Alfred Bekker

Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis


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mit Kennerblick auf die Untiefen.

      Die Sonne ging gerade unter und schuf mit ihren rötlichen Strahlen eine wildromantische Abenteuerlandschaft.

      „Wie gehen wir zurück? Wieder durch das Labyrinth?“, fragte die Tierärztin.

      Felton blickte aufmerksam um, dann hellte sich seine Miene auf. „Wir können hier die Felsen hinaufklettern, dann ist es nicht mehr weit zu meinem Haus“, verkündete er.

      „Eine gute Idee“, stimmte Kevin zu. „Ich glaube, das wärmt uns etwas auf. Wenn wir noch einmal da hinunter wollen, werde ich eine warme Jacke mitnehmen.“

      „Ich dachte immer, Sie wären auch ein Highlander, Doktor“, bemerkte Felton mit deutlich hörbarem Spott. „Und dann so empfindlich?“

      „Es hat nicht jeder ein so dickes Fell“, gab der Arzt doppeldeutig zurück.

      Der Aufstieg auf die Felsen erwies sich als einfacher, als sie gedacht hatten. Und von oben konnten sie im Abendrot Clarion Manors sehen.

      Als sie auf den Hof kamen, begegneten sie als erstem Sinclair, der alle drei verdutzt anstarrte. Aber das sollte sie nicht wundern, denn alle drei sahen als, als hätten sie in voller Montur ein Schlammbad genommen. Und auch die Gesichter und Hände waren verschmiert und teilweise voll blutiger Schrammen. Kevin hatte zusätzlich eine jetzt blutverkrustete Schramme an der Stirn, wo ihn eine Fledermaus erwischt hatte.

      „Guten Abend, Sinclair“, grüßte Maggie freundlich und unbefangen, als wäre es vollkommen normal, dass sie wie ein Dreckspatz durch die Gegend lief.

      „Guten Abend. Doktor McBride, Sie sollen gleich nach Janson-Home hinausfahren, da gibt es Probleme.“

      „Ist gut, vielen Dank, Sinclair.“

      An dem verblüfften Stallmeister vorbei marschierten die drei ins Haus, wo Maggie und Kevin sich notdürftig säuberten, bevor sie sich auf den Weg machten.

      18

      Kevin McBride trat leise ins Zimmer, als er von Janson-Home, einer Schaffarm zurückkehrte.

      Maggie saß im Sofa und war eingeschlafen. Das Collier und das Armband, welche Felton ihr aufgedrängt hatte, lagen in ihrem Schoß. Er war nicht glücklich darüber, dass sie es genommen hatte, doch andererseits hätte ihr von Felton auf jeden Fall ein Finderlohn zugestanden. Und ob er ihn hätte bezahlen könne, war einigermaßen fraglich. Gerüchte liefen um, dass der Gutsherr sich in finanziellen Schwierigkeiten befand.

      Aber egal, Maggie würde sich schon noch darüber freuen, wenn sie die Überraschung erst einmal verdaut hatte.

      Er betrachtete sie in aller Ruhe. Sie war eine ausnehmend hübsche Frau, jedenfalls nach seinem Geschmack. Das brandrote Haar fiel in ungebärdigen Locken wild in ihr Gesicht. Die Lippen waren voll und rot, die Wangenknochen hoch angesetzt, was ihr manchmal ein etwas hochmütiges Aussehen gab, und die grünen Augen, die jetzt geschlossen waren, konnten so wunderbar leuchten oder auch aufblitzen. Alles in allem war sie ein wunderbar erfreulicher Anblick, und er hätte sie jetzt gleich auf der Stelle abküssen können. Doch dann dachte er darüber nach, dass er rund 15 Jahre älter war als sie. Stand dieser Altersunterschied nicht wie eine deutliche Hemmschwelle zwischen ihnen? Wie würde es sein, wenn er sie heiratete und sie beide Kinder bekämen?

