wenn er aus ihm noch etwas machen will.
»Verschwinde!« sagt er grimmig. »Du meldest dich morgen früh bei Prescoe und leitest das Brennen auf der Westweide! Noch eins, mein Sohn, wenn du denkst, dein Vater ist ein Narr und du kannst dich drücken… Ich werde Clem Tuttle hinschicken, und der paßt auf, was du so machst!«
»Aah, also hat Clem mich verraten«, sagt Mikel wütend.
»No!« sagt der Alte bitter. »Allen ist keine Stunde nach dir dort vorbeigekommen. Und ich sage dir, eines Tages lasse ich ihn die Zelle reinigen – für dich, mein Sohn. Hast du verstanden? Bilde dir nicht ein, du kannst mir etwas vormachen. Dazu bist du zu dumm. Weg mit dir!«
Er brüllt, und selbst Isabell, die genau über der Halle ihr Zimmer hat, hört seine wütenden Reden durch die dicke Bohlendecke.
»Sieh mal an, mein lieber Vetter«, sagt Mikel höhnisch. »Er soll nur friedlich sein, die Todhunters ernähren ihn und seine Schwester, was?«
»Mensch!« sagt der Alte drohend und wird krebsrot. »Ich werde meine Bullpeitsche nehmen und dich verprügeln, wenn ich das noch einmal höre. Ich ernähre niemand, der mir nicht gefällt. Isabell ist hier, weil dieses Haus eine Frau braucht, eine anständige, Mister! Nicht so eine, wie du sie mir anschleppen würdest. Sie macht hier alles, besorgt die Wäsche und hilft überall. Dafür wird sie nicht mal bezahlt. Und Allen? Junge, von Allen ein Stück auf dich gesetzt, dann taugtest du etwas. Los, verschwinde. Und sage nie einem der beiden Clantons, daß du diese krummen Gedanken hast, Junge, es könnte sein, sie wären mir lieber als du. Raus mit dir, du Strolch!«
Mikel macht, daß er aus dem Zimmer kommt und bleibt draußen wie betäubt stehen.
Verdammt, habe ich doch etwas falsch gemacht? denkt er draußen verstört. Der Alte war noch nie so wütend. Gerechter Strohsack, was er sich aufregt, wenn ich einen drei Kühe-Rancher verprügele. He, er wird doch nicht etwa Allen und Isabell vorziehen?
Er geht mürrisch und voller Sorge ins Bett. Und er denkt, daß Steven Clay erst einmal eine Weile Ruhe geben wird. Und wenn es dann rauh wird, nun, die Nacht hat viele Ecken und Winkel, in die kein Licht fällt.
Vielleicht sieht jemand Clay von hinten, ruft ihn an, und Clay zieht. Und vielleicht kracht es dann einen Bruchteil der Sekunde eher, und Clay bleibt steif am Boden liegen.
Er hat einen Augenblick Angst vor dieser Tatsache, aber er ist schon zu schlecht und zu abgebrüht, um sich zu ändern oder einen anständigeren Gedanken zu haben.
Über die Ranch und das Land scheint der Mond. Auf den Wiesen dösen Rinder, schlafen am Boden, wie Männer überall in dieser Nacht in ihren Betten liegen.
Und ein Mann stöhnt, und seine Haut ist gerötet und brennt wie Feuer. Manchmal wacht dieser Mann auf und sagt brüchig:
»Durst – Durst.«
Und die Frau, die neben seinem Bett sitzt und ihm immer wieder Umschläge macht, gibt ihm dann zu trinken.
Er wird noch viele Tage so liegen. Es wird noch anderthalb Wochen dauern, ehe er gehen kann und die Prellungen und blauen Stellen an den Rippen fast verschwunden sind.
Und es wird der Tag kommen, an dem sich zwei Reiter der Ranch von Osten nähern.
An diesem Tag entscheidet sich etwas, denn der Mann sitzt vor dem Haus und sieht sie kommen.
*
Sie kommen über den Weg, der von rechts in die Schlucht hinabführt.
Vorn reitet, starr und gerade im Sattel sitzend, der alte James Brian. Hinter ihm kommt Clem Tuttle und sagt warnend:
»Boß, du kannst ihm von hier bis zum Südpol nachlaufen, du wirst kein Glück haben. Er sitzt da auf der Bank und reibt seine Hände mit Öl ein. Er knetet sie durch. Soll ich dir sagen, warum er das macht, oder weißt du es selber?«
»So, er reibt sie mit Öl ein«, sagt der Alte knapp. »Nun, sie werden noch gebraucht, wenn er ein Lasso gut halten will. Clem, ich werde mit ihm reden, lange genug habe ich Zeit gehabt, es mir zu überlegen. Ich muß reden!«
»Du redest gegen den Wind«, sagt Tuttle leise. »Nun, du bist der Boß!«
Sie kommen herab, und der Mann auf der Bank nimmt langsam die Hände aus der Schüssel. Er trocknet sie ruhig ab, greift dann nach links und nimmt das Gewehr hoch. An seinen Handknöcheln ist die Haut brennend rot. Dort waren einmal Schorfstellen, die abgeheilt sind. Aber die Haut spannt sich immer noch, und die Finger wollen nicht richtig.
