A. F. Morland

Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane


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      „Möglich“, nickte der Fotograf. „Aber sie kann nicht überhört haben, dass ich mich intensiv darum bemühe, mit Eva von Thien alles wieder ins Lot zu bringen, und dass meine Aktien in dieser Hinsicht sehr gut stehen. Eva ist ein sehr impulsiver Mensch. Aber sie ist nicht nachtragend. Sie kann verzeihen und vergessen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie wieder an meiner Seite sein wird, wenn ich in den südamerikanischen Urwald zurückkehre. Sie ist nicht nur eine ideale Assistentin, sondern auch die einzige Frau, die zu mir passt. Beruhigt Sie das, Herr Dr. Härtling?“ Er lächelte und sah den Arzt offen an.

      „Ungemein, Herr Walewski“, antwortete Sören sichtlich erleichtert.

      18

      Am Abend machte Dana ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter und verweigerte die Nahrungsaufnahme. Sören bedeutete der Familie, sie in Ruhe zu lassen, und er fand später Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen.

      „Was ist los, Kleines?“, erkundigte er sich.

      Dana zuckte traurig die Schultern. „Nichts.“

      „Probleme in der Schule?“

      „In der Schule ist alles in Ordnung“, erklärte das Mädchen mit Grabesstimme.

      Sören lächelte mild. „Ich bin nicht gut im Raten.“

      „Die Sache mit Südamerika ist geplatzt.“

      Sören gab sich ahnungslos. „Ach, wirklich?“

      „Perry Walewski hat mich angerufen. “

      „Und?“, fragte Sören gespannt.

      „Er sagte, er denke, er müsse da einiges klarstellen. Ich sei nicht geeignet für den Job, den er zu vergeben habe. Er hält mich nicht für robust genug. Außerdem bin ich ihm zu jung. Er sagte, er könne zwar verstehen, dass ich mir die Welt ansehen möchte, dass das Abenteuer mich lockt, doch es wäre vernünftiger, wenn ich erst mal das Abi hinter mich bringen würde. Zu allem anderen sei hinterher noch reichlich Zeit.“

      „Ein sehr kluger Mann, dieser Perry Walewski“, meinte Sören sehr zufrieden.

      „Und noch etwas sagte er: Er sei auf dem besten Wege, sich mit seiner bisherigen Assistentin wieder zu versöhnen. Er hatte sich mit ihr zerkracht. Nun sieht es sehr danach aus, als ob die beiden wieder zusammenkommen würden, und somit ist die Stelle der Assistentin nicht mehr vakant.“

      „Tja, wenn er bereits eine Assistentin hat ...“

      „Zu jung für den Job ... Okay, das lasse ich gelten. Aber nicht robust genug, damit hat er nicht recht. Ich bin sportlich. Ich bin zäh. Ich bin ausdauernd. Ich kann mich echt quälen.“

      „Solche Expeditionen sind nicht nur körperlich anstrengend. Es gibt in diesen Urwäldern auch viele gesundheitliche Gefahren. Würmer, Fliegen, geheimnisvolle Krankheitserreger, mit denen selbst die Spezialisten des Hamburger Tropeninstitutes ihre liebe Not haben, und die aus einem Menschen, wenn er Pech hat, für den Rest seines Lebens ein Wrack machen können. Und so manch einer bezahlt seine unbekümmerte Risikobereitschaft sogar mit dem Leben.“ Dana schwieg.

      Sören legte ihr den Arm um die Schultern. „Ehrlich gesagt, Ich bin ganz froh, dass sich die Sache zerschlagen hat. Dich ein Jahr lang in dieser gefahrvollen Wildnis zu wissen, das hätte mir nicht sonderlich behagt. Ich hoffe, du kannst das verstehen.“

      Dana sah ihn mit feuchten Augen an. Sören lächelte. „Ich hab’ dich lieber in meiner Nähe, ich bin ein Egoist.“ Sie umarmte ihn innig und flüsterte: „Ich liebe dich, Vati.“

      „Ich liebe dich auch, mein Herz“, antwortete Sören bewegt. „Wir alle lieben dich.“

      19

      Stefanie Behrensen konzentrierte sich auf die internationale Turmspringer-Veranstaltung. Erik Frings ließ seinen Star so gut wie möglich abschirmen.

      Keine Interviews vor dem Wettbewerb. Die Reporter nannten das unfair, aber der Trainer blieb hart. Um gegen die starke Konkurrenz aus dem Ausland, vor allem aus Übersee bestehen zu können, würde Stefanie ihre ganze physische und psychische Kraft aufbieten müssen, und Journalisten konnten manchmal sehr gemeine Fragen stellen.

      Stefanie hatte sich manchmal schon tagelang über die brutale, indiskrete Art von Reportern geärgert. Das sollte ihr hier in Berlin erspart bleiben.

      Sie bereitetes sich gewissenhaft auf den Wettkampf vor, und ihre Freizeit verbrachte sie mit ihrem guten Freund Robert, der sich natürlich sehr darüber freute.

      Schließlich war er schrecklich gerne in ihrer Nähe. Es machte ihn glücklich, mit ihr zusammen zu sein, mit ihr über sportliche und private Dinge zu reden, mit ihr zu albern und sie zum Lachen zu bringen.

      Gott, das Leben hätte so wunderschön sein können, wenn es Matthias Wylander nicht gegeben hätte! Einem unbeschwerten Glück mit Stefanie wäre dann wohl kaum etwas im Wege gestanden. Aber es gab Matthias Wylander, und er rief Stefanie jeden Tag an. Robert Rahner verwünschte alle Telefone der Welt. Nichts wie Kummer und Ärger hatte man damit.

      Sie hatten die Stadtrundfahrt gemacht und viel gesehen. „Hier muss ich unbedingt noch mal herkommen“, hatte Stefanie Behrensen begeistert gesagt. „In ein paar Jahren. Wenn sich der Rummel um meine Person gelegt hat. Damit ich völlig unbehelligt über die breiten Chaussees flanieren und in einem dieser hübschen Straßencafes sitzen kann. O Robert, ich habe mich in diese Stadt verliebt.“

      Er hatte gegrinst und kopfschüttelnd gemeint: „In was du dich so alles verliebst.“

      „Ich habe ein sehr großes Herz.“

      „Mit sehr viel Liebe drin?“

      „Mit sehr viel Liebe drin.“

      „Auch für mich?“

      „Auch für dich.“

      Jetzt befand sich Robert bei ihr im Zimmer. Sie waren in einem erstklassigen Hotel untergebracht. Roberts Zimmer befand sich in derselben Etage am anderen Ende des Ganges.

      Auf dem Fernsehapparat lag Flippy, der Stoffdelphin. „Du hast ihn mitgebracht“, stellte Robert erfreut fest.

      „Klar. Ich trete keine Reise mehr ohne ihn an, und er muss auch bei jedem Wettbewerb dabei sein. Dazu hat man schließlich einen Talisman, nicht wahr? Du hast mir damit eine riesengroße Freude gemacht, Robert.“

      „Ehrlich?“, fragte Robert heiser.

      „Ehrlich.“

      Robert