Jedes Wort kann Mikel schaden, und ich will einen Zeugen dabeihaben. Ich kann auch das verlangen! Nun, wie ist es, kann ich hinein?«
Allen Clanton sieht den Revolver des Alten und Clem Tuttles beide Waffen. Und er sagt sich bitter, daß der Alte irgendwo eine Waffe versteckt halten kann, die er im geeigneten Augenblick zieht.
»James, komm zuerst!« sagt er rauh. »Mach den Gurt ab und komm herein. Ich werde dich durchsuchen müssen, und Clem bleibt solange auf seinem Pferd. Ohne Waffe, James!«
»Nun, verdammt, ich habe noch nie meinen Revolver abgegeben!« sagt der Alte wild. »Ich bin kein Narr, daß ich es allein mit Tuttle versuchen würde. Die Mannschaft führt jeden meiner Befehle aus! Ich will nur mit Mikel reden.«
»Nichts zu machen, ohne deinen Gurt am Sattel hängen zu sehen, mache ich die Tür nicht auf«, erwidert Clanton heiser. »Ich will kein Risiko, James. Kommst du, oder willst du deinen Revolver behalten?«
Der Alte starrt ihn an, und jeder Mann sieht, wie er mit sich kämpft. Dann schnallt er fluchend den Gurt auf, und irgend jemand sagt heiser unter dem Gehsteigdach:
»Ich schätze, Clanton ist ziemlich schlau, was? Nun, der Alte schluckt es wahrhaftig.«
»Zum Teufel!« sagt der Alte barsch und sieht sich nach dem Sprecher um. »Wenn ich will, blase ich die Stadt in die Wolken. Halte deinen Mund, Giesbert, oder ich stopfe ihn dir bei Gelegenheit! Hier bestimme immer noch ich. Und nur, weil dieser Narr Allen sich weigert, bin ich friedlich. Allen, ich komme jetzt heran!«
Er steigt ab und macht zwei Schritt, als Allen scharf sagt:
»Halt, James, mach die Jacke auf! Ich will sehen, ob du keinen Colt unter ihr hast. Mach sie auf!«
»Oh, die Pestilenz!« knurrt der Alte wild. »Ich habe keinen. Da, ist das weit genug?«
Er macht die Jacke auf, hebt sie an, und jeder sieht, daß er keinen Colt hat.
Er will wirklich nur mit ihm reden, sagt sich Clanton überrascht. Und ich hatte immer gedacht, es sei ein Trick von ihm. Nun gut, er hat keinen Revolver, keine Tasche ist ausgebeult und hinten im Gurt steckt auch nichts. Und sein Hut?
»James, nimm den Hut ab!« sagt er kalt. »Los, mach es, ich will den Hut von innen sehen.«
»Du verdammter Narr!« brüllt der Alte grimmig. »Ich habe dir gesagt, ich will nur mit ihm reden! Ich habe keine Waffe bei mir! Und Clem wird auch keine versteckt halten. Ich will nur reden, Mensch. Soll ich mich hier auf der Straße vielleicht noch ausziehen? Ich sage dir, langsam reicht es!«
Er nimmt den Hut ab und zeigt ihn. Und er flucht dabei grimmig auf Allen, der die Schimpfkanonade ruhig über sich ergehen läßt.
Und dann kommt der Alte den Vorbau hoch, und Clanton tritt seitlich an die Tür. Er zieht mit der linken Hand den Riegel zurück, macht die Tür auf und einen Schritt nach vorn. Er bleibt in der Deckung der Tür, der Alte steht vor ihm und sieht ihn grimmig an.
»Umdrehen!« sagt Clanton scharf. »Dreh dich um und halte die Hände hoch, James! Ich werde dich durchsuchen. Steh still und versuche nichts.«
Er macht es geschickt, durchsucht ihn, indem er ihm den Colt in den Rücken drückt und ihn mit der anderen Hand abtastet.
»Vergiß die Stiefel nicht, Allen«, sagt Old James grimmig. »Vielleicht habe ich eine Kanone in ihnen stecken, wie? Nun los, diese Stadt wird mich verspotten, und ich weiß nicht, was ich schlechter vertrage als Spott. Hast du gedacht, ich würde meinen Neffen mit vierzig Mann angreifen und ihn zum Sieb schießen lassen? Allen, ich bin nicht Mikel. Und verdammt soll der Tag sein, an dem er Clay in die linke Brustseite schoß. Ich will keinen Krach mit dem Gesetz, aber ich will eine Chance für ihn. Bist du bald fertig?«
»Fertig«, erwidert Clanton kühl. »James, ich hatte dir gesagt, wohin es mit ihm gehen wüde. Jetzt ist er da. Und wenn er viel Glück hat, wird es nur Totschlag sein. Vielleicht kommt er mit zehn Jahren davon.«
Er schiebt ihn nach rechts, läßt ihn nicht in den Raum hinein, und der Alte bleibt knurrend neben der Tür an der Wand stehen.
