Gene Stone

How Not To Die


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Portionen Obst und Gemüse täglich, während die Versuchsgruppe mindestens fünf Portionen täglich verzehrte. Alle Probanden wurden dann gegen Lungenentzündung geimpft; eine Maßnahme, die allen Erwachsenen über fünfundsechzig Jahren empfohlen wird.21 Das Ziel der Impfung besteht darin, das Immunsystem darauf vorzubereiten, Antikörper gegen einen speziellen Erreger von Lungenentzündung zu bilden, falls man diesem zu irgendeinem Zeitpunkt ausgesetzt sein sollte. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe hatten die Probanden, die täglich fünf oder mehr Portionen Obst und Gemüse aßen, eine 82 Prozent höhere Antikörperreaktion auf den Impfstoff, und zwar nur nach wenigen Monaten, in denen sie lediglich ein paar mehr Portionen Obst und Gemüse am Tag gegessen hatten.22 So viel Macht kann Essen über die Immunfunktion haben.

      Bestimmte Obst- und Gemüsesorten aber wirken sich besonders vorteilhaft auf die Immunfunktion aus.

       Grünkohl

      Wir essen viel zu wenig Grünkohl. Ein durchschnittlicher US-Amerikaner z. B. verzehrt laut dem US-Landwirtschaftsministerium jährlich nur etwa knapp 23 Gramm Grünkohl.23 Das ergibt pro Person etwa anderthalb Tassen – in einem Zeitraum von zehn Jahren.

      Das dunkelgrüne Blattgemüse Grünkohl ist nicht nur eines der nährstoffreichsten Lebensmittel der Erde, sondern scheint auch dabei zu helfen, Infektionen abzuwehren. Japanische Wissenschaftler tröpfelten winzige Mengen, d. h. etwa ein Millionstel eines Gramms Grünkohleiweiße auf menschliche weiße Blutkörperchen in Laborschalen. Sogar diese winzige Menge führte zu einer Verfünffachung der Antikörperproduktion in den Zellen.24

      Die Wissenschaftler verwendeten rohen Grünkohl, doch die kleinen Mengen, die US-Amerikaner normalerweise verzehren, sind oft gekocht. Geht durch das Kochen von Grünkohl dessen immunstärkende Wirkung verloren? Es stellte sich heraus, dass sogar ein ununterbrochenes dreißigminütiges Kochen des Gemüses die Antikörperproduktion nicht abschwächte. Gekochter Grünkohl schien vielmehr noch besser zu funktionieren.25

      Dies wurde allerdings nur bei einer Reagenzglasstudie herausgefunden. Auch die größten Grünkohlliebhaber injizieren ihn sich nicht wie Heroin, was vermutlich der einzige Weg wäre, auf dem intakte Grünkohleiweiße mit unseren Blutkörperchen in Kontakt kommen könnten. Bisher wurde noch keine klinische Studie, also eine Untersuchung mit echten Menschen, mit Grünkohl durchgeführt. Wie es scheint, müssen für eine solche Erforschung erst die Mittel aufgetrieben werden. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es solidere Beweise für die immunstärkende Wirkung des unauffälligeren Cousins von Grünkohl, nämlich Brokkoli.

       Brokkoli

      Wie ich bereits erwähnt habe, ist der Bereich, in dem unser Körper am stärksten der Außenwelt ausgesetzt wird, die Schleimhaut unseres Verdauungstrakts, die wahrscheinlich eine Fläche von über 150 Quadratmetern ergibt.26 Das entspricht in etwa der Grundfläche eines durchschnittlichen Hauses.27 Die Schleimhaut ist jedoch äußerst dünn – nur fünfzig Millionstel eines Meters. Anders ausgedrückt ist die Grenze, die Ihren Blutkreislauf von der Außenwelt trennt, um viele Male dünner als eine einzige Lage eines Zellstofftaschentuchs. Das ist der Fall, weil der Körper die Nährstoffe aus der Nahrung absorbieren muss. Wäre die Schleimhaut auch nur ein kleines bisschen dicker, könnten die Nährstoffe nur schwer passieren. Es ist eine gute Idee, dass Ihre Haut wasserdicht ist, da Sie sonst Flüssigkeiten verlieren würden. Die Darmschleimhaut aber muss sowohl die Aufnahme von Flüssigkeiten wie auch von Nährstoffen erlauben. Da die Schicht zwischen Ihrem sterilen Inneren und dem Chaos der Außenwelt so dünn und fragil ist, brauchen Sie einen guten Abwehrmechanismus, um alles Schädliche draußen zu halten.

      Hier kommt Ihr Immunsystem ins Spiel, bzw. eine spezielle Art weißer Blutkörperchen namens intraepitheliale Lymphozyten. Diese Zellen haben zwei Funktionen: Sie konditionieren und reparieren die dünne Darmschleimhaut, und sie bilden die erste Verteidigungslinie gegen Krankheitserreger.28 Diese Lymphozyten sind von „Ah-Rezeptoren“ überzogen, die die Zellen aktivieren.29 Jahrelang suchten Wissenschaftler nach dem Schlüssel, der in das Schloss der Ah-Rezeptoren passte. Wenn sich herausfinden ließe, wie sich diese Zellen aktivieren ließen, könnte dadurch das Immunsystem erheblich gestärkt werden.30

      Dieser Schlüssel versteckt sich, wie sich herausstellte, in Brokkoli.