      Irgendwie war Maggie so greifbar nah und doch auch wieder meilenweit entfernt.

      Sein Fuß stieß an den Tisch, und Maggie schreckte auf. Etwas schlaftrunken schaute sie ihn an, doch die Wärme, die aus ihrem Blick sprach, ließ ihn jede weitere Zurückhaltung vergessen. Er setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Willig öffnete sie ihm endlich die Lippen zum Kuss.

      19

      George Felton war unzufrieden mit sich selbst. Aus einer Anwandlung heraus hatte er Maggie den Schmuck geschenkt. Er wollte sie sich immer mehr verpflichten, so dass sie endlich eine Verbindung mit ihm in Betracht zog, das war schon richtig. Und doch wäre es logisch gewesen, hätte er den Schmuck behalten und der jungen Frau einen ansehnlichen Finderlohn gezahlt. Doch er befand sich wirklich in erheblichen Geldschwierigkeiten. Das Gestüt allein verschlang schon ein Vermögen, das längst nicht durch die Pflege der eingestellten Fremdtiere abgedeckt war. Dazu kam die Renovierung des Herrenhauses, die alle Kostenvoranschläge überschritten hatte. Er brauchte dringend Geld, egal, aus welcher Quelle. Da war es eigentlich unsinnig gewesen, den schier unschätzbaren Schmuck aus den Händen zu geben. Und doch hatte er es getan. Natürlich, McBride war dabei gewesen, dem gegenüber musste er sich schon generös zeigen. Aber vielleicht erwärmte sich Maggie O’Connor wirklich für ihn, dann kam der Schmuck ohnehin zurück in Familienbesitz. Sie war zwar nicht reich, kam aber aus guter Familie und hatte einen Beruf, der seinen Interessen entgegenkam. Und sie sah gut aus.

      Felton hegte also teilweise recht erfreuliche Gedanken, als Sinclair noch hereinkam.

      „Gibt es noch etwas Wichtiges?“, wollte der Gutsherr etwas ungehalten wissen. „Es ist spät, und wenn es nicht schon lebenswichtig ist, würde ich das Gespräch gerne auf morgen verschieben.“

      „Nein, Sir, ich kann und will dieses Gespräch nicht mehr verschieben.“

      Felton horchte auf. „Was ist denn los? Haben Sie private Probleme? Wenn ich kann, dann will ich Ihnen gerne helfen. Brauchen Sie Geld, einen Rat oder sonst etwas?“

      „Sie sind äußerst großzügig, Mister Felton“, sagte Sinclair. Felton spürte eine verhaltene Erregung bei seinem Stallmeister, schob diese jedoch auf das vermeintliche Privatproblem des Mannes.

      „Nun, dann reden Sie schon, was kann ich für Sie tun?“, fragte er dann jovial. „Aber setzen Sie sich doch vorher.“ Aufmerksam schaute er seinen Stallmeister an. Felton hatte es immer gut verstanden, seine Leute an sich zu binden, denn er war auch für persönliche Probleme ansprechbar. Dass es ihm zur Zeit eigentlich nicht passte, spielte keine Rolle. Er war trotzdem bereit, sich die Zeit zu nehmen, das machte einen Großteil seiner Beliebtheit unter dem Personal aus. Also schob er seine eigenen Probleme erst mal an die Seite und konzentrierte sich auf Sinclair.

      Der kratzte sich am Hinterkopf, eine Angewohnheit, die er jedesmal ausführte, wenn er verlegen war.

      „Es ist so“, begann er etwas umständlich. „Ich wollte mit Ihnen über meine Mutter reden.“

      „Oh, geht es ihr nicht gut? Brauchen Sie Urlaub?“

      „Nein, das ist es nicht. Meine Mutter ist schon tot. Kannten Sie sie?“

      Felton schüttelte etwas ratlos den Kopf. Worauf wollte dieser Mann hinaus?

      „Nun,