Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman


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Schweiß von der Stirn.

      „Aus meinem Verkauf wird nichts … Sie müssen alles abblasen … Sagen Sie dem Käufer Bescheid …! Ich weiß, Kendall wird toben und mich unter Druck setzen, aber es hilft alles nichts … Ich kann nicht an ihn verkaufen.“

      „Nun mal hübsch der Reihe nach“, sagte Rander und nahm neben Harris Platz, „was ist denn passiert?“

      „Darf ich Ihnen einen Drink servieren?“ schaltete Josuah Parker sich höflich ein.

      „Scotch … No, lieber ein Glas Milch. Mein Magen spielt nicht mehr mit!“ Walt Harris starrte zu Boden und war einem mittleren Nervenzusammenbruch äußerst nahe.

      „Was ist passiert?“ wiederholte Mike Rander seine Frage, während Parker die verlangte Milch besorgte.

      „Ich … ich kann nicht an Kendall verkaufen“, antwortete Harris, „fragen Sie mich nicht nach den Gründen …! Ich möchte verkaufen, aber ich kann nicht. Das muß Ihnen genügen, Rander!“

      „Das genügt mir aber nicht …! Hat man Sie von irgendeiner Seite aus unter Druck gesetzt?“

      „Wenn ich darauf antworten würde, wäre es schon zuviel“, gab Harris zurück, „stellen Sie keine weiteren Fragen, Rander, bitte …! Ich habe keine Lust, irgendwo in der Wüste zu verenden!“

      „Ich verstehe kein Wort.“

      „Ist auch nicht nötig, Rander. Informieren Sie Kendall … sagen Sie ihm, daß ich an ihn nicht verkaufen kann! Von mir aus soll er mich regreßpflichtig machen … ist mir alles egal!“

      „Die Milch, Sir!“ Parker stand vor Harris und senkte das silberne Tablett, auf dem das milchgefüllte Glas stand.

      „Danke … aber ich bekomme jetzt keinen Schluck herunter“, sagte Harris und beschäftigte sich erneut mit seinen Schweißtropfen, die in erstaunlicher Menge auf seiner hohen Stirn standen. Dann wandte er sich wieder Rander zu: „Ich wende noch in dieser Stunde Las Vegas verlassen.“

      „Sie verkaufen also überhaupt nicht!?“ Rander ahnte, was vorlag, wollte aber nicht deutlich werden.

      „Das habe ich nicht gesagt … Ich … habe schon verkauft! Das heißt, ich werde gleich, unterschreiben …“

      „Hoffentlich haben Sie einen guten Preis bekommen“, sagte Rander vorsichtig.

      „Der Preis spielt für mich jetzt keine Rolle mehr, Hauptsache, ich kann nachher losfliegen … Also, danke für die bisherige Beratung, nennen Sie mir Ihren Preis, ich werde Ihnen einen Scheck schreiben.“

      „Das erledigt mein Büro in Chikago“, antwortete Rander, „zudem hat das Zeit. Sie Sind sicher, daß Sie richtig gehandelt haben, Harris?“

      „Und ob ich sicher bin. Walt Harns stemmte sich aus dem tiefen Sessel hoch und nackte Rander zu, „vergessen Sie nicht, meinen Freund Kendall zu informieren, er wird zwar toben, mich später aber mal verstehen! Hoffe ich wenigstens.“

      „Parker, bringen Sie Mr. Harris zur Tür“, sagte Rander und nickte seinem Klienten verabschiedend zu. Sekunden später merkte er, daß Josuah Parker nicht mehr im Salon war. Er hatte es vorgezogen, den Raum zu verlassen.

      Rander schüttelte etwas erstaunt den Kopf, zumal Parker es doch gerade war, der auf solche Formen den größten Wert legte. Rander brachte seinen Gast also zur Tür und verabschiedete sich dort von ihm.

      Ihm fiel überhaupt nicht auf, daß vor der Front eines gegenüberliegenden Motel-Bungalows ein offener Sportwagen parkte, in dem zwei sportlich gekleidete Männer saßen, die etwas betont nicht herüberschauten.

      Walt Harris setzte sich in seinen großen Wagen, winkte Rander zu und fuhr dann los, als säße ihm der Teufel im Nacken …

      *

      Die beiden Männer im offenen Sportwagen wollten ebenfalls losfahren, doch der hintere rechte Reifen machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er war flach und platt wie eine Flunder geworden. Fluchend sahen die beiden Männer sich den rätselhaften Schaden an.

