G. Michael Hopf

THE END - DIE NEUE WELT


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nachdem Gordon die Armee verlassen hatte, von den Marines rekrutiert worden war. Ursprünglich trat er dabei in die Fußstapfen des Älteren und wurde Panzerabwehrschütze, doch dies fand er zuletzt ein wenig öde. Als abenteuerlustiger Typ begann er gerade eine Laufbahn als Kundschafter-Scharfschütze.

      Gordon döste in der Sonne, bis er durch Samanthas Kommen geweckt wurde. Als er die Augen öffnete, blickte sie von oben auf ihn herab.

      »Dir geht es gut, was?«, fragte sie mit verschränkten Armen.

      »Aber sicher doch, danke fürs Nachhaken«, erwiderte er grinsend.

      »Wann wolltest du dich dazu herablassen, mir zu erzählen, dass uns dein Bruder heute zum Abendessen besucht?«, sagte sie, während sie sich ihm gegenüber setzte. »Du weißt, dass ich so etwas gerne vorab wüsste, damit ich das Haus auf Vordermann bringen kann.«

      »Ich dachte, ich hätte es erwähnt, tut mir leid«, entschuldigte er sich und richtete sich etwas auf. »Das ist doch kein Problem, nicht wahr? Wir haben doch sonst nichts vor, oder?«

      Nun war er es, der sie betrachtete, wie sie so vor ihm saß. Er war ihr sofort verfallen, als sie sich kennengelernt hatten. Alles an ihr liebte er, angefangen bei ihrer zierlichen Figur und dem langen blonden Haar, das leicht gewellt war, über die hellgrünen Augen bis zu ihren vollen Lippen. Sie gab für ihn das Bild der perfekten Frau ab.

      »Nein, geht schon klar, aber beim nächsten Mal möchte ich eingeweiht werden. Hätte ich nicht die Sprachbox abgehört, wär's mir entgangen, also versprich einfach, dass du mir Bescheid gibst, wenn wieder so etwas ansteht.«

      Gordon erhob sich und ging zu ihr hinüber. »Versprochen, ehrlich«, versicherte er im sanften Tonfall. Dann beugte er sich nach vorne, um sie fest in den Arm zu nehmen. Er küsste sie und flüsterte in ihr Ohr: »Sollen wir nach oben gehen, damit ich mich richtig entschuldigen kann?«

      Samantha entzog sich ein wenig trotzig und gab ihm zu verstehen: »Du weißt doch, dass ich noch einige Dinge zu tun habe.«

      »Dinge, die nicht weglaufen«, hielt Gordon dagegen, diesmal mit besonders samtiger Stimme, da er seine Frau nur zu gut kannte. Mit einem Vorschlag verlieh er der Bitte Nachdruck: »Ich helfe dir später bei deinen Dingen, wenn du mir jetzt etwas Gutes tust – was meinst du?«

      Samantha zog die Augenbrauen hoch und lächelte diebisch. »Abgemacht.«

      Dann nahm sie seine Hand und ging mit ihm nach oben.

      »Da ist jemand an der Haustür!«, rief Hunter aufgeregt.

      »Mach ruhig auf, das dürfte dein Onkel Sebastian sein«, erwiderte Samantha von der Küche aus. Sie richtete gerade Salat an und konnte nicht öffnen.

      »Gordon, ich glaube, dein Bruder ist da«, ließ sie ihren Mann wissen, der in seinem Büro arbeitete. Sie mochte Sebastian sehr gerne, aber seine Besuche waren ihr nicht immer recht. Das lag nicht an ihm, allein seine Anwesenheit führte dazu, dass sich Gordon in den darauffolgenden Tagen anders verhielt. Nach Sebastians Abreise wirkte er für gewöhnlich sehr distanziert.

      »Onkel Seb!«, jubelte Hunter, als er die Tür aufzog. Haley und er freuten sich jedes Mal, wenn Sebastian sie besuchte, und amüsierten sich während seines Aufenthalts köstlich.

      »Onkel Sebastian, Onkel Sebastian!«, schrillte nun auch Haley, während sie die Treppe herunterhüpfte.

      Ihr Gast trat ein und hob den Jungen hoch. Kaum dass das Mädchen unten angelangt war, klammerte es sich an sein Bein.

      »Na, ihr zwei? Wie geht es meinem Lieblingsneffen und der besten Nichte, die ich habe?«, fragte Sebastian. Um Haley in den anderen Arm zu nehmen, ging er in die Hocke. Er nahm die zwei mit in die Küche, wo Samantha immer noch emsig das Dinner vorbereitete.

