sicherheit verantwortlich. Torturro wurde während der Übergabeprozedur mit einem Laserpointer in Schach gehalten. Unsere Leute haben das Ding gefunden. Es war ein harmloser Apparat, wie man ihn an jeder Ecke kaufen kann kein Zielgerät. Aber das wusste Torturro natürlich nicht und so verharrte er, bis Vandermoore mit einem Boot mit Außenbordmotor über den East River brauste."
"Es müsste doch festzustellen sein, von wem die 1 Million Dollar stammen, von denen im Handygespräch die Rede war", meinte Lew. "Hat Vandermoore sie wirklich erhalten?"
Mr. Leigh hob die Augenbrauen.
"Die Festgenommenen sagen, dass ein Koffer übergeben wurde."
Ich nippte an dem Becher mit dampfendem Kaffee, den Helen für uns aufgesetzt hatte. Ihr Kaffee war im gesamten Bürogebäude an der Federal Plaza 26 berühmt. Und so müde, wie ich nach dieser kurzen Nacht war, blieb mir auch nichts anderes übrig, als auf die belebende Wunderwirkung dieses Getränks zu hoffen.
"Wenn Vandermoore die Million wirklich bekommen hat", sagte ich dann, "könnte das bedeuten, dass er jetzt bald versuchen wird, sich endgültig abzusetzen. Mit einer Million kann man schon eine Menge anfangen..."
Mr. Leigh nickte. "Ja, so sehe ich das auch."
"Was ist mit dem Boot, das Vandermoore zur Flucht benutzte?", fragte Lew.
"Ein paar Kollegen versuchen herauszufinden, wo Vandermoore es herbekommen hat", antwortete unser Chef. "Vielleicht bringt uns das ja weiter... Sie beide werden jetzt nochmal bei Alana Batistuta vorbeischauen." Mr. Leigh ging