Shawn Baker

Die Fleischfresser Diät


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und Blutzucker. Wir verbringen Stunden damit, uns mit Makro- und Mikronährstoffen zu beschäftigen. Wir berechnen unsere Essenszeiten auf die Minute genau. Wir sind wissensbasiert und optimiert und glauben für eine kurze Zeit, dass wir eine Lösung haben. „Es dreht sich alles um Kalorien“, schreit ein Lager. „Nur Kohlenhydrate und Insulin sind entscheidend“, erklärt ein anderes. „Man braucht nur das perfekte Maß an Ausgewogenheit und Mäßigung“, lautet das Mantra eines dritten Lagers. In der Zwischenzeit hängt jedes andere Tier auf dem Planeten einfach nur herum, mampft Gras oder kaut Zebraknochen oder was auch immer. Seltsamerweise leiden diese anderen Tierarten nicht und werden nicht fett, nur weil sie all diese Hightech-Werkzeuge und Daten nicht nutzen können. (Letztes Jahr habe ich meinem Hund zu seinem Geburtstag ein FitBit geschenkt, aber er kaute nur eine Weile darauf herum und hörte dann auf, damit zu spielen. Ich schätze, er war nicht schlau genug, um damit umzugehen.)

      Was wäre, wenn durch einen verrückten, glücklichen Zufall die Menschen auch Tiere wären und es eine Ernährungsweise gäbe, die keine obsessiven Planungen, Berechnungen und Nachverfolgungen erfordert? Stellen Sie sich mal vor, Sie könnten einfach essen, wenn Sie hungrig sind. Und Sie würden aus der Nahrung, die Sie verzehren, sogar das bekommen, was Sie brauchen, um gesund zu bleiben, ohne jede Menge Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, um zu überleben und zu gedeihen. Sie könnten jetzt natürlich zu mir sagen: „Mann, Sie reden da wirklich verrücktes Zeug. Menschen sind keine dummen Tiere. Außerdem weiß jeder, dass man Nahrungsergänzungsmittel nehmen muss. Es gab schließlich so etwas wie Evolution, also haben wir aufgehört, uns wie Tiere zu benehmen!“

      Eines Tages in der Zukunft, wenn wir alle in unseren sexy blauen oder roten Uniformen im Star-Trek-Stil herumlaufen und mit unseren Tricordern plaudern und unser Essen am Teleporter bestellen, werden wir wahrscheinlich Zugang zu einer köstlichen und absolut nahrhaften Supernahrung haben, die uns garantiert zufriedenstellt und uns gesund, glücklich und leistungsfähig hält. Zurzeit tue ich mein Bestes, um schlank zu bleiben, damit ich eines Tages, wenn ich diese enge, knappe Raumuniform trage, keinen Bauch über meinem Gürtel hängen habe. (Ich möchte nicht, dass Captain Kirk denkt, er müsse mich als Ersatzmann in eine der Auswärtsmannschaften schicken, weil ich nicht in Form bin. Diese Typen werden immer getötet!) Vorerst jedoch ist diese magische Supernahrung aus dem dreiundzwanzigsten Jahrhundert noch nicht entwickelt worden. Dennoch stelle ich fest, dass ich ähnliche Ergebnisse erziele, wenn ich etwas esse, das nicht ganz so modern ist.

      Könnte eine Ernährung, die nur aus jeder Menge Fleisch besteht, gesund sein? Ist das völlig verrückt? Wenn Sie es versuchen würden, würden Sie daran sterben oder sofort krank werden? Würde ein Mangel an Ballaststoffen zu sofortigen Riesenproblemen im Dickdarm führen? Lesen Sie weiter und sehen Sie selbst.

      Die ehemalige Interims-Chefredakteurin des New England Journal of Medicine, Dr. med. Marcia Angell, hat einmal gesagt: „Es ist einfach nicht möglich, einem Großteil der veröffentlichten klinischen Forschung Glauben zu schenken oder sich auf das Urteil von vertrauenswürdigen Ärzten oder maßgeblichen medizinischen Richtlinien zu verlassen. Ich bin selbst nicht erfreut über diese Schlussfolgerung, zu der ich während meiner zwei Jahrzehnte als Herausgeberin des New England Journal of Medicine langsam und widerstrebend gelangt bin.“ In Drug Companies & Doctors: A Story of Corruption erklärt Angell, dass unsere Beweise weitgehend gekauft und fremdfinanziert sind. Dazu gehören die Pharmaunternehmen und die von ihnen hergestellten Arzneimittel ebenso wie die Ernährungswirtschaft. Leider sind Krankheiten ein großes Geschäft, und mit gesunden Menschen lässt sich nicht viel Geld verdienen.

