Conrad Shepherd

Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis


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darauf an, wie das ein Gericht beurteilt”, stellte Ladberger klar. Dann holte er aus der Reisetasche einen Plastikbeutel hervor, der mit einem weißen Pulver gefüllt war. „Sieh an, sieh an!”

      Chovsky verdrehte die Augen. „Das ist nur für den Eigenbedarf”, behauptete er.

      „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?”, fragte Ladberger.

      Ich zeigte Annalisa Melgent inzwischen meinen Ausweis. Anschließend auch Chovsky.

      „Was wollen Sie Ferdinand denn diesmal anhängen?”, fragte Annalisa Melgent. „Ich werde aussagen, dass Sie den Stoff in die Tasche getan haben! Ferdinand hatte mit dem Zeug nichts zu tun.”

      „Versuchen Sie solche Spielchen besser nicht”, sagte ich. „Wir machen hier unsere Arbeit und haben nicht die Absicht, irgendwem etwas anzuhängen.”

      „Meine Güte!” Sie tauschte mit Chovsky einen vielsagenden Blick. Chovsky war ganz blass geworden. Und zwar ziemlich genau in dem Moment, als ich ihm meinen Ausweis gezeigt hatte. Wenn ein Kriminalinspektor des BKA sich eines Falles annahm, musste es um eine größere Sache gehen. Und Chovsky dämmerte es anscheinend, dass es für ihn keineswegs nur um den Besitz einer Drogenmenge ging, die ihn für einige Zeit ins Gefängnis bringen konnte.

      Noch mehr an Farbe hatte sein Gesicht dann verloren, als Annalisa Melgent ihren ungeschickten Verteidigungsversuch gestartet hatte.

      „Sie wissen, worum es geht, nicht wahr, Herr Chovsky?”

      „Keine Ahnung, was Sie meinen!”, zischte er zwischen den Zähnen hindurch.

      „Sie sind als Kokain-Dealer bekannt. Widersprechen Sie mir nicht. Zur Zeit kommen Menschen zu Tode, weil ihnen anstatt Kokain pulverförmiges Heroin verkauft wird. Und einer davon war Ihr Kunde.”

      „Sowas würde ich nie machen.”

      Ich hielt ihn mein Smartphone unter die Nase. Das Display zeigte ein Bild von Friedhelm Nöllemeyer. „Diesen Mann haben Sie Kokain verkauft, das keins war.”

      „Ich sage nichts mehr.”

      „Sie bekommen Ihren Stoff von Irfan Kerimov”, mischte sich jetzt Ladberger ein. „Machen Sie den Mund auf und sagen Sie aus. Wir glauben nicht, dass Sie für all die Fälle verantwortlich sind, die in der letzten Zeit geschehen sind, und bei denen den Kunden ebenfalls Heroin statt Kokain verkauft wurde!”

      „Wie gesagt, ich rede nicht, ohne dass ein Anwalt dabei ist.”

      „Gut, das müssen wir akzeptieren”, sagte ich. „Aber die Chancen, dass Ihre Aussage noch etwas wert ist und die Staatsanwaltschaft bereit ist, einen Deal einzugehen, sinken mit jeder Sekunde, die jetzt verstreicht.”

      „Ihr könnt mich alle mal”, sagte Ferdinand Chovsky.

      „Ferdinand, du musst es ihnen sagen”, meinte jetzt Annalisa Melgent. Ich hatte schon ein paar Augenblicke zuvor bemerkt, wie unruhig sie geworden war. Vielleicht brachte es sogar mehr, sich später mit ihr zu unterhalten als mit Chovsky, der vielleicht auch einfach zuviel Angst vor den Leuten hatte, für die er arbeitete.

      „Sei still, Annalisa, hörst du! Sei einfach still und halt dein dummes Maul!”, rief Chovsky. Und dann wandte er sich an mich. „Sie können mir nichts. Sie haben keinerlei Beweise. Okay, Sie haben etwas Stoff gefunden. Kann sein, dass es Kokain ist, kann sein, dass es was anderes ist. Woher wollen Sie wissen, dass ich gewusst habe, was es war? Und woher wollen Sie wissen, dass dieser Typ nicht ausnahmsweise mal Heroin wollte - und nicht Kokain? Kann ich was dafür, wenn der Blödmann nicht weiß, wie man das nimmt, ohne dass man gleich abkratzt? Das kann man mir nicht anlasten, ganz gleich, was Sie mir sonst auch anzuhängen versuchen!”

      Maik Ladbergers Telefon klingelte.

      Es war einer der Kollegen, die Ladberger zur Verstärkung für diesen Einsatz angefordert hatte. „Ihr könnt den Kerl abholen”, sagte Ladberger. „Wir haben ihn schon.”

