Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman


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zu begehen, denn sie wollte die Summe für Georg Pflug auf fünftausend abrunden – vom Geld ihres Mannes!

      Ich muss es tun, überlegte sie. Nur so komme ich frei von Georg.

      Sie steckte die Geldscheine in ihre Handtasche und verließ eilig den Kassenraum.

      Die Fahrt nach Frankfurt dauerte nicht allzu lange. Es war kurz nach neun Uhr, als Hanna das Auto in einer Tiefgarage einstellte und mit dem Lift in das darüberliegende Kaufhaus fuhr. Da der Sommer schon vorgerückt war, gab es viele im Preis heruntergesetzte Kleider. Hanna wählte zwei besonders billige aus, von denen die Verkäuferin behauptete, dass sie ursprünglich fast das Dreifache gekostet hätten.

      In der Lebensmittelabteilung tätigte Hanna in aller Eile die nötigen Bestellungen für die Klinik. Wie üblich sollten die Sachen zugeschickt werden.

      Schließlich wählte Hanna in der Spielwarenabteilung nach einigen Zögern ein Buch mit Tiergeschichten aus aller Welt für Antje aus. Nachdem sie die Kleider und das Buch im Wagen deponiert hatte, nahm sie ein Taxi zum Hotel Intercontinental, denn sie wollte nicht mit ihrem eigenen Auto hinfahren.

      In der Hotelhalle herrschte reges Kommen und Gehen. Hanna schlug das Herz bis zum Halse. Verstohlen schaute sie sich um. Sie sah niemanden, den sie kannte. Aber auch von Georg Pflug war keine Spur zu entdecken.

      Unruhig und aufgeregt setzte Hanna sich in einen Sessel und griff nach einer der bereitliegenden Zeitungen. Sie blätterte darin, ohne eine Zeile zu lesen. Er kann mich hier nicht warten lassen, dachte sie. Das ist unmöglich.

      Ein Boy fragte nach ihren Wünschen. Sie bestellte eine Tasse Tee, weil ihr nichts anderes einfiel.

      Georg Pflug erschien mit einer vollen Stunde Verspätung. Er sah abgehetzt und müde aus. Offenbar war sein Leben nicht gerade erfreulich.

      »Tut mir leid. Ich wollte dich bestimmt nicht warten lassen. Ich bin aufgehalten worden. Du kannst dir vorstellen, dass ich schon wegen des Geldes pünktlich sein wollte.«

      Hanna reichte ihm nicht die Hand. Er setzte sich und kam allmählich ein bisschen zur Ruhe.

      »Zehntausend?«, fragte er leise.

      »Fünf. Ich habe nicht mehr.«

      »Ich komme nicht aus damit. Ich sitze in der Klemme.«

      »Was hättest du gemacht, wenn wir uns auf dem Schiff nicht getroffen hätten?«

      Er verzog den Mund zu einem hässlichen Lächeln. »Das brauchen wir nicht zu überlegen, denn ich habe dich ja getroffen, mein Schatz. Zuerst dachte ich, dass das für mich gefährlich werden könnte. Aber nun ist mir klargeworden, dass es sogar einbringlich ist. Die brave Schwester Hanna hat dem Herrn Professor natürlich nichts von dem bösen Georg Pflug erzählt. Denn der Herr Professor legt Wert auf eine makellose Vergangenheit. Allerdings musst du nun ein paar Tausender dafür bezahlen. Sonst lasse ich nämlich alles auffliegen, Hanna.«

      »Du hast mir versprochen, dass du schweigen wirst.« Ihre Stimme schwankte.

      »Daran kann ich mich nicht erinnern. Aber ich weiß genau, dass ich von Geld mit dir gesprochen habe, Hanna. Du wirst die restlichen fünftausend schon zusammenbringen. Es bleibt dir gar nichts anderes übrig. Sonst sorge ich dafür, dass dein Mann eine säuberliche Zusammenstellung der Straftaten des verstorbenen Georg Pflug erhält. Das wäre für dich ziemlich unangenehm, weil du deinen lieben Professor offenbar angeschwindelt hast. Für mich hingegen ist es vollkommen ungefährlich, denn der arme Georg Pflug ist ja tot.«

      »Wie gemein du bist.«

      »Ich bringe nur mein Schäfchen ins trockene, wie das andere Leute auch tun. Dass du mir das Konzept nicht verderben kannst, ist ganz klar, denn du müsstest sonst zugeben, dass du Mitwisserin der unaufgeklärten Diebstähle auf der Kreuzfahrt bist. Das würde dich wahrscheinlich selbst ins Gefängnis bringen. Merke dir das auf alle Fälle, sofern du in Versuchung kommen solltest, der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen.«

      Hanna schluckte die Tränen herunter. »Warum bist du so grausam? Woher soll ich denn Geld nehmen?«

      »Lass dir etwas einfallen. Das ist deine Sache. Jetzt gib mir wenigstens die fünftausend. Oder hast du sie nicht bei dir?« Misstrauisch musterte er Hannas Tasche.

