Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman


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erleben … Harmlose Menschen anzugreifen. Das haben wir gern …!“

      Er schleuderte ein paar hindernde Stühle zur Seite und ballte die Hände zu kräftigen Fäusten. Dann nahm er die Schultern hoch, schnaufte einige Male und griff überraschend an.

      Sein Vormarsch wurde allerdings entscheidend gestoppt.

      Der bleigefüllte Bambusgriff legte sich auf seine ausgeprägte Stirn. Freddy schielte etwas benommen, seufzte innig und begab sich zu Boden, als hätte er dort plötzlich etwas Wichtiges zu suchen. Dann rutschte er in sich zusammen, zog die Beine an und schlief ein.

      Die drei Partner wollten die Ehre ihrer Crew retten.

      Nach einer Blitzverständigung durch Blicke rückten sie zum konzentrierten Angriff vor. Der Barkeeper, der die Nase etwas höher genommen hatte, gab dem Butler keine Chance. Die Lastwagenfahrer waren sich klar darüber, daß diesem schwarz gekleideten Mann nun sämtliche Knochen im Leibe gebrochen wurden, und die Touristen rechneten bereits mit einem Mord.

      Parker hingegen nicht.

      „Einen Moment, meine Herren“, sagte er zu den drei Angreifern, „sie haben etwas vergessen …!?“

      Die drei Schläger stoppten und sahen den Butler verdutzt an. So waren sie noch nie angeredet worden.

      „Sehen Sie doch bitte einmal hinauf zur Zimmerdecke“, redete der Butler weiter und deutete mit dem bleigefüllten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms nach oben.

      Die drei Schläger gehorchten und schauten hinauf zur Zimmerdecke. Sie sahen nichts. Es war verständlich, denn dort gab es wirklich nichts zu sehen, wenn man von einem Spinnennetz einmal absah.

      Wenig später hingegen fühlten sie etwas.

      Nämlich nacheinander und sehr ausführlich dien Bambusgriff, der sich auf ihre Köpfe senkte. Parker erledigte das mit einer geradezu selbstverständlichen Leichtigkeit.

      Die drei Schläger gingen wortlos zu Boden und suchten nun ihrerseits dort nach Gegenständen, die nicht vorhanden waren.

      „Die Rechnung, wenn ich bitten darf“, sagte Parker laut und deutlich. Er erhob sich und nickte dem zögernd herankommenden Barkeeper höflich zu.

      „Sie … Sie brauchen nichts zu bezahlen“, stotterte der Barkeeper und schielte verstohlen nach dien vier schlafenden Schlägern. „Aber geben Sie …! Hauen Sie ab, bevor die Burschen wieder Zu sich kommen …! Die machen Hackfleisch aus Ihnen …!“

      „Nehmen Sie diesen Dollar“, meinte Parker großzügig, „machen Sie sich einen netten Tag, wenn es sich eben einrichten läßt …!“

      Er lüftete höflich seine Melone, legte den Griff des Regenschirms über den angewinkelten, linken Unterarm und schritt davon. Er strahlte solch eine Würde und Autorität aus, daß die Lokalgäste für Augenblicke das Luftholen vergaßen.

      Parker hatte gerade den Parkplatz erreicht, als ein Mustang vom Highway aus einbog.

      Steven Crane war wesentlich friedlicher als die vier Männer, mit denen er sich hier treffen wollte.

      „Sagen Sie, was ist bloß mit Ihrem Wagen los?“ fragte er, nachdem er zusammen mit seiner Bekannten ausgestiegen war, „so was Heißes hab’ ich noch nie gesehen.“

      „Dieser Wagen wurde, um genau zu sein, nach meinen speziellen Wünschen umgebaut“, erwiderte der Butler höflich, „habe ich übrigens das Vergnügen, Sie zu kennen?“

      „Steven Crane“, stellte der Quartiermeister und Privatsekretär sich lächelnd und arglos vor.

      „Steven Crane, Sir?“ Parker schien zu überlegen. „Sind Sie möglicherweise mit jenem Mann identisch, der als Privatsekretär eines gewissen Big Boß Hartley fungiert?“

      „Stimmt …!“ Crane wurde sofort vorsichtig, „sagt Ihnen der Name Hartley etwas?“

      „Aber gewiß doch“, gab der Butler gemessen zurück, „in meinen Augen handelt es sich bei Mr. Hartley um einen der ganz großen Gangsterbosse, die die USA kennen. Oder sollte ich mich irren?“

      „Und wer sind Sie?“ fragte Crane, ohne auf diese Frage einzugehen.

