Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman


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      Das Peilsignal des Haftsenders, den Parker am Chassis des Sportwagens befestigt hatte, war für ihn der Leitstrahl gewesen. Parker wußte nun, wo die beiden Sportsmänner zu Hause waren. Es interessierte ihn zu erfahren, wer der Besitzer der Ranch war. Er ahnte bereits im vorhinein, daß er es mit einem Gangsterboß zu tun hatte.

      Parker brachte seinen Wagen hinüber zur Asphaltstraße und fuhr hinauf zum Plateau, das zur Wüste hin von einem dichten Kranz grüner Bäume und Büsche umgeben war. Vor diesem Grüngürtel gab es einen hohen und soliden Zaun aus Drahtgeflecht. Porzellan-Isolatoren deuteten daraufhin, daß dieser Zaun ganz nach Belieben unter Starkstrom gesetzt werden konnte. Hundegebell zeigte weiter an, daß das gesamte Terrain ungemein scharf bewacht wurde. Wahrscheinlich von einer Meute auf den Mann dressierter Hunde.

      Das Zufahrtstor war geschlossen. Rechts hinter dem Torpfosten befand sich eine Art Wache. Es handelte sich um einen niedrigen, flachgedeckten Steinbau.

      Parker hupte.

      Die Posaunen von Jericho mußten dagegen ein lindes Säuseln verursacht haben. Die Hupe, mißtönend und krächzend wie ein Schwarm ausgehungerter Geier, brachte die Fensterscheiben der Wache zum Beben und zum Zittern. Die beiden Wachmänner stürzten entsetzt hinaus ins Freie und hoben erst einmal sicherheitshalber die Arme hoch in die Luft. Sie wollten mit dieser Geste zu verstehen geben, daß sie an Kampfhandlungen nicht sonderlich interessiert waren.

      „Ich werde als Butler erwartet“, sagte Parker würdevoll aus dem Wagen heraus, „worauf warten Sie denn noch, meine Herren?“

      Sein Ton war reine Autorität.

      Die beiden Wachmänner beeilten sich, das Tor zu öffnen.

      „Ist der Herr des Hauses anwesend?“

      „Mr. Clemetti ist im Haus“, erklärte einer der beiden Wachmänner.

      „Man dankt“, erwiderte der Butler gemessen zurück und gab Gas. Da er vorher einen ganz bestimmten Hebel auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett umgekippt hatte, verschwanden die beiden Wachmänner in einer fast schwarzen Dieselwolke. Hustend und nach Luft schnappend flüchteten die beiden Männer zurück in ihren Bau und sahen sich entsetzt an. So etwas hatten sie bisher noch nie erlebt.

      Parker rollte inzwischen auf das Ranchhaus zu.

      Er nahm sich Zeit.

      Er beobachtete die spielenden Hunde auf dem kurz geschorenen, sattgrünen Rasen, nahm das große Schwimmbecken zur Kenntnis und die niedrigen Nebengebäude, rechts hinter dem Herrenhaus. Er fuhr vorbei an üppig wuchernden Rabatten und Strauchgruppen. Da er sich unbeobachtet fühlte, weil der Auspuff seines Wagens reichlich Qualm entwickelte, nutzte er die günstige Gelegenheit, einige Plastikbälle in der Größe von Salatköpfen in diese Rabatten und Büsche zu werfen. Er tat es derart zielsicher, daß sie sofort verschwanden und nicht mehr zu sehen waren.

      Dann erreichte er das eigentliche Haus und sah sich zwei handfesten Männern gegenüber, die ihn bereits erwarteten. Sie starrten ihn zweifelnd und unsicher an. Besuch dieser Art hatte es hier oben bisher noch nie gegeben.

      „Zu Mr. Clemetti“, sagte Parker, nachdem er würdevoll ausgestiegen war und sich den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm gelegt hatte, „haben Sie bitte die große Freundlichkeit, mich zu ihm zu führen.“

      Sie führten.

      Sie ließen Parker in der großen, anderthalbstöckigen Halle des Ranchhauses warten und informierten ihren Chef. Und wieder hatte der Butler Zeit und Gelegenheit, sich recht seltsam zu benehmen. Er inspizierte Blumenvasen, altes Zinngeschirr auf den Borden links und rechts des Kamins und kontrollierte sogar die Sauberkeit unter Schränken, Sideboards und Sitzgruppen. Dabei vergaß er nicht, einige Kugelschreiber zu verstecken, die er aus seiner Brusttasche her vorzog.

