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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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dieses baufällige Mauerwerk, das sich hinter den falschen Fassaden versteckte.

      Aber niemand betrat die Straße. Die ›Gouadeloupe«, und die ›Galiuro‹ waren bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt. Selbst vor den primitiven Theken standen die Durstigen in Dreierreihe und verlangten nach Bier und Schnaps.

      Hank Doolins Hauptquartier war das ›Gouadeloupe‹. Nebenan residierte die andere Bande, die Männer, die die großen Coups landeten und mit dem Geld nur so um sich warfen.

      Doolin störte das nicht. Neben ihm saßen Elvis Wash, Fred Honda, Hugh McDonnel und Curt Miller. Sie alle tranken übermäßig, nur Miller nicht. Wachsam beobachtete er alles, was um ihn herum vorging.

      Er beteiligte sich auch nicht an dem mäßigen Pokerspiel. Er nahm nur die Kommenden und Gehenden unter die Lupe, die Kaltäugigen mit den tiefgeschnallten Revolvern. Sie kamen herein, naß wie gebadete Katzen, schüttelten sich die Nässe aus den Jacken, schlurften sporenklirrend zum Tresen, genehmigten sich dort einen und verschwanden wieder, um nebenan Bericht zu erstatten.

      Doolin machte das genauso. Einmal stand Elvis Wash auf, um der Nachbarkneipe einen Besuch abzustatten, dann Honda oder McDonnel. Nur Miller blieb sitzen und beobachtete.

      Jetzt war McDonnel dran. Er verließ den Saloon, tastete sich draußen durch den Regen und stieß die Schwingtür zum ›Galiuro‹ auf. Rauch schlug ihm wie eine Brandwolke entgegen.

      Am Hintertisch saßen die Figuren, die seinem Stammlokal regelmäßig Besuche abstatteten. Mortimer Gale führte das Kommando. In seinem Rücken stand Wade Grey, der Mann mit den harten Fäusten und einem schnellen Revolver. Als McDonnel das Lokal betrat, schlossen sich seine Augen zu Schlitzen.

      Er tippte Mort auf die Schulter und wies zu dem Eintretenden hinüber.

      »Schon gesehen«, brummte Gale. Seine Stimme klang angetrunken und gereizt. »Wenn er frech wird, gib’s ihm, Wade.«

      »Okay, Boß, wird gemacht. Der verdammte Spitzel will doch nur schnüffeln.«

      »Tun wir doch auch.« Buck Daniels lachte. »Der verdammte Kleinkrieg gegen die anderen macht doch Spaß, oder nicht?«

      Mort fauchte:

      »Armleuchter, Mann. Du kriegst was auf dein großes Maul.«

      McDonnel kam durch den Mittelgang, stolperte über Greys vorgestellten Fuß und kam fluchend wieder auf die Beine. Mortimer Gale blickte an ihm vorbei auf Grey. Der wartete auf Befehle, die Hände schon geballt. Er wippte auf den Zehen, entspannt, aber wachsam. Die Beine leicht ge­spreizt und gut ausbalanciert. Schlägerstellung. Er war bereit, brutal loszulegen, wenn Mort das Zeichen gab.

      In dieser Nacht sollte ein neuer Coup besprochen werden, dazu konnte man unangenehme Mithörer nicht gebrauchen.

      Die anderen Gäste, Peone, Vaqueros, kleine Tagediebe und anderes Gesindel, waren harmlos.

      »Hau ab!« sagte Grey frostig. »Du hast hier nichts zu suchen. Verdufte, Junge!«

      »Ich will einen Drink«, sagte McDonnel widerspenstig. »Und ich nehme einen Drink. Basta!«

      Mortimer Gale stemmte die Hände auf die Tischplatte und stand auf. Kalte, unpersönliche Augen musterten den Mann frecher Antworten.

      »Gib’s ihm, Wade!« zischelte er. »Heute können wir keinen von drüben gebrauchen.«

      Wade Grey trat breitbeinig, gewichtig wie ein Bison, auf Hugh McDonnel zu.

      »Verdufte!« wiederholte er krächzend. »Du hast die Wahl. Du kannst rausgehen oder rausfliegen. Na, wie möchtest du’s haben? Du kannst auch rausgetragen werden, mit den Füßen zuerst. Willst du das?«

      McDonnel ließ sich keinen Augenblick einschüchtern. Er lächelte und stieß sich von der Tresenstange ab.

