auf, und wenn das Zeug nicht selber auch aufgespritzt wäre, so weiß ich nicht, was geschehen wäre! Aber angenommen, der Stoff ist los und ganz frei, aufzufliegen?«
»So wird er sofort auffliegen!«
»Ganz recht. Ohne mehr Aufruhr, als das Abfeuern großen Kanone verursacht.«
»Aber was soll das nützen?«
»Ich fliege mit hinauf!«
Ich setzte die Teetasse hin und starrte ihn an.
»Stellen Sie sich eine Hohlkugel vor«, erklärte er, »weit genug, um zwei Leute mit ihrem Gepäck zu fassen. Sie wird aus Stahl gemacht und mit dickem Glas gefüttert; sie wird einen geeigneten Vorrat von Luft in festem Aggregatzustand mitführen, konzentrierte Nahrung, Wasserdestillierapparat und so fort. Und auf dem äußeren Stahl gleichsam daraufemailliert – –«
»Cavorit?«
»Ja.«
»Aber wie wollen Sie hineinkommen?«
»Es hat einmal das gleiche Problem bei einem Kloß gegeben.«
»Ja, ich weiß. Aber wie?«
»Das ist ganz leicht. Man braucht nichts als ein luftdichtes Einsteigeloch. Das wird natürlich ein wenig kompliziert sein müssen; wir werden eine Ventilklappe haben müssen, sodass man, wenn nötig, ohne großen Luftverlust Dinge auswerfen kann.«
»So wie das Ding bei Jules Verne in der ›Reise zum Mond‹?«
Aber Cavor war kein Romanleser.
»Ich fange an zu begreifen«, sagte ich langsam. »Und Sie könnten einsteigen und sich verschrauben, solange das Cavorit warm wäre, und sobald es abkühlte, würde es für die Gravitation undurchdringlich, und weg fliegen Sie – –«
»Mit einem Ruck.«
»Sie würden in gerader Linie fliegen –«
Ich unterbrach mich plötzlich.
»Was soll das Ding hindern, auf ewig in grader Linie in den Raum zu wandern?«, fragte ich. »Sie sind nicht sicher, irgendwohin zu kommen, und wenn das gelingt – wie wollen Sie zurückkommen?«
»Daran habe ich gerade gedacht«, sagte Cavor. »Das meinte ich, als ich sagte, das Ding ist fertig. Die innere Glaskugel kann luftdicht sein und, abgesehen vom Einsteigeloch, kontinuierlich, und die Stahlsphäre kann in Sektionen gearbeitet sein, sodass jede Sektion sich nach Art einer Rolljalousie aufrollen kann. Die können leicht durch Federn bewegt und durch Elektrizität, die durch ins Glas gegossene Platindrähte geleitet wird, auf und zu gerollt werden. All das sind lediglich Fragen des Details. Sie sehen also, dass das Cavoritäußere der Sphäre, abgesehen von der Dicke der Jalousiebrettchen, aus Fenstern oder Jalousien bestehen wird, wie Sie sie nennen wollen. Nun, wenn all diese Fenster oder Jalousien geschlossen sind, wird kein Licht, keine Wärme, keine Gravitation, keine strahlende Energie irgendwelcher Art ins Innere der Sphäre kommen, sie wird in gerader Linie durch den Raum fliegen, wie sie sagen. Aber öffnen Sie ein Fenster, stellen Sie sich vor, eins der Fenster offen! Dann wird uns sofort jeder schwere Körper, der sich gerade in der Richtung befindet, anziehen – –«
Ich saß da und nahm das in mich auf.
»Sie verstehen?«, sagte er.
»O, ich verstehe.«
»Tatsächlich werden wir imstande sein, ganz wie wir wollen, im Raum umherzulavieren. Uns von diesem und dem anziehen zu lassen.«
»O ja. Das ist klar genug. Nur – –«
»Ja?«
»Ich sehe nicht ganz ein, wozu wir’s tun sollen! Es ist wirklich nichts weiter als von der Welt weg springen und wieder zurück.«
»Sicher! Man könnte zum Beispiel auf den Mond gehen.«
»Und wenn man hinkäme! Was wollten Sie finden?«
»Wir müssten sehen – O! bedenken Sie das neue Wissen.«
»Ist Luft da?«
»Vielleicht.«
»Es ist eine schöne Idee«, sagte ich, »aber es scheint mir trotzdem ein etwas großer Auftrag. Ich würde viel lieber erst ein paar kleinere Sachen versuchen.«
»Sie kommen wegen der Luftschwierigkeit nicht in Frage.«
»Warum nicht diese Idee von Federjalousien – Cavorit-Jalousien in starken Stahlbehältern – anwenden, um Gewichte zu heben?«
»Sie würden nicht arbeiten«, beharrte er. »Schließlich – in den äußeren Raum zu reisen, ist nicht so sehr viel weniger, wenn es weniger ist, als eine Nordpolexpedition. Man macht Nordpolexpeditionen.«
»Keine Geschäftsleute. Und außerdem werden sie für Nordpolexpeditionen bezahlt. Und wenn irgend etwas verkehrt geht, sind die Rettungsexpeditionen da. Aber dies – da feuert man sich ja für nichts von der Welt.«
»Nennen Sie’s Prospektern.«
»So werden Sie’s nennen müssen … Man könnte vielleicht ein Buch daraus machen«, sagte ich.
»Ich zweifle nicht, dass Mineralien da sind«, sagte Cavor.
»Zum Beispiel?«
»O! Schwefel, Erze, Gold vielleicht, womöglich neue Elemente.«
»Transportkosten«, sagte ich. »Sie wissen, Sie sind kein praktischer Mensch. Der Mond ist ’ne Viertelmillion Meilen entfernt.«
»Mir scheint, es würde nicht viel kosten, irgendwelches Gewicht irgendwohin zu schaffen, wenn man’s in Cavoritkisten verpackte.«
Daran hatte ich nicht gedacht. »Lieferung frei an Kopf des Empfängers, eh?«
»Auch nicht, als ob wir auf den Mond beschränkt wären.«
»Sie meinen – –?«
»Da ist der Mars – klare Atmosphäre, neue Umgebung, erhebendes Gefühl der Leichtigkeit. Es könnte hübsch sein, dahinzugehen.«
»Ist Luft auf dem Mars?«
»O ja!«
»Scheint, man könnte ihn als Sanatorium auftun. Nebenbei, wie weit ist es bis zum Mars?«
»Zweihundert Millionen Meilen gegenwärtig«, sagte Cavor leichthin, »und man kommt dicht an der Sonne vorbei.«
Meine Fantasie raffte sich auf. »Im Grunde«, sagte ich, »ist was dran, an diesen Dingen. Das Reisen – –«
Eine außerordentliche