Auf der Straße steht Clem Tuttle, hat seinen Doppelgurt an den Sattel seines Rappen gehängt und entledigt sich der Weste.
Und der Revolvermann grinst auf die bittere und freudlose Art Allen an. Er dreht seine Taschen um und zuckt die Achseln.
»Nun?« fragt er heiser. »Clanton, du tust mir verdammt leid. Ich habe keinen Revolver, ich habe gar nichts bei mir, was eine Waffe sein könnte. Und mit den Fäusten gegen dich zu marschieren, wäre meine Garantie für einen Nasenbeinbruch. Bist du zufrieden? Ich ziehe mich auch aus, wenn du willst.«
»Clem, laß die blöden Scherze«, sagt der Alte grimmig. »Keiner von uns hat eine Waffe. Ich schwöre es sogar, Allen! Kann man jetzt hinein, oder…«
»Sicher«, sagt Clanton ruhig und geht rückwärts, in der rechten Hand den Colt, mit der linken Hand die Zellentür aufstoßend, in den Bau hinein. »Kommt nur herein. Aber ich sage euch, eine krumme Melodie, und ich spiele auf meinen Eisen dazu. Nun gut, kommt herein, aber bleibt vom Regal weg.«
Er deutet mit dem Colt auf das Regal, in dem drei Karabiner und zwei Gewehre stehen. Der Alte blickt erst gar nicht hin, er sieht auf den Zellengang und geht schnell durch die Tür. Clem Tuttle folgt ihm etwas langsamer, hält aus alter Gewohnheit die Hände vom Körper ab und lehnt sich an die Gitterstäbe vor der rechten Zelle.
Links hat sich Mikel bis an das Gitter geschoben und kneift einmal leicht das linke Auge zu. Sein Gesicht ist wieder mürrisch, als Clanton, der erst die Officetür verriegelt hat, hereinkommt und mitten in der Tür stehen bleibt.
»Mikel, was hast du da angestellt?« fragt der Alte keuchend und schüttelt wütend seine Faust. »Hast du gedacht, ich komme mit der Mannschaft und fange einen Krieg an? Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht, auf Clay zu feuern, ohne ihm eine Chance zu lassen? Antworte! Hattest du Angst, daß er dich umbringen würde, oder was war es sonst?«
»Ich – ich«, sagt Mikel stotternd. »Dad, ich sah seinen Colt, und er hatte gedroht, ich würde kalt und steif sein, ehe er ginge. Als er sich leicht umdrehte, ruckte sein Colt hoch. Ich dachte, er würde schießen und Allen tricksen. Und da drückte ich ab. Es war fürchterlich. Er hatte erst Sharp und dann Walburn mit Meehan erwischt, und dann kam er zu mir. Er sah wie ein Mörder aus. Ich drückte einfach ab, weil ich dachte, er würde tricksen.«
»Oh, verdammt«, sagt Allen Clanton bitter in der Tür. »Er hatte den Revolver nicht mehr auf dich gerichtet. Der Colt zeigte ganz woanders hin. Du hast ihn kaltblütig erschossen, du Mörder! Versuche nur nicht, es auf diese Art zu drehen. Er ließ dir jede Chance und hätte es nicht nötig gehabt. James, er redet sich heraus. Aber es gibt genug Zeugen, die es gesehen haben.«
Der Alte sieht sich knapp um und starrt auf die beiden Revolver in Clantons Händen. Sein Gesicht verzieht sich, und seine Stimme grollt, als er zu Mikel sagt: »Du denkst, ich kann die Zeugen beseitigen, was? Das denkst du doch, wie? Du hast also auf ihn geschossen, als er gar nicht daran dachte. Weißt du, daß Ford dasselbe sagte? Und jeder andere Mann, der dabei war, wird es auch sagen. Mikel, diesmal bin ich nicht da, um dich herauszuhauen. Diesmal wirst du hier sitzen und auf den Richter warten. Du hattest Angst vor Clay, das rettet dich vielleicht vor dem Galgen. Es war fast Notwehr, denn sicher hätte er dich umgebracht, ob Allen zusah oder nicht. Nun gut, ich werde mit Braddock reden, wenn er kommt. Und wenn du fünf Jahre in ein State-Jail wanderst, es wird dir eine Lehre sein. Halte den Mund, fang nur noch an zu flennen wie ein Weib. Du hast es dir eingebrockt, und ich hatte dich ermahnt, endlich vernünftig zu werden. Sorry, Mikel, jetzt sieh zu, daß du dir selber hilfst.«
Er dreht sich wütend um, und Mikel sagt schrill vor Angst:
»Du mußt mir helfen, Dad. Ich verspreche auch, ich werde mich bessern. Dad, du kannst den besten Anwalt holen und mit Braddock reden. Dies ist alles allein Allens Schuld. Er hätte es zur Schießerei kommen lassen sollen. Vielleicht…«
»Vielleicht könnte ich jetzt deinen Sarg dann besuchen, was?« fragt der Alte bissig. »Genug, ich