      Sie verschwanden in Vasen, in Zinngeschirr, sie rollten unter die Schränke, verschwanden in den Sitzpolstern und sahen dabei eigentlich recht harmlos aus. Nur ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerkt, daß Parker diese Kugelschreiber vor dem Ablegen kurz und energisch in der Mitte anknickte. Warum dies geschah, sollte sich erst viel später zeigen.

      *

      Paul Vance erinnerte an einen leicht angetrockneten Buchhalter, der sich nie traut, einen unnötigen Dollar auszugeben. Er war sparsam bis zum Geiz und wohnte in einem kleinen Hotel der Mittelklasse, das ihm eigentlich noch viel zu teuer erschien. Vance war mittelgroß, schlank und hatte ein habgieriges Gesicht. Er trug Anzüge von der Stange, schmuddelige Hemden und rauchte stets nur billige Zigarren, die entsetzlich stanken.

      Unter diesen Zigarren litten hauptsächlich seine beiden Leibwächter Steve und Clive. Es handelte sich um wahre Muskelpakete, die sonst keine Ansprüche stellten. Sie waren ihrem Boß Vance hündisch ergeben und ließen sich von ihm herumschubsen als seien sie Roboter ohne eigenen Willen.

      Vance stand am Telefon seines billigen Hotelzimmers und unterhielt sich gerade mit Clemetti.

      „Wenn Parker und Rander in Las Vegas sind, blasen wir die Konferenz besser ab“, sagte er gerade, „ich weiß nicht, woher sie davon wissen, ist auch gleichgültig, Clemetti, aber sie sind wegen uns gekommen, darauf gehe ich so ziemlich jede Wette ein, wenn sie nicht höher ist als fünf Dollar.“

      „Aber wir müssen uns doch über Portlands Erbe unterhalten“, sagte Clemetti eindringlich, „die Zeit brennt uns doch auf den Nägeln, Vance. Wenn wir uns jetzt nicht einigen, fliegt seine ganze Organisation auseinander. Dann drehen die kleinen Kläffer auf und schnappen uns jeden Bissen vor der Nase weg. Denk doch mal an den Profit, der da auf uns wartet!“

      „Ich denke an Rander und an Parker.“

      „Willst du dir Millionen entgehen lassen?“

      „Natürlich nicht, aber ich weiß schließlich, wer Parker und Rander sind. Ich bin nicht lebensmüde!“

      „Was soll schon passieren, Vance? Wir treffen uns in meinem Ranchhaus. Dort sind wir sicher wie in Abrahams Schoß. Ich kann das gesamte Gelände hermetisch abschließen lassen. Und hinzu kommen unsere Jungens. Die setzen wir auf Rander und Parker an. Glaubst du wirklich, dagegen könnten sie was ausrichten? Sie können höchstens froh sein, wenn sie gerade noch mit dem Leben davonkommen. Und selbst das ist nicht notwendig!“

      „Ich muß mir die Sache überlegen“, erklärte Vance ausweichend.

      „Dann einige ich mich eben nur mit Hartley“, drohte Clemetti, „der spielt mit, verlaß dich drauf!“

      „Also gut, ich werde kommen!“ Vance dachte an den Profit und wurde zusehends weich. „Ist man bei dir da oben auch wirklich sicher?“

      „Wie in einer Festung“, prahlte Clemetti, „du wirst dich wundem, Vance.

      Sag du Hartley Bescheid. Bei Sonnenuntergang werden wir uns dann sehen. Und denk doch mal daran, was du an Hotelkosten sparen wirst, Vance. Reizt dich das nicht?“

      „Natürlich“, antwortete Vance, der die Ironie überhaupt nicht mitbekam, „ich werde also kommen und mit Hartley reden. Ich bringe natürlich meine beiden Jungens mit.“

      „Glaubst du etwa, ich wollte dich ’reinlegen?“

      „Was ich glaube, interessiert nicht, Clemetti, ich bin nur vorsichtig. Ich möchte nicht wie Portland von der Bildfläche verschwinden.“

      „Bring’ deine beiden Gorillas mit“, räumte Clemetti ein, „kann ja nicht schaden … Bis dahin also …!“

      „Bis dahin … Und kontrolliere deine Sicherheitsmaßnahmen. Parker darf keinen Fuß auf dein Grundstück setzen, ist das klar?“

      „Du kannst dich fest auf mich verlassen“, schloß Clemetti optimistisch das Gespräch.

      Vance legte auf und trat an das Fenster seines billigen Hotelzimmers. Er witterte Unheil, aber er witterte auch ein großes Geschäft. Er hatte das Gefühl, falsch reagiert zu haben.

      *

      „Seid