      Sie raffte ihren Mut zusammen. »Ich gebe dir das Geld nur, wenn du mir versprichst, mich in Ruhe zu lassen.«

      »Nach Zahlung der zweiten fünftausend kannst du damit rechnen, dass ich aus deinem Gesichtskreis verschwinde. Eher nicht.« Kalt sah er sie an.

      »Ich will’s versuchen, Georg. Aber ich brauche etwas Zeit.«

      »Wie lange? Eine Woche?«

      »Ich …, ich werde dich benachrichtigen.«

      »In Ordnung. Ich wohne ja hier. Vertu’ dich nicht beim Namen. Ich heiße Dr. Matthias Bruck. Kannst mir auch einen Scheck zuschicken. Ich habe sogar ein Bankkonto. Ist allerdings leider nichts drauf. Deshalb wäre mir bares Geld sympathischer.«

      »Was wirst du tun? Gehst du wieder ins Ausland? Könntest du nicht versuchen, eine Stellung zu finden? Nur mit gestohlenem und erpressten Geld kommt man nicht weit.«

      »Keine Moralpredigten, Schwester Hanna. Ich habe keine Lust, wieder im Zoo den Bärenmist wegzuräumen und die Tiger zu füttern. Das wäre ja auch für einen Dr. Bruck eine höchst komische Arbeit, nicht wahr? Es geht dich nichts an, was ich mache. Gib mir das Geld. Dann hast du Ruhe und Frieden.«

      Hanna öffnete ihre Tasche und schob ihm so unauffällig wie möglich ein Päckchen Scheine zu. Doch Georg Pflug besaß die Unverfrorenheit, das Geld nachzuzählen. Hanna schämte sich entsetzlich, aber niemand in der Halle schien etwas von der geschäftlichen Transaktion zu bemerken.

      »Stimmt. Es ist genau die Hälfte.« Er stopfte das Geld in die Tasche seines maßgeschneiderten Jacketts.

      Ich bin nicht besser als er, dachte Hanna und fühlte sich sterbenselend. Anstatt ihn anzuzeigen, wie es meine Pflicht als gute Bürgerin wäre, lasse ich mich von ihm erpressen.

      »Jetzt bist du ziemlich wütend auf mich, nicht wahr?« Er sah sie spöttisch an.

      Hanna antwortete nicht.

      »Es macht mir nichts aus«, fuhr er fort. »Hauptsache, ich kriege mein Geld. Schmuck ist allerdings auch ganz gut. Man muss nur wissen, wo man die Sachen verkaufen kann. Hast du vielleicht etwas in der Richtung? Ich könnte die Sachen in diesem Fall sogar zum ehrlichen Schätzpreis verkaufen …«

      Hanna hob die Hand. »Sei still! Ich habe keinen Schmuck.«

      »Das kann sogar stimmen. Dein Professor scheint ein Geizkragen zu sein. Der altmodische Granattrödel aus Urgroßmutters Zeiten, den du auf dem Schiff getragen hast, ist nicht viel wert. Halbedelsteine! Damit halte ich mich nicht auf. Das lohnt ganz einfach nicht.«

      »Lass meinen Mann aus dem Spiel. Ich glaube, wir haben uns nichts mehr zu sagen.« Hanna legte einen Schein auf den niedrigen Tisch. »Bezahle bitte meinen Tee. Ich möchte an die frische Luft.«

      »Na, deinen Tee hätte ich dir schon gestiftet«, erklärte der falsche Dr. Bruck herablassend.

      »Ich mag nichts von dir haben, nicht einmal einen Schluck Tee.«

      »Auch gut. Wie du willst. Ich bin nicht empfindlich. Aber vergiss nicht, dass du mir noch runde fünftausend versprochen hast, und zwar für bald.«

      »Du hörst von mir.«

      Hanna stand auf und verließ die Halle. Sie ging mit seltsam steifen Knien. Es war ihr, als bewege sich der Teppichboden unter ihren Schuhsohlen. Draußen fand sie glücklicherweise sofort ein Taxi. Als sie im Wagen saß, wurde ihr schwarz vor den Augen.

      »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte der nette Chauffeur und drehte sich zu ihr um.

      »Es wird gleich besser. Ich habe mich ein bisschen aufgeregt.« Sie kurbelte das Seitenfenster herunter und holte ein paar Mal tief Luft. Dann bat sie den Mann, sie zu ihrer Tiefgarage zu bringen.

      Erst