Stephanie von Deyen

Mami Staffel 9 – Familienroman


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hissen!« kreischte der wildgewordene Vogel. »Gute Nacht, Klabautermann!«

      An dieser Stelle muß gesagt werden, daß sich Gero, Isabel und Sara ein Lachen regelrecht verkneifen mußten. Marita schrie wie am Spieß und schlug wild um sich. Ihre kastanienrote Haarpracht stand zu Berge, und wenn Gero jetzt Kikis Treiben nicht doch beendet hätte, wäre die Geschichte am Ende noch übel ausgegangen!

      »Komm her, du Seeräuber!« sagte er, griff beherzt zu und sperrte Kiki in seinen Käfig. »Es reicht. Und dir wohl auch, Marita. Da, deine Ohrringe… und nun vergessen wir am besten alle, daß du hier warst.«

      Sie warf ihm einen Blick zu, an dem man ein Streichholz hätte entzünden können. Dann drehte sich Marita Kraus ohne ein weiteres Wort um und stöckelte hinaus.

      »Wenigstens ihr Abgang hatte Stil!« meinte Gero und legte den Arm um Isabel, der es die Sprache verschlagen hatte. »Sie kommt nicht wieder… das war zu peinlich! Na, was denkt ihr. Hat unser Kiki nicht einen Leckerbissen verdient?«

      Und so kam es, daß die drei nachmittags in einem Eutiner Zoofachgeschäft auftauchten mit der Frage:

      »Haben Sie etwas ganz Besonderes für einen Kakadu? Knabberstangen mit Nüssen? Hirsekolben? Und vielleicht etwas zum Spielen? Aber glänzen muß es!«

      »Alles da!« erklärte der Besitzer. »Wenn die Herrschaften mal mitkommen möchten… dahinten haben wir Sachen, von denen kann jeder Kakadu nur träumen!«

      *

      Für die nächsten Tage hatte sich Isabel eigentlich nur eins gewünscht: Ruhe. Aber ihr Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Einen Tag nach Kikis Überfall auf Marita Kraus saßen Mutter und Tochter zusammen mit Gero auf dem Balkon vom Möwennest Nummer drei und verspeisten Fischer Harmsens Sprotten, frisch im Buchenrauch gebeizt. Ein Gedicht, lobte Gero, und sogar Sara schmeckte es… obwohl sie diese »kleinen Dinger« eigentlich zu niedlich zum Essen fand. Isabel hielt sich ein wenig zurück. Alles, was mit Fisch zu tun hatte, erinnerte sie an die mörderische Fahrt auf dem Kutter »Molli«.

      Es war ein milder Abend, und Gero meinte, sie seien doch schon eine richtige kleine Familie. Sara strahlte, und Isabel warf ihm einen zärtlichen Blick zu.

      Just in diesem Moment erklang Motorengeräusch vor dem Haus, und kurz darauf klingelte es Sturm.

      »Ich geh’ schon!« sagte Isabel. »Eßt ihr zwei mal weiter eure Sprotten.«

      Sie lief die schmale Treppe hinunter in den kleinen Flur und öffnete.

      Draußen stand… Rolf Berger! Dieses Mal ohne Blumenstrauß.

      »Rolf!« stammelte sie. »Aber du wolltest doch eigentlich erst in zehn Tagen…«

      »Begeistert bist du gerade nicht!« regte er sich auf. »Nun, ich habe mich früher loseisen können. Bin gefahren wie der Teufel, um rasch bei dir zu sein. Mein Gepäck ist schon im Hotel. Darf ich wenigstens hereinkommen?«

      »Natürlich. Rolf… ich… bitte sei mir nicht böse, aber ich bin wirklich sehr überrascht…«

      Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Warum bist du nicht mehr ans Telefon gegangen? Ich hatte erwartet, daß du auch mal anrufst. Nichts… außer dieser mickrigen Karte. Nun, jetzt wird alles anders. Du und ich, wir werden konkrete Pläne schmieden.«

      Sie räusperte sich. »Tut mir leid… das werden wir nicht Aber ich möchte ruhig und vernünftig mit dir darüber reden… in den nächsten Tagen.«

      »Wo ist das Kind?« Rolf war gereizt. »Hier stimmt doch etwas nicht. Ich habe es geahnt…«

      Kein Wunder, daß er wutgeladen war. In der Firma hatte es Ärger gegeben, sein Geld wurde immer knapper, sein Freund Dieter in Frankfurt war mit seinen Geschäften wieder einmal gescheitert und pumpte ihn, Rolf, täglich telefonisch an. Dabei wußte Dieter doch, daß bei Rolf nichts zu holen war!

      Oben klappte eine Tür, und Gero erschien auf der Treppe.

