Frank Rehfeld

Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!


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Haar.

      Ihre Brüste stießen dabei gegen seine Schulter.

      Er blickte zu ihr auf.

      "Vermisst dein Mann dich nicht langsam?"

      "Eric?" Alana lachte schallend. Ein harter, kristallener Klang schwang in diesem Lachen mit. Hart wie Diamant. Und kalt. "Eric verzockt wahrscheinlich in irgendeinem Nachtclub unser Geld."

      Gillingers Zähne blitzten. "Kann dir doch jetzt egal sein

      - jetzt, da der alte 'Big Boss' John Batistuta euch die Cents nicht mehr einzeln zuteilen kann."

      Sie verzog das Gesicht. "Immer auf dem Teppich bleiben, Baby. Das ist meine Devise!"

      "Ach, wirklich?" Gillinger tätschelte ihren Po. "Dann hättest du nie versucht, deinen Wahnsinnsplan in die Tat umzusetzen."

      Alana zuckte die Achseln. Sie strich Gillinger über die Schultern und ging dann mit federnden Schritten weiter bis zum Fenster. Sie zog die Jalousien etwas an, so dass man durch die Lamellen besser hindurchblicken konnte. Die Trinity Church verschwand beinahe zwischen den gewaltigen Komplexen von Banker's Trust und dem American Stock Exchange.

      "Eigentlich sind wir doch alle Zocker!", meinte Gillinger, der sich wieder dem Bildschirm zuwandte und plötzlich damit begann, hektisch mit der Maus herumzuklicken. "Du genauso wie dein schlafmütziger Ehegatte."

      "Und was ist mit dir?", fragte Alana.

      "Ich auch", nickte Gillinger. "Und ich bin auch genauso süchtig in dieser Hinsicht wie zum Beispiel dein Mann. Der Unterschied ist nur, dass ich nur Spiele mitmache, die sich wirklich lohnen."

      "Mike...", begann Alana.

      Sie wartete, bis er sie ansah.

      "Was ist?"

      "Wir können uns für 'ne Weile nicht sehen. Kein Telefonkontakt, gar nichts."

      "Völlige Funkstille?" fragte Gillinger verständnislos.

      Sie nickte. "Ja."

      "Was soll das?"

      "Es gibt Ärger."

      "Was für Ärger?"

      Sie verschränkte die Arme. "Der FBI war bei mir. Ein Agent namens Deiser und sein Kollege haben mir ziemlich zugesetzt."

      "Weswegen?"

      "Wegen der Sache mit Vandermoore! Weswegen wohl sonst?"

      "Du hast gesagt, auf Torturro und seine Leute könnte man sich verlassen!"

      "Kann man auch, Mike!"

      "Dann sollen die das in Ordnung bringen!"

      "Die tun, was sie können. Vandermoore hat sich gemeldet. Er will Geld von mir! Immerhin wird er sein Wissen nicht an den FBI weitergeben, solange er glaubt, mich damit in der Hand zu haben."

      "Du denkst nicht daran zu zahlen?"

      "Jedenfalls nicht auf die Dauer. Vandermoore könnte sich als Fass ohne Boden entpuppen. Aber was dich betrifft..."

      Gillinger stand jetzt auf, trat auf sie zu. Die Börsen-stimmung in Tokio interessierte ihn plötzlich nicht mehr so besonders.

      "Es führt doch keine Spur zu mir, oder?", vergewisserte sich Gillinger.

      "Ich denke nicht. Du solltest aber trotzdem vorsichtig sein. Wer weiß, was dieser Teufel rausgekriegt hat? Ich traue Rod Vandermoore mittlerweile alles zu."

      "Du hättest ihn niemals engagieren dürfen!"

      Alana hob die Augenbrauen. "Hinterher ist man immer schlauer."

      "Verdammt, es hätte dir doch klar sein müssen, dass der Mann nicht so leicht zu kontrollieren ist wie die Grobiane, die dein Schwiergervater anzustellen pflegte, um seine Organisation zusammenzuhalten!"

