Frank Rehfeld

Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!


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haben wir allerdings auch unseren eigenen Spezialisten, die in Fällen wie diesem zum Einsatz kommen..

      New Jersey gehört zum Zuständigkeitsbereich des FBI Field Office New York, aber die Scientific Research Division und das NYPD haben hier, außerhalb der Grenze von New York State, normalerweise nichts zu suchen.

      "Die vier starben durch Schussverletzungen", berichtete Doc Reiser. "Sehr präzise Treffer. Der Täter muss ein erstklassiger Schütze gewesen sein! Mehr kann ich im Moment nicht sagen. Du musst schon auf meinen Bericht warten, Murray."

      "Trotzdem danke", sagte ich.

      Ich beobachtete unseren Kollegen Agent Mell Forster dabei, wie er die Gesichter der Toten fotografierte. Wir würden die Bilder durch unsere Datenbanken jagen und auf Übereinstimmungen hin abfragen. Es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dabei nichts zutage kam. Wer es schaffte, einen Gefangenen aus Riker's Island herauszubekommen, konnte kein blutiger Anfänger sein.

      Ich sprach mit Agent Steinberg, der mich auf ein paar Spuren hinwies.

      Auf dem Boden waren Abdrücke von Schuhsohlen zu sehen und der Abdruck einer Hand. Es war die linke Hand.

      "Hier hat jemand Deckung gesucht", stellte Steinberg fest.

      "Ich frage mich, weshalb Vandermoore seine Befreier umgebracht hat", murmelte ich

      "Vielleicht haben die ihn nur befreit, um ihn endgültig zum Schweigen zu bringen.", überlegte Lew.

      Ich nickte düster.

      Wieder ein Punkt, der in Richtung jener Leute wies, die eine Heidenangst davor haben mussten, dass Rod Vandermoore den Mund aufmachte. Jemand hatte ihm vorher das Lebenslicht ausblasen wollen. Aber da hatte sich dieser Jemand gründlich verrechnet...

      6

      "Hier hast du dich also verkrochen, Birdy!", zischte eine unangenehm hohe Fistelstimme.

      Birdy hatte sich gerade über einen der Billard-Tische von

      'Jackson's Tavern' an der 74. Straße Ost gebeugt, als der hagere Mann mit dem knochigen Totengesicht auftauchte.

      Birdy schluckte.

      Einen Augenblick lang überlegte er, die Automatik unter dem weiten Hemd hervorzureißen, das er über der Hose trug.

      "Tu nichts Unüberlegtes!", zischte das Totengesicht. Er trat näher. Seine rechte Faust steckte in der linken Jacketttasche. Der Lauf eines Revolvers drückte sich durch den Stoff.

      "Was willst du von mir, Randy?", fragte Birdy. Er warf einen Blick zur Tür. Der überbreite Kleiderschrank, der sich dort mit verschränkten Armen aufgebaut hatte, musste zu dem Bleichgesicht gehören. Und ein schmächtiger Mittvierziger, der nun an die Bar trat und den Kellner verscheuchte, gehörte offenbar auch dazu.

      Verdammt, dachte Birdy, ich bin ihnen in die Falle gegangen!

      In Birdys Kopf rasten die Gedanken.

      So wie er Randy und seine Meute kannte, hatte auch am Hinterausgang noch einer seiner Männer Posten bezogen.

      "Hör mal, Randy, wir können uns bestimmt irgendwie einigen", sagte Birdy. Er wollte Zeit gewinnen.

      Sein bleichgesichtiges Gegenüber strich sich mit einer fahrigen Geste der linken Hand über das dunkle, nach hinten gekämmte Haar. Randys Augen waren wässrig-blau. Und sie fixierten Birdy auf unangenehme Weise.

      "Red' keinen Stuss, Birdy. Du weißt, was ich jetzt tun muss. Fällt mir nicht leicht, aber..."

      Die letzten Gäste von 'Jackson's Tavern' verließen den Schankraum. Der Muskelmann, der sich an der Tür postiert hatte, winkte sie durch.

      Randy trat nahe an Birdy heran. "Erzähl mir, was mit Vandermoore ist!"

      "Keine Ahnung."

      "Was soll das heißen, keine Ahnung?"

      "Die Sache ist schief gegangen!"