      »Okay, Gartenzwerg, dann fang mal an!«

      Er sah die Faust kommen, aber es gelang ihm nicht, ihr auszuweichen. Der Schlag ließ ihn gegen die Theke prallen. Es gab ein dumpfes Geräusch, und er rutschte zu Boden. Zu zweit stürzten sie sich auf den Hilflosen, traten ihn, bearbeiteten ihn mit den Fäusten, wenn er versuchte, sich zu erheben.

      Als McDonnel nur noch röchelte, blutig am Boden lag, gab Mortimer Gale den Leuten einen Wink.

      »Los, raus mit ihm! Schmeißt ihn einfach auf die Straße. Wenn der Boß kommt, weiß er, daß wir für Ruhe und Ordnung in diesem Kaff sorgen. Los, feuert ihn durch die Tür!«

      Drei Mann packten McDonnel, wuchteten ihn hoch, und unter dem Johlen der anderen Gäste warfen sie ihn einfach durch die aufgehende Schwingtür in den Straßenschlamm.

      Mort Gale stellte sich auf den Tisch, warf die Hände empor und brüllte:

      »Eine Runde für alle! He, Keeper, schenk die Gläser voll! Eine Runde für jeden Mann, der für uns ist!«

      *

      Cochise hockte mit gekreuzten Beinen am Feuer. Der Höllenlärm draußen hatte sich gelegt. Nach und nach waren seine Krieger, voll mit Tizwin, ins feuchte Gras gesunken.

      Im Morgengrauen würden sie aufwachen, verkatert und mit bleischweren Köpfen. Still würden sie sich dann in ihre Wickiups verdrücken und weiterschlafen bis zum Abend. Inzwischen aber waren die beiden Weißen in Sicherheit.

      Das hatte Cochise gewollt, und Naiche, sein Sohn, unterstützte ihn dabei. Der Scout würde seinen Bericht abgeben. Der Chief der Blauhemden mußte irgendwann erkennen, daß er, der Jefe, den Frieden wollte.

      Friede?

      Was bedeutete dieses Wort in einer Zeit, die darauf abgestellt war, Land zu gewinnen, eine Bonanza zu finden oder Schollen zu brechen?

      Mit gefurchter Stirn überdachte der Führer der Chiricahuas die Gesamtlage. Sie waren weniger geworden, seine Chiricahua-Krieger. Die ständigen Kämpfe gegen Mexikaner und Weiße rieben sie langsam auf. Die Sippen zogen sich immer tiefer in die schützenden Berge zurück, verkrochen sich in die entlegensten Canyons, wurden immer schwerer erreichbar und des ständigen Kampfes langsam müde.

      In der Nacht kam ein zurückkehrender Späher in die Apacheria geritten. Er berichtete Cochise von dem ständigen weiteren Vordringen der Armee, von neuen Stützpunkten, die wie Pilze aus dem Boden wuchsen.

      Cochise entließ ihn, schickte drei andere Krieger los, die halbwegs nüchtern geblieben waren, und riet ihnen, sich in keinen Kampf mit den Weißen einzulassen.

      Der Zeitpunkt für die große Auseinandersetzung war noch nicht da. Er brauchte die Unterstützung anderer Apachenstämme, wenn er erfolgreich gegen die Armee der Amerikaner antreten wollte.

      Auch bei den Weißen gab es kluge und weiterdenkende Köpfe, die irgendwann erkennen mußten, daß der rote Mann ein Anrecht auf die ererbten Jagdgründe hatte. Weiß und Rot konnten miteinander leben, wenn sie sich gegenseitig respektierten.

      Naiche trat ein. Der junge Indianer hatte sich am Feuertanz der Krieger nicht beteiligt. Er setzte sich neben Cochise.

      »Sorgen quälen dich, Vater?«

      »Ja, Naiche. Ich fühle mich ohne Beine und ohne Wasser in einer glut­erfüllten Wüste. Die Zeit des roten Mannes ist vorbei.«

      Der junge Indianer nickte. Sein Gesicht wirkte so düster wie das seines Vaters. Die große Ähnlichkeit zwischen den beiden war unverkennbar. Von beiden ging eine Ausstrahlung aus, die kein Indianer der westlichen Region besaß.

      »Es sind die Soldaten, die dir Kummer bereiten?«

      »Sie und die anderen Weißen, die unser Land überschwemmen. Mit den Gelbhäutigen im Süden können wir fertig werden, nicht aber mit den Helläugigen, die unser Land wie Heuschreckenschwärme überfallen.«

      »Wir werden sie vernichten.«

      »Die Chiricahuas sind zu schwach, Sohn.«

      »Mit den anderen Sippen zusammen schaffen wir es. Die Tontos sind gute Krieger, die Mimbrenjos, die Mes­caleros