ihr Sorgen, dass die Wahnvorstellung am Ende doch die Realität sein könnte.
»Nahe genug.«
Mit einem Seufzen zottelte sie dorthin, wo er verharrte, um auf sie zu warten. Im Wald kreischte ein Tier, weckte Sunny aus ihrem leichten Schlummer und führte zu punktierten Wunden. »Was war das?«
Der Hutmacher legte einen Arm um ihre Schulter und bewegte sie an seine rechte Seite und weg von der Baumgrenze. Ein subtiler, würziger Duft, wie Klee, erfüllte ihre Sinne und sie widerstand dem Drang sich in seine Berührung zu lehnen. »Wir sollten weitergehen«, sagte er vorsichtig. »Das Bandersnatch-Rudel kommt normalerweise nicht so nahe an den Rand des Tulgey Walds. Es ist das Beste wegzubleiben.«
»Ich möchte nicht einmal fragen, was ein Bandersnatch ist.« Es klang sehr vulgär, was auch immer es war.
»Hoffe, dass du nie einem begegnest. Die Bandersnatche sind Raubtiere im Rudel. Sie können nicht wie die zivilisierten Kreaturen dieses Lands sprechen. Versuche einen zu überzeugen dich nicht anzugreifen und du gibst den anderen nur Zeit sich hinter dir anzuschleichen.«
Sie erschauderte. »Wundervoll. Bisher gab es einen toten Typen auf einem gesunkenen Schiff, mörderische Tiere in den Wäldern und eine sprechende Katze mit Alptraumzähnen. Noch etwas, um das ich mir Sorgen machen sollte?«
Der Hutmacher presste in einem gescheiterten Versuch ein Lächeln zu verstecken seine Lippen zusammen. »Eine Bindung zu entwickeln. Am Ende des morgigen Tages, deinem zweiten Tag im Wunderland, wirst du nach Hause gehen. Von dem, was du von deiner Schwester enthüllt hast, hätte sie von einem solchen Ratschlag profitieren können.«
Das war … eher traurig. Der Hutmacher schien auch traurig, trotz seiner kratzbürstigen Haltung.
Eine Weile später entdeckte Melody ein großes Haus im Cottage-Stil auf einer Aue. In der Nähe beschirmte ein Pavillon einige Tische, die zusammengeschoben wurden, mit Stühlen, die um ihn herum gruppiert waren. Die berühmte verrückte Teeparty, aber niemand hatte dort Platz genommen.
Das ist surreal. Wenn sie allein gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich hinübergerannt und hätte die Teetassen berührt und über die Stühle gestreichelt. Sie war aber nicht allein und der Hutmacher warf sein verurteilendes Starren in ihre Richtung. Sie stampfte ihre Neugierde nieder, wollte nicht, dass er noch schlechter von ihr dachte, als er das offensichtlich bereits tat. Er hatte sie in seinem Zuhause willkommen geheißen und sie würde während ihres Aufenthalts ein Gefühl von Würde und Anstand beibehalten.
Als sie das Haus erreichten, führte der Hutmacher sie hinein. Hüte bedeckten jede Wand auf Regalen, Holzhaken und sogar Gestellen, welche die Mitte dessen einnahmen, was ein Ausstellungsraum oder ein Geschäft zu sein schien.
»Wow.« Sie drehte sich im Kreis. Die Farben waren leuchtend. Manche Hüte waren grell mit unanständig großen Knöpfen und Schleifen, aber andere prachtvoll und geschmackvoll mit genau der richtigen Prise Bändern oder Federn. »Sie haben die alle gemacht?«
»Das habe ich.«
»Sie sind wunderschön. Sie sind wirklich talentiert.« Sie blickte ihn an, aber er kontrollierte schnell einen eigenartigen Ausdruck. Seine Finger zuckten, als er sie anstarrte, und er bewegte seine Hände hinter seinen Rücken.
»Danke. Ich bezweifle, dass Devrel hier ist, also kannst du deine Kreatur gerne freilassen ohne der Angst Bürde. Ich glaube nicht, sollte er in die Nähe kommen, dass er sie verletzen würde.« Er blickte finster drein, als er fertig gesprochen hatte, und drehte sich weg. Widerte ihn der Gedanke, dass Sunny frei herumrannte, an oder war es …die Art und Weise, wie er jetzt gerade gereimt hatte?
Melody kniete sich hin und versuchte Sunny abzusetzen, so dass sie ihre schmerzenden Arme erleichtern konnte, aber das arme Ding war noch immer zu verängstigt, um sie loszulassen. »Komm schon, Sunny. Du bist okay. Nichts wird dich kriegen.« Schließlich hüpfte die Katze herunter und Melody streichelte sie beruhigend.
