Herbert George Wells

H. G. Wells – Gesammelte Werke


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auf, und wenn das Zeug nicht sel­ber auch auf­ge­spritzt wäre, so weiß ich nicht, was ge­sche­hen wäre! Aber an­ge­nom­men, der Stoff ist los und ganz frei, auf­zu­flie­gen?«

      »So wird er so­fort auf­flie­gen!«

      »Ganz recht. Ohne mehr Aufruhr, als das Ab­feu­ern großen Ka­no­ne ver­ur­sacht.«

      »Aber was soll das nüt­zen?«

      »Ich flie­ge mit hin­auf!«

      Ich setz­te die Tee­tas­se hin und starr­te ihn an.

      »Stel­len Sie sich eine Hohl­ku­gel vor«, er­klär­te er, »weit ge­nug, um zwei Leu­te mit ih­rem Ge­päck zu fas­sen. Sie wird aus Stahl ge­macht und mit dickem Glas ge­füt­tert; sie wird einen ge­eig­ne­ten Vor­rat von Luft in fes­tem Ag­gre­gat­zu­stand mit­füh­ren, kon­zen­trier­te Nah­rung, Was­ser­de­stil­lier­ap­pa­rat und so fort. Und auf dem äu­ße­ren Stahl gleich­sam dar­au­fe­mail­liert – –«

      »Ca­vo­rit?«

      »Ja.«

      »Aber wie wol­len Sie hin­ein­kom­men?«

      »Es hat ein­mal das glei­che Pro­blem bei ei­nem Kloß ge­ge­ben.«

      »Ja, ich weiß. Aber wie?«

      »Das ist ganz leicht. Man braucht nichts als ein luft­dich­tes Ein­stei­ge­loch. Das wird na­tür­lich ein we­nig kom­pli­ziert sein müs­sen; wir wer­den eine Ven­til­klap­pe ha­ben müs­sen, so­dass man, wenn nö­tig, ohne großen Luft­ver­lust Din­ge aus­wer­fen kann.«

      »So wie das Ding bei Ju­les Ver­ne in der ›Rei­se zum Mon­d‹?«

      Aber Ca­vor war kein Ro­man­le­ser.

      »Ich fan­ge an zu be­grei­fen«, sag­te ich lang­sam. »Und Sie könn­ten ein­stei­gen und sich ver­schrau­ben, so­lan­ge das Ca­vo­rit warm wäre, und so­bald es ab­kühl­te, wür­de es für die Gra­vi­ta­ti­on un­durch­dring­lich, und weg flie­gen Sie – –«

      »Mit ei­nem Ruck.«

      »Sie wür­den in ge­ra­der Li­nie flie­gen –«

      Ich un­ter­brach mich plötz­lich.

      »Was soll das Ding hin­dern, auf ewig in gra­der Li­nie in den Raum zu wan­dern?«, frag­te ich. »Sie sind nicht si­cher, ir­gend­wo­hin zu kom­men, und wenn das ge­lingt – wie wol­len Sie zu­rück­kom­men?«

      »Da­ran habe ich ge­ra­de ge­dacht«, sag­te Ca­vor. »Das mein­te ich, als ich sag­te, das Ding ist fer­tig. Die in­ne­re Glas­ku­gel kann luft­dicht sein und, ab­ge­se­hen vom Ein­stei­ge­loch, kon­ti­nu­ier­lich, und die Stahl­sphä­re kann in Sek­tio­nen ge­ar­bei­tet sein, so­dass jede Sek­ti­on sich nach Art ei­ner Roll­ja­lou­sie auf­rol­len kann. Die kön­nen leicht durch Fe­dern be­wegt und durch Elek­tri­zi­tät, die durch ins Glas ge­gos­se­ne Pla­tin­dräh­te ge­lei­tet wird, auf und zu ge­rollt wer­den. All das sind le­dig­lich Fra­gen des De­tails. Sie se­hen also, dass das Ca­vo­rit­äu­ße­re der Sphä­re, ab­ge­se­hen von der Di­cke der Ja­lou­sieb­rett­chen, aus Fens­tern oder Ja­lou­si­en be­ste­hen wird, wie Sie sie nen­nen wol­len. Nun, wenn all die­se Fens­ter oder Ja­lou­si­en ge­schlos­sen sind, wird kein Licht, kei­ne Wär­me, kei­ne Gra­vi­ta­ti­on, kei­ne strah­len­de Ener­gie ir­gend­wel­cher Art ins In­ne­re der Sphä­re kom­men, sie wird in ge­ra­der Li­nie durch den Raum flie­gen, wie sie sa­gen. Aber öff­nen Sie ein Fens­ter, stel­len Sie sich vor, eins der Fens­ter of­fen! Dann wird uns so­fort je­der schwe­re Kör­per, der sich ge­ra­de in der Rich­tung be­fin­det, an­zie­hen – –«

      Ich saß da und nahm das in mich auf.

