A. F. Morland

Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015


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gut wie fast nichts. Für Nichts macht sich ein Mann wie Biff Calder nicht die Pfoten bis zum Ellenbogen hinauf dreckig.“

      „Getroffen!“, pflichtete ich ihm bei.

      Calva wies mit der Zigarrenglut auf seine breite Brust.

      „Ich, Calder, ich habe aus Akim Kelly den Star gemacht, als den ihn alle Welt kannte. Ohne dass die Öffentlichkeit davon Wind bekommen hätte. Es wissen nur ganz wenige über die wahren Hintergründe Bescheid, und die haben allen Grund, das Maul zu halten. Ich habe mich im Hintergrund gehalten, weil Kelly mein Ruf mehr geschadet als genützt hätte.“

      „Das leuchtet mir sehr gut ein“, sagte ich ehrlich.

      Calva begann wieder zu marschieren. Ich ließ ihm ein wenig Zeit. Er hatte sich während seiner Ausführungen einigermaßen erhitzt. Es war zu befürchten, dass die Zigarre am anderen Ende ebenfalls zu glühen anfing.

      Warum war er so aufgeregt? Weil man ihm die Möglichkeit genommen hatte, mit Akim Kelly viel Geld zu verdienen?

      Ich fragte: „Sie haben das alles für Kelly doch nicht aus reiner Nächstenliebe getan, Calva? Das würde nicht zu Ihnen passen. Verzeihen Sie den harten Ausdruck, aber man kennt Sie in meinen Kreisen in erster Linie als Schweinekerl.“

      „Vertrauen gegen Vertrauen.“ Er grinste mich wie eine Kobra an, die kurz vor dem Zubeißen ist. „Ich scheiße auf Ihre Kreise.“

      „Sehr gewählt ausgedrückt“, nickte ich.

      „Um aber auf den Kern Ihrer Frage zu kommen ... Es ist so, wie Sie vermuten, Calder.“

      „Das mit dem Schweinekerl?“

      „Ich habe immer gewusst, dass Sie ein schwieriger Patron sind, Calder. Dass Sie aber so schwierig sein würden, konnte ich mir nicht vorstellen.“

      „Das geht über Ihr Fassungsvermögen, wie?“, grinste ich ihn keck an.

      „Sie machen’s einem nicht leicht, freundlich zu bleiben, Calder.“

      „Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie mir zwei Schläger geschickt haben, die mich vermöbeln wollten. Außerdem sind Sie ein allseits bekannter Schurke. Ich habe also keinen Grund, Höflichkeitsphrasen zu dreschen, mein Bester.“

      Er blieb wieder vor mir stehen. Die Zigarre schmeckte ihm nicht mehr. Der Whisky auch nicht. Deshalb nahm er die Zigarre aus dem Mund und steckte sie mit der Glut voran in den Whisky. Es zischte.

      „Passen Sie auf, Calder“, knurrte er ernst. „Ich gebe jetzt ein sorgsam gehütetes Geheimnis preis ...“

      „Ich fühle mich gebauchpinselt.“

      „Es interessiert mich nicht, was Sie sich fühlen!“, schrie er mich an. „Ich möchte lediglich, dass Sie mir stumm wie ein Fisch zu hören!“ Er wandte sich um, ging zum Schreibtisch und setzte sich wieder auf die unbequeme Kante. Dann rückte er mit seinem Geheimnis heraus, und ich muss gestehen, es warf mich aus den Pantinen. „Akim Kelly war mein Halbbruder!“

      Ich hörte es dreizehn schlagen. - Oder war es fünfzehn?

      Calva begann mit einer Trauerrede: „Ich habe ihn geliebt. Er verkörperte alles das, was ich gerne sein wollte. Deshalb half ich ihm, wo ich nur konnte. Ich sah ihn wachsen, sah ihn groß werden und bildete mir ein, er und ich — wir beide — wären ein und dieselbe Person. Ich genoss seine Erfolge wie er selbst. Ich freute mich mit ihm. Der Glanz, den er ausstrahlte, wärmte mein Herz.“

      Ich war erstaunt, bei einem Verbrecher wie Pino Calva solche Gefühle zu entdecken.

      Calvas Miene versteinerte. Sein Mund wurde grausam. Er funkelte mich aus blutunterlaufenen Augen an.