      Dr. George Lundberg, ein ehemaliger Herausgeber des Journal of the American Medical Association, hat ebenfalls öffentlich erklärt, dass wir es mit unseren Ernährungsratschlägen und der diesbezüglichen Forschung vermasselt haben. Er glaubt, dass die Verteufelung des Fettes nie gerechtfertigt war und dass die Daten nie wirklich die Vorstellung unterstützten, dass Nahrungsfett böse ist. Jeden Tag suchen immer mehr Menschen nach einer Lösung, während sie und ihre Lieben immer kränker, fetter und unglücklicher werden, und ihnen wird klar, dass ihnen etwas verkauft wurde, das nicht viel wert ist. Wir müssen unsere Sicht der Dinge neu überdenken.

       Alte Annahmen und neue Hypothesen

      Okay – wenn der größte Teil unserer Ernährungsforschung nicht sehr hilfreich ist und wir kollektiv jahrzehntelang Zeit und unkalkulierbare Geldbeträge verschwendet haben, was tun wir dann jetzt? Die Antwort lautet: Wir fangen von vorne an. Neu anfangen? Ja, wir werfen ungetestete alte Annahmen über Bord und fangen von vorne an. Was meine ich mit alten Annahmen? Das sehen Sie im Folgenden.

      Sie sehen, worauf ich hinauswill: Wir haben viele Annahmen zur Ernährung gemacht, aber wir haben diese Annahmen nicht formell getestet. Wir gehen davon aus, dass die Ratschläge wahr sind und daher nicht angefochten werden können. Wenn wir von vorne beginnen, müssen wir diese Annahmen testen. Warum haben wir das nicht von Anfang an gemacht?

       Iss dein verdammtes Gemüse!

      Wenn wir auf die Entstehung der modernen „Ernährungswissenschaft“ zurückblicken, wird deutlich, dass die verschiedenen Philosophien von den Überzeugungen ihrer Gründer beeinflusst sind. Zum Beispiel gründete Lenna Cooper 1917 die American Dietetic Association (heute Academy of Nutrition and Dietetics). Cooper war Mitglied der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die einen vegetarischen Lebensstil fördert. Es überrascht nicht, dass vegane und vegetarische Befürworter oft Studien zitieren, die an der Loma Linda Universität durchgeführt wurden, die von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterstützt wird.

      Wenn ich jemanden frage, was die „Wahrheit“ über ein Thema ist, schaut mich die Person oft an, als sei ich eine Art Spinner. Ich mag in der Tat seltsam sein, aber das ist nicht der Punkt, denn oft wissen wir nicht, was wahr ist, weil wir die „Wahrheit“ für das halten, was wir am häufigsten gehört haben. Wir sehen dies in der Religion, Politik und Ernährung.

      Ihre Eltern, Großeltern und ein paar Generationen von Urgroßeltern haben als Kinder immer wieder dasselbe gehört: „Es spielt keine Rolle, ob du es nicht magst; iss dein Gemüse, weil es gut für dich ist.“ Dieses Mantra ist in unser kollektives Bewusstsein eingegangen und wurde nie infrage gestellt; deshalb muss es die Wahrheit sein! Das Interessante daran ist, dass man, wenn man nur ein paar hundert Jahre zurückgeht, feststellt, dass unsere Vorfahren dachten, dass viele Gemüsesorten Krankheiten verursachen. Gäste wären beleidigt gewesen, wenn sie bei einer Mahlzeit Gemüse serviert bekommen hätten. In weiten Teilen der Welt wurde Gemüse und vor allem Obst nur selten verzehrt. Ich sage nicht, dass Gemüse und Obst grundsätzlich als unerwünscht betrachtet wurden, aber die Menschen verzichteten oft in erheblicher Menge darauf. Wenn ich dies den Menschen erkläre, antworten sie natürlich oft mit „Ach ja? Nun, unsere Vorfahren lebten ja auch nicht sehr lange.“

      Das Thema Langlebigkeit ist wahrscheinlich eines der irreführendsten Themen in der Ernährung. Wir hören oft von „Blauen Zonen“ und dass die Menschen in diesen Gebieten sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren, die ihnen ein langes Leben ermöglicht. Wir erfahren auch, dass unsere prähistorischen Vorfahren ein brutales Leben führten und unglaublich jung starben. Schauen wir uns zuerst einmal die „Blauen Zonen“ an.

      Überall auf der Welt gibt es Menschengruppen, die lange leben und dabei ganz verschiedene Ernährungsweisen haben, also pflanzen- oder fleischbasierte ausgewogene Ernährungen. Wir nennen diese Gebiete mit einer überdurchschnittlich langen Lebensdauer Blaue Zonen. Leider ist die Ernährung nur einer der zahlreichen Faktoren, welche die Lebenserwartung bestimmen, und sie gehört nicht zu den wichtigsten Faktoren. Obwohl einige wenige pflanzenbasierte Blaue Zonen identifiziert wurden, gibt es nachgewiesenermaßen zahlreiche Populationen, die sehr viel Fleisch essen und sehr alt werden. Die Einwohner Hongkongs zum Beispiel konsumieren mehr Fleisch als an irgendeinem anderen Ort auf der Welt. Raten Sie mal. Sie