      "Was du nicht sagst!"

      "Ich bin mit knapper Not entkommen. Der Mann ist ein Teufel!"

      Randy schüttelte den Kopf. "Dein Pech, Birdy. Die anderen haben's ja wohl schon hinter sich."

      "Wovon sprichst du?"

      "Von der großen Überfahrt!", höhnte der Schmächtige an der Theke.

      "Ihr wollt mich wirklich - umlegen? Das... das ist doch nicht euer Ernst!"

      Randy zuckte die Achseln. "Du weißt einfach zu viel. Und außerdem - wie sieht das aus? Du hast einen Auftrag erhalten, ihn verpatzt und es nicht mal für nötig befunden, uns davon in Kenntnis zu setzen, geschweige denn dein Geld zurückzugeben."

      "Das wollte ich ja!"

      Blitzschnell hatte Randy die Waffe herausgerissen. Es war eine Automatik, Kaliber 45. Der Lauf war auf Birdys Oberkörper gerichtet.

      "Du begleitest uns jetzt auf einer Spazierfahrt!", zischte er.

      Birdy taumelte zurück, griff unter sein Hemd. Ein Akt der Verzweiflung.

      Er riss seine Pistole hervor, eine Beretta. Aber er war nicht schnell genug. Randy drückte ab, traf Birdy in die Schulter.

      Die Wucht des Treffers ließ Birdy nach hinten taumeln.

      Er versuchte, sich an einem der Billard-Tische festzuhalten.

      Der zweite Schuss traf Birdy in die Brust. Aufstöhnend ließ er die Beretta fallen, rutschte zu Boden und blieb reglos liegen.

      "Los, weg hier!", knurrte der breitschultrige Kleiderschrank an der Tür.

      7

      Zusammen mit unseren Innendienst-Fahndern Walter Flint und Sid Caddox versuchten Lew und ich die Identität der Toten vom Schrottplatz herauszukriegen.

      Die vermeintlichen Polizisten hatten außer einem Handy nichts bei sich gehabt, was ihre Identität hätte verraten können.

      Der Führerschein, den der Fahrer in der Tasche gehabt hatte, war eine plumpe Fälschung. Die Kerle waren auf Nummer sicher gegangen.

      Die Handy-Lizenz lautete auf den Namen Lawrence Johnson, geboren am 14. April 1969. Wir stellten fest, dass Johnson schon seit fünf Jahren auf dem St.Joseph's Cemetary lag, einem Friedhof in Hoboken. Unser Mann hatte die Identität eines Toten verwendet.

      Seinen wahren Namen bekamen wir dann über den Abgleich der Bilddateien heraus.

      Der Kerl mit dem Handy hatte Vince Dozinsky geheißen und war einschlägig vorbestraft gewesen. Es gab mehrere Verurteilungen wegen Körperverletzung und außerdem einen Freispruch aus Mangel an Beweisen in einem Mordprozess.

      Die anderen waren von ähnlichem Kaliber.

      Tom Magnus, Rick Celera und Partrick Ridley waren immer wieder mit der Justiz in Konflikt geraten. Magnus war sogar noch auf Bewährung draußen gewesen. Und Celera hatte Verbindung zu Randy Torturro gehabt, der als Mann fürs Grobe im Batistuta-Clan galt. Celera hatte als Rauschmeißer in Torturros Nachtclub NIGHT FEVER gearbeitet.

      "Torturro ist eine Nuss, die schwer zu knacken sein wird", meinte Sid Caddox. "Der hat sich sich bislang immer schön im Hintergrund gehalten, damit er nicht in die Schusslinie gerät. Er stand zwar in zwei Mordfällen vor Gericht, allerdings nur als Mittäter und beide Male reichten die Indizien nicht für eine Verurteilung."

      "Wenn man die Anwälte der Batistuta-Familie an seiner Seite hat, lässt sich wohl so manche Anklage überstehen", kommentierte Lew.

      Sid Caddox blickte auf die Uhr. "Torturros Nachtclub müsste bald öffnen. Ihr könntet dem Kerl ja mal ein bisschen auf den Zahn fühlen."

      Ich nickte. "Bringt wahrscheinlich mehr, als dieser aalglatten Schwiegertochter des großen John Batistuta noch einmal zuzusetzen."

      "Fragt