      „Parker mein Name, Josuah Parker“, stellte der Butler sich vor, „ich darf Ihnen versichern, daß ich mich jetzt auf Las Vegas freue, darf ich doch hoffen, daß unsere Wege sich dort kreuzen werden. Meine Empfehlungen an Mr. Hartley. Weiß er übrigens, daß seine Zeit abgelaufen ist? Sie sollten ihm diesen diskreten Hinweis zukommen lassen, finde ich …!“

      „Wieso sollte seine Zeit abgelaufen sein?“ Crane erinnerte sich dumpf, den Namen Josuah Parker schon einmal gehört zu haben. Er wußte im Moment nur nicht, wo er ihn unterbringen sollte.

      „Ich bin der sehr subjektiven Meinung, daß Mr. Hartley schon längst hinter Schloß und Riegel sitzen müßte … Aber was noch nicht ist, kann ja sehr schnell werden.“

      Parker lüftete seine schwarze Melone und schritt fast feierlich hinüber zu seinem Wägen.

      Crane starrte dem Butler nach und knabberte gedankenverloren, an seiner Unterlippe. Normalerweise hätte er sich solch einen Ton bestimmt nicht gefallen, lassen. In diesem Fall aber spürte er instinktiv, daß Vorsicht geboten war. Und zudem grübelte er darüber nach, in welch einem Zusammenhang er den Namen Josuah Parker schon einmal gehört haben könnte.

      „Was wollte denn dieser ulkige Kerl?“ fragte die Blondine, die überhaupt nichts verstanden hatte, „eigentlich ein netter Bursche, wie?“

      Crane sah die Blondine finster an, wandte sich wütend ab und beeilte sich, in den Schnellimbiß zu kommen. Er wußte nicht, daß er dort auf vier leicht lädierte Mitarbeiter stoßen würde …!

      *

      „Okay, Parker, Sie haben Crane gesehen und gesprochen … Und Big Boß Hartley hält sich möglicherweise in Las Vegas auf … uns soll das nicht kratzen, um es mal sehr deutlich zu sagen … Heute noch schließe ich für Harris den Kauf ab, dann fahren wir auf dem schnellsten Weg zurück an die Ostküste. Ärger mit Gangstern will ich diesmal nicht haben. Ich hoffe, Sie haben mich genau verstanden.“

      „Sehr wohl, Sir …!“ Parkers Gesicht blieb maskenhaft starr.

      „Und keine Tricks, Parker …! Provozieren Sie nichts … Aber auch gar nichts! Ich will hier meine Ruhe haben. Für Gangsterbekämpfung gibt es schließlich die einschlägigen Behörden.“

      „Sehr wohl, Sir“, lautete Parkers nächste Antwort.

      „Und noch einmal, Parker, keine Tricks!“

      „Sie können sich fest auf meine Loyalität verlassen, Sir.“

      „Hoffentlich …“, seufzte Mike Rander, der seinen Butler schließlich nur zu gut kannte. Er hielt sich mit ihm in seinem Kleinstbungalow des Motels auf und war irgendwie nervös geworden. Parkers diskreter Hinweis auf Gangster hatte den jungen Anwalt alarmiert. Er wußte aus Erfahrung, was das zu bedeuten hatte. Sein Butler war förmlich versessen darauf, Gangster zu bekämpfen. Und leider waren dann gewisse Auseinandersetzungen unvermeidlich.

      Rander schüttete sich gerade eine Zigarette aus der Packung, als angeklopft wurde. Parker versorgte seinen jungen Herrn mit Feuer, dann erst schritt er langsam und feierlich hinüber in den kleinen Korridor und öffnete die Tür des Bungalows.

      Ein mittelgroßer, etwas vollschlanker Mann von etwa 50 Jahren sah den Butler verblüfft an.

      „Hier wohnt doch Mr. Rander, oder?“ fragte er mit nervöser, etwas heiserer Stimme.

      „Wen darf ich melden, Sir?“

      „Walt Harris“, antwortete der vollschlanke Mann mit dem runden Gesicht und dem schütteren Haar, der einen teuren, grauen Anzug trug, „ich muß unbedingt Anwalt Rander sprechen …!“

      „Was ist denn, Harris?“ fragte Rander, der in den kleinen Korridor gekommen war, „herein mit Ihnen … Moment mal,