Langsam zieht er den Karabiner hoch und sieht die beiden Reiter an der schiefen Fenz vorbeikommen. Er spannt langsam den Unterbügel und sagt ruhig, wenn auch noch etwas verzerrt:
»Mr. Todhunter, dies ist weit genug! Bleiben Sie dort, Sie sind hier nicht auf Ihrem Land.«
Der Alte hält augenblicklich an und hebt beschwichtigend die Hände.
Tuttle hält sich zurück. Er hat die Hände auf dem Sattelhorn verschränkt und schweigt.
»Steven«, sagt James Brian langsam. »Ich mache einen Besuch als Nachbar. Kann ich hinaufkommen und mit Ihnen reden?«
Aus der Haustür kommt Ireen Clay und bleibt stehen. Und dann sagt sie leise:
»Steven, laß ihn kommen. Er ist in freundlicher Absicht hier, laß ihn kommen.«
»Nun gut«, sagt Steven Clay rauh. »Mr. Todhunter, kommen Sie her.
Tuttle bleibt besser da. Wenn es eine Woche weiter wäre, Tuttle, könntest du es mit deinen Revolvern versuchen. Du bist mir noch eine Kleinigkeit schuldig.«
»Clay«, antwortet Tuttle langsam. »Clay, es tut mir verdammt leid, ich hatte nichts damit zu tun. Ich hatte keine Ahnung, daß du das Rind nicht von der Weide geholt hattest. Ist das eine Entschuldigung?«
»Vielleicht, Mann«, sagt Steven Clay. »Nun gut, kommt her. Mr. Todhunter, meine Stühle sind alle zerbrochen, ich habe noch keinen leimen können, tut mir leid.«
Er ist ungewöhnlich ruhig, zu ruhig und zu finster. Und der alte Mann kommt langsam heran und steigt ab. Er sieht auf Clay, und sein Schreck sagt genug, denn Clay sieht immer noch schlimm genug aus.
»Steven«, sagt der Alte heiser. »Jeder Mann hat seinen Stolz, und ich habe auch meinen. Wenn ich gekommen bin, dann ist es, weil ich mich entschuldigen will. Steven, was passiert ist, kann ich nicht mehr ändern, aber es tut mir verdammt leid. Nehmen Sie meine Entschuldigung an?«
Er sieht zu Ireen hin und sieht ihr abweisendes Gesicht. Auf einmal weiß der Alte, wie schwer dieser Ritt war. Und er weiß auch, daß es kaum einen Weg geben wird.
»Mr. Todhunter!« sagt Steven Clay kalt. »Es gibt keine Entschuldigung, nicht dafür. So leid es mir tut, aber dies kann nicht rückgängig gemacht werden. Mikel ist mir eine ganze Kleinigkeit schuldig. Das ist es. Es lohnt nicht, darüber zu reden!«
»Steven, seien Sie kein Narr«, sagt der alte Mann hastig. »Ich werde den Schaden hier dreifach wiedergutmachen. Ich werde Ihnen eine Herde geben. Sie bekommen alles, was Sie haben müssen, aber fangen Sie nichts mit Mikel an. Er hat es bedauert.«
»Mikel?« fragt Clay zischend. »Todhunter, es ist mir gleich, was er bedauert aber ich werde es dazu bringen, daß er einige Dinge aufrichtiger bedauert als diese Sache.
Vielen Dank, James, ich weiß, Sie haben alles, was man sich denken kann. Sie können mir einen guten Start geben mit ein paar Rindern, die mir gehören. Aber Sie können etwas nicht mehr flicken – mich nicht und nicht den Frieden, der hier einmal war. Ich habe nie ein Rind von der Flying-H-Weide geholt. Ich sammelte nur verlaufene Rinder auf. Und das war alles, was ich tun konnte und durfte. Man hat mir mein Haus zerschlagen und mich dazu, ohne mir eine Chance zu geben. Nun, Tuttle, was würdest du an meiner Stelle machen?«
»Ich würde kein Narr sein wollen«, sagt Tuttle ruhig. »Gut, ich hielt dich für einen Viehdieb und spielte solange mit, wie es noch offen war. Als es gemein wurde, stieg ich aus. Aber ich würde mich nicht um alles kümmern. Du