      13

      Mit Chovsky zu reden hatte im Moment keinen Sinn. Aber der richtige Moment kam vielleicht noch.

      Seine Sachen wurden mitgenommen und seine Waffe natürlich auch.

      Während Ladberger zum Polizeipräsidium zurückkehrte, blieben wir noch bei Annalisa Melgent. „Sie wollten ja mit Ferdinand Chovsky zusammen nach Rio fliegen”, stellte ich fest. „Ich nehme an, dass aus diesem gemeinsamen Urlaub für lange Zeit nichts werden wird. Sie sollten die Stadt nicht verlassen und sich zur Verfügung halten.”

      „Wieso das?”

      „Wir werden prüfen müssen, in wie weit Sie in die ganze Sache verwickelt sind.”

      Sie schluckte und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich konnte ihr ansehen, dass sie mit sich rang, noch etwas mehr zu der ganzen Sache zu sagen. Aber man musste ihr wohl noch ein bisschen Zeit geben, diesen inneren Kampf auch auszufechten.

      „Sie machen es sich zu einfach“, sagte sie. „Jemand steht auf Ihrer Liste und die klappern Sie einfach ab. Ferdinand hat eben das Pech zu den üblichen Verdächtigen zu gehören.”

      „So unschuldig wie Sie ihn machen, ist er aber nicht”, sagte ich. „So naiv können Sie eigentlich nicht sein, dass Sie selbst glauben, was Sie da gesagt haben.”

      Dann ergriff Rudi das Wort. „Ich will Ihnen jetzt einfach mal sagen, was wir annehmen und was wir wissen. Ferdinand verkauft für Irfan Kerimov Drogen. Vor kurzem soll er noch für andere Leute auf die Straße gegangen sein. Aber Kerimov versucht um jeden Preis in den Markt hineinzukommen. Er macht Dealern wie Ferdinand ein gutes Angebot, verspricht ihnen, sie vor der Konkurrenz zu schützen und versorgt sie mit Stoff. Aber das reicht ihm nicht. Wir nehmen an, dass er auch dadurch die Szene aufmischen will, dass er Angst und Schrecken verbreitet. Es ist so leicht, einem Süchtigen Heroin anstatt Kokain unterzujubeln. Ab und zu stirbt jemand. Niemand weiß, wer dahintersteckt. Und am Ende können sich Kerimovs Leute als Retter in der Not aufspielen! Als Dealer, denen man vertrauen kann. Man muss nur dafür sorgen, dass alles im Ungewissen bleibt.”

      „Wir reden hier von Mord”, sagte ich. „Ferdinand hat gegenüber mindestens einer anderen Person über die Sache gesprochen. Und falls er auch mit Ihnen darüber gesprochen hat, sollten Sie uns das jetzt sagen.”

      „Damit Sie Ferdinand daraus einen Strick drehen?”, fragte sie.

      „Den hat er sich längst selbst geknüpft”, gab ich zurück. „Ich weiß, dass Ferdinand ein Dealer ist. Aber ich glaube nicht, dass er ein Killer ist, der wusste, was er tat, als er Friedhelm Nöllemeyer das Heroin andrehte.”

      „Nein, das ist er auch nicht.”

      „Im Moment sieht es aber so aus. Wir werden den Stoff, den wir bei ihm gefunden haben, genauestens analysieren. Wenn sich herausstellt, dass er chemisch mit dem identisch ist, was die anderen Opfer getötet hat, dann wird es immer enger für ihn. Für die Geschworenen wird es am Ende keine Rolle spielen, ob Ferdinand jemanden mit einer Pistolenkugel oder mit Heroin umbrachte. Denn das war der Stoff in diesem Fall: Eine Waffe!”

      „Er wusste es doch nicht!”, entfuhr es Annalisa Melgent.

      Endlich, dachte ich. Sie schien soweit zu sein, dass sie jetzt auspackte.

      „Genau das muss ich aber beweisen können”, gab ich zu bedenken. „Und dabei müssen Sie mir helfen. Und noch was: Wenn Sie Ferdinand nicht helfen, wird es ganz gewiss nicht der Anwalt tun, den er jetzt vermutlich gleich im Polizeipräsidium anruft. Denn ich nehme an, dass dieser Anwalt von Kerimovs Geld bezahlt wird und damit auch seine Interessen letztlich vertritt.”

      Annalisa Melgent schluckte.

      Sie stand auf und ging zum Fenster. Dann kam sie zurück und setzte sich wieder. „Wenn ich jetzt rede, dann werde ich nichts davon vor irgendeinem Gericht oder sonstwo wiederholen.”

      „Einverstanden”, sagte