Als sie aufstand, rückte der Hutmacher näher zu ihr und hob ihren Arm, um ihn zu untersuchen. »Die Kreatur hat überall Löcher in deine Haut gestochen.« Sein Blick wanderte zu ihrer Schulter hoch, wo rote Flecken den blauen Stoff ihres Kleids verunstalteten. »Dreh dich.«
Sie zögerte, aber gehorchte.
»Deine Robe ist ruiniert.« Er zog das Material über ihre Schulter herunter und sie erschauderte. »Du solltest dich wahrscheinlich saubermachen. Ich kann dir eine neue Robe machen.«
»Oh, nein. Wirklich, es gibt keinen Grund sich die Mühe zu machen. Das Wunderland wird mich wie Cadence rauswerfen, richtig?« Was war, was sie wollte. Also warum schien es beinahe unfair von Beginn an zu wissen, dass ihre Zeit hier ein Auslaufen hatte?
Er antwortete nicht sofort, aber nickte dann.
»Ich kann das bis dahin tragen.«
Sein dunkler Gesichtsausdruck sagte ihr, dass sie ihn nicht nur zum zweiten Mal beleidigt hatte, sondern auch keine Wahl hatte. In seinem Haus ging es nach ihm oder gar nicht.
3
Erfrischt von einer langen heißen Dusche schob Cadence die Fliegengittertür auf und trat nach draußen, um sich bei Melody zu entschuldigen, aber ihre Schwester war nicht dort. Ihr Buch war aufs Geratewohl auf die Veranda geworfen, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Sie blieb an den meisten Tagen unfassbar organisiert.
Schulterzuckend stieg sie die Stufen hinab und beschloss einen Spaziergang den Radwanderweg entlang zu machen, um ihre Gedanken zu leeren. Dunkle Wolken bewegten sich am Himmel, also bezweifelte sie, dass sie lange hatte, um die freie Natur zu genießen, bevor ein Gewitter sie alle als Geißel im Haus hielt.
Überall war besser als im Inneren. Seit ihrer Rückkehr vom Wunderland hatten sich ihre Eltern von ihr und voneinander zurückgezogen. Sogar ihre Schwester dachte, dass sie durchgedreht war. Vielleicht war sie das. Es wäre zu einfach gewesen sich selbst glauben zu lassen, dass sie sich alles eingebildet hatte, wenn der DNS-Beweis nicht gewesen wäre, den sie gefunden hatten. Keiner ihrer Freunde hatte sie berührt. Obwohl sie nicht leugnete, dass es genug Zeit gewesen war, so dass sie ein Fremder hätte schänden können, war nichts ihrer Kleidung deplatziert. Kein Schmutz oder anderer Nachweis wurde gefunden, um anzudeuten, dass ihre Hose gegen ihren Willen entfernt worden war, so dass ein solcher Vorfall auftreten konnte. Sie war im Wunderland gewesen und Gareth war real gewesen. Sie wusste, dass er real war.
Cadence trat einen Pinienzapfen über den Weg und seufzte. Zwei Tage waren nicht lange genug gewesen, um eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen. Obwohl sie Gareth dann gemocht hatte, hatte sie auch jeden Grund ihm nicht zu vertrauen. Sie hatte ihn sogar überzeugen müssen sie ins Rote Königreich mitzunehmen anstatt sie zurückzulassen.
Dennoch war sie mit ihm mitgegangen und ihre Gefühle für ihn hatten zugenommen. Er schien auf dieselbe Art für sie zu empfinden, bevor sie gegangen ist. Wenn sie einen Tag mehr gehabt hätten, nur einen, dann wäre sie vielleicht geblieben. Vielleicht hätten sie die ersten Anzeichen der Liebe dort anbinden können. Nun wurde sie davon heimgesucht, was hätte sein können, und weiterzumachen schien unmöglich. Abenteuer wie sie sie im Wunderland erfahren hatte, kamen niemals in ihrer Welt vor, in einer kleinen Stadt, wo niemand ein Wort davon glaubte, was sie sagte, und sie konnte sich niemals mit einem langweiligen durchschnittlichen Leben abfinden. Außerdem konnte kein anderer Mann es wagen sich mit Gareth zu messen, also waren ihre Aussichten weiterzuziehen nichtig.
Eine Kurve auf dem Weg verbarg den Pfad voraus hinter einer Ansammlung von Ahornbäumen. Cadence überlegte zum Haus zurückzukehren, als weiches Geprassel vom Regen gegen die nackte Haut ihrer Arme zu krachen begann, was sie sich wünschen ließ, dass sie eine Jacke trug. Dennoch, als ob sie von einem Magneten angezogen wurde, ging sie weiter vorwärts, nur um den massiven Krater zu entdecken, als sie die Bäume umrundete.
In der Nähe waren im feucht werdenden Schmutz Fußspuren von Schuhen und den weichen Ballen einer Katze sichtbar, welche bald weggewaschen werden würden. Am Loch, das so tief und dunkel war, dass sie nicht feststellen konnte,