      Alana atmete tief durch.

      "Ich brauchte einen Killer der Sonderklasse. Das weißt du genau. Und jetzt nachzukarten hat sowieso keinen Sinn."

      Gillinger zuckte die Achseln.

      Er sah an ihrem aufregenden Körper herab, zeichnete mit dem Blick ihre Kurven nach.

      "Der Sex mit dir wird mir fehlen, Baby!", meinte er breit grinsend.

      Alana deutete auf den flimmernden Computerschirm.

      "Red keinen Unsinn, Mike! Du hast doch genug Beschäftigung!"

      Sie ging durch den Raum und sammelte ihre Kleider auf.

      "Warum schickst du Eric, diesen Trottel nicht einfach in die Wüste, Alana?", fragte Gillinger plötzlich.

      "Ich brauche ihn noch", erklärte sie lachend.

      Gillinger zuckte verständnislos die Schultern. "Und was

      'Big Boss' John Batistuta angeht... Wie lange gedenkst du den Schwindel noch aufrecht zu erhalten?"

      "So lange es irgend geht, Mike..."

      Gillingers Augen wurden schmal, während er ihr beim Anziehen zusah. "Ich hoffe, du überspannst den Bogen nicht."

      Ihr Lächeln war kalt wie ein Whiskey on the Rocks.

      "Um mich braucht sich niemand Sorgen zu machen!", murmelte sie leise vor sich hin.

      10

      Ich war völlig wehrlos.

      Nicht eine Sekunde hatte ich daran gezweifelt, dass der Blonde auf mich schießen würde.

      Blitzschnell riss ich das metallene Feuerzeug aus der Tasche. Noch ehe sich ein Schuss aus dem gewaltigen Colt Magnum gelöst hatte, schleuderte ich es dem Blonden mit einem Wurf aus dem Handgelenk entgegen.

      Das Ding traf den Blonden am Kopf, ließ ihn eine reflexartige Bewegung machen.

      Im selben Moment löste sich der Schuss aus dem Magnum-Revolver des Blonden.

      Die Kugel ging ins Leere.

      Ich warf mich zur Seite. Mit voller Kraft prallte ich gegen die Tür zu einem Kellerraum. Die Scharniere waren vom Rost zerfressen, brachen ächzend aus ihren Halterungen.

      Zusammen mit der Tür fiel ich in den Raum hinein.

      Der Blonde feuerte noch einmal.

      Ich rollte mich am Boden ab, kam auf die Beine und fand mich in einem Abstellraum wieder. Hohe Metallregale standen hier in mehreren Reihen hintereinander. Flaschen, Gläser und Kisten standen darin.

      Es war ziemlich dunkel.

      Nur aus dem Flur drang Licht herein.

      Ich hechtete mich hinter eins der Regale und verhielt mich ruhig.

      Der Blonde tauchte zusammen mit seiner Geisel im Türrahmen auf. Wie ein dunkler Schattenriss zeichnete er sich gegen das Neonlicht im Flur ab.

      Die Geisel ächzte.

      Der Blonde hielt den Mann mit einem Arm brutal im Würgegriff.

      Eine Sekunde lang hörte man keinen Laut, dann ein klickende Geräusch, als der Blonde den Hahn des 45er Magnum spannte.

      Er trat einen Schritt vor, suchte den Lichtschalter.

      Dieser befand sich direkt neben dem Türrahmen. Der Blonde betätigte ihn mit dem Lauf des Magnum-Revolvers.

      Irgendwo flackerte eine Neonröhre kurz auf und begann zu surren.

      Defekt.

      Es blieb dunkel.

      Der Blonde schickte noch

      einen mehr oder weniger ungezielten Schuss in den Abstellraum hinein.

      Gläser zersprangen.

      Dann zerrte er seine Geisel mit sich