      »Isa, Liebling!« rief er. »Wer ist es denn?«

      Rolf erstarrte kurz zur Salzsäule, aber dann kam Bewegung in ihn.

      »Also das ist des Rätsels Lösung!« schrie er. »Die gnädige Frau hat einen anderen gefunden! Aber so geht das nicht, Isabel. Du kannst mich nicht so einfach abservieren!«

      »Du lieber Gott!« sagte Gero. »Isa… ich nehme an, wir haben es mit deinem Bekannten aus Köln zu tun!«

      »Werden Sie nicht unverschämt!« Rolf hatte Mühe, sich einigermaßen zu beherrschen. »Sie haben sich hier nicht einzumischen.«

      Er wandte sich an Isabel. »Ich will mit dir reden… jetzt, sofort. Aber allein. Das ist wohl nicht zuviel verlangt!«

      Sie seufzte. »Gero, bitte… du gehst besser. Wir sehen uns morgen am Mittag, ja? Wie immer am Strand.«

      Er hauchte einen Kuß auf ihre Wange.

      »In Ordnung, mein Engel. Und wenn du mich brauchst… ich bin in deiner Nähe.«

      Noch ein zärtlicher Blick… dann ging er. Unterdessen hatte sich Sara oben in ihrem Kinderzimmer verkrochen und blickte zum Bullaugenfenster hinaus. Oh Schreck… das war das Auto von Rolf Berger da unten! Also war er wirklich gekommen!

      Isabel bewahrte Ruhe und führte den Gast in das kleine Wohnzimmer, wo sie ihm bei einem Glas Wein alles erklären wollte.

      Eine Weile hörte Rolf zu, trank ein Glas nach dem anderen und ließ sie reden. Schließlich unterbrach er sie jedoch rüde mit den Worten: »Also… du willst mir erklären, daß es aus ist zwischen uns. Kaum warst du hier in Hohensand, diesem miesen kleinen Kaff, da ist dir die große Liebe über den Weg gelaufen. Gero Wilms, Architekt… und so eine Art Märchenprinz, was?«

      »Rolf… bitte. Ich habe dir niemals wirklich Hoffnungen gemacht.« Isabel ärgerte sich über seinen Ton. »Gero und ich, wir wollen uns nie mehr trennen. Ja, sieh mich nur ungläubig an… es ist so! Du und ich, wir passen nicht zueinander. Und außerdem lehnt Sara dich ab… sie spürt, daß du sie nicht magst. Mit den vielen Geschenken hast du sie eben nur ködern wollen.«

      Rolf war so wütend, daß ihm das volle Weinglas aus der Hand fiel. Wie ein Dampfkessel kurz vor der Explosion! dachte Isabel entsetzt. Irgendwie würde diese Marita Kraus gut zu ihm passen… vom cholerischen Temperament her!

      »Ich gehe jetzt!« brüllte Rolf. »Aber wir sprechen uns noch, Isabel. Ich bin kein alter Schuh, den man bei Bedarf ausrangiert. Und ich werde nicht auf dich verzichten!«

      »Du wirst es aber müssen!« erwiderte sie leise. »Warum hängst du so an mir, wenn du doch weißt, daß ich einen anderen über alles liebe? Du hast ganz bestimmte Pläne gehabt, nicht wahr? Und die betrafen wohl in erster Linie… mein Geld. Oder?«

      Mühsam zwang er sich zur Ruhe. »Du spinnst. Wie gesagt, wir sprechen uns noch. Und jetzt möchte ich wenigstens deine Tochter begrüßen und sie unter vier Augen fragen, ob sie mich wirklich nicht ausstehen kann!«

      »Wie du willst… ein paar Minuten. Sara ist oben in ihrem Zimmer. Mach es bitte so kurz wie möglich, Rolf, und erspare uns allen weitere Auftritte dieser Art!«

      Tatsächlich dauerte es nur einige Minuten, bis er wieder auf der Treppe erschien.

      »Sara hat sich gefreut, daß ich da bin!« erklärte er und setzte plötzlich sein früheres charmantes Lächeln auf. »Ja, Isabel… Kinder sind wie ein Fähnchen im Wind. Mal so, mal so. Ich lasse dich jetzt allein… und wir treffen uns morgen im Dünenhof! Ich warte auf dich, so gegen zwölf Uhr mittags, zum Essen.«

      Damit verschwand er, und Isabel sah ihm kopfschüttelnd nach. Stur wie ein Maulesel! Er konnte sich doch denken, daß sie nicht kommen würde.

      Sara war merkwürdig still, als sie später ins Bett ging.

      »Was hat Rolf zu dir gesagt?« fragte Isabel. »Etwas Wichtiges?«

      »Och… nein, gar nichts, nur gute