      Als Kind wurde Ihnen bestimmt beigebracht, wie wichtig es ist, Gemüse zu essen, einschließlich solchem aus der Kreuzblütlerfamilie wie Brokkoli, Grünkohl, Blumenkohl, Kohl und Rosenkohl. Ihre Eltern haben Ihnen aber wahrscheinlich nicht genau erklärt, warum Sie dieses Gemüse essen sollten. Heute wissen wir, dass diese Pflanzenfamilie Inhaltsstoffe enthält, die die inneren Abwehrkräfte des Verdauungssystems stärken. Anders gesagt schafft es Brokkoli, die Fußsoldaten Ihres Immunsystems zusammenzutrommeln und kampfbereit zu machen.31

      Warum hat sich unser Immunsystem so entwickelt, dass es von bestimmten Gemüsearten abhängig ist? Nun, wann stärken wir die Abwehrkräfte unseres Verdauungssystems? Wenn wir essen. Unser Körper verwendet eine Menge Energie darauf, sein Immunsystem am Laufen zu halten. Warum sollte er also rund um die Uhr in Alarmbereitschaft sein, wenn wir nur einige Male am Tag essen? Warum nutzt unser Körper ausgerechnet Gemüse dafür, um die Truppen zu versammeln? Über Millionen Jahre hinweg war unsere Ernährung hauptsächlich vom Verzehr von Grünzeug geprägt, sprich Wildpflanzen einschließlich dunkelgrüner Blattgemüse, also hat sich der menschliche Körper vermutlich so entwickelt, dass er Mahlzeiten mit Gemüse gleichsetzt. Wenn Gemüse in unser Verdauungssystem gelangt, wirkt dies wie ein Signal, das Immunsystem zu stärken.32 Wenn wir keine Pflanzen mit jeder Mahlzeit essen, arbeiten wir wahrscheinlich der Strategie unseres Körpers entgegen, die darauf abzielt, uns zu schützen.

      Interessanterweise schützt uns der Immunschub, den wir Kreuzblütlern wie Brokkoli zu verdanken haben, nicht nur vor Krankheitserregern in unserem Essen, sondern auch vor Schadstoffen aus unserer Umwelt. Wir sind ständig einer großen Zahl von Giftstoffen ausgesetzt, die nicht nur in Zigarettenrauch, Autoabgasen und Ofenrauch, sondern auch in gebratenem Fleisch, Fisch, Milchprodukten und sogar Muttermilch33 enthalten sind – je nachdem, welchen Substanzen die Mutter ausgesetzt war. Da einige dieser Schadstoffe wie bspw. Dioxine das Ah-Rezeptoren-System durchdringen, sind Kreuzblütler besonders nützlich, da deren Inhaltsstoffe die Schadstoffe möglicherweise blockieren können.34

      Auch andere Pflanzen scheinen giftige Substanzen abzuwehren. Japanische Wissenschaftler fanden heraus, dass Phytonährstoffe aus Obst, Gemüse, Teeblättern und Bohnen die Wirkung von Dioxinen zumindest in vitro, d. h. bei Laborversuchen, unterbinden. Die Wissenschaftler entdeckten z. B., dass die Menge an Phytonährstoffen, die durch das Essen von drei Äpfeln oder einem Esslöffel roter Zwiebel am Tag in den Körper gelangt, bereits ausreicht, um die Giftigkeit von Dioxin zu halbieren. Der einzige Haken bei der Sache war, dass die Wirkung dieser Phytonährstoffe nur einige Stunden anhielt. Das bedeutet, dass Sie bei jeder Mahlzeit gesund essen sollten, wenn Sie Ihre Abwehrkräfte gegen Krankheitserreger und Schadstoffe auf dem höchstmöglichen Niveau halten wollen.35

      Die Fähigkeit Giftstoffe zu blockieren ist aber nicht nur pflanzlichen Lebensmitteln vorbehalten. Es gibt ein tierisches Produkt, dass die krebserregende Wirkung von Dioxinen ebenfalls potenziell unterbinden kann: Kamelurin.36 Wenn Ihre Kinder also wieder einmal weder Obst noch Gemüse essen möchten, können Sie sie ganz einfach vor die Wahl stellen: „Hey, entweder Brokkoli oder Kamelpipi. Ihr könnt selbst entscheiden.“

       Pink ist in

      Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Ihr Urin nach dem Verzehr von Roter Bete rötlich-pink wird? Die Farbe mag etwas unnatürlich aussehen, doch das Ganze ist völlig harmlos und wird als Beeturie bezeichnet.37 Es führt uns lebhaft folgenden Fakt vor Augen: Wenn wir pflanzliche Lebensmittel essen, gehen viele der Pigment-Phytonährstoffe (wie bspw. Lycopin und Beta-Carotin), die als Antioxidantien im Körper wirken, in unsere Blutbahn über und baden unsere Organe, unser Gewebe und unsere Zellen.

      Anders ausgedrückt finden die Pigmente der Roten Bete ihren Weg in unseren Urin, weil sie über das Verdauungssystem absorbiert werden und dann über die Blutbahn durch unseren gesamten Körper weitertransportiert