A. F. Morland

Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane


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der Klinikchef.

      „Was kann ich für Sie tun, Herr Doktor?“

      „Ich würde mich gerne mal mit Ihnen unterhalten“, sagte Sören.

      „Aber nicht am Telefon, nehme ich an. “

      „So ist es“, gab Sören Härtling zurück. „Hätten Sie heute Mittag Zeit?“

      „Ja“, antwortete der Fotograf knapp.

      „Zwölf Uhr?“, fragte Sören.

      „Zwölf Uhr passt mir ausgezeichnet“, erwiderte Walewski.

      „Wo soll meine Sekretärin einen Tisch bestellen?“

      „Das ist mir völlig egal“, sagte der Fotograf.

      „Dann überlassen wir die Entscheidung ihr“, schlug Sören Härtling vor.

      „Einverstanden.“

      „Sie wird Sie in Kürze noch einmal anrufen und Ihnen sagen, wo wir uns treffen“, erklärte Sören.

      „In Ordnung, Dr. Härtling“, sagte Perry Walewski. Der Mann hatte eine sympathische Stimme. Sören war zuversichtlich, mit ihm rasch jene Einigung erzielen zu können, die er anstrebte.

      Nach diesem Telefonat informierte Sören noch rasch seine Frau. „Ich komme am Mittag nicht nach Hause“, sagte er.

      „Hast du mal wieder zuviel in der Klinik zu tun?“, fragte Jana Härtling.

      „Nein“, antwortete Sören. „Ich treffe mich mit Perry Walewski.“

      „Oh!“

      „Der Mann scheint sehr nett und vernünftig zu sein. Mit dem kann man bestimmt reden.“ In der Stimme des Arztes schwang jetzt schon ein wenig Erleichterung mit.

      „So ähnlich muss es in der Politik zugehen.“ Jana seufzte vernehmlich. „Ich habe Dana gegenüber ein ganz schlechtes Gewissen.“

      „Es geschieht zu ihrem Besten, Schatz.“

      „Ja, ich weiß“, sagte Jana Härtling schuldbewusst. „Aber trotzdem ...“

      „Wünsch mir Erfolg.“

      „Das tue ich.“

      Sie legten gleichzeitig auf.

      17

      Perry Walewski trug einen schiefergrauen Sommeranzug und einen grellbunten Schlips, auf dem Bugs Bunny zu sehen war. Der Kellner führte ihn zu dem Tisch, an dem Dr. Härtling soeben Platz genommen hatte.

      Der Fotograf war mittelgroß und braungebrannt, hatte dunkle, ehrliche Augen und ein offenes Gesicht. Sören schätzte, dass er fünfunddreißig war. Er erhob sich, um ihn zu begrüßen.

      Walewskis Händedruck war fest. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Härtling“, sagte er herzlich.

      „Die Freude ist auf meiner Seite, Herr Walewski“, erwiderte Sören freundlich.

      Sie setzten sich und bestellten einen Aperitif.

      „Sie haben eine sehr hübsche, überaus reizvolle Tochter, Dr. Härtling“, stellte der Fotograf fest.

      „Die sich für viele Dinge unheimlich schnell begeistern kann“, erwiderte Sören in bedauerndem Ton. „Zumeist genügt ein winziger Funke, schon brennt das Strohfeuer lichterloh.“

      Perry Walewski lachte. „Ja, das ist mir aufgefallen.“

      „Sie bringen Bücher über die Menschen heraus, die im südamerikanischen Urwald leben?“

      „Bildbände, ja. Es ist ein mühsamer, entbehrungsreicher, manchmal auch gefährlicher Job. Manche Indios sind nämlich sehr kamerascheu. Sie denken Gott weiß, was man ihnen antun will, wenn man das Objektiv auf sie richtet.“

      Nach dem Aperitif sagte Dr. Härtling: „Ich schlage vor, wir werfen einen Blick in die Speisekarte und unterhalten uns dann weiter.“

      Sören entschied sich für ein ausgelöstes Backhuhn, Walewski nahm Fisch. „Ich esse kein Fleisch“, erklärte er.

      „Sie sind also auf der Suche nach einer Assistentin, die Sie auf Ihrer Expedition in den unwegsamen südamerikanischen Urwald begleitet“, nahm Sören Härtling das Gespräch wieder auf.

      „Das ist richtig“, bestätigte der Fotograf.

      „Waren Sie bisher immer allein unterwegs?“

      „Nein“, antwortete Perry Walewski. „Wer hat Sie auf Ihren anderen Reisen begleitet?“

      „Eva von Thien, meine Lebensgefährtin“, sagte Walewski.

      „Und warum begleitet sie Sie nicht wieder?“

      Der Fotograf senkte mit gefurchter Stirn den Kopf. „Wir haben uns auf der letzten Reise zerkracht und getrennt“, gestand er mit dumpfer Stimme.

      „Finden Sie nicht, dass Dana noch zu jung für eine so anstrengende Expedition ist, Herr Walewski?“

      „Doch“, nickte der Fotograf zu Sörens Überraschung. „Sie ist so alt wie Carmen, nicht wahr?“

      „Richtig. Wenn Sie unsere Tochter für zu jung halten, warum haben Sie ihr den Job dann angeboten?“

      Perry Walewski schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich habe ihn ihr nicht angeboten. Ich habe lediglich gesprächsweise erwähnt, dass ich eine Assistentin brauche, und sie war sofort Feuer und Flamme.“

      Dr. Härtling nickte seufzend. „Das ist Dana wie sie leibt und lebt.“

      „Sie war es, die mir ihre Dienste angeboten hat.“

      „Warum haben Sie nicht abgelehnt?“, wollte der Klinikchef wissen.

      „Das habe ich“, erwiderte der Fotograf.

      „Meine Frau und ich haben eher den Eindruck, dass Sie und Dana sich bereits einig sind.“

      „Ich habe den Job in den schwärzesten Farben gemalt, Carmen kann das bestätigen“, sagte Walewski. „Aber die Begeisterung Ihrer Tochter war einfach nicht einzudämmen. Was immer ich sagte, um sie zu veranlassen, ihr Angebot zurückzuziehen, es fruchtete nicht.“ Dr. Härtling seufzte wieder. „So ist Dana leider.“

      Das Essen kam. Es schmeckte vorzüglich. Die beiden Männer tranken Bier dazu.

      „Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich Sorgen um Ihre Tochter machen, Dr. Härtling“, sagte der Fotograf. „Wenn ich eine Tochter hätte, ich würde sie an den Bettpfosten anbinden, damit sie nicht abhaut.“

      „Das würde Dana nicht tun. Sie würde nicht ohne das Einverständnis ihrer Eltern weggehen.“ Sören lächelte dünn. „Wir könnten ihr dieses Einverständnis einfach nicht geben, aber das würde unsere Tochter sehr gegen uns aufbringen, und das möchten wir vermeiden. Wir lieben Dana.“

      „Ich nehme sie nicht mit, Dr. Härtling“, erklärte Perry Walewski entschieden. „Ich kann sie nicht gebrauchen.“

      „Haben Sie ihr das auch so klipp und klar gesagt?“

      Der