      „Da kommt irgendwo ein verdammtes Schwein daher und bringt Akim um ... Ich will wissen, weshalb, Calder! Wissen Sie’s?“

      Ich erzählte ihm von dem Erpresserbrief, den ich bei Kelly gefunden hatte. Ich sagte ihm auch, dass Mary Scott einen solchen Brief bekommen hatte, und ich machte ihn mit meiner Vermutung bekannt, dass diese beiden Briefe nicht die einzigen bleiben würden, die an die Oberfläche kamen.

      Ich musste ihm den genauen Wortlaut der beiden Erpresserbriefe aufsagen. Er schüttelte unwillig den Kopf.

      „Akim musste also sterben, weil er sich an Sie um Hilfe gewandt hatte.“

      „Scheint so“, nickte ich.

      Calva sah mich ärgerlich an.

      „Er hätte sich nicht an Sie wenden dürfen, Calder.“

      „Sondern?“

      „Er hätte zu mir kommen müssen. Ich hätte ihm helfen können.“

      „Sind Sie dessen so sicher?“, fragte ich skeptisch.

      „Ich hätte die Sache nach meiner bewährten Methode erledigt“, schnarrte Pino Calva zuversichtlich. „Sie können versichert sein, dass Akim noch leben würde, wenn er zu mir gekommen wäre."

      „Sie machen doch nicht etwa mich verantwortlich?“

      Pino Calva schüttelte einlenkend den Kopf.

      „Natürlich nicht. Sie können nichts dafür, Calder. Ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass Sie ihn beschützt hätten, wenn Sie’s gekonnt hätten.“

      Es war kaum zu glauben. Pino Calva ritt auf der freundlichen Welle, obwohl er mit einem Privatdetektiv redete. Das hätte es unter normalen Umständen niemals gegeben.

      „Es hat Jahre gedauert, bis Akim dort oben war, wo ich ihn haben wollte“, fauchte Calva aufgebracht.

      Ich konnte seine Wut gut verstehen. Es war die Wut über die Ohnmacht, mit der er diesem Fall gegenüberstand. Er wollte den Mörder seines Halbbruders haben, wollte ihn zur Rechenschaft ziehen, hatte aber nicht die leiseste Ahnung, wie er das heiße Eisen anfassen sollte.

      „Mit einem einzigen Schlag ist das alles vorbei“, sagte Calva zähneknirschend. „Die viele Arbeit, der viele Ärger, die harten Kämpfe, die unzähligen Auseinandersetzungen, die es gegeben hatte, um Akim hinaufzuboxen ... Alles ist umsonst geschehen. Für nichts. Für gar nichts, verstehen Sie?“

      Ich verstand.

      Sein Zähneknirschen wurde immer lauter. Nun hörte es sich schon an, wie wenn eine Straßenwalze über einen Schotterhaufen rollt. Er ballte die Fäuste. „Wenn ich den erwische, der das getan hat, drehe ich ihn durch den Wolf.“

      Ich fragte staunend: „Sie haben doch nicht etwa vor, den Mörder zu suchen, Calva?“

      Wenn der Mörder ihn lachen gehört hätte, hätte er sich freiwillig der Polizei gestellt, denn dort wäre er besser aufgehoben gewesen als in Pino Calvas Händen.

      „Was dachten Sie denn, Calder?“

      „Soll ich sagen, was ich denke?“

      „Warum nicht?“

      „Ja. Warum eigentlich nicht? Ich denke, es wäre besser, Sie würden jene Leute nach dem Mörder suchen lassen, die eine behördliche Konzession dafür besitzen.“

      Calva winkte desinteressiert ab.

      „Ich bin kein Prophet, Calder, aber ich kann Ihnen eines versichern: Ich finde den Mörder meines Bruders früher als Sie oder die Bullen.“

      „Wieso?“

      „Einfach deshalb, weil ich die besseren, wirksameren Methoden habe.“

      „Auf, auf zum fröhlichen Jagen und so, he?“

      „Verraten Sie mir mal, was Sie bisher getan haben?“, fragte der Gangsterboss schneidend.

      Ich zuckte die Achseln.

      „Man kommt ja zu nichts. Ich wollte zu Mary Scott reiten. Da sind mir Ihre beiden Traummännlein dazwischengekommen.“

      Ich