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21
George Felton spürte einen merkwürdigen Geschmack im Mund - Blut.
Er lag irgendwo im Dunkeln, wo, hätte er nicht zu sagen gewusst.
Unbewusst stöhnte er auf, als er sich bewegte.
„So, Sie sind wieder wach?“
Das war die verhasste Stimme von Sinclair. Felton hatte sich zuerst in einem Alptraum gewähnt, doch die Realität holte ihn rasch wieder ein.
„Sie hatten Ihre Chance, jetzt werden Sie gar nichts mehr haben. Außer diesem hier.“
Etwas fiel neben Felton zu Boden, eine knarrende Tür schloss sich, und das letzte, was er hörte, war ein irres Lachen.
Taumelnd kam er auf die Füße und bewegte sich in Richtung der Tür, zumindest in der Richtung, in der er sie gehört hatte.
„He, hallo, so machen Sie doch auf“, brüllte er und trommelte mit beiden Händen gegen das Holz. Doch niemand schien ihn zu hören.
Er tastete sich zurück an die Stelle, von wo er aufgestanden war. Was hatte Sinclair ihm da hingeworfen?
Als er es dann in den Händen hielt, begann er selbst wie verrückt zu lachen - vor Verzweiflung.
Sinclair würde ihn nie hier hinauslassen. Er hatte ihm gerade die dritte Schachfigur hineingeworfen. Also brauchte er Felton nicht mehr auszuzahlen.
22
Mitten in der Nacht gellten die Feuersirenen auf. Alle Einwohner von Glenburn schreckten aus dem Schlaf auf. Telefone klingelten, Männer sprangen in Windeseile in ihre Kleidung.
„Clarion Manors brennt!“
Schneller fast als das Feuer selbst verbreitete sich die Nachricht.
Der ganze Ort war plötzlich auf den Beinen und wollte beim Löschen helfen.
Auch Kevin McBride und Maggie O’Connor fuhren so schnell sie konnten hinaus. Sie machten sich Sorgen um die Tiere.
Als sie ankamen, empfing sie ein Bild der Verwüstung. Aus dem Herrenhaus schlugen Flammen heraus, doch das war nicht das Schlimmste. Die Stallungen brannten ebenfalls!
„Mein Gott, die Pferde!“, stieß Maggie hervor.
Sie löste sich aus ihrer Erstarrung und rannte auf die brennenden Gebäude zu. Kevin brüllte hinter ihr her.
„Wo willst du hin? Du kannst da jetzt gar nichts tun! Komm zurück, du bringst dich selbst um!“
Aber Maggie hörte nicht.
„Dalrina!“, schluchzte sie vor sich hin, während sie weiter auf den Stall zustürmte, in dem sie die Stute mit ihrem Fohlen wusste.
Hitze schlug ihr entgegen. Sie kam an einer Tränke vorbei, und ein paar Satteldecken hingen über dem Gatter zum Lüften. Maggie schnappte sie sich, tauchte sie in das Wasser der Tränke, warf sich selbst eine davon um und lief weiter.
Kevin hatte zuerst sinnlich nutzlos hinter Maggie hergebrüllt, aber als sie nicht reagierte, rannte er kurzerhand hinterher.
„Verrückt, total verrückt!“, schimpfte er.
Trotzdem nickte er zustimmend mitten im Lauf, als er sah, wie sie die nassen Decken in das höllische Inferno schleppte.
Maggie war nun hinter Rauch und Flammen verschwunden, und Kevin blieb stehen, um sich zu orientieren.
Das Feuer brüllte regelrecht, dazu kamen die Geräusche des verbrennenden Holzes. Metall knackte, als es durch die Hitze aus der Form sprang.
Kevin war ungeschützt, er hatte keine Decke mehr, aber er wusste, dass Maggie allein nicht mit den Tieren fertig werden konnte. Die mussten in heller Panik sein, wenn sie nicht ohnehin schon vor Angst wild hinausgestürmt waren.
„Maggie“, brüllte Kevin so laut wie er konnte, um das Feuer zu übertönen. „Wo bist du? Gib Antwort!“
„Verschwinde!“, hörte er plötzlich ihre helle Stimme.
„Ich bleibe bei dir, wenn du schon unbedingt dein Leben riskieren musst!“, schrie er ins Nichts.
Er konnte Maggie immer noch nicht sehen, sie war hinter den Rauchschwaden verborgen. Aber er hörte die Stute angstvoll wiehern, sie stand also noch immer in ihrer Box. Ihre Hufe trommelten wild auf den Boden, schlugen dann gegen das Holz der Boxentür.
Kevin bahnte sich seinen Weg zu dem Tier und sah endlich auch Maggie. Sie sprach auf das Tier ein. Geschickt wie ein Lassowerfer hatte sie ein Seil über den Kopf der Stute geworfen und zog nun langsam daran, um das Tier näher heranzuholen. Sie wollte ihr offensichtlich eine Decke überwerfen. Das konnte die Frau gar nicht allein schaffen, Dalrina war viel zu unruhig. Sie tänzelte wild auf und ab, doch Maggies Griff schien unerbittlich, musste es sein, wenn sie das Tier retten wollte, bevor das Gebäude ganz in Flammen aufging oder das Dach über ihnen einstürzte.
Kevin war jetzt an Maggies Seite und nahm ihr das Seil aus der Hand. Er war kräftiger und zog das Pferd etwas näher.
„Wirf du ihr die Decke über, möglichst auch über den Kopf. Wenn sie nichts sieht, lässt sie sich leichter führen“, schrie Kevin.
Maggie nickte. Sie fasste den nassen und unhandlichen Stoff und warf ihn geschickt, doch in diesem Moment riss die Stute sich wieder etwas los, und die Decke fiel daneben.
„Halt sie fest, ich gehe hinein“, befahl Maggie.
Kevin hätte gerne protestiert, doch angesichts der äußeren Umstände wäre das sinnlos gewesen. Entweder schafften sie es jetzt schnell, oder es würde auch für die beiden Menschen Probleme geben.
Maggie öffnete die Box, während Kevin die Stute festhielt, so straff er konnte.
In diesem Augenblick ertönte ein berstendes Krachen über ihnen, und wie unter Zwang starrten die beiden hoch. Einer der Querbalken löste sich aus dem Verbund und senkte sich in einer feurigen Lohe hinab.
Kevin ließ das Seil los, sprang auf Maggie zu und warf sich mit ihr zur Seite, schützte sie mit seinem Körper. Dicht neben ihnen prallte der Balken funkensprühend zu Boden und zerbrach dabei in Einzelteile.
Dalrina drehte völlig durch. Mit einem regelrechten Schrei brach sie aus und stürmte blindlings durch das Feuer.
Maggie lag unter Kevin, noch immer geschützt, und wimmerte.
„Komm, wir müssen raus hier“,