      „Kannst du dir das erklären?“ fragte Ronny, der breitere der beiden Männer. Er kniete neben dem schadhaften Reifen nieder und suchte nach dem Leck. Er fand eine Art Gummiblase, die abscheulich roch, ja, fast sogar stank.

      „Wie nach Säure“, kommentierte Ray, der andere Sportwagenfahrer, „sieh’ doch mal, die ganze Außenwand ist zerfressen. Und es arbeitet immer noch!“

      „Darf ich mir erlauben, den Herren behilflich zu sein?“ bot in diesem Augenblick ein gewisser Josuah Parker seine Hilfe an. Würdig wie ein Haushofmeister stand er neben den beiden Männern, die sich jetzt auf richteten und ihn verdutzt anschauten.

      „Wir kommen allein zurecht“, sagte Ray abweisend und musterte den Butler kritisch und mißtrauisch.

      „Wenn mich nicht alles täuscht, dürften Sie, das heißt, Ihr Wagen, einen Reifenschaden haben. Nur auf dieser Seite …?“

      Ronny und Ray sahen sich kurz an, dann gingen sie schnell um den Wagen herum und begutachteten die übrigen Reifen. Dabei ließen sie den Butler für wenige Sekunden aus den Augen, was Parker vollkommen reichte, einen kleinen Gegenstand unter dem Wagenchassis anzubringen.

      „Dann möchte ich auf keinen Fall weiter stören“, entschuldigte der Butler sich. Er lüftete die Melone und zog sich gemessen zurück. Ronny und Ray sahen ihm nach.

      „Ich traue diesem komischen Kerl nicht“, sagte Ronny, „hast du den schon mal hier in Las Vegas gesehen?“

      „Bestimmt nicht, der wäre mir sofort aufgefallen.“

      „Ob der was mit dem platten Reifen zu tun hat?“

      „Unsinn! Wie denn? Wir waren doch die ganze Zeit über hier im Wagen. Wir hätten bestimmt was gemerkt. Vielleicht sind wir auf dem Hinweg durch irgendeine Säure gefahren.“

      „Ist ja jetzt gleichgültig. Auf jeden Fall können wir uns nicht mehr an Harris hängen!“

      „Den schnappen wir uns in seinem Motel. Der geht uns nicht durch die Lappen. Los, wechseln wir den Reifen aus.“

      „Sollen wir nicht besser den Chef benachrichtigen?“

      „Wozu denn? Dann handeln wir uns höchstens Ärger ein! Nee, komm schon, den Reifen haben wir in ein paar Minuten geschafft!“

      Ronny und Ray machten sich an die Arbeit. Sie zogen sich ihre Jacketts aus, krempelten sich die Hemdsärmel hoch und betätigten sich als Mechaniker.

      Sie wußten nicht, daß sie bei dieser Tätigkeit von einem gewissen Josuah Parker beobachtet wurden.

      *

      „Was treiben Sie denn da?“ fragte Mike Rander erstaunt, als er den Raum betrat, den Parker bewohnte. Er runzelte die Stirn und schaute auf das lange Blasrohr aus Plastik, das der Butler in seiner Hand hielt.

      „Eine, wenn ich so sagen darf, vergleichsweise harmlose Spielerei, Sir!“

      „Was verschießen Sie denn?“

      „Kleine Spezialkapseln, Sir.

      „Die was enthalten?“ Randers Stimme klang etwas schärfer. Er ahnte, daß sein Butler ungefragt auf einem Gebiet tätig war, das er überhaupt nicht schätzte.

      „Ich verschieße eine an sich völlig harmlose Säure, Sir!“

      „Ich verstehe!“

      Rander grinste wider Willen.

      Er sah durch das nur etwas angehobene Fenster hinaus auf den Parkplatz zwischen den Bungalows des Motels. Und er sah die beiden sportlich gekleideten Männer, die gerade einen Reifen ausgewechselt hatten und nun zurück in ihren kleinen Sportwagen stiegen. Sie machten einen durchaus zufriedenen Eindruck und sahen aus wie Männer, die eine komplizierte Arbeit geschafft hatten.

      *

      „Warum fährst du nicht?“