Michaela Hauptmann

Temperamentvoll essen


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– und genau die wollen wir aktivieren. Spüren lernen. Spüren.

      Die Ernährung, die Diätetik der TEM hat den Menschen – dich – in seiner Gesamtheit im Blick. Das Temperament, dein Temperament – es ist so wunderbar individuell. Es ist wie dein persönlicher Fingerabdruck. Und genau dieses Temperament gilt es zu stärken und in Gleichklang zu bringen. Passende Ernährung ist dabei eine wesentliche Säule.

      Als Ernährungsexpertin der TEM liegt mein Fokus auf der Ernährung. Doch die Diätetik der TEM kennt nicht nur die Säule der Ernährung. Es gehört sehr viel mehr dazu. Es ist wesentlich mehr als bloß essen. Alles nur aufs Essen zu reduzieren, wäre zu einseitig und engstirnig gedacht.

      Es ist tatsächlich viel mehr: deine Lebensumstände, deine momentane Lebenssituation, deine Gedanken und Möglichkeiten. Und immer – Hand in Hand mit der Ernährung – ist auch Bewegung notwendig. Körperliche, aber auch geistige Bewegung darf man nie vernachlässigen. Bewegung findet auch in der Vier-Temperamente-Küche statt – auch Lebensmittel müssen »bewegt« werden, damit sie für dich passen.

      Hier noch ein weiteres Schlagwort: Lebensrhythmus. Es ist definitiv nicht egal, wann du was isst. Und das gilt es herauszufinden, so individuell, wie du bist. Leben und Essen im Rhythmus – deinem Rhythmus! Spüren, wohin es geht, was dir schmeckt, dir einfach guttut. Ganz nach deiner ureigenen Konstitution, deinem Temperament und deinen Möglichkeiten im täglichen Leben.

      Um in voller Kraft deines Temperaments das Leben zu genießen, ist es oft auch notwendig, Frieden mit dir selbst zu schließen – zu verstehen und zu hören, was dir dein Körper und dein Geist sagen wollen, und dann danach zu handeln. Weder Dogmen, Verbote noch andere Vorgaben von außen sollen deine Ernährung beeinflussen. Du allein entscheidest.

      Die Vier-Temperamente-Küche mit dem Hintergrund der vier Elemente Luft, Feuer, Erde und Wasser unterstützt dich dabei. Sie begleitet dich auf deinem Weg. Durch den Tag, durch das Jahr, durch das Leben.

      Betrachte dieses Buch als Reise. Eine Reise, um deinen Lebensstil und deine Ernährungsgewohnheiten kennenzulernen, zu hinterfragen, zu prüfen und anzupassen. Ganz auf deine Art und Weise. Schritt für Schritt und Bissen für Bissen.

      Gute Reise

      … und lass es dir temperamentvoll schmecken!

       Michaela Hauptmann

       Wo kommt sie her?

      ……………

      Mit dieser Fragestellung habe ich mich intensiv beschäftigt, nachdem ich das erste Mal von TEM gehört hatte. Ich war unsicher: Ist das etwas Neues? Etwas Altes? Neu erfunden? Gibt es die wirklich? Ja! Nach einiger Recherchetätigkeit und Gesprächen mit Experten fand ich plausible Erklärungen und Beschreibungen für die TEM.

      Eines vorneweg: TEM – die Traditionelle Europäische Medizin – ist kein nostalgischer Begriff. Sie will sich auch nicht mit der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), der TTM (Traditionelle Tibetische Medizin), der TPM (Traditionelle Persische Medizin) und anderen Medizinsystemen vergleichen. Jede traditionelle Medizin hat ihre Berechtigung, auf ihre Art und Weise.

      Mein Weg ist die TEM, sie steht mir einfach näher. Vieles davon hat mich – und möglicherweise auch dich – von Kindheit an begleitet. Vielfach unbewusst. Seien es Märchen, Mythen und Heilanwendungen in Form von einfachen, aber effektiven Hausmitteln wie Schmalzfleck, Essigpatscherl & Co. – von Kindern nicht gerade heiß geliebt, heute aber umso mehr geschätzt. Auch kulturelle sowie religiöse Aspekte haben Einfluss auf die TEM bzw. umgekehrt.