      »Sie ver­ste­hen?«, sag­te er.

      »O, ich ver­ste­he

      »Tat­säch­lich wer­den wir im­stan­de sein, ganz wie wir wol­len, im Raum um­her­zu­la­vie­ren. Uns von die­sem und dem an­zie­hen zu las­sen.«

      »O ja. Das ist klar ge­nug. Nur – –«

      »Ja?«

      »Ich sehe nicht ganz ein, wozu wir’s tun sol­len! Es ist wirk­lich nichts wei­ter als von der Welt weg sprin­gen und wie­der zu­rück.«

      »Si­cher! Man könn­te zum Bei­spiel auf den Mond ge­hen.«

      »Und wenn man hin­käme! Was woll­ten Sie fin­den?«

      »Wir müss­ten se­hen – O! be­den­ken Sie das neue Wis­sen.«

      »Ist Luft da?«

      »Vi­el­leicht.«

      »Es ist eine schö­ne Idee«, sag­te ich, »aber es scheint mir trotz­dem ein et­was großer Auf­trag. Ich wür­de viel lie­ber erst ein paar klei­ne­re Sa­chen ver­su­chen.«

      »Sie kom­men we­gen der Luft­schwie­rig­keit nicht in Fra­ge.«

      »Wa­rum nicht die­se Idee von Fe­der­ja­lou­si­en – Ca­vo­rit-Ja­lou­si­en in star­ken Stahl­be­häl­tern – an­wen­den, um Ge­wich­te zu he­ben?«

      »Sie wür­den nicht ar­bei­ten«, be­harr­te er. »Schließ­lich – in den äu­ße­ren Raum zu rei­sen, ist nicht so sehr viel we­ni­ger, wenn es we­ni­ger ist, als eine Nord­pol­ex­pe­di­ti­on. Man macht Nord­pol­ex­pe­di­tio­nen.«

      »Kei­ne Ge­schäfts­leu­te. Und au­ßer­dem wer­den sie für Nord­pol­ex­pe­di­tio­nen be­zahlt. Und wenn ir­gend et­was ver­kehrt geht, sind die Ret­tungs­ex­pe­di­tio­nen da. Aber dies – da feu­ert man sich ja für nichts von der Welt.«

      »Nen­nen Sie’s Pro­spek­tern.«

      »So wer­den Sie’s nen­nen müs­sen … Man könn­te viel­leicht ein Buch dar­aus ma­chen«, sag­te ich.

      »Ich zweifle nicht, dass Mi­ne­ra­li­en da sind«, sag­te Ca­vor.

      »Zum Bei­spiel?«

      »O! Schwe­fel, Erze, Gold viel­leicht, wo­mög­lich neue Ele­men­te.«

      »Trans­port­kos­ten«, sag­te ich. »Sie wis­sen, Sie sind kein prak­ti­scher Mensch. Der Mond ist ’ne Vier­tel­mil­li­on Mei­len ent­fernt.«

      »Mir scheint, es wür­de nicht viel kos­ten, ir­gend­wel­ches Ge­wicht ir­gend­wo­hin zu schaf­fen, wenn man’s in Ca­vo­rit­kis­ten ver­pack­te.«

      Da­ran hat­te ich nicht ge­dacht. »Lie­fe­rung frei an Kopf des Emp­fän­gers, eh?«

      »Auch nicht, als ob wir auf den Mond be­schränkt wä­ren.«

      »Sie mei­nen – –?«

      »Da ist der Mars – kla­re At­mo­sphä­re, neue Um­ge­bung, er­he­ben­des Ge­fühl der Leich­tig­keit. Es könn­te hübsch sein, da­hin­zu­ge­hen.«

      »Ist Luft auf dem Mars?«

      »O ja!«

      »Scheint, man könn­te ihn als Sa­na­to­ri­um auf­tun. Ne­ben­bei, wie weit ist es bis zum Mars?«

      »Zwei­hun­dert Mil­lio­nen Mei­len ge­gen­wär­tig«, sag­te Ca­vor leicht­hin, »und man kommt dicht an der Son­ne vor­bei.«

      Mei­ne Fan­ta­sie raff­te sich auf. »Im Grun­de«, sag­te ich, »ist was dran, an die­sen Din­gen. Das Rei­sen – –«

      Eine au­ßer­or­dent­li­che