      Sebastian war ebenfalls groß, rank und schlank, wie man beim Korps sagte. Gordon und er sahen sich sehr ähnlich; dass sie Brüder waren, daran bestand kein Zweifel. Gegensätze ergaben sich hauptsächlich aus ihrem Altersunterschied von sieben Jahren. Gordon ergraute an den Schläfen und bekam allmählich Geheimratsecken, während Sebastian noch dichtes braunes Haar ohne Silbersträhnen hatte. Er war zwar ein Kriegspferd, aber weder für einen Bürstenschnitt noch für kurze Stoppeln zu haben; vielmehr mochte er sein Haar und achtete darauf, dass es gerade so lang wie erlaubt war oder länger, so er damit durchkam. Sebastian blieb nie um ein Lächeln verlegen und nahm das Leben leichter als sein Bruder, der einen ernsteren, eher stoischen Charakter hatte.

      Auch der Jüngere wollte eines Tages Kinder haben, genoss aber bis auf Weiteres das Single-Leben als Marine. Zum Draufgängertum neigte er nach wie vor, und da der Wehrdienst bereits ohne Familie anstrengend genug war, hielt er es für verantwortungslos, eine zu gründen. Vorerst also erfüllte sich Sebastian den Wunsch nach einem gesetzten Lebenswandel so gut es ging in der Familie seines Bruders.

      »Hi Samantha!«

      »Hallo Sebastian, wie geht es dir?«, grüßte Samantha, die ein wenig aufgelöst wirkte, weil sie fertig werden wollte. Sie war Perfektionistin, weshalb für die Gäste alles makellos aussehen sollte. Zumindest gönnte sie sich ein paar Sekunden, um Sebastian rasch zu herzen und ihm in die Wange zu zwicken. »Gordon ist in seinem Büro und führt ein Projekt zu Ende. Geh nur durch … am Ende des Flurs.«

      »Das werde ich wohl.« Er warf einen Blick auf die Kids vor seiner Brust und zog die Augenbrauen hoch. »Zuerst aber wollen die zwei Äffchen in meinen Armen wissen, was ihr Onkel für sie mitgebracht hat.«

      Die Kinder quiekten vergnügt: »Geschenke!«

      Er ließ sie hinunter und kauerte nieder, um mit ihnen auf Augenhöhe zu sprechen. »Geht raus zum Tisch, darauf liegen zwei Tüten, die grüne ist für Hunter, die pinkfarbene für …«

      »Mich!«, würgte Haley ihn ab, als sie schon auf dem Weg zur Haustür war. Auch Hunter ließ sich nicht lange bitten und rannte los.

      Sebastian stand wieder auf und trat zur Kücheninsel. »Wow, wie das duftet! Bin ich hungrig.«

      »Das will ich schwer hoffen, denn wir haben tonnenweise zu essen, und Gordon ist gerade eben noch losgezogen, um dein Lieblingsfleisch zu besorgen.«

      »Ihr zwei seid großartig, danke sehr«, sagte Sebastian und sah Samantha an. Er freute sich darüber, dass sein Bruder eine so tolle Frau gefunden hatte und musste lächeln, als er daran dachte, wie sehr Gordon dieses Leben verdiente, besonders nach allem, was er durchgemacht hatte.

      Der Fernseher lief für gewöhnlich, wenn Samantha kochte; diese Zeit war wirklich die Einzige, in der sie dazu kam, die Nachrichten zu verfolgen. Die beiden Kinder waren ein Vollzeitjob, der einen Großteil ihres Tages in Anspruch nahm.

      Gerade interviewte Bill O'Reilly Brad Conner, den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses der Republikaner, und die Stellvertreterin der Demokratischen Partei Kaliforniens, Shelly Gomez.

      »Dem Präsidenten gelingt es eindeutig nicht, für die Sicherheit in unserem Land zu garantieren. Dem Iran die Herstellung von Kernbrennstoffen zu gestatten und der Regierung dort die Hände zu schütteln, wird uns nicht schützen. Das iranische Regime ist nicht vertrauenswürdig. Wir brauchen …«

      »… wir brauchen was, Mr. Conner? Einen weiteren Krieg?«, konterte Gomez.

      »Das alles darf nicht vom Tisch kommen. Wir müssen Stärke zeigen, statt an die große Glocke zu hängen, dass wir von Gewaltanwendung absehen.«

      »Mr. Conner, Sie sind Befürworter von Erstschlägen. Ziehen Sie in Erwägung, iranische Atomanlagen anzugreifen, falls wir stichhaltige Beweise dafür hätten, dass das Land Kernwaffen baut oder waffenfähigen Brennstoff an Terroristen verkauft?«, fragte O'Reilly.

      »Bill, der Iran ist ein Schurkenstaat. Um Ihre Frage also rundheraus zu beantworten: Ja, dazu wäre ich bereit.«

      »Ms. Gomez, was sagen Sie dazu?«, fuhr der Moderator rasch fort.

      »Mr. O'Reilly, wir dürfen keine Option außer Acht lassen, genauso wenig aber