      Ein Satz ist es, der für mich ganz pragmatisch den Grundgedanken der TEM zusammenfasst: »Die TEM, die Traditionelle Europäische Medizin, fördert Wohlbefinden und betrachtet dabei den Menschen – dich und mich – individuell, in seiner Ganzheitlichkeit, mit seinen europäischen Wurzeln und in seinem aktuellen Lebensumfeld.« Nun, wie hört sich mein Satz für dich an? Klingt er für dich passend? Ja, du hast schon recht, es steckt einiges mehr dahinter: Philosophie, Natur, Geografie, Kultur, Religion etc.: Die TEM bist du. Die TEM bin ich. Jeder in seinem Umfeld. Die TEM ist tief in uns verwurzelt.

      Die TEM setzt sich aus drei Buchstaben zusammen und kommt ganz ohne spezielle Marketingadjektive aus. T, E und M: Anhand dieser Buchstaben möchte ich dir einen ersten Überblick über die Traditionelle Europäische Medizin geben.

       T steht für »traditionell«

      Die Bedeutung des Worts »traditionell« ist eindeutig: Es ist nichts Starres, nichts Veraltetes. Es steht für Weitergabe von Verhaltensweisen, Rezepten, Wissen und vielem mehr – von Generation zu Generation, doch immer mit Bedacht auf das Jetzt. Das Wissen wird immer neu evaluiert, angepasst, weiterentwickelt und an die nächste Generation weitergegeben, um es wiederum zu adaptieren.

       E steht für »europäisch«

      Es geht eindeutig um etwas mehr als nur unser Europa, wie wir es heute kennen. Hier darf man im Sinn der großen Weltreisenden, der Völkerwanderungen und im Hinblick auf die Tatsache, dass die europäischen Sprachen indoeuropäisch sind, keinesfalls die Kulturen Ägyptens, Bagdads, Persiens und Tibets vergessen. Auch wenn diese Länder aktuell keinen zentralen Einfluss auf das europäische Gesundheitswesen haben, so waren sie geschichtlich betrachtet zutiefst prägend für unser Medizin- und Heilsystem.

       M steht für »Medizin«

      Medizin ist eindeutig definiert. Sie ist die Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten bzw. Verletzungen bei Mensch und Tier. Das ist streng geregelt, und hier ist man speziell in Österreich restriktiv. Als Mediziner gilt nur jemand, der die staatliche Zulassung hat, Kranke zu behandeln. In der Prävention von Krankheiten gibt es hingegen eine große Bandbreite an möglichen Unterstützungen. Und genau hier will die Ernährung der TEM ansetzen: in der Vorbeugung, damit Krankheiten erst gar nicht aufkommen.

      Ein paar Worte zum geschichtlichen Hintergrund der TEM: Die Vier-Säfte-Lehre bildet die Basis der TEM. Sie geht auf Hippokrates, den wohl bekanntesten Arzt des Altertums (um 460 v. Chr.), zurück. Der griechische Arzt Galenos von Pergamon (ca. 129-215 n. Chr.), bekannt auch als »Galen«, vereinfachte die Vier-Säfte-Lehre und begründete die Temperamentenlehre. Diese kategorisiert den Menschen nach seiner Grundwesensart und bezieht die verschiedenen Funktionen und Wirkungen von Klima, Krankheit, Medikamenten und zeitlichen Konstellationen mit ein.

      Die Temperamentenlehre ist eine Typenlehre. Ihr werden Körpersymptome, Organe, Körpersäfte, Tages- und Jahreszeiten, Lebensabschnitte, Elemente und Farben zugeordnet.

      Der persische Arzt Ibn Sina (ca. 980-1037 n. Chr.), auch bekannt unter dem Namen Avicenna, entwickelte das Wissen von Hippokrates und Galen weiter. Seine Erkenntnisse und Studien, die er in seinem fünfteiligen »Kanon der Medizin« niederschrieb, prägten die europäische Medizin bis in die Neuzeit.

      Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, Planeten, Sternzeichen und Tonarten erweitert.

      Die TEM – mit ihren Wurzeln im antiken Griechenland, dem alten Rom und Ägypten – greift aber auch auf germanische, keltische und slawische Impulse zurück. Diese leben noch heute in der Volksmedizin weiter – allerdings wurden dieses Wissen und die Erfahrungen damals nicht verschriftlicht, sie wurden immer von Generation